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Girlcrush

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am09.03.20231. Auflage
Florence Given ist längst nicht mehr ausschließlich ein Internetphänomen. Ihr erstes Buch »Frauen schulden die gar nichts« war ein großer Bestseller. »Girlcrush« ist ihr erster Roman, der gleich auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste einstieg. Eine heiße und wahnsinnig aktuelle Geschichte über sexuelle Befreiung und das Verhalten geschlechtsreifer Millennials im 21. Jahrhundert.  Eartha befindet sich auf einer verrückten und verführerischen Erkundungstour durch das heutige London, nachdem sie ihren toxischen Boyfriend endlich verlassen hat. Sie beginnt ihr Leben als offen bisexuelle Frau und wird gleichzeitig zu einer viralen Sensation auf Wonderland, einer Social-Media-App, auf der Menschen ihr Traum-Selbst online projizieren. Nur: Die Distanz zwischen ihrem Online- und ihrem Offline-Ich wird immer größer, bis etwas passiert, das sie in die totale Selbstzerstörung führt und Eartha vor die Wahl stellt. Welche Version von sich selbst soll sie auslöschen?

Florence Given, 1998 geboren, ist eine in London lebende Künstlerin und Autorin, die vor allem aus den sozialen Medien bekannt ist. Ihre wiedererkennbaren, knalligen Illustrationen stehen für feministisches Empowerment. Über eine beeindruckende Follower:innenschaft auf Instagram macht sie auf Themen rund um Schönheitsideale, Gender und Sexualität aufmerksam.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextFlorence Given ist längst nicht mehr ausschließlich ein Internetphänomen. Ihr erstes Buch »Frauen schulden die gar nichts« war ein großer Bestseller. »Girlcrush« ist ihr erster Roman, der gleich auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste einstieg. Eine heiße und wahnsinnig aktuelle Geschichte über sexuelle Befreiung und das Verhalten geschlechtsreifer Millennials im 21. Jahrhundert.  Eartha befindet sich auf einer verrückten und verführerischen Erkundungstour durch das heutige London, nachdem sie ihren toxischen Boyfriend endlich verlassen hat. Sie beginnt ihr Leben als offen bisexuelle Frau und wird gleichzeitig zu einer viralen Sensation auf Wonderland, einer Social-Media-App, auf der Menschen ihr Traum-Selbst online projizieren. Nur: Die Distanz zwischen ihrem Online- und ihrem Offline-Ich wird immer größer, bis etwas passiert, das sie in die totale Selbstzerstörung führt und Eartha vor die Wahl stellt. Welche Version von sich selbst soll sie auslöschen?

Florence Given, 1998 geboren, ist eine in London lebende Künstlerin und Autorin, die vor allem aus den sozialen Medien bekannt ist. Ihre wiedererkennbaren, knalligen Illustrationen stehen für feministisches Empowerment. Über eine beeindruckende Follower:innenschaft auf Instagram macht sie auf Themen rund um Schönheitsideale, Gender und Sexualität aufmerksam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462311426
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1876 Kbytes
Artikel-Nr.9988111
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Kapitel 2  SCHIEFE FRAUEN

Wonderland-Follower*innen: 1302 

Ich atme tief ein, dann stecke ich den Schlüssel ins Schloss und setze ein Lächeln auf, bevor ich die Tür öffne.

»Hallo«, sage ich beim Eintreten.

Keine Antwort. Ich bin erleichtert. Ich schaue auf die Digitaluhr am Backofen: 19:38 Uhr. Ich bin ein bisschen spät dran. Er sollte inzwischen von der Arbeit zu Hause sein. Ich schmeiße meinen Einkaufsbeutel auf einen der beiden Stühle am Küchentisch und gehe zur Spüle, um mir ein Glas Wasser einzuschenken. Ich entdecke eine Flasche Rotwein ohne Verschluss auf der Arbeitsplatte und halte sie gegen das Licht. Leer. Ich schmeiße sie in den Mülleimer. Wie hat er die denn gefunden?

Unsere Wohnung ist winzig. Er ist vor ein paar Monaten eingezogen, weil Mr Dahku meine Miete erhöht hat und Matt meinte, es wäre preiswerter und einfacher, wenn wir zusammenwohnen. Allerdings hat die ganze Aktion unsere Probleme eher in einen Schnellkochtopf gesteckt. Der Preis für meine günstigere Miete ist ein verstopfter Kopf.

Wir leben zusammen in einer 1,5-Zimmer-Wohnung, aber die Wand zwischen Küche und Schlafzimmer ist ein Witz, deswegen handelt es sich eigentlich nur um einen Raum. Ich mache die Wohnung in meinen Erzählungen gern etwas größer, damit alle Leute denken, dass es bei mir besonders gut läuft. Mein Freund und ich leben gemeinsam in einer Wohnung mit Balkon in Central Olympia! Er ist DJ, ich bin Künstlerin! Unser echtes Leben lasse ich bei diesem Marketing-Pitch außen vor - Matt hat noch nie Geld für ein Set bekommen. Ebenso verschweige ich die Tatsache, dass unsere Zentralheizung derart unzuverlässig ist, dass wir nur mit voll aufgedrehtem, geöffnetem Backofen heizen können und dass es sich bei unserem »Balkon« eigentlich um das Dach des Gebäudes unter uns handelt, das wir uns außerdem noch mit dem Paar von nebenan teilen - zwei Streithähnen, die sich anschließend mit aggressivem Sex zu »Tainted Love« von Soft Cell wieder versöhnen.

Ich gehe ins Schlafzimmer und schalte meine Nachttischlampe mit den Fransen ein. Feng-Shui ist in diesem Schuhkarton schwierig, aber ich habe es trotzdem geschafft, eine Nachttischlampe an jede Bettseite zu quetschen, um die negative Energie auszugleichen, weil wir quasi im selben Zimmer kochen und vögeln. Oder zumindest mal gevögelt haben. Unser Bett ist überladen mit Kunstpelz, Kissen mit Windmühlenmuster und Krümeln, weil ich oft im Bett arbeite und esse. Am Fuße des Bettes steht ein bodentiefer Spiegel, er lehnt an der Wand und im Rahmen steckt ein neonpinker Flyer, den ich mal für eins von Matts unbezahlten Sets entworfen habe. Ich ziehe den pinken Samtstuhl unter meinem Schreibtisch hervor, der neben dem Bett steht, und starre meine Collagen an, die alle mit Tesa ganz vorsichtig an die Wand geklebt sind, damit ich keinen Stress mit meinem Vermieter bekomme. Einige Collagen sind fertig, andere halb fertig, aber auf allen sind Frauen abgebildet. Ich habe meine Einrichtung nach seinem Einzug nicht großartig verändert, aber er hat sich nicht weiter beschwert. Doch ab und zu lässt er »zufällig« seinen Laptop aufgeklappt stehen, wenn er zuvor an seiner Pinterest-Pinnwand mit dem Titel »Futuristic Berlin Interiors« gearbeitet hat.

Ich zeichne mit dem Bleistift eine Linie aufs Papier und verbinde die Rundung einer Frauenhüfte und ihren Oberschenkel; eine Multimedia-Arbeit, die ich heute früh begonnen habe. Ich blicke auf die Farben, die Schnipsel aus Zeitschriften, den Glitzer, Stoffproben und Schriften auf meinem Schreibtisch. Ich will eine Bewegtbildsequenz erschaffen, die aus einem mehrschichtigen Materialmix besteht, aber erst einmal muss ich diese Frau malen, bevor ich sie zum Leben erwecke. Ich höre Schlüsselgeklimper an der Wohnungstür und die Linie, die ich gerade zeichne, verrutscht. Rasch radiere ich meinen Fehler vom Blatt und wische die Gummikrümelchen weg. Die Wohnungstür fällt ins Schloss und ich erbebe. Er ist zu Hause. Shit. Ich habe völlig vergessen, die Nudeln und die Sauce zu kochen, die ich auf dem Heimweg gekauft habe.

»Hey, Babe, du bist aber spät zu Hause«, rufe ich in den Flur.

»Hey«, sagt er.

Dann folgt ein dumpfes Geräusch - seine Tasche landet auf dem Boden. Ich verdrehe die Augen. Noch etwas, das ich später wegräumen muss. Wir haben die Garderobe nicht nur zur Deko.

»Ich bin hier ...«, rufe ich aus dem Schlafzimmer.

Ich setze erneut an, will die Linie zwischen Hüfte und Oberschenkel zeichnen. Keine Antwort. Ich höre, wie Schränke zugeschlagen und geöffnet werden, darauf folgt passiv-aggressives Grunzen und Stöhnen, als er Zutaten erblickt, die er sich selbst zubereiten muss. Ich kralle die Zehen in den Schuhen zusammen. Ganz ruhig, Eartha, beschwöre ich mich. Ich verkneife mir die Frage »Was ist denn los?« und zeichne weiter. Wenn er mir etwas sagen will, kann er zu mir kommen.

Brrr

Brrr

Mein Telefon vibriert, ich ziehe es aus der Hosentasche. Mein Gesicht wird vom Bildschirm erhellt.


Textnachricht von Rose an Eartha

20:01

Hey Love, tut mir leid, dass ich heute so fies über Matt gesprochen habe. Ich weiß, dass er ein echt toller Typ ist. Ich will einfach nur das Beste für dich, deswegen rede ich immer ganz offen mit dir. Hab dich lieb.

20:01

Und: Zwei Frauen von The Bachelor haben sich geküsst!!


Ich lächele und schreibe:


Textnachricht von Eartha an Rose

20:02

Süße, mach dir keine Sorgen. Matt behandelt mich super, nur ...


Ich werde von etwas unterbrochen, das an mir vorbeifliegt und neben meinen Füßen auf dem Boden landet. Ich betrachte das Wurfgeschoss und sehe ein Paar ausgeblichene schwarze löchrige Boxershorts. Ich höre das Kreischen des Duschkopfes, dann das zischende Wasser, das lauter wird, während sich langsam Druck aufbaut. Auch in mir wächst der Druck, und zwar schneller als beim Wasser, während er seine ganzen Klamotten wie Kanonenkugeln durch die Tür pfeffert.

Gürtel.

Klong.

Jeans.

Plumps.

Schuhe.

Plumps. Plumps.

Kleingeld.

Klirr.

Ich lösche den letzten Satz an Rose.


Textnachricht von Eartha an Rose

20:02

Hey Süße*r, mach dir keinen Kopf. Ich weiß, dass du immer für mich da bist. Und schick mal ein Bild von den Frauen ...

20:04

... damit ich es für meine Collagen benutzen kann!


Ich zeichne weiter, während er duscht, und freue mich über das Ergebnis. Ich halte es vor mir in die Höhe und kneife die Augen zusammen, um herauszufinden, wo das Bild zwischen den ganzen Collagen und buntem Papier hängen soll, auf die ich Wörter und Gesichter gekritzelt habe. Dieses Werk hier verdient einen Platz vorn und in der Mitte. Gerade, als ich es an die Wand kleben will, reißt es mir eine nasse Hand aus den Fingern. Ich drehe mich um.

»Entschuldige bitte?«, sage ich sarkastisch.

Er lehnt im Türrahmen, den sein Kopf fast berührt, hat ein weißes Handtuch um die Hüften gewickelt, sein Haar ist klitschnass und rabenschwarz von der Dusche. Er fährt sich mit der freien Hand hindurch und entblößt einen kleinen, baumelnden Kreuzohrring. Er blickt auf das Bild. Ich warte auf sein Feedback.

»Sie sieht ein bisschen schief aus, oder?«, sagt er und gibt mir das Bild zurück, ohne mich anzuschauen.

Das Papier ist jetzt gewellt und nass. An den Seiten prangen große, feuchte Fingerabdrücke. Ich schüttele den Kopf über seinen übergriffigen Ratschlag und frage mich, ob es nicht effektiver wäre, meine Wut in meiner nächsten Collage zu verarbeiten.

»Das ist genau so gewollt, sonst hätte ich sie anders gezeichnet. Frauen haben das Recht, durch eine schiefe Brille gesehen zu werden - und zwar ohne sexuellen Hintergedanken!«, erkläre ich ein wenig zu defensiv.

Er soll nicht merken, dass er dich verletzt hat, Eartha.

»Auf mich wirkt sie aber schon sehr sexy«, entgegnet er.

Ich will ihn daran erinnern, dass Brüste nicht nur sexy sind. Dass sie andere, lebenswichtige Aufgaben erfüllen und nicht nur für Tittenficks gut sind. Aber ich schlucke meine Gedanken runter, wieder einmal.

»Wie war es bei der Arbeit?«, frage ich, als er mit dem Rücken zu mir dasteht und den Kleiderschrank öffnet. Ich erschaudere. Was für eine Ironie, dieses Yin-und-Yang-Symbol, das auf der Schulter eines Mannes verewigt wurde, der noch nie im Leben Ausgeglichenheit bewiesen - aber einmal ein fürchterliches Gedicht darüber geschrieben hat.

»Gut ... was hast du so getrieben?«, fragt er desinteressiert.

»Hab ein paar Geburtstagscollagen angefertigt, Auftragsarbeiten, und bin gerade erst von Rose zurückgekommen.«

»Cool, cool ...«, sagt er und nickt. »Also, gibt´s nichts zum Abendessen?«

»Nein. Ich bin selbst gerade erst zurückgekommen, keine fünf Minuten vor dir.«

Ich verschränke die Arme.

»Aber ich habe den ganzen Tag gearbeitet.«

»Ich auch«, sage ich und starre an die Wand.

»Ja, geeeeenau.« Er dreht sich um und betrachtet die Wand über meinem Schreibtisch. »Du hast deine tollen Collagen oder so zusammengeklebt.« Er verdreht die Augen und zeigt damit deutlich, dass seine Kunst wichtiger ist als meine.

Er dreht sich wieder um, um den Inhalt des Kleiderschranks zu...
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Autor

Florence Given, 1998 geboren, ist eine in London lebende Künstlerin und Autorin, die vor allem aus den sozialen Medien bekannt ist. Ihre wiedererkennbaren, knalligen Illustrationen stehen für feministisches Empowerment. Über eine beeindruckende Follower:innenschaft auf Instagram macht sie auf Themen rund um Schönheitsideale, Gender und Sexualität aufmerksam.Pauline Kurbasik lebt und übersetzt in Bonn aus dem Englischen und Französischen, u.a. Neal Shusterman, Karine Lambert, Abbie Greaves und Lizzy Dent, und unterrichtet Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.