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Delara

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Bookspot Verlagerschienen am08.11.20221. Auflage
Wenn Märchen die Herzen zum Leuchten bringen Noch bevor der Krieg ganz ausgebrochen ist, findet das Böse seinen Weg in Delaras Heimat. Und dabei wird weit mehr zerstört als Häuser und Leben. Denn die Dunkelheit macht selbst vor der Fantasie keinen Halt und so zerbricht der Märchenspiegel. Als dann die ersten Bomben fallen, verliert Delara nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Familie. Allein und verängstigt macht sich das junge Mädchen auf, eine neue Heimat zu finden und gleichzeitig die Welt der Magie zu retten. Auf ihrer Flucht begegnen ihr interessante Charaktere und auch das eine oder andere Märchen, welches ihr zeigt, dass es vielleicht doch noch einen Silberstreif am Horizont gibt. Eine wundervolle Geschichte über Verlust, Krieg und Heimatlosigkeit, die einmal mehr beweist, dass Träume und Hoffnung alles erstrahlen lassen.

Barbara Naziri alias Aramesh - Deutsch-Iranerin mit jüdischen Wurzeln, Menschenfreundin und Kosmopolitin, wohnt mit ihrer Familie in Hamburg. Als Menschenrechtsaktivistin setzt sie sich für Gleichheit und Integration und gegen Antisemitismus und Rassismus ein. Mit ihren Büchern wurde sie zur Brückenbauerin der Kulturen. Naziri lebte eine Zeit lang in der Türkei. Sie ist Mitbegründerin des Hamburger Flüchtlingsrats, der »Initiative Menschenrechte und Demokratie Iran (IMUDI)« sowie Mitglied im Auschwitzkomitee und in der Hamburger Autorenvereinigung. Sie schreibt Lyrik unter dem Namen Aramesh. Über sich selbst sagt die Autorin: »Ich bin eine jüdische Pflanze in persischer Erde und blühe für den Frieden. (Blütestandort Norddeutschland)« Letzte Veröffentlichungen: 2021: Barbara Naziri: Scheherazades Kinder (Planegg, P&L Edition im Bookspot-Verlag) 2020: Barbara Naziri: Aramesh - Sternenlicht und Katzengold (Planegg, P&L Edition im Bookspot Verlag) 2018: Barbara Naziri: Granatapfelkerne (Wien, Karina Verlag) 2017: Barbara Naziri: Vor unserer Tür (Berlin, Hrsg. Sternenblick) 2017: Barbara Naziri: Märchenspiegel der Aramesh (Wien, Karina Verlag) 2015: Barbara Naziri und Peter Reuter: Herbstgeflüster - Gedichte und Geschichten zwischen Okzident und Orient, 1. Auflage (Hamburg, TwentySix). 2011: Barbara Naziri: Grüner Himmel über schwarzen Tulpen - Ein west-östlicher Blick hinter den Schleier Irans (Rüsselsheim, Christel Göttert Verlag). 2010: Herausgeberin und Co-Autorin: antastbar - die Würde des Menschen (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag) 1994: Pseud. Maryam Djoun: Leben im Kalten Paradies (Hamburg, Verlag Theorie und Praxis) 1992: Pseud. Maryam Djoun: Der Granatapfelbaum (Hildesheim, IKW) Vertreten in diversen Anthologien (z. B. Trümmerseele, Brechungswellen, u.v.a.). Platz 1 in zwei Wettbewerben: 2008, »Nebelmond« (Füllfederhalter des Grauens) (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag, zum Thema Gruselstories) sowie »Lam, der Kindersoldat « (Media Mania Magazin 2010, zum Thema Krieg und Terror) Mehr über die Autorin gibt's unter: barbara-naziri.hpage.de
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextWenn Märchen die Herzen zum Leuchten bringen Noch bevor der Krieg ganz ausgebrochen ist, findet das Böse seinen Weg in Delaras Heimat. Und dabei wird weit mehr zerstört als Häuser und Leben. Denn die Dunkelheit macht selbst vor der Fantasie keinen Halt und so zerbricht der Märchenspiegel. Als dann die ersten Bomben fallen, verliert Delara nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Familie. Allein und verängstigt macht sich das junge Mädchen auf, eine neue Heimat zu finden und gleichzeitig die Welt der Magie zu retten. Auf ihrer Flucht begegnen ihr interessante Charaktere und auch das eine oder andere Märchen, welches ihr zeigt, dass es vielleicht doch noch einen Silberstreif am Horizont gibt. Eine wundervolle Geschichte über Verlust, Krieg und Heimatlosigkeit, die einmal mehr beweist, dass Träume und Hoffnung alles erstrahlen lassen.

