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Tödliche Nachtschicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am26.01.20231. Auflage
Die große Liebe: tot. Die Mentorin: verhaftet. Assistenzarzt Rob ermittelt. Für Fans der Medizin-Thriller von Tess Gerritsen und Ursula Poznanski »Klinischer Tod - das bedeutet einen Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems. In der Medizin ist das kein endgültiger Zustand. Für Selina schon. Ihr Herz ist für immer stehen geblieben.« Als Kinderärztin Selina ihre erste Nachtschicht nicht überlebt, deutet zunächst alles auf Suizid hin - nur der junge Chirurg Rob, der in sie verliebt war, glaubt nicht daran. Kurz darauf gerät seine Oberärztin und Mentorin unter Mordverdacht und Rob droht, alles zu verlieren. Er beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bald kommen Geheimnisse ans Licht, die besser im Verborgenen geblieben wären. Denn jeder im Krankenhaus hat etwas zu verbergen, und nicht alle waren Selina wohlgesonnen ...

Alexandra Maibach wurde 1994 in Mainburg geboren und entdeckte schon früh ihre Liebe zu Geschichten. Sie hat ihr Medizinstudium in Ulm 2019 abgeschlossen und absolviert nun ihre Ausbildung zur Fachärztin. Sie lebt und arbeitet in Regensburg und im Allgäu.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDie große Liebe: tot. Die Mentorin: verhaftet. Assistenzarzt Rob ermittelt. Für Fans der Medizin-Thriller von Tess Gerritsen und Ursula Poznanski »Klinischer Tod - das bedeutet einen Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems. In der Medizin ist das kein endgültiger Zustand. Für Selina schon. Ihr Herz ist für immer stehen geblieben.« Als Kinderärztin Selina ihre erste Nachtschicht nicht überlebt, deutet zunächst alles auf Suizid hin - nur der junge Chirurg Rob, der in sie verliebt war, glaubt nicht daran. Kurz darauf gerät seine Oberärztin und Mentorin unter Mordverdacht und Rob droht, alles zu verlieren. Er beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bald kommen Geheimnisse ans Licht, die besser im Verborgenen geblieben wären. Denn jeder im Krankenhaus hat etwas zu verbergen, und nicht alle waren Selina wohlgesonnen ...

Alexandra Maibach wurde 1994 in Mainburg geboren und entdeckte schon früh ihre Liebe zu Geschichten. Sie hat ihr Medizinstudium in Ulm 2019 abgeschlossen und absolviert nun ihre Ausbildung zur Fachärztin. Sie lebt und arbeitet in Regensburg und im Allgäu.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492989817
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.01.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse6210 Kbytes
Artikel-Nr.10201104
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Jetzt

Es ist kurz vor halb zwei, als ich aus dem OP komme. Ich habe mich vorschriftsgemäß umgezogen und die grüne Bereichskleidung, die wir in den Operationssälen tragen, wieder gegen die blaue Kluft der Notaufnahme eingetauscht.

Die Operation hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Obwohl wir vor mittlerweile über einer Stunde den letzten Schnitt genäht haben, fühle ich mich noch immer leicht und zufrieden - und wacher, als irgendjemand um diese Uhrzeit sein sollte.

Das Diensttelefon war glücklicherweise während der letzten drei Stunden still, sodass ich nicht vom OP-Tisch abtreten musste. Auch jetzt kündigt sich nichts an. Ich mache mich trotzdem auf den Weg zur Notaufnahme, um dort vorbeizusehen, bevor ich mich in mein Bereitschaftszimmer zurückziehe.

Das Licht im Stützpunkt ist gedämmt, und ich brauche nur einen kurzen Blick auf den Bildschirm, um zu wissen, dass ich mich hinlegen kann. Obwohl das Wartezimmer voll ist, habe ich keine Patienten. Was auf die anderen Fachrichtungen nicht zutrifft.

Ich runzle die Stirn. »Was ist denn bei euch los?«

Sarah, die unfallchirurgische Dienstärztin, die einen Sitzplatz weiter einen Bericht tippt, winkt ab und reibt sich die Stirn. Sie hat die dunkelbraunen Haare zu einem Knoten hochgebunden, der sich halb aufgelöst hat. »Frag nicht. Schlägerei in einer Kneipe. Das Übliche halt.«

Ich erinnere sie nicht daran, dass heute Dienstag ist. Schlägereien müssen keinen bestimmten Wochentag haben, aber am Wochenende häufen sie sich. Der Bildschirm verrät mir, dass zwei der Patienten bereits in Behandlung sind, während drei weitere im Wartebereich sitzen. »Soll ich dir helfen?« Ich tippe auf den Bildschirm. »Die Platzwunde könnte ich schnell für dich nähen.«

Sarah wirft mir einen raschen Seitenblick zu. »Das mache ich schon. Geh schlafen. Du kommst doch gerade aus dem OP, nicht wahr?«

Ich nicke. »Perforierte Divertikulitis.«

Sie verzieht das Gesicht. »Nein danke, das wäre nichts für mich. Wobei du ein echter Glückspilz bist, Rob. Es gibt nicht viele Leute, die in den Nächten operieren dürfen, wenn sie eigentlich Hausdienst haben. Wie machst du das?«

»Ich darf das, weil ich einfach unwiderstehlich bin«, sage ich mit einem Grinsen. »Das solltest du mittlerweile wissen.«

»Wie auch immer«, erwidert sie und verdreht die Augen, während sie darauf wartet, dass ihr Bericht gedruckt wird. »Gute Nacht.«

»Keine Platzwunde?«

»Keine Platzwunde. Geh schon schlafen. Falls du Selina siehst, kannst du sie von mir gegen das Schienbein treten. Ich hatte vorhin eine Vierzehnjährige, die sie hätte mitbeurteilen sollen. Leider habe ich sie nicht erreicht.«

Das ist seltsam. Selina hat heute ihren ersten Nachtdienst als Assistenzärztin der Kinderheilkunde und war so nervös wie kaum jemand, den ich kenne. Schwer vorzustellen, dass sie nicht an ihr Telefon geht. »Vermutlich gab es einen Notfall auf Station.«

»Vermutlich.« Sarah hebt die Schultern und geht los, um ihren Patienten zu entlassen.

Ich werfe einen letzten Blick auf den Bildschirm. Sonst gibt es nichts zu tun. Ich fühle mich zwar noch immer zu wach, um mich hinzulegen. Trotzdem kann es nicht schaden, zum Bereitschaftszimmer hochzugehen. Mein Abendessen ist vorhin ausgefallen, das könnte ich jetzt nachholen, auch wenn ich keinen Hunger habe.

Unsere Bereitschaftszimmer liegen im fünften Stock des Gebäudes, direkt unter dem Dach. Im Sommer wird es brütend heiß dort oben, im Winter dagegen viel zu kalt. Meine Kollegen beschweren sich häufiger über die schlechten Matratzen oder die unmöglichen Kissen. Ich spare mir meistens Beschwerden darüber. In Diensten schläft man nicht annähernd oft genug, als dass das wirklich ein Problem darstellen würde.

Mein Atem geht schneller, als ich im fünften Stock ankomme. Meine Gedanken sind wieder zu Selina gewandert. Sie hat mich vorhin noch gefragt, wie lange der Akku unserer Diensthandys hält. Selbst wenn sie Sarahs Anruf verpasst hat, zurückgerufen hätte sie in jedem Fall. Es sei denn, es hätte einen ernsthaften Notfall gegeben. Einen wirklich ernsthaften, den man niemandem wünscht. Schon gar nicht jemandem, der seinen ersten Dienst hat.

Die Bereitschaftszimmer befinden sich alle auf dem gleichen Flur. Bad mit Dusche gibt es nur eines, aber immerhin sind die Toiletten für Männer und Frauen getrennt.

Dafür, dass man ganz oben im Haus ist, erinnert der düstere Gang stark an einen Keller. Als hätte die Klinikleitung entschieden etwas dagegen, dass wir hier Zeit verbringen. Was vermutlich durchaus der Fall ist.

Mein Zimmer ist eines der vorderen, mit dem Schild Bereitschaft Allgemeinchirurgie versehen. Ich schiebe den Schlüssel ins Schloss, dann halte ich inne. Sehe ans Ende des Flurs, zu dem Zimmer, in dem Selina heute Nacht schläft. Falls sie überhaupt ein Auge zutun kann. Es ist so dämmrig, dass ich den breiten Lichtstreifen sehe, der an ihrer Tür nach draußen fällt.

Ich runzle die Stirn. Warum ist die Tür offen? Da kann etwas nicht stimmen. Ich mache einen Schritt darauf zu.

In diesem Moment schrillt ein Telefon, und ich zucke zusammen. Taste nach meiner Brusttasche. Doch es ist nicht mein Handy, das klingelt. Das Geräusch kommt aus Selinas Zimmer. Der Ton zerrt an meinen Nerven, während ich darauf warte, dass sie den Anruf annimmt. Doch es klingelt weiter. Noch einmal. Und noch einmal.

Dann bin ich bei Selinas Zimmer, stoße die Tür ganz auf. Meine angespannten Kiefermuskeln brauchen einen Moment, bis sie gehorchen. »Selina?«

Nur das Klingeln des Telefons antwortet.

Ich betrete das Zimmer. Es ist winzig, genauso wie meines. Ein Schrank, der quer steht und mir den Blick aufs Bett verstellt. Doch ich kann Selinas Füße auf der Matratze sehen, die dahinter hervorragen. Sie trägt ihre pinken Sneakers, hat sie nicht ausgezogen, bevor sie sich hingelegt hat.

Das Telefon klingelt erneut. Wieso geht sie nicht endlich dran?

Mit zwei Schritten bin ich beim Bett. Das Schrillen des Handys verblasst zu einem Hintergrundgeräusch.

Da ist Blut, das die Bereichskleidung durchtränkt. Viel Blut. Die Welle von Panik trifft mich vollkommen unerwartet, doch gleichzeitig schaltet mein Gehirn in den Notfall-Modus. Ich schnappe mir das Diensttelefon vom Nachttisch und nehme den Anruf an, ohne einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.

»Dr. Wieck - wir versuchen schon ...«

Ich schneide der Anruferin das Wort ab. »Hier Schlenker von der Chirurgie. Ich habe hier einen Notfall; bei den Dienstzimmern. Rufen Sie sofort die Rea-Hotline an. Ich brauche den diensthabenden Anästhesisten hier.«

»Aber ...«

»Sofort.«

Das Handy klappert auf den Boden, als ich nach Selinas Puls suche. Doch da ist keiner. Da ist keiner.

Ich packe sie am Kasack und zerre sie auf den Boden, runter von der weichen Matratze. Ihr Körper ist leicht, noch leichter, als ich erwartet hatte. Mit der Schere aus meiner Tasche zerschneide ich mühelos den Stoff ihres Kasacks und wickele ihn notdürftig um Selinas linken Unterarm, an dem eine lange Wunde klafft. Ebenso wie an ihrem anderen Unterarm. Ich zerschneide auch das Top, das sie darunter trägt, um es um den rechten Schnitt zu wickeln.

Aus den Verletzungen rinnt noch immer Blut, doch es ist wenig. Zu wenig, wie mein Instinkt mir sagt. Ich bin zu spät. Für all das hier. Doch das ändert nichts.

Nachdem ich ihre Brust freigelegt habe, beginne ich mit der Herzdruckmassage. Versuche, nicht auf die hartnäckige Stimme in meinem Kopf zu hören, die nicht aufhört, mir zu sagen, dass zu viel Blut auf dem Bett und auf dem Boden ist, als dass ich einen anständigen Ersatzkreislauf zustande bekommen würde.

Als das Reanimationsteam ins Zimmer kommt, kann ich nicht sagen, ob Sekunden oder Minuten vergangen sind. Ich hätte Dankbarkeit empfinden müssen, dass sie hier sind, doch da ist nichts. Ich bin mittlerweile lang genug dabei, um zu erkennen, wann ein Patient verloren ist. Selbst wenn wir ihn noch nicht aufgegeben haben.

Ich mache weiter.

»Sie ist zentralisiert«, sage ich zu Peter, dem Anästhesisten. Gerade war er noch bei uns im OP, hat unsere Patientin...
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