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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
435 Seiten
Deutsch
Selfpublishing Kasselerschienen am15.11.2022
Katharina genießt das Leben in der Großstadt. Bis privates Drama, schlechtes Timing und der erste Corona-Lockdown dafür sorgen, dass sie mehrere Wochen bei ihren Eltern in der nordhessischen Pampa festsitzt. Da hilft es nicht, dass sie sich das Gästezimmer mit ihrer Schwester teilen muss und ihre Eltern sie behandeln, als wäre sie nicht längst erwachsen. Und dann ist da noch Hanna, die wortkarge Landwirtin, in deren Gegenwart Katharina offenbar nicht anders kann, als sich ein ums andere Mal zu blamieren.Doch jeder Lockdown endet irgendwann und als Katharina endlich nach Hamburg zurückkehren kann, glaubt sie nahtlos an ihr altes Leben anknüpfen zu können. Nur dass irgendwie nichts mehr exakt so ist wie zuvor und die Zeit sich einfach nicht zurückdrehen lassen will und die Liebe eben hinfällt, wo sie will.

Enni Rock, 1980 in Kassel geboren, studierte Germanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften im In- und Ausland. Als Journalistin und freie Autorin hat sie für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Stadt. Land. Lockdown. ist ihr dritter Roman.
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Produkt

KlappentextKatharina genießt das Leben in der Großstadt. Bis privates Drama, schlechtes Timing und der erste Corona-Lockdown dafür sorgen, dass sie mehrere Wochen bei ihren Eltern in der nordhessischen Pampa festsitzt. Da hilft es nicht, dass sie sich das Gästezimmer mit ihrer Schwester teilen muss und ihre Eltern sie behandeln, als wäre sie nicht längst erwachsen. Und dann ist da noch Hanna, die wortkarge Landwirtin, in deren Gegenwart Katharina offenbar nicht anders kann, als sich ein ums andere Mal zu blamieren.Doch jeder Lockdown endet irgendwann und als Katharina endlich nach Hamburg zurückkehren kann, glaubt sie nahtlos an ihr altes Leben anknüpfen zu können. Nur dass irgendwie nichts mehr exakt so ist wie zuvor und die Zeit sich einfach nicht zurückdrehen lassen will und die Liebe eben hinfällt, wo sie will.

Enni Rock, 1980 in Kassel geboren, studierte Germanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften im In- und Ausland. Als Journalistin und freie Autorin hat sie für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Stadt. Land. Lockdown. ist ihr dritter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987562099
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.11.2022
Seiten435 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse393 Kbytes
Artikel-Nr.10227682
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

 

Die kleine Regionalbahn kam leise surrend zum Stehen und Katharina wartete, bis die Türen sanft und beinahe geräuschlos zur Seite glitten. Die Reisetasche über der Schulter trat sie auf den trostlosen Bahnsteig hinaus. Außer ihr stieg niemand aus oder ein, und auch sonst war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Das verfallene Bahnhofsgebäude vor ihr und der brüchige Asphalt unter ihren Füßen standen in krassem Gegensatz zu der beinahe sterilen Funktionalität des Elektrotriebzugs. Hier und da sprossen Grashalme aus den Rissen, luden Schlaglöcher dazu ein, in ihnen hängenzubleiben. Ein altmodischer ovaler Abfallbehälter hing schief und verbeult an seiner Halterung, und irgendwo in der Ferne dröhnte eine Motorsäge. Katharina hatte das Gefühl, aus einer Zeitkapsel geklettert zu sein.

Kurz spürte sie den Impuls, kehrt zu machen, aber in ihrem Rücken schlossen sich die Türen bereits wieder und setzte sich die Bahn mit einem ganz leichten Rucken in Bewegung, um sich dann schnell von ihr und der tristen Einöde zu entfernen. Kein Wunder, dachte sie, hier will niemand länger bleiben als nötig. Von irgendwo her drang Hundegebell an ihre Ohren. Immerhin, ein Zeichen von Leben. Willkommen in der nordhessischen Pampa.