Barbara Naziri alias Aramesh - Deutsch-Iranerin mit jüdischen Wurzeln, Menschenfreundin und Kosmopolitin, wohnt mit ihrer Familie in Hamburg. Als Menschenrechtsaktivistin setzt sie sich für Gleichheit und Integration und gegen Antisemitismus und Rassismus ein. Mit ihren Büchern wurde sie zur Brückenbauerin der Kulturen. Naziri lebte eine Zeit lang in der Türkei. Sie ist Mitbegründerin des Hamburger Flüchtlingsrats, der »Initiative Menschenrechte und Demokratie Iran (IMUDI)« sowie Mitglied im Auschwitzkomitee und in der Hamburger Autorenvereinigung. Sie schreibt Lyrik unter dem Namen Aramesh. Über sich selbst sagt die Autorin: »Ich bin eine jüdische Pflanze in persischer Erde und blühe für den Frieden. (Blütestandort Norddeutschland)« Letzte Veröffentlichungen: 2021: Barbara Naziri: Scheherazades Kinder (Planegg, P&L Edition im Bookspot-Verlag) 2020: Barbara Naziri: Aramesh - Sternenlicht und Katzengold (Planegg, P&L Edition im Bookspot Verlag) 2018: Barbara Naziri: Granatapfelkerne (Wien, Karina Verlag) 2017: Barbara Naziri: Vor unserer Tür (Berlin, Hrsg. Sternenblick) 2017: Barbara Naziri: Märchenspiegel der Aramesh (Wien, Karina Verlag) 2015: Barbara Naziri und Peter Reuter: Herbstgeflüster - Gedichte und Geschichten zwischen Okzident und Orient, 1. Auflage (Hamburg, TwentySix). 2011: Barbara Naziri: Grüner Himmel über schwarzen Tulpen - Ein west-östlicher Blick hinter den Schleier Irans (Rüsselsheim, Christel Göttert Verlag). 2010: Herausgeberin und Co-Autorin: antastbar - die Würde des Menschen (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag) 1994: Pseud. Maryam Djoun: Leben im Kalten Paradies (Hamburg, Verlag Theorie und Praxis) 1992: Pseud. Maryam Djoun: Der Granatapfelbaum (Hildesheim, IKW) Vertreten in diversen Anthologien (z. B. Trümmerseele, Brechungswellen, u.v.a.). Platz 1 in zwei Wettbewerben: 2008, »Nebelmond« (Füllfederhalter des Grauens) (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag, zum Thema Gruselstories) sowie »Lam, der Kindersoldat « (Media Mania Magazin 2010, zum Thema Krieg und Terror) Mehr über die Autorin gibt's unter: barbara-naziri.hpage.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783956691850
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum08.11.2022
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5661 Kbytes
Artikel-Nr.10198336
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Der zersplitterte Märchenspiegel
Delara
Die Waffe des Schwarzen Todes
Golejach, die Eisblume
Kleinfingernagelgroß
Die schwarze Tulpe
Der Heimatlose
Das Amulett der Tiere
Die Sänger vom Seerosenteich
Das Geheimnis von Silbertal
Die Töchter der Sonne
Das Versprechen
Mond, Stern und Sonne
Die Nebel von Moorland
Engel mit einem Flügel
Der Lichtbringer
Der dritte König
Das Weihnachtsschwein
Rabentochter Rabiana
Die Abenteuer des Osterhasen-Felix
Pustekuchen
Der Baum allen Lebens
König der Herzen
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Leseprobe


Delara







Die Welt der Menschen hatte sich verändert. Güte und Vertrauen waren aus ihren Herzen gewichen, die nun von Habgier und Missgunst beherrscht wurden. Der Glaube an die Märchen ging darüber verloren, denn das Böse erschien reizvoller als das Gute. So geriet der Märchenspiegel ins Wanken. Sobald die Menschen sich darin betrachteten, spiegelten sie sich nur in ihrer Eitelkeit und Selbstsucht wider und übersahen dabei die Liebe, die still neben ihnen stand. Sie gerieten in Streit und anstatt einander die Hände zur Versöhnung zu reichen, bekämpften sie sich aufs Bitterste. Die Rachsucht sah ihre Zeit gekommen und ergriff von ihnen Besitz. Aus Brüdern wurden Feinde und aus Freunden Fremde. Da geschah das Unfassbare: Mit einem Klirren zerbarst der Märchenspiegel in viele Splitter und schon stampfte das Böse mit seinem dunklen Heer darüber hinweg, damit nichts mehr an ihn erinnerte.

Delara hatte die Zerstörung aus ihrem Schlupfwinkel beobachtet. Das Herz schlug ihr vor Entsetzen bis zum Halse. Sie presste die Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien, damit das Böse sie nicht entdeckte. Beklommen wartete sie, bis der Tag sich neigte. Bevor die Dämmerung einsetzte, fasste sie Mut und schlich aus ihrem Versteck. Verstohlen sah sie sich um. Keine Menschenseele zeigte sich in der Nähe. Hastig kniete sie nieder und klaubte eilends alle Splitter vom Boden, die sie finden konnte, um sie in einer hölzernen Dose zu verbergen. Delara schloss den Deckel und dachte an ihren Vater, der das Kästchen vor gar nicht langer Zeit geschnitzt hatte, als sie noch ein Zuhause hatte. Sie verstaute die Dose in ihrer Kleidertasche und ließ sich auf einem großen Stein nieder. Trostlos wanderte ihr Blick über die Ruinen, die einst schöne Häuser gewesen waren. Tränen schossen ihr in die Augen und hinterließen helle Spuren auf ihren staubigen Wangen. Der Wind hörte ihr bitterliches Weinen und fuhr ihr sanft über das Haar. »Hör zu, mein Kind«, säuselte er »noch ist nicht alles verloren. Ohne deine Aufmerksamkeit wären die Märchen aus dieser Welt verschwunden. Doch ihre Kraft steckt noch im kleinsten Splitter. Du musst sie nur am Leben halten. Glaube an das Wunder, dann werden sie sich mehren. Und ein Wunder vermag auch, diesen Spiegel wieder zusammenzufügen.« Dann blies er ihr ins Gesicht und raunte:

»Gib nicht auf, liebes Kind,

schau nach vorn, nicht zurück,

denn so schnell wie der Wind

wendet Unheil sich zum Glück!«

Ach, wenn es doch so einfach wäre, dachte Delara. Aber wem soll ich vertrauen, wenn nicht den Worten des Windes. Sie hob den Blick und sah den graugelben Wolken nach, die träge vorüberzogen. Der Himmel lugte trübe durch die schwere Wolkenlast und das Land schien sich in der Dämmerung aufzulösen. Delara presste die Hände auf ihr Herz. Konnte man die Zeit nicht zurückdrehen?

Es gab keinen Frieden mehr im Morgenland. Einst waren hier Karawanen die Seidenstraße entlanggezogen und blühende Gärten hatten die Augen der Menschen erfreut. Delara hatte das Licht einer Welt erblickt, in der es noch Träume und Märchen gab. Der Himmel hatte sich im Blau ihrer Augen gespiegelt und die Sonne begrüßte sie lächelnd jeden Morgen. Wie schön klang es, das Lachen der Mutter zu hören oder wenn der Vater beim Holzschnitzen fröhliche Lieder sang. Wie sehr liebte sie es, mit dem Wind zu laufen, der ihr ins rabenschwarze Haar blies, oder dem munteren Zwitschern des Spatzenvolkes zuzuhören, das sich all-abendlich in der Krone eines alten Baumes versammelte. Und dann waren da noch die Geschichtenerzähler im alten Basar. Wie groß war die Freude, sich in den Kreis der Hörer zu reihen und zu spüren, wie die Märchen zum Leben erwachten, um die Lauschenden in ihre Zauberwelt zu entführen.

Die schönen Tage endeten, als die Streiter des Bösen das Morgenland überfielen. Sie trugen lange Gewänder und verhüllten ihre Gesichter, die so hässlich waren, dass selbst die Nacht, die schon viel gesehen hatte, vor ihnen zurückschreckte. Die Unholde begannen, das Land zu verwüsten. Mordend und brandschatzend zogen sie durch Städte und Dörfer. Sie töteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, und die Kunde über ihre Grausamkeit eilte ihnen weit voraus. Die Märchenerzähler verschwanden, die Basare schlossen ihre Tore und selbst der Himmel verdunkelte sein Gesicht.

Eines Tages riefen die Eltern Delara zu sich und sprachen: »Liebe Tochter, es gibt keinen Frieden mehr in unserem Land. Wir können nicht in die Zukunft blicken, aber die Gegenwart sieht düster aus. Vielleicht müssen wir über kurz oder lang unsere Heimat verlassen.«

Delara war erschrocken über die Hoffnungslosigkeit in den Stimmen ihrer Eltern. Die Mutter nähte ihr ein Beutelchen mit einem langen Band. Sie steckte eine Geldsumme hinein und sprach: »Wenn mir und deinem Vater etwas zustoßen sollte, nimm dieses Geld und versuche dein Glück dort, wo Frieden herrscht. Bis dahin trage dieses Beutelchen stets unter deiner Kleidung verborgen.« Delara ergriff die Angst bei dem Gedanken, den Eltern könne ein Leid geschehen. Doch sie verbarg ihre Furcht hinter einem Lächeln, um sie nicht noch trauriger zu machen, hängte sich das Beutelchen um den Hals und hoffte, es nie benutzen zu müssen. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht.

Noch in der folgenden Nacht wurden die Menschen durch ein schreckliches Getöse aus ihrem Schlaf gerissen. Ein Heulen und Zischen lag in der Luft und dann hagelte es Bomben vom Himmel. Ihre Einschläge fraßen sich in die Häuser und Gärten. Ihnen folgten heftige Explosionen, die wie Feuerbälle die Dunkelheit durchbrachen. Einstürzende Decken und Wände begruben Familien unter sich, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Wie von einem Katapult geschossen, wurden Steine und andere Gegenstände durch die Luft geschleudert. Herumfliegende Trümmer erschlugen Menschen, die aus ihren Heimen gehastet kamen. Ganze Straßenzüge standen in Flammen. Aus einst schönen Häusern wurden Ruinen, die mit fensterlosen Augen verwüstete Straßen säumten. Schutt und Steine türmten sich auf den Wegen und dazwischen rannten Kinder und Alte verzweifelt um ihr Leben. Zwischendurch schallten das Knattern von Gewehrsalven und das Dröhnen schwerer Waffen, welche sich auf hilflose Menschen richteten. Überall waren die Schreie Verletzter zu hören. Der schreckliche Krieg hatte ihre Stadt erreicht. Delara suchte in einem Winkel Schutz und betete still um ihr Leben. Mit beiden Händen hielt sie sich die Ohren zu, um die Schreie der Menschen nicht zu hören. Als sie sich erhob, war ihr altes Leben gestorben.

Die Erinnerung schmerzte. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen und seufzte. Nun war sie allein. Ihr Elternhaus zerstört, Vater und Mutter für immer gegangen. Nur deren Gräber waren ihr geblieben und das, was sie am Leibe trug. Nicht einmal eine Blume hatte sie für den Abschied gefunden. Schwer wie ein Stein lag ihr das Herz in der Brust. In ihre Trauer mischte sich die Sorge. Wohin soll ich gehen, fragte sie sich, und wie lange bin ich noch sicher? Ihr Leben lag nun in ihrer eigenen Hand und für ihren Schutz musste sie selber sorgen. »Habt Dank, lieber Baba, liebe Mama, für alles, was ihr für mich getan habt«, flüsterte sie und strich mit den Händen über den kargen Boden. Dann erhob sie sich und vertraute sich dem Wind an, in der Hoffnung, er würde ihr die Richtung weisen. Der Wind wirbelte den Staub zu ihren Füßen empor und sie folgte ihm.

Die Stadt war nur noch ein Trümmerfeld. Immer mehr Menschen verließen ihre alte Heimat und folgten den Flüchtlingsströmen, die Richtung Küste zogen. Hier gaben sie ihr Hab und Gut her für eine Überfahrt auf brüchigen Schiffen, die sie in einen sicheren Hafen bringen sollten, fern vom Tosen des Krieges. »Flieht in den Westen!«, ging es von Mund zu Mund. »Dort findet ihr Frieden, Freiheit und eine Zukunft für die Kinder.« Mit dieser Hoffnung vertrauten sie sich den Schleppern an. Doch die Kapitäne dieser Schiffe waren Betrüger und hatten Übles im Sinn. Ihre Herzen waren verhärtet und für sie zählte nichts als bare Münze, die sie aus den Händen der verzweifelten Menschen zerrten, um ihren Reichtum zu mehren. Wenn sich ihre Geldbeutel nicht mehr schließen ließen, machten sie sich des Nachts heimlich aus dem Staub und ließen die arglosen Flüchtlinge auf den brüchigen Schiffen zurück, die man auch Seelenfrachter hieß. Diese schwankten wie Walnussschalen auf dem weiten Meer und trieben führerlos dahin. Nun galt es, das Glück in die Waagschale zu werfen, indem sich die Verlassenen dem Meeresgott anvertrauten. Würde er sein Opfer fordern, die Schiffe im Sturm kentern lassen und sie mit Mann, Frau und Kind verschlingen oder ihnen das Geleit bis an die ersehnte Küste geben? Niemand konnte sich auf seine Launen verlassen, denn er galt als herrisch und grausam. Selten war er milde gestimmt und forderte häufig seinen Tribut an Leben. Die Menschen aber, die er zu sich in die Tiefe zog, verweilten als Sklaven in seinem Reich, ohne noch einmal den Himmel zu erblicken.

Delara irrte schon seit Tagen ziellos durch die zerstörte Stadt. Inzwischen quälte sie der Hunger, denn sie hatte nicht einmal mehr ein Stück Brot. Alles, was sie besaß, trug sie am Körper. In ihren Taschen versteckte sie die hölzerne Dose mit den Märchensplittern und um ihren Hals trug sie ein Medaillon und den Beutel mit Geld. Aber dieses konnte man nicht essen und zu kaufen gab es nichts. Auf der Straße begegnete ihr eine Familie, die auf dem Weg zur Küste war. Ein großer Mann blieb vor...



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Autor

Barbara Naziri alias Aramesh - Deutsch-Iranerin mit jüdischen Wurzeln, Menschenfreundin und Kosmopolitin, wohnt mit ihrer Familie in Hamburg. Als Menschenrechtsaktivistin setzt sie sich für Gleichheit und Integration und gegen Antisemitismus und Rassismus ein. Mit ihren Büchern wurde sie zur Brückenbauerin der Kulturen. Naziri lebte eine Zeit lang in der Türkei. Sie ist Mitbegründerin des Hamburger Flüchtlingsrats, der »Initiative Menschenrechte und Demokratie Iran (IMUDI)« sowie Mitglied im Auschwitzkomitee und in der Hamburger
Autorenvereinigung. Sie schreibt Lyrik unter dem Namen Aramesh.

Über sich selbst sagt die Autorin:
»Ich bin eine jüdische Pflanze in persischer Erde und blühe für den Frieden.
(Blütestandort Norddeutschland)«

Letzte Veröffentlichungen:
2021: Barbara Naziri: Scheherazades Kinder (Planegg, P&L Edition im Bookspot-Verlag)
2020: Barbara Naziri: Aramesh - Sternenlicht und Katzengold (Planegg, P&L Edition im Bookspot Verlag)
2018: Barbara Naziri: Granatapfelkerne (Wien, Karina Verlag)
2017: Barbara Naziri: Vor unserer Tür (Berlin, Hrsg. Sternenblick)
2017: Barbara Naziri: Märchenspiegel der Aramesh (Wien, Karina Verlag)
2015: Barbara Naziri und Peter Reuter: Herbstgeflüster - Gedichte und Geschichten zwischen Okzident und Orient, 1. Auflage (Hamburg, TwentySix).
2011: Barbara Naziri: Grüner Himmel über schwarzen Tulpen - Ein west-östlicher Blick hinter den Schleier Irans (Rüsselsheim, Christel Göttert Verlag).
2010: Herausgeberin und Co-Autorin: antastbar - die Würde des Menschen (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag)
1994: Pseud. Maryam Djoun: Leben im Kalten Paradies (Hamburg, Verlag Theorie und Praxis)
1992: Pseud. Maryam Djoun: Der Granatapfelbaum (Hildesheim, IKW) Vertreten in diversen Anthologien (z. B. Trümmerseele, Brechungswellen, u.v.a.).
Platz 1 in zwei Wettbewerben: 2008, »Nebelmond« (Füllfederhalter des Grauens) (Saarbrücken, Dr. Ronald Henss Verlag, zum Thema Gruselstories) sowie »Lam, der Kindersoldat « (Media Mania Magazin 2010, zum Thema Krieg und Terror)

Mehr über die Autorin gibt's unter: barbara-naziri.hpage.de
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Khorram, Schirin
Illustrationen

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt