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Trauma und digitale Medien

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am15.07.2023Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Chancen und Risiken digitaler Angebote in der Traumatherapie Wegweiser durch die vielfältigen Optionen digitaler Angebote Praxisbezogene Empfehlungen und Entscheidungshilfen auf Basis der aktuellen Studienlage Speziell für den Einsatz in der Traumatherapie Durch die Corona-Pandemie hat die Psychotherapie und damit auch die Traumatherapie einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. Das Angebot an digitalen Anwendungen, die traumatisierten Menschen innerhalb von Selbsthilfe, Beratung und Therapie helfen können, ist vielfältig. Es reicht von Selbsthilfeforen, Blogs, Apps und Serious Games über Online-Therapie bis hin zu Virtual-Reality-Umgebungen. Der Einsatz digitaler Medien ist mit neuen Chancen verbunden, hat aber auch Grenzen und birgt Risiken, die es abzuwägen gilt. So kann die digitale Mediennutzung z.B. auch Auslöser für traumatische Erfahrungen sein, die sogenannten »Cyber-Traumata«. Alle Berufsgruppen, die mit Prävention und Behandlung von Traumafolgestörungen zu tun haben, erhalten mit diesem Buch erstmalig einen Überblick zu den Schnittstellen von Trauma und digitalen Medien.

Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR49,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR44,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR44,99

Produkt

KlappentextChancen und Risiken digitaler Angebote in der Traumatherapie Wegweiser durch die vielfältigen Optionen digitaler Angebote Praxisbezogene Empfehlungen und Entscheidungshilfen auf Basis der aktuellen Studienlage Speziell für den Einsatz in der Traumatherapie Durch die Corona-Pandemie hat die Psychotherapie und damit auch die Traumatherapie einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. Das Angebot an digitalen Anwendungen, die traumatisierten Menschen innerhalb von Selbsthilfe, Beratung und Therapie helfen können, ist vielfältig. Es reicht von Selbsthilfeforen, Blogs, Apps und Serious Games über Online-Therapie bis hin zu Virtual-Reality-Umgebungen. Der Einsatz digitaler Medien ist mit neuen Chancen verbunden, hat aber auch Grenzen und birgt Risiken, die es abzuwägen gilt. So kann die digitale Mediennutzung z.B. auch Auslöser für traumatische Erfahrungen sein, die sogenannten »Cyber-Traumata«. Alle Berufsgruppen, die mit Prävention und Behandlung von Traumafolgestörungen zu tun haben, erhalten mit diesem Buch erstmalig einen Überblick zu den Schnittstellen von Trauma und digitalen Medien.

Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608121650
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.07.2023
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4846 Kbytes
Artikel-Nr.10227303
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 2
Digitale Medien in Prävention und Behandlung psychotraumatischer Störungen


Das folgende Kapitel nimmt die Chancen digitaler Medien für die Prävention und Behandlung psychotraumatischer Störungen in den Blick. In einzelnen Unterkapiteln werden verschiedene internetbezogene Dienste und Anwendungen vorgestellt, wobei jeweils zunächst eine kurze Einführung in ihre Bedeutung für psychische Probleme und Störungen insgesamt gegeben wird. Im Anschluss wird die Studienlage für Traumafolgestörungen vorgestellt und abschließend jeweils die Chancen, aber auch Risiken für ihre Nutzer gegeneinander abgewogen sowie Empfehlung für die differenzielle Indikation der jeweiligen digitalen Anwendung gegeben.

2.1 Gesundheitsbezogene Websites


Internationale Studien zeigen, dass sich immer mehr Menschen auf die Suche nach Informationen über die eigenen Erkrankungen im Internet machen und dafür gesundheitsbezogene Websites lesen. So kam z. B. die bevölkerungsrepräsentative KomPas-Studie des Robert Koch-Instituts (Horch 2021) zu dem Ergebnis, dass bei der Informationssuche an erster Stelle das Internet steht. Das gilt für Frauen wie für Männer. Geschlechterunterschiede gibt es abhängig vom Alter: Bis zu einem Alter von 65 Jahren nutzen Frauen signifikant häufiger das Internet für die Suche nach Gesundheitsinformationen als Männer. Ab einem Alter von 65 Jahren dreht sich dieses Geschlechterverhältnis jedoch um. Hinsichtlich der Unterschiede im Sozialstatus zeigt sich: Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status suchen signifikant seltener nach Gesundheitsinformationen im Internet als Personen mit mittlerem und hohem sozioökonomischen Status.

Link und Baumann (2020) untersuchten in ihrer stratifizierten Online-Befragung (geschichtete Zufallsstichprobe) am 3000 deutschen Personen die Motive zur gesundheitsbezogenen Online-Recherche. Dabei gaben 72 % der befragten Internetnutzer an, dass sie sich schon einmal im Internet über Gesundheitsthemen informiert haben. Der Hauptnutzungsanlass war die Recherche nach akuten Krankheitssymptomen und ihren Ursachen gefolgt von der Infosuche nach Medikamenten sowie dem Einholen von Tipps für eine gesunde Lebensweise. Relativ häufig werden Gesundheitsportale und Online-Lexika genutzt, während Ratgeber-Communitys und gesundheitsspezifische Online-Foren eher selten aufgesucht werden. Allerdings wird vor allem den Informationen in Laienforen (Selbsthilfegruppen) im Vergleich zu anderen gesundheitsbezogenen Online-Quellen Glauben geschenkt (Eichenberg & Wolters 2014).

Weitere Studien belegen den Einfluss der Internetnutzung auf Behandlungsentscheidungen. So zeigte z. B. eine Studie über die Nutzung der Internetseite www.urologenportal.de (Baunacke et al. 2016) mittels einer Befragung von 200 Nutzern (78 % Männer; M = 57 Jahre), dass 73 % der Nutzer dieser Website selbst von einer urologischen Krankheit betroffen waren, wobei sich hiervon nur die Hälfte in urologischer Behandlung befand. Bei 54 % der Befragten musste zum Befragungszeitpunkt eine gesundheitsbezogene Entscheidung getroffen werden. Bei ebenso 54 % dieser Teilnehmenden konnte die Informationssuche auf der Webseite bei der Entscheidung helfen und 20 % veränderten als Konsequenz ihre Entscheidung. Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass gesundheitsbezogene Online-Informationen qualitativ hochwertig sind.

2.1.1 Inhaltsqualität von Websites


Bislang gibt es zahlreiche Studien zur Inhaltsqualität von Gesundheitswebsites mit insgesamt eher mittelmäßigen Befunden. So kamen Grohol et al. (2014) in ihrer Analyse von über 400 Websites zu verschiedenen psychischen Erkrankungen zu dem Ergebnis, dass die Inhaltsqualität von Seiten zur Schizophrenie, bipolaren Störung und Dysthymia vergleichsweise höher war als die zu Phobien und zur Panikstörung. Eine Analyse von Websites zu Essstörungen (Hernandez-Morante et al. 2015) zeigte ebenso, dass die Gesamtqualität der Websites zu Essstörungen mäßig und die Qualität der darin enthaltenen Informationen als ziemlich schlecht zu bewerten ist. Dabei wiesen Anorexia-nervosa-Websites sowohl eine geringere Informationsqualität als auch eine geringere allgemeine Qualität auf, während Bulimie-Websites eine höhere allgemeine Qualität aufwiesen und Adipositas-Websites die zuverlässigsten Informationen boten. Auch die Analyse von Webseiten zu Angsterkrankungen zeigte eine schlechte bis mittlere Qualität (Ipser et al. 2007).

Wie ist die Studienlage zur Qualität von Internetseiten zu Traumafolgestörungen zu bewerten? Es existiert ca. ein halbes Dutzend Studien, die Websites analysieren, die über die PTBS informieren. Eine Inhaltsanalyse internationaler Websites kam zu dem Ergebnis, dass 42 % der untersuchten Homepages fehlerhafte Informationen enthielten oder unvollständig waren, 6 % beinhalteten gar gefährliche Informationen (Nemeroff et al. 2006). Einen problematischen Befund zeigte auch die Studie von Mansell et al. (2009), nach der 42 % der 50 Top-Websites zu Trauma, die von Pharmaunternehmen unterhalten oder gesponsert werden, mit signifikant mehr Hinweisen zur Psychopharmakotherapie als zur Psychotherapie ausgestattet waren. Eine aktuellere Studie (Killip et al. 2020) untersuchte die Qualität von PTBS-Websites für Einsatzkräfte der Feuerwehr, die ein erhöhtes Risiko für eine PTBS haben. Die Autoren gehen davon aus, dass aufgrund der Stigmatisierung von PTBS in diesem Berufsstand Feuerwehrleute möglicherweise vermehrt online nach Informationen suchen. Mit vier Suchbegriffen (»firefighter PTSD«, »firefighter operational stress«, »PTSD symptoms« und »PTSD treatment«) auf Google.ca (Kanada) identifizierten sie 75 Websites, die sie anhand von Qualitätskriterien für Gesundheitsinformationen für Verbraucher (DISCERN, Charnock 1998; â Kasten »DISCERN«) und anhand der aktuellen Behandlungsleitlinien analysierten. Die durchschnittliche DISCERN-Bewertung lag bei 43,8 von 75 Punkten (was auf eine mittelmäßige Qualität hindeutet) mit 9 schlechten Websites (16-30 Punkte), 31 mittelmäßigen Websites (31-45 Punkte), 26 guten Websites (46-60 Punkte) und 9 hervorragenden Websites (61-75 Punkte). Die am häufigsten genannten Behandlungen waren Medikamente (41 von 75 Websites) und kognitive Verhaltenstherapie (40 von 75 Websites).


DISCERN: Instrument zur Bewertung der Qualität schriftlicher Gesundheitsinformationen

DISCERN ist ein Instrument, das den Nutzern eine zuverlässige Möglichkeit bieten soll, die Qualität von schriftlichen Gesundheitsinformationen zu messen.


DISCERN ist für die Verwendung durch einzelne Verbraucher, Anbieter von Gesundheitsinformationen und Angehörige der Gesundheitsberufe konzipiert. Das Instrument enthält 15 Fragen, die auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet werden können. Die Fragen sollen den Benutzern auf mögliche Verzerrungen, die Aktualität des Inhalts, Relevanz, Klarheit, Evidenz und Ausgewogenheit aufmerksam machen.


Die DISCERN-Website wurde im Mai 1999 ins Leben gerufen. Obwohl das Instrument ursprünglich für gedrucktes Material entwickelt wurde, hat es sich bei der Bewertung der Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet ebenso bewährt wie bei gedruckten Informationen (Charnock & Shepperd 2004).


Studien zeigen, dass DISCERN ein potenzieller Qualitätsindikator mit relativ hoher Spezifität ist (Khazaal et al. 2012).


Ausführliche Informationen finden sich auf der deutschsprachigen DISCERN-Website: http://www.discern.de



In einer eigenen Studie (Eichenberg, Blokus & Malberg 2013) untersuchten wir die Qualität von PTBS-Websites im deutschsprachigen Raum anhand von 20 Suchergebnissen bei Google. Wir analysierten unter anderem die Art des Anbieters, die Qualität und die Nützlichkeit der Informationen, die präferierten Behandlungsansätze sowie die Benutzerfreundlichkeit der Website. Die Befunde zeigen, dass die verschiedenen Behandlungsansätze (Psychotherapie, ...
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Autor

Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.Jessica Huss ist als Psychologin mit dem Fokus »E-Mental-Health« im wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Kontext tätig. Berufsbegleitend promovierte sie an der Universität Kassel zum Einsatz von Serious Games in der Psychotherapie. Ihre weiteren Forschungs- und Inhaltsschwerpunkte sind Psychotherapieforschung, Online-Interventionen und Psychotraumatologie. Robert Bering, Prof. Dr., war Mitgründer und zuletzt Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH. Heute lehrt er an der Universität zu Köln Rehabilitationswissenschaften und ist Leitender Arzt für ambulante Psychotherapie am Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen.Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.