Sie ließ die Tasche von ihrer Schulter gleiten und zog ihr Handy hervor. Eine ganze Armada neuer Push-Benachrichtigungen erwartete sie und sie überflog die Schlagzeilen, die sich erwartungsgemäß alle um dasselbe Thema drehten. Vor nicht ganz drei Wochen noch hatten sie unbeschwert zusammengesessen und waren der festen Überzeugung gewesen, dass es sich bei der offenbar von China aus um die Welt gehenden neuen Lungenkrankheit nur um eine Grippe handelte. Seitdem schienen sich die Ereignisse zu überschlagen und sie war sich gar nichts mehr sicher. Quasi im Stundentakt kamen neue Hiobsbotschaften, wurden steigende Infektionszahlen und erste Todesfälle auch in Deutschland vermeldet, Risikogebiete ausgerufen und Veranstaltungen abgesagt. Die Weltgesundheitsorganisation sprach von einer Pandemie, in der EU machten die ersten Länder ihre Grenzen dicht. Reisewarnungen wurden erlassen, schließlich Einreiseverbote verhängt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, kurz darauf der Einzelhandel und schließlich auch die Gastronomie. Innerhalb weniger Tage schien die ganze Welt aus den Fugen geraten zu sein.

Sie seufzte und sah sich um. Trotz der Flut an Eilmeldungen schien das alles hier plötzlich weit weg. Als wäre sie in einer Blase, in der alles genauso still und verlassen wie eh und je war.

Sie öffnete die Navigationsapp, orientierte sich kurz und checkte zur Sicherheit noch einmal die vor ihr liegende Route. Bisher war sie immer nur mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt und auch wieder zurückgebracht worden, ohne groß auf die Umgebung zu achten. Andererseits: Wie schwer konnte es sein? Das Dorf war schließlich nicht besonders groß. Sie steckte das Gerät wieder ein, warf sich die Tasche erneut über die Schulter und machte sich auf den Weg.

Vorbei an dem verwaisten Vorplatz samt Parkstreifen gelangte sie zu der Umgehungsstraße, die das Bahnhofsgelände wenig vorteilhaft vom eigentlichen Dorf abschnitt. Immerhin führte ein Fußweg an ihr entlang und durch eine kleine Unterführung ging es auf die andere Seite, wo die ersten Häuser standen und ein Schild in Richtung Ortskern wies. Über holprige Gehsteige und schließlich über Kopfsteinpflaster lief Katharina an eng beieinanderstehenden Bauten vorbei, die überwiegend in gutem Zustand zu sein schienen, aber deren Alter nicht zu übersehen war. Vereinzelt stachen eine heruntergekommene Scheune oder ein offensichtlich leerstehendes Ladengeschäft heraus. Zu sehen bekam sie niemanden, und auch das Hundegebell war verstummt. Nur einmal hörte sie ein Auto, das auf einer parallel verlaufenden Straße unterwegs sein musste.

Sie ging weiter, erreichte und passierte den Ortskern, der offenbar aus einem kleinen Platz mit einer Kneipe bestand, und hatte das Dorf schließlich einmal durchquert. Sie folgte einer als Sackgasse gekennzeichneten Straße, im Grunde ein besserer Feldweg, an deren Ende das inzwischen fast zwei Jahre alte, aber noch immer brandneu aussehende Haus ihrer Eltern stand. In Hörweite eines kleinen Wasserlaufs und von Wiesen und Äckern auf der einen Seite und den das Tal umgebenden Hügeln auf der anderen Seite eingerahmt, wirkte es tatsächlich recht idyllisch. Aber eben auch ziemlich abgelegen, und Katharina fragte sich nicht zum ersten und nicht zum zehnten Mal, wieso ihre Eltern freiwillig hierhergezogen waren. Ihr früherer Wohnort, nur wenige Kilometer von hier entfernt, wo Katharina aufgewachsen und zur Schule gegangen war, war ja schon ziemlich dörflich gewesen. Aber das hier?

Im Carport vor dem Haus stand ein kleines Elektroauto, die angrenzende Garage war offen, aber leer. Sie hielt inne. Vielleicht hätte sie sich doch ankündigen sollen. Was, wenn ihre Eltern nicht zuhause waren? Sie hatte keinen Schlüssel und noch schien zwar die Sonne und spendete etwas Wärme, aber für Mitte März war die Luft eisig. Falls sie länger hier draußen warten müsste, würde es schnell ungemütlich werden. Von wegen Frühlingsbeginn, dachte sie und kramte ihr Handy hervor, das zwar neue Push-Benachrichtigungen anzeigte, aber keine persönlichen Nachrichten.

Sie gab sich einen Ruck und legte die letzten Meter bis zur Haustür zurück, wo sie auf die Klingel drückte und dann nervös von einem Bein aufs andere trat, während sie in Gedanken noch einmal die Worte durchging, die sie sich auf der Zugfahrt zurechtgelegt hatte. Ich wollte fragen, ob ich ein paar Tage bei euch bleiben kann. Nina und ich brauchen mal eine Auszeit. Nein, nichts Schlimmes. Wir finden nur beide, dass uns etwas Abstand gerade guttun würde.

Die Tür schwang auf und ihre Mutter stand mit überraschter Miene vor ihr. Du?

Katharina musste unwillkürlich lachen. Schöne Begrüßung. Hallo Mama.

Entschuldige , gab ihre Mutter zurück, lächelte ebenfalls und zog sie nach einem Moment des Zögerns in eine kurze Umarmung. Hallo. Wir hatten nur nicht mit dir gerechnet.

Überraschung? , versuchte Katharina es mit einem schiefen Lächeln.

Ja, das würde ich auch sagen , erwiderte ihre Mutter und zog ihre Strickjacke fester um sich. Aber komm erstmal rein. Die ganze Kälte zieht ja ins Haus.

Im Flur stellte Katharina ihre Tasche ab, zog Schuhe und Jacke aus. Letztere nahm ihre Mutter ihr sogleich ab und hängte sie ordentlich an die Garderobe. Dann musterte sie ihre Tochter und schaute sie erwartungsvoll an.

Und wie kommen wir zu dem spontanen Vergnügen? Es soll ja Zeiten gegeben haben, in denen ihr euer Kommen angekündigt habt.

Katharina presste die Lippen aufeinander. Unter anderen Umständen würde sie sich auf den gutgemeinten Sarkasmus ihrer Mutter einlassen, aber jetzt konnte sie an keine passende Erwiderung denken.

Nina und ich haben uns getrennt , platzte es stattdessen aus ihr heraus. Also, ich â¦ Nina hat â¦ich meine, ich hab â¦ Und jetzt spürte sie auch noch, wie ihr gegen ihren Willen die Tränen kamen. Na, toll.

Ach, Trinchen, das tut mir leid , sagte ihre Mutter und schien zwar nicht gerade schockiert, aber doch ehrlich betroffen. Sie zog sie erneut zu sich heran, die Umarmung diesmal fester und anhaltend. Ist ja gut.

Katharina überhörte den ungeliebten Spitznamen und verwarf auch den Ärger über ihre Unfähigkeit, sich an ihr zurechtgelegtes Skript zu halten oder zumindest ihre Tränen zu unterdrücken. Stattdessen ließ sie ihnen freien Lauf und gestand sich ein, dass es guttat, das Gesicht an der Schulter ihrer Mutter zu vergraben und sich trösten zu lassen.

Das wird schon , sagte ihre Mutter mit sanfter Stimme und streichelte ihr über den Rücken, und Katharina fühlte sich einmal mehr weit in die Vergangenheit zurückversetzt, denn das letzte Mal, dass sie sich weinend an ihre Mutter geklammert hatte, war nun wirklich einige Jahre her. Und das Gefühl der Zeitreise wurde noch potenziert, als aus dem angrenzenden Wohnzimmer eine rasch lauter werdende Stimme zu ihnen in den Flur drang.

Wer ist es denn?

Katharina erstarrte. Jule? Sie löste sich von ihrer Mutter und schnellte herum. Und tatsächlich: Auf der Schwelle zum Wohnzimmer erschien ihre Schwester, auf deren Miene sich in schneller Abfolge Erstaunen, Wiedersehensfreude und dann Unsicherheit abzeichneten.

Was ist denn los?

Katharina wischte sich mit einer schnellen Bewegung die Tränen aus dem Gesicht.

Nichts , sagte sie.

Nina und sie haben sich getrennt , sagte ihre Mutter.

Katharina warf ihr einen irritierten Blick zu.

Ach, Trinchen , seufzte Jule und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.

Nenn mich nicht Trinchen, dachte Katharina, schluckte den nutzlosen Protest aber abermals herunter.

Tut mir leid für dich, shit hurts und so , sagte Jule, aber ganz ehrlich, um deine Nina ist es jetzt nicht sooo schade.

Katharina entzog sich der Umarmung ihrer Schwester und trat einen Schritt zurück. Danke. Sehr hilfreich. Sie schniefte und wischte sich abermals durchs Gesicht. Was machst du überhaupt hier?

Was jeder kluge Seemann tut, wenn er einen Sturm aufziehen sieht: den sicheren Hafen ansteuern.

Seemann?

Oder jede kluge Reisebloggerin, wenn eine globale Pandemie ausbricht und der gesamte Reiseverkehr zum Erliegen kommt.

Ist eine Pandemie nicht immer global?

Jule machte eine wegwerfende Handbewegung....
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Autor

Enni Rock, 1980 in Kassel geboren, studierte Germanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften im In- und Ausland. Als Journalistin und freie Autorin hat sie für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Stadt. Land. Lockdown. ist ihr dritter Roman.