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Über Leben in der Klimakrise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am01.06.2023Auflage
Die Klimakatastrophe wird kommen - wie stellen wir uns darauf ein? Ansteigende Temperaturen, massive Dürre, extreme Wetterphänomene - die Klimakrise ist längst auch bei uns in Deutschland angekommen. Die Trinkwasserversorgung ist nicht mehr sicher, die Landwirtschaft hat es so schwer wie nie zuvor, der Meeresspiegel steigt. Doch selbst wenn die politisch Verantwortlichen die große Katastrophe noch abwenden können: Viele klimatischen Veränderungen sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wir haben keine Wahl, wir müssen uns anpassen. Die Aktivistin und Gründerin von Original Unverpackt Milena Glimbovski zeigt, wie es gehen kann. Sie stellt konkrete Maßnahmen vor, die wir politisch, aber auch privat umsetzen müssen, um eine klimaresiliente Gesellschaft zu schaffen.

Milena Glimbovski ist Geschäftsführerin von Original Unverpackt, dem ersten Unverpackt-Laden in Berlin, und Pionierin der Unverpackt-Laden-Bewegung sowie Gründerin von Ein guter Plan, dem kleinen Verlagshaus rund um das Thema mentale Gesundheit. Seit 2014 spricht und schreibt sie über nachhaltigen Lebensstil und veröffentlichte die Bücher Ohne Wenn und Abfall (2017) und zusammen mit Susanne Mierau Einfach Familie leben. Sie hielt Dutzende Vorträge, zwei TEDxTalks und wird regelmäßig als Expertin von Presse und Politik rund um die Themen Nachhaltigkeit und Unternehmertum angefragt. Darüber hinaus macht sie den Podcast Über Leben in der Klimakrise, in dem es nicht nur um Klimaschutz geht, sondern um notwendige Anpassungen in den verschiedensten Bereichen unserer aller Leben. Auf Instagram und Twitter erreicht sie mit ihren privaten Kanälen ca. 40 000 Follower:innen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDie Klimakatastrophe wird kommen - wie stellen wir uns darauf ein? Ansteigende Temperaturen, massive Dürre, extreme Wetterphänomene - die Klimakrise ist längst auch bei uns in Deutschland angekommen. Die Trinkwasserversorgung ist nicht mehr sicher, die Landwirtschaft hat es so schwer wie nie zuvor, der Meeresspiegel steigt. Doch selbst wenn die politisch Verantwortlichen die große Katastrophe noch abwenden können: Viele klimatischen Veränderungen sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wir haben keine Wahl, wir müssen uns anpassen. Die Aktivistin und Gründerin von Original Unverpackt Milena Glimbovski zeigt, wie es gehen kann. Sie stellt konkrete Maßnahmen vor, die wir politisch, aber auch privat umsetzen müssen, um eine klimaresiliente Gesellschaft zu schaffen.

Milena Glimbovski ist Geschäftsführerin von Original Unverpackt, dem ersten Unverpackt-Laden in Berlin, und Pionierin der Unverpackt-Laden-Bewegung sowie Gründerin von Ein guter Plan, dem kleinen Verlagshaus rund um das Thema mentale Gesundheit. Seit 2014 spricht und schreibt sie über nachhaltigen Lebensstil und veröffentlichte die Bücher Ohne Wenn und Abfall (2017) und zusammen mit Susanne Mierau Einfach Familie leben. Sie hielt Dutzende Vorträge, zwei TEDxTalks und wird regelmäßig als Expertin von Presse und Politik rund um die Themen Nachhaltigkeit und Unternehmertum angefragt. Darüber hinaus macht sie den Podcast Über Leben in der Klimakrise, in dem es nicht nur um Klimaschutz geht, sondern um notwendige Anpassungen in den verschiedensten Bereichen unserer aller Leben. Auf Instagram und Twitter erreicht sie mit ihren privaten Kanälen ca. 40 000 Follower:innen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843728898
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.06.2023
AuflageAuflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3157 Kbytes
Artikel-Nr.9998606
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2   
Aktivismus für den Klimaschutz
»Sie kennen die grundlegende Auswahl an Möglichkeiten für individuelle Maßnahmen. Eine Auswahl in aufsteigender Reihenfolge: Fahrrad fahren, wählen, eine Wärmepumpe kaufen, sich organisieren, nicht mehr fliegen, ganz 70er-Jahre-Hippie werden und in einer Jurte leben; wieder zur Schule gehen, einen Abschluss in Jura machen, sich dafür einsetzen, dass ExxonMobil-Chef Darren Woods und/oder Chevron-Chef Michael Wirth in Den Haag auf die Anklagebank gesetzt werden (die vielleicht schon unter Wasser steht, bis Sie das geschafft haben); sich am internationalen Umwelttag auf den Stufen des Obersten Gerichtshofs in Brand setzen.«11
- Elizabeth Weil Sprecht es aus! Die Krise, sie ist hier

Ich fühle mich verarscht. Immer wenn ich lese, wie sie in großen Medienhäusern über die Klimakrise schreiben. Oder besser: wie sie nicht über sie schreiben. Wie nicht jede Schlagzeile lautet: »Sie ist hier, es gibt kein Zurück, wir können jetzt nur noch Schlimmeres verhindern!«

Eine der Forderungen von Extinction Rebellion (kurz: XR) lautet, die Presse möge die Wahrheit (die, über die sich internationale Wissenschaftler*innen einig sind) schreiben. Das tut sie nur in Teilen und meiner Ansicht nach im falschen Ton. Viele Journalist*innen betreiben ein »false balancing«, eine falsche Ausgeglichenheit - aber das ist nicht das, was wir momentan brauchen. In Zeiten wie diesen sollte man die Katastrophe beim Namen nennen. Denn wenn wir nicht lernen, über den Ernst und die Dringlichkeit der Lage zu sprechen, dann wird sich auch am Handeln von uns Privatpersonen, der Wirtschaft und, noch viel wichtiger, der Politik wenig ändern. Politik ist daran gewöhnt, erst dann zu handeln, wenn es schon zu spät ist, die zweite oder gar dritte Mahnung abzuwarten und erst zu zahlen, wenn der Gerichtsvollzieher schon vor der Tür steht. Aber die Klimakrise wird nicht einfach verschwinden. Auch dann nicht, wenn wir die zwar richtigen Maßnahmen ergreifen und den Systemwandel einleiten, dies aber viel zu spät tun.

Eine Person, mit der ich sofort klickte, ist Sara Schurmann. Ich las ihr Buch Klartext Klima! und dachte: Hell, yeah. Und dann trafen wir uns zufällig auf dem Festival für digitale Gesellschaft, der re:publica in Berlin, und es machte wieder sofort klick. Wir saßen in der hintersten Reihe und redeten. Schnell, viel und ständig das Thema wechselnd. Sara macht viele Sachen sehr gut, aber eine ganz besonders. Sie legt den Finger in die Wunde der Medienschaffenden. Immer und immer wieder. Ich treffe selten Menschen, mit denen man so offen darüber sprechen kann, dass das 1,5-Grad-Ziel nicht zu erreichen ist. »Zumindest auf dem Papier wird mehrfach bekräftigt, das 1,5-Grad-Limit einhalten zu wollen. Doch das Bekenntnis allein ist nicht viel wert. Denn das Zeitfenster, in dem es möglich ist, diese Grenze vielleicht noch zu halten, schließt sich rapide«,12 schreibt sie in ihrem Buch. Wir reden hier nicht von Klimaneutralität bis 2035 oder gar 2050. Das Zeitfenster schließt sich in den kommenden drei bis vier Jahren! Und diese Dringlichkeit, diese Panik, die uns angesichts dessen erfassen sollte, fehlt in der Klimakrisenkommunikation. Klar, die Presse und die Medien informieren die Öffentlichkeit. Aber sie rütteln nicht auf.

Bei Corona waren es die Bilder von Bologna, den Särgen, den Militärfahrzeugen, die uns dazu brachten, das Virus ernst zu nehmen, und die Politik dazu, aus den Fehlern anderer Länder zu lernen. Sara Schurmann schreibt dazu: »Es gab damals einen zentralen Moment, in dem vielen Regierungen und Medien weltweit klar wurde, wie ernst und gefährlich dieses Virus ist, und dass SARS-CoV-2 keine regional beschränkte Pandemie bleiben würde. Das war, als die Bilder aus dem italienischen Bologna um die Welt gingen. Bilder von überfüllten Intensivstationen und leeren Straßen [...].«13

Warum passiert Vergleichbares nicht bei der Klimakrise? Haben wir uns an orange Himmel, jährliche Jahrhundert-Überflutungen und -Stürme schon so sehr gewöhnt? Oder liegt das Problem vielleicht auch darin, dass uns bei Hitzewellen Bilder aus dem Freibad gezeigt werden, anstatt Rentner*innen, die in abgedunkelten Wohnungen kollabieren, oder vertrocknete Nutzpflanzen auf dem Acker?

Ja, es ist viel passiert in den letzten Jahren, was Klimajournalismus angeht. Danke FFF, danke allen Aktivist*innen, die seit Jahrzehnten unermüdlich dran sind und nicht aufhören zu erklären und aufzuklären. Danke allen Journalist*innen, die diese Inhalte weitertragen, die das Vertrauen der Aktivist*innen genießen, sie bei semilegalen Protestformen begleiten und so für mehr Aufklärung und Verständnis sorgen. Doch es fehlt noch immer so viel. Zum Beispiel zu erklären, wie sich die Folgen von plus 1,5, 2 oder 3 Grad voneinander unterscheiden - oder was 4 oder gar 5 Grad Erwärmung bedeuten würden. Welches Tempo die Erwärmung tatsächlich hat und wie unumkehrbar Prozesse wie das Schmelzen der Gletscher sind. Was Kipppunkte bedeuten und wie wenig wir Menschen noch ausrichten können, wenn sie erst einmal erreicht sind. Und dass auch unsere Anpassung an den Klimawandel Grenzen hat.

Fürchten sich die Medien vor dem Vorwurf des Alarmismus? Vor fallenden Auflagen, Klickzahlen, Einschaltquoten? Oder fehlt es in der Breite einfach an gut in diesem Thema geschulten Medienschaffenden? Der britische Guardian hatte als Erstes ein eigenes Klimaressort, sehr aktuell und gut aufbereitet. Auch der Spiegel zieht langsam nach, mit einem Ticker auf der Startseite, allerdings ganz weit unten versteckt, der nicht nur News zeigt, sondern einige Klimafakten auf den Punkt bringt: zum Beispiel 1,2-Grad-Erwärmung weltweit im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, 88 Prozent Dürre in Deutschland aktuell oder dass unser globales CO2-Budget noch 7,02 Jahre bis zur 1,5-Grad-Grenze reicht. Leider muss man lange scrollen, um diesen Ticker zu erreichen.

Ich wünschte, es würde mehr Tacheles geredet. Ich wünschte, die Leute würden auf der Straße schreiend im Kreis laufen und »the end is near« rufen. Aber es passiert nicht. Und selbst wenn es passiert, heißt das noch lange nicht, dass sich etwas ändert. Wir Menschen sind nun mal Gewohnheitstiere, auch angesichts der Katastrophe fällt es uns schwer, unsere Weltsicht und unser Verhalten zu ändern. Mich macht das oft einfach nur wütend. Die Klimawut ist eine dicke Faust in meinem Magen, sie kriecht die Speiseröhre hoch, und mir wird übel. Sie steigt bis in meinen Kopf, und ich sehe dann nur noch ein düsteres Bild der Zukunft. In dem ein Kipppunkt nach dem anderen erreicht wird, alle Vorhersagen des IPCC und der Wissenschaft eintreten.

Was muss eigentlich passieren, dass wir uns bewegen? Gute Frage. Selbst als Covid um den Globus raste und die Welt für Wochen und Monate stillstand, ging es am Ende doch darum, so schnell wie möglich zur Vorpandemie-Welt zurückzukehren. Gut, ein Teil unseres Lebens hat sich ins Digitale verlagert, aber sonst so? Business as usual. Irgendwas Nachhaltiges? Kaum. Der kurze Boom in Sachen gesunde Lebensmittel ist von der Inflation ausgebremst worden, es wird wieder gereist und geflogen, und das Auto hat durch die Pandemie eher noch einen Schub bekommen. Genau wie der Internethandel. Wir leben, um zu konsumieren, wir konsumieren, um zu leben.

»See yourself as a citizen - not as a consumer« lautet die Überschrift eines Kapitels aus dem Buch The Future We Choose von Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac. Die beiden sind ausgewiesene Klimaexpert*innen und gelten als die Architekt*innen des Pariser Klimaabkommens.14 Ich habe die letzten Jahre damit verbracht, Menschen zu erklären, welche Folgen ihr Konsumverhalten haben kann. Aber welche Möglichkeiten sie als Bürger*innen, als Aktivist*innen haben, ist vielen nicht annähernd bewusst.

Klimamilitanz - ist das schon ein Ding?, frage ich mich. In dem Thriller CO2 - Welt ohne Morgen von Tom Roth werden Jugendliche aus der ganzen Welt entführt, um die Weltgemeinschaft zu erpressen: Wenn sie nicht endlich vernünftige Klimaziele beschließt, wird Woche für Woche ein Kind umgebracht. Ich habe den Eindruck, das Genre Thriller, Krimi und Sci-Fi mit in der nahen und von der Klimakrise geprägten Zukunft angesiedelten Geschichten legt gerade erst richtig los. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Fiktion die Zukunft vorhersagt, wie bei 1984 oder Schöne neue Welt.

Ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum ich in einem Buch über Klimaanpassung immer wieder mit Klimaschutz und Aktivismus ankomme. Weil wir nicht vergessen dürfen, dass wir für beides kämpfen müssen. Bei der globalen Erwärmung zählt jede Stelle hinter dem Komma. Es macht einen Riesenunterschied, ob wir den Anstieg eingrenzen oder stoppen können oder - wie in einigen Szenarien des IPCC-Berichts - auf ein Plus von bis zu 4,4 Grad15 zusteuern. Und Aktivismus brauchen wir für beides. Für Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen. »Die Kraft des Aktivismus kommt aus der Zusammenarbeit. Erst wenn wir merken, dass wir mit einem Anliegen nicht allein sind, kommt die Hoffnung, tatsächlich etwas bewegen zu können....
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Autor

Milena Glimbovski ist Geschäftsführerin von Original Unverpackt, dem ersten Unverpackt-Laden in Berlin, und Pionierin der Unverpackt-Laden-Bewegung sowie Gründerin von Ein guter Plan, dem kleinen Verlagshaus rund um das Thema mentale Gesundheit. Seit 2014 spricht und schreibt sie über nachhaltigen Lebensstil und veröffentlichte die Bücher Ohne Wenn und Abfall (2017) und zusammen mit Susanne Mierau Einfach Familie leben. Sie hielt Dutzende Vorträge, zwei TEDxTalks und wird regelmäßig als Expertin von Presse und Politik rund um die Themen Nachhaltigkeit und Unternehmertum angefragt. Darüber hinaus macht sie den Podcast Über Leben in der Klimakrise, in dem es nicht nur um Klimaschutz geht, sondern um notwendige Anpassungen in den verschiedensten Bereichen unserer aller Leben. Auf Instagram und Twitter erreicht sie mit ihren privaten Kanälen ca. 40 000 Follower:innen.