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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
249 Seiten
Deutsch
neobookserschienen am27.10.2022
Eine skurril ausgemalte, humoristisch freche Erzählung über die vielseitigen Bemühungen, die Schwiegermutter unter die Erde zu bekommen, und das möglichst kostengünstig. Eine Geschichte um Bodan, Bodan Siekorsky. Eigentlich ein liebenswürdiger Mensch, der aber zunächst etwas ratlos ist, wie er vorgehen soll, behauptet er doch glaubwürdig, er habe noch nie jemanden unter die Erde gebracht. Irgendwie schafft er es, sodass sogar seine Frau Irmgard, Tochter der Verstorbenen, nichts einzuwenden hat. Doch das Erbe, das er eigentlich anzutreten gedachte, geht völlig für die Beerdigung (Kranz, Sarg, Leichenschmaus) drauf. Und dann stirbt die Tante seiner Frau, Schwester der bereits verstorbenen Schwiegermutter. Doch Bodan hat gelernt. Er verfrachtet die tote Tante ins Auto und fährt mit ihr nach Holland.

Geboren 1944 in Stralsund. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen. Besuch der Volksschule - zu der Zeit hieß die Schule noch so. Lehre, dann Bundeswehr, bei der ich acht Jahre blieb, weil der 'Bund' mir erstens den Besuch einer Abendschule ermöglichte (Hochschulreife) und anschließend noch ein Studium finanzierte (zumindest teilweise). Ich wurde Lehrer, Dipl.-Pädagoge, bildete Lehrer aus. Wurde Studienrat (Höheres Lehramt an Berufsbildenden Schulen)
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR11,99

Produkt

KlappentextEine skurril ausgemalte, humoristisch freche Erzählung über die vielseitigen Bemühungen, die Schwiegermutter unter die Erde zu bekommen, und das möglichst kostengünstig. Eine Geschichte um Bodan, Bodan Siekorsky. Eigentlich ein liebenswürdiger Mensch, der aber zunächst etwas ratlos ist, wie er vorgehen soll, behauptet er doch glaubwürdig, er habe noch nie jemanden unter die Erde gebracht. Irgendwie schafft er es, sodass sogar seine Frau Irmgard, Tochter der Verstorbenen, nichts einzuwenden hat. Doch das Erbe, das er eigentlich anzutreten gedachte, geht völlig für die Beerdigung (Kranz, Sarg, Leichenschmaus) drauf. Und dann stirbt die Tante seiner Frau, Schwester der bereits verstorbenen Schwiegermutter. Doch Bodan hat gelernt. Er verfrachtet die tote Tante ins Auto und fährt mit ihr nach Holland.

Geboren 1944 in Stralsund. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen. Besuch der Volksschule - zu der Zeit hieß die Schule noch so. Lehre, dann Bundeswehr, bei der ich acht Jahre blieb, weil der 'Bund' mir erstens den Besuch einer Abendschule ermöglichte (Hochschulreife) und anschließend noch ein Studium finanzierte (zumindest teilweise). Ich wurde Lehrer, Dipl.-Pädagoge, bildete Lehrer aus. Wurde Studienrat (Höheres Lehramt an Berufsbildenden Schulen)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754982266
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.10.2022
Seiten249 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1192 Kbytes
Artikel-Nr.10097757
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

-3-




Sofort nach Beendigung unserer im engsten Familienkreis abgehaltenen Beratung zogen wir los. Unsere Losung: Auf nach Castrop-Rauxel, ab zum Heim. Unser selbstgestellter Auftrag lautete erstens und offiziell: Marthas Wohnung auflösen.

In Ordnung, Sie haben Recht mit ihrem Einwand und ich will nicht übertreiben, Martha hatte an und für sich nur ein Zimmer mit Kochgelegenheit und separater Nasszelle, ein sogenanntes Wohn-Koch-Schlaf-Klo. Aufgelöst werden musste dieses besondere Etablissement aber trotzdem.

Nun endlich zweitens, und ein viel wichtigerer Punkt, den aber leiser ausgesprochen, sozusagen hinter vorgehaltener Hand geflüstert: Wir mussten das Testament finden. Die alles entscheidende Frage war, wo bewahrt eine alte Frau so etwas Wertvolles auf? Unsere Antwort hieß schlicht und einfach: Natürlich im Kleiderschrank. Präziser gefasst lautete die Selbstauskunft, so etwas findet der Suchende vorzugsweise zwischen der Unterwäsche. Geld steckt man doch auch unter die Matratze oder ins Kopfkissen, wer traut schon einer Bank?

Eines war also klar, die Suche wusste im Wäschefach beginnen. Infolgedessen war unsere Mission eindeutig abgegrenzt und zweifelsfrei definiert. Ein festes Ziel beflügelt, so dauerte unsere Fahrt keine sechzig Minuten, eher achtzig, oder anderthalb Stunden, wenn Ihnen das für Ihre Kalkulation lieber ist. Es gab nur zwei unbedeutende Staus von jeweils knapp fünf Kilometern, also kaum der Rede wert. Einer durch Bauarbeiten hervorgerufen, also völlig normal und einer durch einen kleinen Auffahrunfall, bei dem der ältere Fahrer des vorrausfahrenden Wagens ums Leben kam, Herzinfarkt, auch normal. Vor allem, wenn man bedenkt, dass im Ruhrgebiet mehr Menschen wohnen als in Berlin oder anderswo. Folglich bleibt so etwas nicht aus.

Vor dem Gebäude des gelb verklinkerten, dreistöckigen Altenheims mit der breiten, rollstuhlgerechten, völlig verglasten Eingangstür, gab es genügend Parkplätze, die meisten sogar frei. Alte Leute brauchen kein Auto. Überdies, der Parkraum für die Insassen, ebenso für die Bediensteten, befand sich hinter dem Haus.

Obschon das Heim gut dreihundert alte Menschen aufnehmen konnte, waren stets einige Zimmer zwangsläufig frei. Eine einfache Rechnung. Bezog man die Sonn- und Feiertage in die Betrachtung der Gesamtzahl der Jahrestage nicht mit ein, so starb an jedem der übrigen Tage mindestens ein Bewohner. Den Samstag mitgerechnet. Da bleiben Zimmer ungenutzt und es kommt Routine auf.

Im Heim wurden wir dessen ungeachtet überaus trostvoll und mit zu Gebote stehender Wertschätzung empfangen. Schon bei der Dame an der Anmeldung merkte ich, dass alle Mitarbeiter mit Trauerfällen umgehen konnten. Beileid zu wünschen war für sie gewissermaßen ständiger Alltag. Gleichwohl drückte sie uns gekonnt die Hand, ja man kann sogar sagen, sie tat es gefühlvoll.

Die eigentliche Drückerei begann allerdings mit und bei der Heimleiterin, Frau Semmelknoth, einer Person von vielleicht Mitte vierzig. Eine genauere Angabe ihres Alters war mir nicht möglich, die Frau war einfach zu groß. Ihr streng nach hinten frisiertes Haar, das dem ungeachtet nicht zu einem Dutt geknotet, sondern mit Nadeln und einer Art Zange am übrigen Haar als geflochtener Zopf am Kopf festgesteckt war, gab ihr das Aussehen eines weiblichen Dragoners. Ihre dunkle, laute, raue Stimme, die Wände durchdringen konnte, glich der einer Walküre. Im Theater hätte sie jeden männlichen Darsteller glatt an die Wand gebrüllt, sogar ohne Mikrofon. Von daher wunderte es mich nicht, dass ich glaubte, meine Hände seien für einen Moment in Schraubzwingen geraten. Mann, oh Mann, konnte die Frau den Hebel ansetzen. Alte Leute hatten da keine Chance. Kuschen oder Schraubstock, ducken oder zwacken. Mehr Auswahl war nicht drin. Weiteres anzudrohen nicht nötig. Alte Menschen sind sensibel. Lernen durch Erfahrung , könnte der Grundsatz des Hauses lauten.

Kaum hatte ich meine Hand zurück, zählte ich verstohlen nach. Alle Finger dran, die Haut zwar rot, an einigen Stellen weiß und gereizt, aber die Knochen wirkten unbeschadet. Was mit den Gelenken war, konnte ich auf den ersten Blick nicht erkennen. Glücklicherweise ließ der Schmerz nach wenigen Minuten merklich nach.

Doch zurück zur Wohnungsauflösung. Bevor es soweit war, mussten wir einige Formalien über uns ergehen lassen. Frau Semmelknoth unterbreitete Einiges an Unterlagen, Belege und Schriftstücke. Einige mussten unterschrieben, andere nur beachtet, die letzten lediglich eingesteckt werden.

Personalausweis der Verstorbenen haben wir, brauchten wir nur noch ihren Führerschein , erklärte die alles Leitende streng.

Wir verneinten betroffen, die Verblichene hatte kein Auto und deshalb oder darum keine Lizenz, die man ihr nehmen konnte. Der Punkt war auch abgehakt.

Martha hatten wir bis dahin nicht zu Gesicht bekommen. Unterschrift hier, Gegenzeichnen dort. Ich überlegte, während Irmgard ihren Namen unter weitere diverse Papiere setzte, wie es wohl Martha ging. Als ich die Walküre, die hinter ihrem Schreibtisch saß und unterzeichnete Papier in Aktendeckel schob, nach Martha fragte, und ob sie in ihrem Zimmer sei, da kam die Überraschung.

Zuerst sah mich die mächtige, kraftstrotzende Dame ein wenig erstaunt an, wusste wohl nicht so recht zu antworten, und war offensichtlich auf die Frage nicht vorbereitet. Nur langsam und zögerlich kam deshalb die Antwort, gleichwohl markerschütternd: Martha war nicht in ihrem Zimmer.

Mein Erstaunen war ehrlich, deshalb erheblich. Irmgard unterbrach ihre Arbeit, Belege zu unterschreiben, und schloss sich meiner maßlosen Verwunderung an. Wir waren wie vom Theaterdonner gerührt. Unsere Gesichter drückten Fassungslosigkeit aus. Diese voll krasse Mitteilung musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Martha nicht mehr da!

Nicht nur, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilte, sie war weg. Man hatte sie beseitigt, ohne uns zu informieren. Mir ging nur ein Gedanke durch den Kopf: Was hatten diese Banausen mit Martha gemacht?

Sprachlosigkeit auf unserer Seite. Irmgard schluckte, bei mir schwoll der Kamm. Kurz bevor der platzte, sagte Frau Semmelknoth, dass Martha im hauseigenen Abschiedszimmer gebettet worden sei. Wir atmeten hörbar durch. Schon das Wort Abschiedszimmer hörte sich gut an. Besser als der Begriff Leichenschauraum, den ich schon mal irgendwo gehört hatte. Ich glaube bei einschlägigen Krimis benutzen die Fernsehmacher diesen menschenverachtenden Ausdruck. Käsige Leichen werden zur abscheulichen Schau in einen kargen, zudem noch schlecht beleuchteten Raum gestellt. Diese öffentliche Darbietung der wie Wachs aussehenden Körper ist einfach widerwärtig. Doch wie gesagt, im Gegensatz zum Fernsehen konnte das Altenheim mit derartigen Angelegenheiten großartig umgehen. Da waren in jeder Beziehung Profis am Werk. Fast hätte ich anerkennend gepfiffen.

Sie wollen sicher noch einen Blick auf Ihre liebe Mutter werfen , dröhnte Frau Semmelknoth und sah Irmgard mitfühlend an. Es war ein sicher oft geübter, berufsmäßiger Blick, den ich nicht beschreiben kann, ein Augenaufschlag, der Tote hätte erwecken können.

Schade, sie hätte sich den Blick aufsparen und im Abschiedsraum anwenden sollen, die Rente wäre für eine gewisse Zeit noch gesichert gewesen. Begleitet wurde ihr Augenaufschlag von einer Mimik, die ihres gleichen suchte und nie gefunden hätte. Die Frau hatte viele Jahre Erfahrung auf ihren nicht vorhandenen Buckel gehäuft. Dieses Wissen trug sie mit Anstand und hocherhobenem Kopf.

Wir, Irmgard und ich, nickten gleichzeitig, wie abgesprochen und einstudiert. In solchen Dingen sind wir uns unausgesprochen einig. Frau Semmelknoth erhob sich, kam hinter ihrem Schreibtisch hervor, ihre Statur wirkte noch wesentlich stattlicher als im Sitzen, die Frau überschaute alles, überragte manches und führte uns zur teuren Verblichenen, wie sie sich ausdrückte. Wir waren arglos, als wir hinter ihr drein trotteten und wussten zu diesem Augenblick noch nichts von der tatsächlichen Bedeutung dieses so sorglos hingeworfenen Ausdrucks: teure Verblichene.

Die Verblichene sah dann in Wirklichkeit recht gesund aus. Rouge sorgte für diese rosige Verzauberung ihrer Bäckchen. So gut hatte sie zu Lebzeiten nie gewirkt. Ihre Wangen waren nicht eingefallen. Demnach musste man ihr das Gebiss gelassen haben, sogar im Mund. Vollständig bekleidet (jedenfalls, soweit man das sehen konnte) lag Martha in einem Bett, das für diese Zwecke extra zur Verfügung stand und entsprechend hergerichtet war. Rüschen und Spitzen am überbreiten Kopfkissen. Marthas Kopf dezent hineingebettet. Keine Falte störte das Bild. Das Kopfkissen ebenso wie das Oberbett akkurat geglättet. Der Stoff schimmerte matt, aber seidig. Eine weiße Spitzendecke hing beidseitig über das Bett hinab, berührte beinahe den Boden. Etwa eine Daumenbreite blieb zwischen Spitzendecke und Fußboden frei. Platz genug für ein zufällig zu Boden gefallenes Papiertaschentuch, um dieses mit einem dezenten Stoß der Fußspitze unter dem Bett verschwinden lassen zu können. Irmgard brauchte kein Taschentuch, ich hatte keines und Frau Semmelknoth war abgeklärt.

Das Abschiedszimmer war dunkel und gleichermaßen gestrichen, eine undefinierbare, gleichwohl dezente Farbe dominierte. Eine Mischung aus viel Grau, einem Stich Grün und einem Hauch Blau, vermengt mit etwas Weiß und einem kleinen Anteil Schwarz, wie ich vermutete. Das einzige Fenster war diskret mit einer lichtdurchlässigen, sonst undurchsichtigen, gräulich-weißen Lamelle verhängt. Indirekte, gedämpfte Beleuchtung tauchte den Raum in ein ehrwürdiges Licht, nicht zu hell, auch nicht zu dunkel, gerade richtig. Hier waren Könner am Werk. Kerzen zu...
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Geboren 1944 in Stralsund.Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen.Besuch der Volksschule - zu der Zeit hieß die Schule noch so.Lehre, dann Bundeswehr, bei der ich acht Jahre blieb, weil der "Bund" mir erstens denBesuch einer Abendschule ermöglichte (Hochschulreife) und anschließend noch ein Studiumfinanzierte (zumindest teilweise).Ich wurde Lehrer, Dipl.-Pädagoge, bildete Lehrer aus. Wurde Studienrat (Höheres Lehramt an Berufsbildenden Schulen)