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Der Salon in der Neustadt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am29.06.2023Auflage
Alles neu machen die Siebziger: Marianne hat ihren eigenen Friseursalon eröffnet und bringt ordentlich Schwung in die Bremer Neustadt. Laute Disco-Musik mischt sich mit fröhlichem Geplauder, während Marianne in Mini-Rock und Plateauschuhen frisiert. Und sie hat Großes vor: Ab sofort ist auch männliche Kundschaft in ihrem Salon willkommen. Wenn die Herren nur nicht so zögerlich wären, sich von einer Frau bedienen zu lassen. Marianne merkt, dass ihr die Arbeit im Salon über den Kopf zu wachsen droht. Zum Glück ist da noch Felix, mit dem sie nach anfänglichen Schwierigkeiten auf Wolke sieben schwebt. Doch während die beiden ihre Liebe genießen, erhält Mutter Gisela eine niederschmetternde Diagnose vom Arzt und sie denkt nicht daran, ihrer Tochter davon zu erzählen ...

Caroline Jansen wurde Anfang der 1960er Jahre in Bad Oeynhausen geboren. Sie hat einige Jahre in Bremen gelebt und dort im Viertel gearbeitet. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Ort südlich von Bremen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAlles neu machen die Siebziger: Marianne hat ihren eigenen Friseursalon eröffnet und bringt ordentlich Schwung in die Bremer Neustadt. Laute Disco-Musik mischt sich mit fröhlichem Geplauder, während Marianne in Mini-Rock und Plateauschuhen frisiert. Und sie hat Großes vor: Ab sofort ist auch männliche Kundschaft in ihrem Salon willkommen. Wenn die Herren nur nicht so zögerlich wären, sich von einer Frau bedienen zu lassen. Marianne merkt, dass ihr die Arbeit im Salon über den Kopf zu wachsen droht. Zum Glück ist da noch Felix, mit dem sie nach anfänglichen Schwierigkeiten auf Wolke sieben schwebt. Doch während die beiden ihre Liebe genießen, erhält Mutter Gisela eine niederschmetternde Diagnose vom Arzt und sie denkt nicht daran, ihrer Tochter davon zu erzählen ...

Caroline Jansen wurde Anfang der 1960er Jahre in Bad Oeynhausen geboren. Sie hat einige Jahre in Bremen gelebt und dort im Viertel gearbeitet. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Ort südlich von Bremen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843729185
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.06.2023
AuflageAuflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3200 Kbytes
Artikel-Nr.9998605
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4.

Gisela

Sie saß im Salon ihrer Tochter in ihrem Büro am Schreibtisch und war für einen Moment gedanklich abgeschweift. Als Marianne sie gefragt hatte, ob sie sich vorstellen könnte, die Buchhaltung zu machen, wollte sie erst ablehnen.

Das Schneidern und Gärtnern gefiel ihr so gut, dass sie keine andere Beschäftigung brauchte. Der Garten hinter ihrem Haus war klein, sehr klein, aber er brauchte Hege und Pflege. All die Jahre hatte sie ihn vernachlässigt, wie so vieles andere, und seit sie damit begonnen hatte, war sie gar nicht mehr zu bremsen.

Mit den Sachen, die sie nähte, gestaltete sie regelmäßig die Wohnung um. Langeweile kannte Gisela nicht mehr, und ihr gefiel ihr Leben, das sie sich nach ihren Vorstellungen und Wünschen eingerichtet hatte. Hin und wieder ging sie mit Hannelore tanzen, manchmal ins Kino oder Theater.

Sie hatten auch schon Wochenendausflüge nach Hamburg oder Lübeck unternommen, waren dort in die Oper gegangen oder hatten eine Ausstellung besucht. »Für so was ist Wilfried nicht zu haben«, hatte ihre Freundin gemeint. »Außerdem macht es mit dir mehr Spaß.«

Gisela war auch mit Begeisterung Tante, sie hatte einen Narren an Ruths Kindern gefressen.

Sie lächelte in sich hinein und versuchte, sich wieder auf die Bilanz zu konzentrieren, die vor ihr lag. Früher hatte sie das aus dem Ärmel geschüttelt, inzwischen kostete es sie mitunter Anstrengung und eiserne Disziplin. Die Vorlieben hatten sich geändert, sie war jetzt viel lieber draußen oder in ihrem Nähzimmer, als im Büro über Zahlen zu brüten.

Jemand klopfte ans Fenster. »Juhu, Gisela, ich bin´s!« Hannelore.

Sie stand auf und öffnete die Eingangstür des Salons, der wie jeden Montag geschlossen war. »Hannelore! Was für eine schöne Überraschung.«

Sie küssten sich auf die Wange, und das teure Parfüm ihrer Freundin stieg Gisela in die Nase. Sie schloss die Tür wieder und ging voran.

»Ich war schon bei dir zu Hause. Ich hab vergessen, dass du montags hier im Büro bist. Und, schon fertig?« Hannelore deutete auf die beiden Aktenordner auf dem Schreibtisch.

»So gut wie.«

»Ich dachte, ich entführe dich zu einem kleinen Abendessen.«

»Das klingt fantastisch.« Wenn ihr Magen mitspielte. Seit Jahren hatte sie mit Magenproblemen zu kämpfen.

Sie konnte die Finger leider auch nach wie vor nicht von Zigaretten lassen, hatte es wieder und wieder versucht. Doch in dieser Hinsicht machte ihre Selbstdisziplin ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie war jedes Mal wieder schwach geworden.

»Du siehst ganz grau aus«, meinte Hannelore. »Warst du heute schon an der frischen Luft?«

»Nein, Mama.«

»Was hältst du von dem neuen Italiener im Ostertor?«

»Ich war noch nie dort. Aber du hast mich schon überzeugt.« Sie suchte ihre Sachen zusammen und ließ den Schreibtisch so, wie er war. Sie würde am nächsten Tag weitermachen. Das war das Schöne, wenn man keinerlei Verpflichtungen mehr hatte. Man konnte tun und lassen, was und wann man wollte. Marianne war es egal, ob die Buchhaltung einen Tag früher oder später fertig werden würde, wichtig war nur, dass sie pünktlich fertig wurde.

»Pizza?«, fragte Gisela verblüfft, als sie wenig später am Tisch saßen. Neuerdings war es schick und angesagt, in einer Pizzeria zu essen, wie die italienischen Lokale hießen, die wie Pilze aus dem Boden geschossen waren.

»Ich hab noch nie Pizza gegessen«, gab sie zu.

»Dann wird´s Zeit. Ich nehme eine mit Artischocken«, sagte Hannelore, ohne einen Blick in die Speisekarte geworfen zu haben.

»Artischocken hab ich auch noch nie gegessen.« Gisela musste lachen. »Wonach schmecken sie?«

Hannelore überlegte. »Salzig.«

»Na schön, ich werde sie einfach probieren.«

Ein Mann mit dunklem Schnauzbart und geöltem Haar war an ihren Tisch getreten. »Was darf ich Ihnen bringen?«

»Zwei Pizza mit Artischocken, dazu eine kleine Karaffe von diesem leckeren süßlichen Weißwein, der so leicht prickelt.«

»Frizzantino.« Er lächelte.

»Und ich nehme bitte ein großes Glas Mineralwasser.« Gisela legte verstohlen die Hand auf ihren Magen.

Hannelore hatte es trotzdem gesehen. »Schon wieder dein Magen? Warum versuchst du nicht auch mal diese Tabletten ... Warte, wie heißen sie noch? Wilfrieds Arzt hat sie ihm aufgeschrieben. Sie sind gegen Übersäuerung. Vielleicht ist dein Magen auch übersäuert. Am besten, du gehst mal zum Arzt, Gisela.«

Sie winkte ab. »Ach, warum denn? Mein Magen hat schon immer rumort, ich kenne das gar nicht anders. Der eine hat ständig Husten, der andere Heuschnupfen und ich eben Magengrummeln.«

Hannelore legte sich die Serviette in den Schoß und seufzte wohlig, als ihr Wein gebracht wurde. Sie schenkte sich ein, wartete, bis Giselas Wasser ebenfalls auf dem Tisch stand, und hob ihr Glas. »Auf uns.«

»Auf uns, Hannelore. Auf unsere Freundschaft, die jetzt schon seit ... Du meine Güte, wie lange eigentlich?«

»Seit unserer Schulzeit. Eine Ewigkeit also. Wie geht es im Übrigen deinem Bruder?«

Gisela trank einen Schluck. Kurt meldete sich unregelmäßig, manchmal vergingen Monate, bis sie wieder etwas von ihm hörte. Für sie jedoch ein Zeichen, dass es ihm gut ging. Er und Beatrix waren inzwischen verheiratet und schienen glücklich zu sein. »Ich habe eine Weile nichts mehr von ihm gehört, aber das kenne ich ja. Ich nehme an, dass es ihm gut geht.«

»Und Ruth? Und ihren Kleinen?«

»Kleinen?« Sie lachte. »Das lass Stefan lieber nicht hören. Er ist ein großer Junge, pfiffig und frech. Und Susanne ist ein aufgewecktes, niedliches Mädchen. Sie will Friseuse werden wie Ruth.«

»Du vergötterst die beiden.«

»Und ob.« Wenn sie ihren Neffen vor sich sah, hatte sie oft den Sohn vor sich, den sie und Dietmar nicht haben durften. Eine Wunde, die vielleicht nie so ganz heilen würde. Aber sie hatte gelernt, damit zu leben. Wie mit so vielem anderen.

»Bist du noch immer fest entschlossen, dich scheiden zu lassen?«, fragte sie Hannelore.

»Entschlossener denn je.« Nach all den Jahren, in denen ihr Mann sich etliche Eskapaden geleistet hatte, war sie endlich dazu bereit. »Und weißt du, was Wilfried gestern gesagt hat?« Sie schnaubte. » Du kannst doch nicht alles wegwerfen, Lörchen. Lörchen.« Sie schnaubte erneut. »Wenn er mich schon so nennt.«

»Du wirfst nicht alles weg, lass dir das bloß nicht einreden. Du hast nur sein ständiges Fremdgehen satt.«

»Aber er kann auch sehr lieb sein.«

Gisela verdrehte die Augen. »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«

»Wir sind so lange verheiratet, Gisela ...«

»Sag jetzt bitte nicht, dass du doch wieder einknickst?«

Es dauerte einen Moment, bis Hannelore den Kopf schüttelte. »Nein, du hast ja recht. Ich hab mir das lange genug angesehen.«

Das Essen wurde gebracht, und Gisela betrachtete ein wenig skeptisch die Pizza vor sich. Aber auch das hatte sie gelernt: Stell dich dem Neuen, und du kannst positiv überrascht werden.

Als sie nach dem Essen nach Hause schlenderte und in die Ellhornstraße einbog, entdeckte sie Hermann Plön vor dem Haus.

»´n Abend, Frau König!«, rief er ihr zu, und sie befürchtete, dass er auf einen kleinen Plausch aus war. Es kam in der letzten Zeit vermehrt vor, dass er auf ein Schwätzchen aus dem Haus kam, wenn man sich gerade davonstehlen wollte.

»Wissen Sie, was ich gerade in den Nachrichten gesehen habe? Die Ozonschicht der Erde ist in Gefahr. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ...« Ein Monolog folgte, bei dem sie bereits nach den ersten Worten die Ohren auf Durchzug stellte. »Unglaublich, oder?«, beendete er seinen Vortrag. »Oder haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass die Ozonschicht unserer Erde gefährdet sein könnte?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Sehen Sie, ich auch nicht. Aber wenn die Wissenschaftler das sagen, wird´s wohl stimmen.« Er murmelte noch etwas, das sie nicht verstand, und blickte umher. »Und ähm ... Ich sprech´s ja nicht gern an, Frau König, aber die Zigarettenstummel hier ...« Er deutete auf den Gehweg. »Schön ist das nicht, wenn die hier rumliegen.«

»Glauben Sie wirklich, ich würde meine Zigarettenstummel auf den Gehweg werfen?« Sie deutete zu ihrem Haus. »Aus dem Fenster vielleicht?«

»Das, ähm, wollte ich natürlich nicht damit sagen.« Er nickte ihr zu und schlenderte zum Haus zurück.

Wenn man sonst nichts zu tun hat, geht man den Nachbarn auf die Nerven.

Gisela schloss die Nebentür auf. In dem früheren Schaufenster hingen inzwischen luftige, dezent geblümte Gardinen, die sie genäht hatte. Bis vor Kurzem hatte ein Architekt hier sein Büro gehabt, doch er hatte gekündigt, weil er...
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