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Die Bibliothek der Hoffnung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.03.20231. Auflage
Nach einer wahren Geschichte: eine Hommage an Bücher, Bibliotheken und die Kraft der Hoffnung Der historische Roman »Die Bibliothek der Hoffnung« erzählt die Geschichte der U-Bahn-Station Bethnal Green in London, die während des 2. Weltkriegs für 5.000 Menschen zu einer Art Zuhause wurde. London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten - und eine kleine Bibliothek. Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kindern Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt - denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen. Anrührend und hochspannend erzählt die britische Autorin Kate Thompson eine wahre Geschichte: Eine kleine Bibliothek unter den Straßen von London schenkt den Menschen die Kraft, auch in dunklen Zeiten ein Licht zu sehen. Der liebevoll recherchierte historische Roman aus der Zeit des 2. Weltkriegs wird alle Leser*innen von Antonio Iturbes »Die Bibliothekarin von Auschwitz« oder Lea Kampes »Der Engel von Warschau« begeistern.

Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNach einer wahren Geschichte: eine Hommage an Bücher, Bibliotheken und die Kraft der Hoffnung Der historische Roman »Die Bibliothek der Hoffnung« erzählt die Geschichte der U-Bahn-Station Bethnal Green in London, die während des 2. Weltkriegs für 5.000 Menschen zu einer Art Zuhause wurde. London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten - und eine kleine Bibliothek. Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kindern Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt - denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen. Anrührend und hochspannend erzählt die britische Autorin Kate Thompson eine wahre Geschichte: Eine kleine Bibliothek unter den Straßen von London schenkt den Menschen die Kraft, auch in dunklen Zeiten ein Licht zu sehen. Der liebevoll recherchierte historische Roman aus der Zeit des 2. Weltkriegs wird alle Leser*innen von Antonio Iturbes »Die Bibliothekarin von Auschwitz« oder Lea Kampes »Der Engel von Warschau« begeistern.

Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426466674
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3513 Kbytes
Artikel-Nr.10114303
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

3. März 1944

Clara


Ich fand immer schon, Bibliothekare sollten sich bemühen, ihre Kundschaft zum Lesen zu ermutigen, ohne dabei zu werten. Es geht darum, dass die Leute ihr Leseerlebnis genießen. Wer wären wir, darüber zu urteilen, was für ein Erlebnis das ist?

Alison Wheeler, MBE, ehemalige CEO der Suffolk Libraries, Bibliotheksaktivistin und Kuratorin des Bibliotheksverbands CILIP


Ist Weinen in der Bücherei erlaubt?«

»Lieber Himmel! Wo kommst du denn so plötzlich her?« Clara blinzelte gegen die Tränen an. »Ich dachte, ich hätte abgeschlossen!«

Es war nicht gerade schicklich für eine Bibliothekarin, dabei ertappt zu werden, wie sie mit roten Augen und Rotznase neben ihrem Wagen mit zurückgegebenen Büchern flennte.

Clara schaute über den Tresen. Ein kleines Gesicht blickte ihr entgegen, die Augen hinter dem langen Pony verborgen. »Entschuldige, Liebes, wollen wir noch einmal neu anfangen? Ich heiße Clara Button, ich bin hier die Bibliothekarin.«

»Hallo. Ich bin Marie.« Das Mädchen pustete nach oben, sodass der Pony sich teilte und neugierige braune Augen zum Vorschein kamen.

»Möchtest du ein Lutschbonbon, Marie?«

»Sind Süßigkeiten denn hier erlaubt?«

»Ich habe einen geheimen Vorrat an Zitronenbonbons.« Sie zwinkerte. »Für Notfälle.«

Die Augen wurden groß.

»Wusste ich´s doch, dass das deine Lieblingssorte ist.«

Marie griff blitzschnell nach der Süßigkeit und stopfte sie in den Mund. »Woher hast du das denn gewusst?«

»Ich weiß immer, was die Leute am liebsten mögen.«

»Wetten, du weißt nicht, welches mein Lieblingsbuch ist?«

»Wetten doch? Mal sehen. Wie alt bist du?«

Marie hielt acht Finger dicht vor Claras Gesicht.

»Acht, das ist ein wunderbares Alter!«

Clara ging in die Abteilung für Kinderbücher und krabbelte mit den Fingern flink über die Buchrücken wie eine Spinne. Marie grinste, das Spiel gefiel ihr.

