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»Mein Überleben musste einen Sinn haben«

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.03.2023
»Das war meine Bestimmung«, ist Josefs feste Überzeugung: Er überlebte die Zwangsarbeit im Konzentrationslager von P?aszów unter dem später durch »Schindlers Liste« berüchtigt gewordenen »Schlächter von P?aszów«, Amon Göth. Er überstand die Hölle von Auschwitz und Mauthausen, dank aus der Not geborenem Geschick, Glück und einem unerschütterlichen Glauben, der ihm bis heute Kraft gibt. All das, so ist er überzeugt, um nach seiner Befreiung selbst die Bestrafung seines ehemaligen Peinigers Göth herbeizuführen, indem er ihn im Auftrag der Amerikaner persönlich stellte. Und um zum Retter hunderter jüdischer Waisenkinder zu werden, die er unter großem Einsatz aufspürte und aus oft furchtbaren Lebensumständen befreite. »Mein Überleben musste einen Sinn haben« sagt Josef Lewkowicz heute - und er tat alles, um das wahr zu machen.

Bevor sein Heimatdorf von der Wehrmacht überfallen wurde, lebte Josef Lewkowicz mit seiner Familie in Dzialoszyce, in der Nähe von Krakau. Dann verbrachte er drei Jahre in sechs verschiedenen Konzentrationslagern. Nach der Befreiung der Lager reiste Josef Lewkowicz für den Geheimdienst der US-Armee auf der Suche nach untergetauchten Nazi-Funktionären durch Deutschland und Österreich. Später arbeitete er als Diamantenhändler in Südamerika. Heute lebt der 95-jährige in Jerusalem.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

Klappentext»Das war meine Bestimmung«, ist Josefs feste Überzeugung: Er überlebte die Zwangsarbeit im Konzentrationslager von P?aszów unter dem später durch »Schindlers Liste« berüchtigt gewordenen »Schlächter von P?aszów«, Amon Göth. Er überstand die Hölle von Auschwitz und Mauthausen, dank aus der Not geborenem Geschick, Glück und einem unerschütterlichen Glauben, der ihm bis heute Kraft gibt. All das, so ist er überzeugt, um nach seiner Befreiung selbst die Bestrafung seines ehemaligen Peinigers Göth herbeizuführen, indem er ihn im Auftrag der Amerikaner persönlich stellte. Und um zum Retter hunderter jüdischer Waisenkinder zu werden, die er unter großem Einsatz aufspürte und aus oft furchtbaren Lebensumständen befreite. »Mein Überleben musste einen Sinn haben« sagt Josef Lewkowicz heute - und er tat alles, um das wahr zu machen.

Bevor sein Heimatdorf von der Wehrmacht überfallen wurde, lebte Josef Lewkowicz mit seiner Familie in Dzialoszyce, in der Nähe von Krakau. Dann verbrachte er drei Jahre in sechs verschiedenen Konzentrationslagern. Nach der Befreiung der Lager reiste Josef Lewkowicz für den Geheimdienst der US-Armee auf der Suche nach untergetauchten Nazi-Funktionären durch Deutschland und Österreich. Später arbeitete er als Diamantenhändler in Südamerika. Heute lebt der 95-jährige in Jerusalem.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641301316
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.03.2023
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1822 Kbytes
Artikel-Nr.10228391
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG
GEISTER

Aber... wenn ich schon redete, so würde mich mein Schmerz nicht verschonen; hörte ich auf zu reden, so bliebe er dennoch bei mir (Hiob 16,6).

Ich bin kein Held. Ich fürchte, dass ich gleich zusammenbrechen werde. Ich seufze tief und sacke nach vorn, als hätte man mir einen Schlag in die Magengrube versetzt. Ich weine, obwohl ich dachte, ich hätte keine Tränen mehr. Mir bricht das Herz. Fast 80 Jahre habe ich gebraucht, bis ich den Mut aufbrachte, an diesen verfluchten Ort zurückzukehren, wo ein Feld von zerbrochenen Felsblöcken und kleinen Steinen - schwarz, grau und vom Tode befleckt - als Grabmal dient.

Eichen säumen den Abhang. Sie wurden verschont, als man die Tannen, die die Nazis pflanzten, um den Massenmord zu tarnen, aus Abscheu fällte. Ein eiskalter Wind weht von Osten her, während sanfter Regen fällt. Das Gelände, nicht größer als drei Fußballfelder, enthält menschliche Asche und pulverisierte Knochen, vermischt mit Sand. Sechshunderttausend Juden fanden hier von März bis Dezember 1942 den Tod.

Das Vernichtungslager Belzec.

Schon der Name erschreckte mich als Erwachsenen, so wie Hitlers Name mich als Kind in Angst versetzte. Meine Mutter Sheindel und meine drei jüngeren Brüder Meir Wolf, Hershl Zvi und Dovid Leib wurden durch die willkürliche Bewegung eines SS-Offiziers mit seiner Reitpeitsche dorthin geschickt. So wie etwa 15 000 weitere Menschen aus unserem Schtetl, unserem Heimatort DziaÅoszyce im Südosten Polens, die dorthin deportiert wurden, kamen sie nicht zurück.

Ich habe mir geschworen, dass ich diesen Ort niemals besuchen würde, doch ihre Seelen haben mich gerufen. Sie gehören zu den Millionen, die keinen Friedhof, keinen Grabstein, keine Aufzeichnungen über ihre Existenz besitzen, nur die persönliche Erinnerung der Hinterbliebenen. Sie träumten und liebten, hatten ein Leben, das zu leben man ihnen verwehrte. Sie erzählen uns, was unserem Volk, unserer Nation widerfahren ist. Sie starben wegen eines einzigen Verbrechens: weil sie als Juden geboren waren. Können wir verstehen, wie so etwas in unserer Welt geschehen kann?

Wir müssen es.

An diesem trüben Tag im Spätwinter, als der Regen den letzten Schnee zum Schmelzen brachte, bezog ich meine Kraft aus einer heiligen Pflicht. Die Kinder der Verstorbenen haben die Verpflichtung, das Kaddish zu sprechen, das Totengebet, das zu den Eckpfeilern des Judentums gehört. Es ist ein Akt der Hoffnung, der es den Trauernden ermöglicht, Gott zu loben, ihre Trauer auszudrücken und ihren Glauben zu stärken, dass sie ihre Lieben eines Tages wiedersehen werden.

Ich zündete Kerzen an zum Gedenken an eine schöne, freundliche Frau und drei liebenswerte Jungen, und ich barg die Kerzen in meiner Hand, um die Flammen zu beschützen, bevor ich sie in Gläser stellte. Ich erwies meiner erweiterten Familie die Ehre, 150 Menschen, die im Holocaust vernichtet wurden. Als einziger Überlebender war es meine Pflicht, Zeugnis abzulegen, meine Stimme denen zu leihen, die nicht mehr sprechen können, denen, die niemand mehr nennt oder kennt.

Ich spürte ihren Geist, ihre neshama. Ich schloss meine Augen fest, senkte den Kopf und sprach: »Gottes großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht und gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei der Name des Heiligen, gelobt sei Er, hoch über jedem Lob und Gesang, jeder Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprecht: Amen!«

Ich bin 96 Jahre alt und bereit, meinem Gott jederzeit gegenüberzutreten, wann immer Er mich ruft. Ich dachte, all die Dinge, die ich durchgemacht habe, hätten mich hart gemacht. Ich habe schreckliche Dinge gesehen: ritualisierte Erhängungen, willkürliche Erschießungen, unaussprechliche Grausamkeit und die Verderbtheit des Kannibalismus. In sechs Lagern habe ich Hunger, Schläge und Folter ertragen und habe obsiegt, damit ich ein Ungeheuer der Gerechtigkeit überantworten konnte: Amon Göth, den Schlächter von PÅaszów (dt. Plaszow).

Er verfolgt mich in einem wiederkehrenden Albtraum, schreit, dass er mich töten wird, weil ich in sein Zimmer stolperte, als er gerade beim Essen saß. Ich verstecke mich im Schatten unter einer Brücke oder kauere unter einer Baracke, um mich zu retten. Manchmal materialisiert sich Göth, den man heutzutage vor allem als den sadistischen Lagerkommandanten in dem Film Schindlers Liste kennt, als eines von vielen verzerrten Nazi-Gesichtern, die sich auf mich stürzen wie Raubvögel. An manchen Morgen erwache ich keuchend und schweißgebadet, nachdem ich im Traum mit einem SS-Mann im langen Mantel und mit Helm auf dem Kopf gerungen habe. Er versucht mich zu erschießen, ich versuche, ihm die Waffe zu entreißen.

Ich bin auf Gewalt konditioniert, sei es in der Realität oder in meiner Fantasie. Ich habe in ständiger Furcht gelebt, habe mich an Gefahr und Erniedrigung gewöhnt. Ich bin ein stolzer Jude, der nach dem Krieg geholfen hat, jüdische Waisenkinder zu retten. Doch in Belzec bin ich zusammengebrochen, als ich die Namen derer aussprach, die ich in meinem Lieblingstraum sehe. In diesem Traum sitze ich mit meiner Familie am Esstisch, und wir reden und singen.

Mein Vater Symcha hat den Vorsitz am Tisch, Großeltern, Tanten und Onkel sind bei uns. Ich kenne ihre Namen, auch wenn ich mich nicht mehr an alle ihre Geschichten erinnere. Ich habe meine Brüder auf meinem geliebten Dreirad fahren lassen. Ich sehe, wie unsere Mutter mit dampfenden Platten voller Essen hereinkommt, mit Hühnersuppe, gefilte fish und Käsepasteten. Ich falle in erwartungsvolles Schweigen. Wir dürfen uns selbst nehmen, und das Essen ist köstlich. Ich hätte gern mehr, obwohl ich normalerweise ein schlechter Esser bin, aber ich halte mich zurück.

Als ich mich umschaue, erkenne ich, dass keiner der Menschen am Tisch ein Gesicht hat. Es sind nur Silhouetten, Geister bei einem Festmahl.

Für mich ist das ein glücklicher Traum, doch vielleicht liegt darin der Grund, warum ich auf dem Weg zu dem Ort, an dem sie hingerichtet wurden, so verstört war. Ich erinnere mich an die Wärme und Eleganz meiner Mutter, kann mich aber bis heute nicht an ihre Gesichtszüge erinnern. Und obwohl ich die Aufzeichnungen in Yad Vashem, der Internationalen Holocaust Gedenkstätte in Jerusalem, durchforscht habe, weiß ich bis heute nicht genau, wie sie und meine Brüder starben.

Es gibt dort Listen von deportierten Dorfbewohnern und liquidierten Städten, doch der größte Teil der Dokumentation wurde absichtlich von den Nazis zerstört. Die Aufzeichnungen der Eisenbahn aus dieser Zeit sind notorisch unzuverlässig. Nur zwei Häftlinge haben überlebt. Der eine, Chaim Hirszman, wurde von antikommunistischen Widerstandskämpfern im März 1946 ermordet, bevor er aus erster Hand Zeugnis ablegen konnte.

Der andere, Rudolf Reder, entkam, weil er Deutsch sprechen konnte. Er tarnte sich als Mechaniker und flüchtete im Schutze der Dunkelheit im November 1942. Seinen Namen änderte er in Roman Robak und verbrachte ab 1950 drei Jahre in Israel. 1977 starb er in Toronto, 96 Jahre alt. Er schrieb von erstickenden Frauen und Kindern, deren Schreie »zu einem langen, entsetzlichen Schrei wurden«.

Wir wissen, dass die zum Tode Verurteilten in Viehwaggons gezwängt wurden. Es heißt, aus einigen der Waggons sei Musik gedrungen, um die Deportierten in der Hoffnung zu wiegen, sie würden in ein Transitlager gebracht. Andere wurden gleich bei der Ankunft an den Auspuff von Dieselmotoren angekoppelt, sodass man die Opfer ohne großen Aufwand vergasen konnte. Historiker betrachten Belzec als Musterbeispiel für die Endlösung. Das Lager wurde von nur 23 SS-Leuten betrieben, unterstützt von bösartigen ukrainischen Wachen.

Das Gelände misst 270 Meter im Quadrat. Ein überwuchertes Nebengleis der Eisenbahn führt 500 Meter weit vom Hauptbahnhof ins Lager, das in zwei Bereiche geteilt war. Der eine Bereich diente zur Aufbewahrung der Kleidung, die die Opfer mitbrachten, und von Wertgegenständen wie Diamanten, US-Dollar und Gold, nicht zuletzt Zahngold, das man den Leichen aus dem Mund brach. Der andere Bereich, versteckt hinter Tannenzweigen, die in den Stacheldraht geflochten waren, umfasste die Gaskammern und Massengräber.

Die beiden Bereiche waren durch einen engen, abgezäunten Weg verbunden, den sogenannten »Schlauch«. Die Opfer aus 20 Güterwaggons wurden beim Aussteigen über Lautsprecher aufgefordert, sich auszuziehen, und mussten dann durch diesen Weg laufen, begleitet vom Gebrüll der Wachen, die sie mit Gewehrkolben und Bajonetten antrieben. Das Ziel bestand darin, ihnen keine Zeit zum Nachdenken zu geben. Sie sollten gar nicht begreifen, wo sie sich befanden und was ihnen bevorstand.

Bei ihrer Ankunft hatte man ihnen gesagt, sie würden zum Duschen gebracht, das sei Teil der Aufnahmeprozedur. Man riet ihnen, ihre Schuhe mit den Schnürsenkeln zusammenzubinden, damit nichts verloren ging. Und man forderte sie auf, ihre Kleidung ordentlich zusammenzulegen, damit sie sie leicht wiederfanden. Was für eine groteske, mörderische Lüge!

Der Schlauch führte direkt in die Gaskammern. Sobald die Türen verschlossen waren, hinter denen 200 Menschen eingesperrt waren, starteten Hilfspolizisten einen großen Dieselmotor, der Kohlenmonoxid in das aus Ziegeln errichtete Gebäude pumpte. Nach 30 Minuten waren alle Menschen tot. Von ihrer Ankunft bis zum Tod war kaum mehr als eine Stunde vergangen.

Sonderkommandos - Gruppen von jüdischen Häftlingen, die ausgewählt worden...

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Bevor sein Heimatdorf von der Wehrmacht überfallen wurde, lebte Josef Lewkowicz mit seiner Familie in Dzialoszyce, in der Nähe von Krakau. Dann verbrachte er drei Jahre in sechs verschiedenen Konzentrationslagern. Nach der Befreiung der Lager reiste Josef Lewkowicz für den Geheimdienst der US-Armee auf der Suche nach untergetauchten Nazi-Funktionären durch Deutschland und Österreich. Später arbeitete er als Diamantenhändler in Südamerika. Heute lebt der 95-jährige in Jerusalem.