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Die unglaubliche Grace Adams

5
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am03.04.2023Auflage
An einem heißen Sommertag, auf dem Weg zu ihrer Tochter, steht Grace Adams im Stau. Und auf einmal ist alles zu viel. Sie lässt das Auto mitten auf der Straße stehen und stürmt los: Grace ist entschlossen, ihr Leben umzukrempeln. Sie läuft zu ihrer Tochter, die sie nicht auf ihrer Geburtstagsparty sehen will. Sie geht auf ihren Ehemann zu, der sich von ihr getrennt hat. Sie nähert sich dem schrecklichen Ereignis an, das ihre Familie zerstören kann. Sie wird ihrer Tochter beweisen, dass man jederzeit wieder aufstehen kann, egal wie tief man fällt. Denn Grace Adams ist unglaublich. Ihr Ehemann und ihre Tochter wussten das mal. Jetzt wird Grace sie daran erinnern.  Der große Frauenroman aus England: Tragisch und komisch, warmherzig und witzig, alltäglich und wunderbar wahnsinnig.

Fran Littlewood hat am Royal Holloway College der University of London Creative Writing studiert und mit Auszeichnung bestanden. Zuvor war sie Journalistin und arbeitete u.a. für die Times. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in London.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextAn einem heißen Sommertag, auf dem Weg zu ihrer Tochter, steht Grace Adams im Stau. Und auf einmal ist alles zu viel. Sie lässt das Auto mitten auf der Straße stehen und stürmt los: Grace ist entschlossen, ihr Leben umzukrempeln. Sie läuft zu ihrer Tochter, die sie nicht auf ihrer Geburtstagsparty sehen will. Sie geht auf ihren Ehemann zu, der sich von ihr getrennt hat. Sie nähert sich dem schrecklichen Ereignis an, das ihre Familie zerstören kann. Sie wird ihrer Tochter beweisen, dass man jederzeit wieder aufstehen kann, egal wie tief man fällt. Denn Grace Adams ist unglaublich. Ihr Ehemann und ihre Tochter wussten das mal. Jetzt wird Grace sie daran erinnern.  Der große Frauenroman aus England: Tragisch und komisch, warmherzig und witzig, alltäglich und wunderbar wahnsinnig.

Fran Littlewood hat am Royal Holloway College der University of London Creative Writing studiert und mit Auszeichnung bestanden. Zuvor war sie Journalistin und arbeitete u.a. für die Times. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843729277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum03.04.2023
AuflageAuflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3395 Kbytes
Artikel-Nr.9998621
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2002

Grace sitzt an ihrem Klapptisch, die Stifte vor sich aufgereiht, und fragt sich, warum um alles in der Welt sie hierhergekommen ist. In ihrem Magen kribbelt es, und sie fühlt sich, als wäre sie wieder im College. Sie ist achtundzwanzig Jahre alt und kommt sich vor wie achtzehn. Über der Bühne hängt ein Plastikbanner. Auf gelbem Hintergrund sind Zeichnungen verschiedener Sehenswürdigkeiten aus aller Welt abgebildet - das Taj Mahal, der Eiffelturm, die Basilius-Kathedrale. In dicken grünen Lettern steht darüber »Polyglott des Jahres 2002«. Es ist ein Streberwettbewerb, wie Marc sie nennt - sie genannt hat, korrigiert sich Grace, denn er ist inzwischen Vergangenheit; sie sind nicht mehr zusammen. »Ein Geniewettbewerb, das wirst du schon merken«, hatte sie ihm geantwortet, das Bewerbungsformular mit einem Magnet an den Kühlschrank geheftet und ihm den Mittelfinger gezeigt, obwohl sie noch mit dem Rücken zu ihm stand.

Ein paar Plätze weiter entdeckt sie den Mann im schwarzen Pullover mit den Löchern am Handgelenk, den sie schon bei der Anmeldung gesehen hat. Er ist jünger als sie, nimmt sie an, vielleicht ein paar Jahre. Sie ist hier der einzig normale Mensch, denkt sie, und der Mann beugt sich zu ihr, als hätte er irgendwie ihre Gedanken erraten.

»Entschuldigung, hallo ...«

Aus der Nähe erkennt sie seine ausgesprochen hohlen Wangen und seinen kantigen Kiefer - man könnte ihn beinahe als Geodreieck verwenden. Seine Haare stehen zu allen Seiten ab, seine braunen Augen sind auf sie gerichtet.

»Hast du einen Stift?«, fragt er.

Grace schaut auf die Reihe Stifte auf ihrem Klapptisch und überlegt sich einen kurzen Augenblick lang, ob er einen Witz gemacht hat. Sie hat Kugelschreiber in Blau, Schwarz und Rot, ein paar Textmarker und drei HB-Bleistifte. Plötzlich kommt sie sich wirklich wie eine lächerliche Streberin vor. »Scheint ganz so«, sagt sie. »Such dir einen aus.«

Er lächelt sie an, beugt sich noch weiter zu ihr herüber und sieht sich die Auswahl ausführlich an. Wieder hat Grace das Gefühl, dass er sich vielleicht über sie lustig macht.

»Ich nehme den blauen Kuli«, sagt er schließlich.

»Klassisch.« Sie reicht ihm den Stift. »Das kann ich nur befürworten.«

Er lacht und bedankt sich bei ihr. Dann tippt er zweimal mit dem Stift gegen seine Handfläche, als wollte er ihn ausprobieren. Er hat wunderschöne Finger, lang mit eckigen, kurz geschnittenen Nägeln.

Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und dann sofort wieder nach vorn, als hätte etwas sein Interesse geweckt. »Ich heiße übrigens Ben.«

»Grace.« Sie spürt, wie ihr die Hitze in die Wangen steigt, als sie ihren Namen sagt.

Das Kreischen der Rückkopplung aus den Lautsprechern rettet sie. Ein Mann steht auf der Bühne und fummelt am Mikrofon herum. Er ist tief gebräunt und trägt einen Leinenanzug, der aussieht wie aus Mein Jahr in der Provence. Er tippt einmal, zweimal gegen das Mikrofon und räuspert sich.

»Willkommen«, sagt der Mann und legt die Handflächen wie zum Gebet aneinander. »Und herzlichen Glückwunsch, dass Sie es so weit geschafft haben. Ich heiße David Turner, und Sie gehören zu den besten Linguisten des Landes.«

Grace wirft dem Mann im schwarzen Pullover einen Blick zu. Er zieht die Brauen ein kleines bisschen hoch, und sie reißt als Antwort ihre Augen auf.

»... was bedeutet, Sie alle sind wegen der auf Video aufgenommenen Leistungen Ihrer Bewerbungsgespräche hier«, sagt David Turner, »und ich muss Ihnen nicht sagen, dass die Latte dieses Jahr enorm hoch liegt. Wir haben Teilnehmer im Alter von dreiundzwanzig bis vierundsiebzig, aus allen Gegenden des Vereinigten Königreichs, was Sie sicher so fantastisch finden wie ich. Also, heute Morgen wird es die ersten Einführungsgespräche geben, und dafür haben sich unglaublich interessante Redner gemeldet. Aber der wahre Spaß beginnt am Nachmittag!« Er stößt die Faust in die Luft, und die Zuschauer lachen. »Ich weiß, dass Sie alle ganz ungeduldig darauf warten loszulegen, daher bleibt mir nur, Ihnen zu wünschen ...« - er hält inne und zwinkert. Grace erkennt es genau - »Bonne chance, buena suerte, viel Erfolg, udachi, held og lykke und so weiter und so fort!«

Grace dreht sich zu dem Mann im schwarzen Pullover um und blinzelt ihm übertrieben zu. »Viel Glück«, sagt sie.

»Dir auch.« Er zwinkert mit ausdruckslosem Gesicht zurück.

Das Mittagessen wird in der Cafeteria serviert. Es ist Ferienzeit, und der Campus ist seltsam verlassen. Grace hat keinen Hunger, entscheidet sich aber dennoch für eine Ofenkartoffel von der Größe eines Ziegelsteins und ein wenig schlaffen Salat. Sie wartet auf die Frau in der Schlange hinter ihr, damit sie jemanden hat, mit dem sie zusammen am Tisch sitzen kann. Bald sind sie an ihrem Kantinentisch von - na ja - Strebern umringt. In der Unterhaltung geht es um Konjugationen und Kyrillisch und Klingonisch, und sie kann sich nicht helfen, sie saugt alles auf. Sie verliert sich völlig in den Themen, aber ihr entgeht nicht, dass der Mann im schwarzen Pullover hin und wieder vom anderen Ende der Kantine aus zu ihr herüberschaut.

Der Nachmittag vergeht in einem Rausch linguistischer Wettkämpfe. Grace ist ganz in ihrem Element - sie brennt förmlich. In Französisch, Spanisch, Japanisch, Russisch, Niederländisch schlägt sie sich großartig. Es gibt einen Aussprachewettbewerb auf Zeit - schnelles Lesen von hundert Phrasen in zehn Minuten, Simultanübersetzung und eine kritische Diskussion neuer Fragen, bei der man für die Antworten nur sechzig Sekunden hat. Sie versuchen, Rumänisch in einer Stunde zu lernen. Grace ist gar nicht mehr da, ihr Hirn und ihr Körper verarbeiten nur noch die Wörter. Sie hat so lange dafür gelernt. Sie hat zehntausend Stunden reingesteckt, aber es fällt ihr leicht. Es ist, als wären die Wörter, die Sätze, die Sprachstrukturen immer schon da gewesen, als hätten sie in ihrer Großhirnrinde gelauert, bis sie sie braucht. Sie nimmt an, dass es den anderen Bewerbern nicht anders geht, denn der Mann im Leinenanzug - David - hat recht: Sie sind alle sehr gut. In den letzten drei Jahren war sie immer wieder kurz davor, an dem Wettbewerb teilzunehmen, doch jedes Mal hat sie etwas daran gehindert, wahrscheinlich die Angst, nicht gut genug zu sein. Letztes Jahr hat sie sogar die Bewerbungsunterlagen ausgefüllt, sie aber nicht abgeschickt. Jetzt, da sie hier ist, kann sie kaum glauben, dass sie davor zurückgeschreckt ist. Und auf einmal will sie es. Sie will gewinnen, mehr als alles andere.

Als sie in der Bar der Studentenvereinigung ankommt, in der die Preisverleihung stattfinden soll, sitzt er bereits da. Es riecht nach abgestandenem Rauch und Desinfektionsmittel, und sie reagiert wie die Hunde im pawlowschen Versuch: Grace will sofort einen Drink. Sie zögert, und der Mann, Ben, winkt sie zu sich, rückt zur Seite, damit sie sich setzen kann. Dann holt er ihren blauen Kugelschreiber aus seiner Tasche und gibt ihn ihr. »Danke«, sagt er. »Mein geheimer Glücksbringer. Le Bic bleu.«

»Ha«, sagt sie. »Hoffentlich hat er geholfen.« Der Stift ist noch warm von seiner Hand, und sie spürt den plötzlichen Drang, ihn an die Wange zu legen, die Stelle in sich aufzunehmen, die seine Finger berührt haben.

Auf dem Tisch steht Wein. Sie schenkt sich ein Glas ein und bietet ihm die Flasche an. »Ich habe eigentlich das Gefühl, wir sollten einen Snakebite and Black trinken.«

»Absolut. Oder warmes Bier.«

An die Tische um sie herum setzen sich immer mehr Leute. Sie winkt dem Personalberater aus Cambridge zu, mit dem sie beim Mittagessen zusammengesessen hat. David Turner stellt sich vorn hin. Auf dem Tresen hinter ihm steht ein silberner Pokal.

»Wie lief es denn bei dir so?«, fragt Ben.

»Ziemlich gut, glaube ich«, sagt sie. »Und bei dir?«

»Ja.« Er nickt.

»Ja?« Sie lacht. »Was soll das denn heißen?«

»O-kaaay, wir sind ein bisschen spät dran, also fangen wir mal an.« David Turner übertönt mit seiner Stimme das allgemeine Gerede. »Noch einmal vielen Dank an alle, die teilgenommen haben. Ich bin stolz, sagen zu können ...«

Grace versucht, sich auf die Rede zu konzentrieren, aber sie spürt Bens Blick auf sich. Wieder werden ihre Wangen ganz heiß. Sie kann ihn riechen, weil er so nah neben ihr sitzt. Es ist ein roher weißer Geruch, der sie an Winter erinnert.

»... und deshalb fange ich gleich mit dem dritten Platz an.« David Turner beschirmt die Augen mit der Hand und schaut sich im Raum um. Jetzt hat er ihre Aufmerksamkeit. Grace sitzt regungslos da.

»Ariel Jones, sind Sie hier irgendwo?«

Sie schauen nach vorn und klatschen, beide, als ein schlanker Mann mit unvorteilhaftem Schnurrbart seinen Preis entgegennimmt, und vielleicht liegt es am Wein, der ihr direkt in den Kopf gestiegen ist, aber sie hat das Gefühl, diesen Augenblick...
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Fran Littlewood hat am Royal Holloway College der University of London Creative Writing studiert und mit Auszeichnung bestanden. Zuvor war sie Journalistin und arbeitete u.a. für die Times. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in London.