Claras Finger verharrten kurz bei Black Beauty - zu traurig -, wanderten dann weiter zu Aschenputtel - zu rosarot - und blieben schließlich auf Der Wind in den Weiden liegen.

»Habe ich recht?«

Das Mädchen nickte. »Ich mag den Kröterich am liebsten.« Maries Blick glitt voller Verlangen über Claras sorgfältig gepflegten Bücherbestand. »Hier drin ist es wie in Aladins Höhle.«

Clara glühte vor Stolz. Sie hatte fast drei Jahre gebraucht, um nach der Bombardierung ihre Bücherei hier so weit aufzubauen.

»Darf ich das ausleihen? Ich konnte meins nicht mitnehmen.«

»Wurdest du evakuiert?«

Marie nickte. »Mein Vater ist auf Jersey geblieben.«

»Das tut mir leid. Du vermisst ihn bestimmt.«

Die Kleine nickte wieder und zwirbelte ihr rotzverklebtes Ärmelbündchen um die Finger.

»Meine Schwester sagt, ich darf nicht darüber reden. Kann ich denn Bücher ausleihen?«

»Aber ja, ich werde dir einen Leseausweis ausstellen«, erwiderte Clara. »Wenn du deine Mum bittest, zu mir zu kommen und das Anmeldeformular auszufüllen. Ich müsste dazu nur ihren Übernachtungsschein sehen.«

»Sie kann aber nicht kommen. Meine Schwester hat gesagt, ich soll sagen, sie hat immer viel zu tun, weil sie kriegswichtige Arbeit macht.«

»Oh, na, dann kann deine Schwester vielleicht fünf Minuten erübrigen.«

»Warum hast du eigentlich vorhin geweint?«, nuschelte Marie und schob das Zitronenbonbon in die andere Wange, die sich ausbeulte wie bei einem Hamster.

»Weil ich traurig war.«

»Und warum?«

»Weil ich jemanden vermisse, der mir viel bedeutet hat, das heißt, eigentlich drei Menschen.«

»Ich auch. Ich vermisse meinen Vater ... Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?« Maries glänzende Augen wurden noch größer. Vielleicht hatte die Süßigkeit ihr die Zunge gelöst oder die Aussicht auf Der Wind in den Weiden, jedenfalls spürte Clara, dass dieses kleine Mädchen dringend jemanden brauchte, dem es sich anvertrauen konnte.

»Großes Ehrenwort«, versprach sie und hob die Schwurhand. »Bibliothekarinnen können wunderbar Geheimnisse hüten.«

»Meine M-«

»Marie Rose Kolsky!«, fiel ihr eine scharfe, helle Stimme von der Tür her ins Wort. »Was denkst du dir dabei, dich hier herumzutreiben!«

Clara wandte sich zum Eingang um und schaute in das blasse, ernste Gesicht eines weiteren Mädchens.

»Es tut mir wirklich leid, Miss, meine Schwester hätte Sie nicht behelligen sollen. Ich habe ihr gesagt, dass sie an unserem Schlafplatz auf mich warten soll.«

»Ich wollte aber die Gutenachtgeschichte hören«, protestierte Marie.

»Sei nicht albern, Marie, die Bücherei ist geschlossen.«

»Nein, nein, deine Schwester hat schon recht«, unterbrach Clara, die das Bedürfnis hatte, das kleine Mädchen zu verteidigen. »Wir halten hier in der Bücherei jeden Abend um sechs eine Vorlesestunde. Nur heute Abend muss sie leider wegen einer Feierlichkeit ausfallen. Aber schaut doch gern morgen wieder herein.«

»Vielleicht. Komm jetzt, Marie.«

Die Größere packte ihre kleine Schwester am Arm und zerrte sie zur Tür. »N´en soûffl´ye un mot.« Clara verstand kein Französisch, aber ihr war klar, dass Marie einen Rüffel bekam.

»Komm wieder, ich lege das Buch für dich zurück.«

Doch die beiden waren schon fort, ihre Schritte hallten über den Bahnsteig Richtung Westen.

Clara schaute den Mädchen neugierig nach. Sie gingen gerade am Theater des Shelter vorbei. Marie lief hüpfend mit, halb von ihrer Schwester mitgeschleift. Sie trug zwei verschiedenfarbige Socken und Turnschuhe. Die Ältere wirkte steif und zugeknöpft. Gar nicht wie die meisten jungen Mädchen, die Nacht für Nacht in dem überfüllten, lärmigen Bethnal Green Underground Shelter schliefen. Die Minsky Agombars und Pat Spicers dieser Welt hatten ein loses Mundwerk und ein affektiertes Gehabe. Jeden Abend, wenn Clara die Bücherei abschloss, sah sie sie in Scharen bei ihren metallenen Stockbetten versammelt, wo sie verschwörerisch tuschelten oder sich mit den Nähnadeln ihrer Mütter gegenseitig Ohrlöcher stachen. Diese hier war anders. Nun, in ihrer kleinen unterirdischen Bücherei bekam Clara die unterschiedlichsten Menschen zu sehen.

Jetzt verschwanden die Schwestern in der Düsternis der von beißenden Gerüchen erfüllten U-Bahn-Station. Im Café in der Schalterhalle eine Ebene höher brieten Dot und Alice gerade Fisch zum Sabbat für die jüdischen Bewohner des Shelter, der Geruch zog von oben herunter und mischte sich in den Karbolgestank. Hier unten in den Tunneln konnte man die Luft schneiden.

Mit einem tiefen Seufzer besann Clara sich darauf, dass ihr kaum noch Zeit blieb, ihr Gesicht in Ordnung zu bringen und ihre Schminke aufzufrischen. Ihr graute schon vor dem Auftritt, der ihr bevorstand.

Ihr düsterer Blick fiel auf die Abendausgabe des Daily Express, die aufgeschlagen auf dem Büchereitresen lag.

BLITZ ENTFACHT LESEFIEBER, lautete die Schlagzeile auf der Titelseite, darunter war eine grässliche Fotografie von ihr abgedruckt und als Bildunterschrift: Perle der Bibliothek geht unter die Erde.

Perle der Bibliothek?

Der Artikel darunter war noch schlimmer.


Die junge, kinderlose Witwe Clara Button leistet ihren Beitrag zu den Kriegsanstrengungen, indem sie die einzige unterirdische Bücherei Großbritanniens leitet. Diese befindet sich über den U-Bahn-Gleisen in der als Notunterkunft genutzten Station Bethnal Green. Als die Zentralbibliothek des Stadtteils in der ersten Woche des Blitz ausgebombt wurde, wobei der leitende Bibliothekar Peter Hinton tragischerweise ums Leben kam, fand sich die Kinderbibliothekarin Mrs Button unverhofft in der Führungsrolle wieder. In Ermangelung männlicher Kollegen trat sie tapfer in die Bresche und sorgte dafür, dass 4000 Bände in die U-Bahn-Station verbracht wurden. Dort, 24 Meter unter der Erde, wurde unter ihrer Leitung eine provisorische Bunker-Bibliothek eingerichtet.

Unsere barbarischen Feinde mögen finster entschlossen sein, London in Schutt und Asche zu legen, doch unter den Straßen der Stadt versieht Mrs Button unerschütterlich ihren Dienst und versorgt ihre Mitmenschen mit packender Lektüre, um sie auf andere Gedanken zu bringen, wenn oben die Bomben fallen.


Die Worte »kinderlose Witwe« waren der Anlass gewesen, weshalb sie vorhin geweint hatte. Die Beschreibung traf natürlich zu, aber war es denn nötig, ihren Status so unverblümt dem ganzen Land kundzutun?

Clara dachte wieder an Duncan, und die Trauer bohrte sich tief in ihr Herz wie ein glühendes Messer. Mehr bedurfte es nicht. Die Erinnerung an sein Gesicht, als er in der Tür stand, im Begriff, in den Krieg zu ziehen, die Stiefel auf Hochglanz poliert, aufgeregt wie ein Kind bei einem Sommerfest. Fragen rankten sich durch ihren Geist wie Unkraut.

Woran hatte er in den Augenblicken vor seinem Tod gedacht? Hätte sie ihre Anstellung in der Bücherei aufgeben sollen? Wie lange würde das Lügengebäude halten?

»Nein!«, schalt sie sich selbst und presste die Fäuste auf die Augen. »Damit fangen wir jetzt nicht an. Nicht ausgerechnet heute.« Einmal am Tag gründlich ausweinen, und niemals in der Bücherei. Das waren ihre Regeln, und eine...
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Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury.