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Im Zeichen der Kriegsvorbereitung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
StudienVerlagerschienen am20.10.2022
Mit dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich erhofften sich weite Teile der österreichischen Industrie, vom wirtschaftlichen Aufschwung des Dritten Reiches durch dessen Aufrüstung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zu profitieren. Ob und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen dies gelang, ist Thema des vorliegenden Buches, das sich mit den betriebswirtschaftlichen Auswirkungen des 'Anschlusses' auf die österreichische Rüstungsindustrie befasst und so eine Forschungslücke schließt. Im Fokus stehen dabei nicht nur die mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich verbundenen politischen, rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Maßnahmen im Allgemeinen. In ausgewählten Fallbeispielen werden zudem die finanzielle Entwicklung und Investitionstätigkeit von zwölf österreichischen Unternehmen der Rüstungsindustrie untersucht.

Christoph Strecker hat Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Aarhus Business School (DK) und Geschichte an der Universität Wien studiert. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Finanzbereich mit den Schwerpunkten betriebliche Finanzierung und Controlling. In der vorliegenden Dissertation hat er sein Wissen und seine Erfahrung in der Betriebswirtschaft mit seinem Interesse an der Geschichte verbunden.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR39,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR49,90

Produkt

KlappentextMit dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich erhofften sich weite Teile der österreichischen Industrie, vom wirtschaftlichen Aufschwung des Dritten Reiches durch dessen Aufrüstung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zu profitieren. Ob und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen dies gelang, ist Thema des vorliegenden Buches, das sich mit den betriebswirtschaftlichen Auswirkungen des 'Anschlusses' auf die österreichische Rüstungsindustrie befasst und so eine Forschungslücke schließt. Im Fokus stehen dabei nicht nur die mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich verbundenen politischen, rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Maßnahmen im Allgemeinen. In ausgewählten Fallbeispielen werden zudem die finanzielle Entwicklung und Investitionstätigkeit von zwölf österreichischen Unternehmen der Rüstungsindustrie untersucht.

Christoph Strecker hat Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Aarhus Business School (DK) und Geschichte an der Universität Wien studiert. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Finanzbereich mit den Schwerpunkten betriebliche Finanzierung und Controlling. In der vorliegenden Dissertation hat er sein Wissen und seine Erfahrung in der Betriebswirtschaft mit seinem Interesse an der Geschichte verbunden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783706562874
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.10.2022
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse17404 Kbytes
Artikel-Nr.9995166
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Österreichs Industrie zwischen Habsburgerreich und Anschluss
2.1. Die Industrie gegen Ende des Habsburgerreiches

In den folgenden beiden Abschnitten werden die Entwicklung der Industrie am Vorabend des Ersten Weltkrieges und die Anforderungen an diese während des Krieges, jeweils mit Schwerpunkt auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, genauer betrachtet.
2.1.1. Die Industrie vor dem Ersten Weltkrieg
Erste Anzeichen einer Industrialisierung im Habsburgerreich gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wobei sich die Ansiedelung von Unternehmen auf die wirtschaftlich weiterentwickelten Gebiete des Reiches konzentrierte. Zu diesen zählte neben Böhmen und Mähren auch das Gebiet des heutigen Österreichs. Hier erfolgte die Industrialisierung zunächst insbesondere in Wien und dem Wiener Becken, unter anderem mit der Niederlassung von Metallwaren- und Maschinenbauunternehmen, als auch in der Obersteiermark im Bereich der Eisenproduktion und -verarbeitung.30 Die Industrialisierung Österreichs war von mehreren Faktoren abhängig. Hierzu zählten die Etablierung von neuen Produktionsmethoden, ausreichende Energieversorgung, verkehrstechnische Anbindungen und technischer bzw. technologischer Fortschritt. Österreich kam mit diesen Faktoren unterschiedlich zurecht. Arbeitsteilung und Rationalisierung stellten sich in den Branchen ungleichmäßig schnell ein, die notwendige Infrastruktur bildete sich vorwiegend in Ballungszentren aus und der Zugang zu Energiequellen war oft standortentscheidend. Erst mit dem Ausbau des Schienennetzes, dem technischen Fortschritt bei Produktionsanlagen und Energieerzeugung und der Verbesserung von Produktionsprozessen konnte die Industrie Anschluss an das internationale Entwicklungsniveau finden.31 Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in ganz Österreich eine zunehmende Industrialisierung ein. Zwar gab es auch schon zuvor in mehreren kleineren Regionen einzelne Industrieunternehmen, jedoch bedingten technischer Fortschritt, Umstellungen der Produktionsprozesse und Steigerungen des Produktionsvolumens umfangreiche strukturelle Änderungen und Konzentrationsprozesse innerhalb von Regionen oder Branchen.32 Die industrielle Bedeutung Wiens mit dem Wiener Becken nahm dabei kontinuierlich zu. Die bereits vorhandenen Wirtschaftsstrukturen erleichterten die Gründung und Ansiedelung von Industrieunternehmen, welche einen immer größer werdenden Teil der arbeitenden Bevölkerung beschäftigte. In einzelnen Teilen dieser Region waren bis zu 40% der Erwerbstätigen in der Industrie tätig. Dabei war Wien das wirtschaftliche Zentrum, welches Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie der Maschinen-, Elektro-, Nahrungs-, Papier- und Textilindustrie die notwendige Infrastruktur bot. Außerhalb Wiens war zunächst die Textilindustrie federführend, später nahmen noch die Metallindustrie und die chemische Industrie eine wichtige Rolle ein. Diese ließen sich vorwiegend im Raum Mödling-Baden-Wiener Neustadt nieder, etwa in Berndorf, Hirtenberg, Enzesfeld, Traiskirchen und Wöllersdorf. In der Steiermark war es zunächst der Raum Mürzzuschlag-Leoben, welchem umfangreiche industrielle Bedeutung zukam. Dieser war geprägt vom Berg- und Hüttenwesen und beschäftigte bis zu 20% der Bevölkerung. Später erhielten noch der Raum Fohnsdorf-Köflach-Voitsberg (ebenfalls Steiermark) mit seinem Kohlebergbau und der Raum Steyr-Waidhofen an der Ybbs (Oberösterreich) im Bereich der Eisen- und Metallindustrie wirtschaftliche Relevanz.33

Die Wirtschaft des Habsburgerreichs war von Klein- und Mittelunternehmen geprägt, wobei es in einigen Branchen auch bedeutende Großunternehmen gab. Durch die Wirtschaftskrise von 1873, gepaart mit restriktiven Steuergesetzen, waren Investitionen in Aktiengesellschaften wenig lukrativ. Der Anteil der Aktiengesellschaften an den Unternehmen innerhalb Österreichs lag bei nur 0,3%. Erst in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gewann diese Finanzierungsform wieder an Attraktivität, wodurch es zu einem Zuwachs an Großunternehmen kam.34 Bei den Unternehmensansiedlungen in der österreichischen Reichshälfte lag der Schwerpunkt vor allem auf Böhmen (1901 waren es rund 38% aller Ansiedelungen) und dem Gebiet des heutigen Österreichs (ca. 34%). Innerhalb Österreichs wiederum konnten Niederösterreich und die Steiermark die meisten Ansiedlungen vorweisen. Etwas verändert zeigt sich diese Verteilung bei der Zahl der Beschäftigten: 1902 entfielen auf Böhmen ca. 35% der Beschäftigten, auf Österreich ca. 36%. Dafür gab es aber in Böhmen mehr Beschäftigte in Großunternehmen als in Österreich. Dies ist unter anderem auf eine weniger konservative Einstellung zur Weiterentwicklung in der böhmischen Industrie zurückzuführen. Bei den Branchen hatten in der österreichischen Reichshälfte die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Nahrungsmittelindustrie, die Steine-, Erden- und Glasindustrie und die holzverarbeitende Industrie die größten Beschäftigungsanteile aufzuweisen. Auf das Gebiet des heutigen Österreichs bezogen ergab sich ein leicht verändertes Bild: Neben der Bekleidungsindustrie waren die Metallverarbeitung und die Nahrungsmittelindustrie die Bereiche mit den meisten Beschäftigten.35

Das Habsburgerreich umfasste nach einer Volkszählung im Jahr 1910 eine Gesamtbevölkerung von etwa 51,4 Mio. EinwohnerInnen, wovon ungefähr 6,6 Mio. auf das Gebiet der heutigen Republik Österreich entfielen. Dies war nur ein geringer Anteil verglichen mit den ca. 13,5 Mio., die in den Grenzen der späteren Tschechoslowakischen Republik lebten, oder den ca. 8,2 Mio. im Gebiet der künftigen Republik Polen. Ungarn zählte, auf seinem heutigen Staatsgebiet, ca. 7,6 Mio. EinwohnerInnen.36 Von der österreichischen Bevölkerung waren 1869 ca. 2,8 Mio. Personen erwerbstätig, wovon ca. 0,7 Mio. (25%) in Bergbau, Industrie und Gewerbe tätig waren. 1900 waren es bereits ca. 3,2 Mio. bzw. rund 0,9 Mio. (28%) und 1910 ungefähr 3,5 Mio. bzw. 1 Mio. (31%) Personen.37 Der Anteil der Industrie an den Erwerbstätigen innerhalb der gesamten österreichischen Reichshälfte stieg von 15,3% im Jahr 1869 auf 20,1% im Jahr 1910. Der Großteil der Erwerbstätigen war zwar noch immer in der Landwirtschaft tätig, deren Anteil ging aber im gleichen Zeitraum von 66,6 auf 56,9% zurück.38 Hingegen spielte die Industrie in der ungarischen Reichshälfte noch eine geringere Rolle. Ihr Anteil stieg hier zwar von 8,6% im Jahr 1869 auf 16,2% im Jahr 1910, lag jedoch noch deutlich unter jenem der Landwirtschaft (80,0% bzw. 66,7%).39 Die Relevanz des Industrieanteils war in anderen industrialisierten Ländern wesentlich stärker zu spüren als im Habsburgerreich. Im Deutschen Reich etwa nahm der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten zwischen 1871 und 1910 von 49,3 auf 35,8% ab, während jener der Industrie von 27,5 auf 29,4% anstieg.40 Zwar war die Veränderung des industriellen Anteils nicht so stark ausgeprägt, jedoch unterschied sich das Ausgangsniveau im Deutschen Reich deutlich von jenem der Habsburgermonarchie, was einen Entwicklungsvorsprung von einigen Jahrzehnten widerspiegelt. Im Bereich der Industrieproduktion konnte das Habsburgerreich nicht mit den großen Industriemächten mithalten. Das Deutsche Reich steigerte seinen Anteil der weltweiten Produktion von 8,5% im Jahr 1880 auf 14,8% im Jahr 1913, in welchem es nur von den Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 32% übertroffen wurde, jedoch Großbritannien (13,6%) überholt hatte. Hingegen lag der Anteil des Habsburgerreichs an der weltweiten Produktion im Jahr 1880 nur bei 4,4%, stieg zwar auf 4,7% im Jahr 1900, fiel aber bis 1913 wieder auf 4,4% zurück. Es lag damit sogar hinter Russland, welches 1913 einen Anteil von 8,2% verzeichnen konnte.41 Bei der Entwicklung des gesamten Bruttoinlandsprodukts pro Kopf von 1870 bis 1913 lag das Habsburgerreich mit einem Zuwachs von 1,1% unter jenem des Deutschen Reichs (1,7%) und Frankreichs (1,5%), jedoch noch über jenem Großbritanniens (1,0%) und Russlands (0,9%).42

Innerhalb des Habsburgerreichs war das industrielle Wachstum nicht einheitlich. Während die Industrie der österreichischen Reichshälfte von 1900 bis 1913 um jährlich maximal 4% wuchs, lag der Zuwachs jener des ungarischen Teils bei rund 7%.43 Die Industrie Zisleithaniens konnte ihre Produktion vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts erheblich steigern, von 1880 bis 1900 betrug die Wachstumsrate 127%. Diese Entwicklung setzte sich, wenn auch nicht mehr in demselben Ausmaß, bis 1913 fort. In diesem Zeitraum betrug das Wachstum aber immerhin noch 44%.44 Der wirtschaftliche Rückstand gegenüber den bereits hochindustrialisierten Ländern Europas in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg blieb weitgehend konstant, konnte teilweise sogar aufgeholt werden. Das reale Volkseinkommen stieg dabei zwischen 1901 und 1913 um ca. 49%.45 Wie aber bereits in den Jahrzehnten zuvor handelte es sich nicht um ein kontinuierliches Wachstum. Die Wirtschaft war immer wieder von Konjunkturzyklen geprägt, die vor allem ab der Jahrhundertwende auch von internationalen Konjunkturschwankungen beeinflusst waren. Der...
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Autor

Christoph Strecker hat Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Aarhus Business School (DK) und Geschichte an der Universität Wien studiert. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Finanzbereich mit den Schwerpunkten betriebliche Finanzierung und Controlling. In der vorliegenden Dissertation hat er sein Wissen und seine Erfahrung in der Betriebswirtschaft mit seinem Interesse an der Geschichte verbunden.