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Das Dunkle in dir

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.08.2023
Etwas Dunkles braut sich in London zusammen ...
Mitten in London wird ein Baby aus dem Kinderwagen gerissen und auf einem Floß in die Themse gestoßen. Lacey Flint von der Flusspolizei ist gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um eine Katastrophe zu verhindern. Aber wer könnte ein unschuldiges Kind töten wollen? Für DCI Mark Joesbury kommt der Angriff nicht überraschend. Schon lange hat er eine Gruppe junger Männer im Visier, die vom Hass auf Frauen angetrieben wird. Joesbury und sein Team befürchten, dass weitere Gewalttaten folgen werden. Und Lacey Flint könnte das nächste Opfer sein, denn der Anführer der Gruppierung kennt ihr dunkelstes Geheimnis ...

Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCD-ROM
EUR24,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEtwas Dunkles braut sich in London zusammen ...
Mitten in London wird ein Baby aus dem Kinderwagen gerissen und auf einem Floß in die Themse gestoßen. Lacey Flint von der Flusspolizei ist gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um eine Katastrophe zu verhindern. Aber wer könnte ein unschuldiges Kind töten wollen? Für DCI Mark Joesbury kommt der Angriff nicht überraschend. Schon lange hat er eine Gruppe junger Männer im Visier, die vom Hass auf Frauen angetrieben wird. Joesbury und sein Team befürchten, dass weitere Gewalttaten folgen werden. Und Lacey Flint könnte das nächste Opfer sein, denn der Anführer der Gruppierung kennt ihr dunkelstes Geheimnis ...

Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641300784
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.08.2023
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5371 Kbytes
Artikel-Nr.10228470
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Ein paar Stunden nach Mitternacht saßen zwei junge Frauen in einem Auto, das dicht vor dem Rand einer Klippe stand. Eine von ihnen war tot, die andere fühlte sich nur so. Der Ort, an dem sie angekommen waren - wobei sie die Straße verlassen und die letzten Meter über die unwegsame Landzunge zurückgelegt hatten -, war der höchste Kreidefelsen Britanniens. Außerdem galt er als eine der beliebtesten Stellen der Welt für Selbstmörder. Vorsichtigen Schätzungen zufolge war er seit den frühen Sechzigern für knapp unter fünfhundert Suizide verantwortlich gewesen.

Die Frau, deren Herz rein technisch gesehen noch schlug, überlegte, ob zwei weitere wohl ausreichen würden, um das hübsche runde halbe Tausend vollzumachen. Sie machte den Motor aus, ließ das Summen, mit dem er abkühlte, in der Nacht verklingen und öffnete die Tür, um der Welt Lebewohl zu sagen.

Die Augen ihrer fest angeschnallten Gefährtin waren geschlossen, doch als die Luft ins Auto strömte, wehte ihr das Haar übers Gesicht und verlieh ihm ganz kurz einen Anschein von Leben.

Ein gemeiner Trick. Die Frau, die sich noch ans Leben klammerte - noch für ein paar Minuten -, stieg aus, schloss die Autotür und sah erleichtert zu, wie es im Wagen dunkel wurde. Die hundertzwanzig Kilometer vom Süden Londons bis hierher, nur von ihren eigenen Gedanken und den Schuldzuweisungen eines Leichnams neben ihr begleitet, waren schwerer gewesen, als sie gedacht hatte. Sie wandte sich von dem Auto ab und trat auf jene schwarze Leere zu, die, wie sie genau wusste, hinter dem Klippenrand wartete.

Für September war die Nacht kühl, eine leichte Brise wehte von Westen. Da der Wind fast direkt von der Isle of Wight kam, trug er einen Hauch des gestrigen Fischfangs heran, außerdem den Geruch früher Herbstfeuer und reifer Früchte, die von schwer beladenen Bäumen fielen. Andererseits hatte sie schon immer eine lebhafte Fantasie gehabt. Vielleicht war es auch nur der salzige Gestank des Strandes hundertsechzig Meter unter ihr.

Bestimmt war es ein grauenvoller Strand. Er hatte zu viele zerschlagene und zerschellte Körper in die Arme geschlossen, zu viel Blut der Sterbenden aufgesogen, um irgendetwas anderes zu sein. Jetzt war es zu spät, viel zu spät, aber bestimmt gab es bessere, schönere Orte zum Sterben.

Als die Augen der jungen Frau sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie die silberweiße Linie der Kreidefelsen ausmachen, die sich nach Westen erstreckten, und sah das Blinken des Leuchtturmes in der Bucht. Der Mond war etwas mehr als halb voll, missgebildet und merkwürdig unbefriedigend in seiner Unvollständigkeit, doch er strahlte wie eine polierte Silbermünze und beleuchtete sanft die Wolken. Die Sterne waren winzig und flackerten wie Lichterketten, deren Batterie gleich den Geist aufgibt. Das Meer war endlose Schwärze, ein riesiges, solides Glänzen, das schimmerte, als stiege sein dunkler Schein aus seinen Tiefen empor. Es war ein stummes Meer, seiner Stimme beraubt: Weder brandeten noch murmelten die Wellen an den Felsen, von donnern ganz zu schweigen.

Der Schmerz zu vieler zu großer Verluste lastete schwer auf der jungen Frau, und als sie auf den Rand der Klippe zuging, dehnte er sich in ihrer Brust aus wie aufgehender Teig und füllte allen Raum aus, sodass selbst das Atmen schwer wurde. Gleichzeitig brannte der Wind ihr in den Augen und trieb Tränen hervor, die sie bis jetzt nicht hatte vergießen können. Tränen waren für erträglichen Kummer gedacht, für geringeres Leid; dieser Schmerz konnte unmöglich durch kleine Wassertropfen gelindert werden. Er würde hervorbrechen, wenn er kam, würde ihre Haut, ihr Fleisch und ihre Knochen auseinanderbersten lassen wie Schrapnell. Natürlich würden die Felsen dort unten ihm dabei behilflich sein.

Wenigstens würde es dann ein Ende haben.

Als die Gestalt aus der Finsternis auftauchte, dachte sie, ihrer toten Freundin sei die Geduld ausgegangen und sie habe die übernatürliche Kraft heraufbeschworen, auf eigenen Beinen zu ihrem Grab zu schreiten. Ihr Schreckensschrei zerplatzte im Wind.

Nicht ihre Freundin, ein Fremder, aber einer mit derselben schaurigen Absicht.

»Ihr könnt mich nicht daran hindern!« Der Junge war angespannt, er bebte wie ein Läufer vor dem Wettrennen seines Lebens. Auch er war nur ein kleines Stück vom Klippenrand entfernt. Wenn er lossprintete, würde der Schwung ihn darüber hinaustragen.

»Okay«, sagte sie.

Er war ungefähr in ihrem Alter, knapp unter zwanzig, allerdings ließ sich das in der Düsternis nur schwer sagen. Kleiner als sie, mit schmalen Schultern und molliger Taille, und er keuchte, als sei der Fußmarsch hierher - auf dem Parkplatz hatten keine anderen Fahrzeuge gestanden - Schwerarbeit gewesen. Oder vielleicht hatte er auch geweint. Sein Gesicht sah im schwachen Mondlicht fleckig und streifig aus. Er musste ganz dicht am Rand gesessen haben, vom Gras halb verborgen, und aufgesprungen sein, als sie näher kam.

»Es ist meine Entscheidung«, stieß er hervor, noch immer bereit loszurennen. »Mein Leben.«

»In Ordnung.«

Seine Kleider, feucht vom Regen, der vor Kurzem gefallen war, rochen frisch und sahen sauber aus. Sie waren ziemlich neu, seine Sneakers waren keine Billigware, und sein dunkles Haar war vor nicht allzu langer Zeit geschnitten worden.

»Du bist einer von denen, stimmt´s?« Hektisch sah er sich um, als dächte er, andere - ihre fiktiven Mitverschwörer - könnten sich gerade an ihn anschleichen. »Von denen, die versuchen, uns davon abzuhalten.«

Sie seufzte. »Ich werde dich nicht davon abhalten.«

»In dem Forum, in dem ich bin, da haben sie mich gewarnt, dass hier Leute sein würden wie du. Da hieß es, man soll zwischen zwei Uhr nachts und sechs Uhr morgens kommen, dann wär´s am unwahrscheinlichsten, dass ich jemandem begegne.«

Sein Atem ging stoßweise, seine Stimme stockte. Einen Moment lang ärgerte sie sich maßlos darüber, dass ihre letzten Momente nicht friedlich sein würden, weil ihre Gedanken von diesem weinerlichen Teenager in Anspruch genommen wurden, der in seinem kurzen, verwöhnten Leben wahrscheinlich noch nie richtige Probleme gehabt hatte.

Doch das war unfreundlich, und sie wollte nicht unfreundlich sein, nicht in den letzten Minuten ihres Lebens.

»Deine Freundin da im Auto.« Er zeigte nach hinten, als könnte sie vergessen haben, wo der Wagen stand. »Telefoniert die gerade? Ruft sie, wie nennt ihr das, Verstärkung?«

Das Auflachen, so kurz und bitter es auch war, überraschte sie. Lachen fühlte sich an wie etwas, das sie endgültig aus ihrem Leben ausgesperrt hatte. »Das bezweifle ich.«

Er machte einen Schritt auf den Klippenrand zu. »Komm mir nicht zu nahe«, rief er schrill wie eine erschrockene alte Frau.

»Hab ich nicht vor.«

Sie wollte nicht unfreundlich sein, aber das hier nervte allmählich, und außerdem würde früher oder später jemand anderes vorbeikommen: ein Streifenwagen, jemand von der Telefonseelsorge, ein Gutmensch mit Schlafstörungen. Sie hatte nicht ewig Zeit.

»Ist doch ´ne große Klippe. Ich komm dir nicht in die Quere, wenn du mir nicht in die Quere kommst.«

Damit trat sie an den Rand und schaute hinunter. Sie hatte noch nie Höhenangst gehabt, doch jetzt flutete eine Woge der Übelkeit über sie hinweg. Einen Augenblick lang schien es, als bewege sich der Boden unter ihren Füßen. Kreide war alles andere als stabil; die Felsen bröckelten ständig. Sie wippte ein wenig auf den Füßen. Nichts gab nach, und sie war ein bisschen enttäuscht. Wie viel leichter wäre es gewesen, sich die Entscheidung abnehmen zu lassen.

»Meinst du das ernst?«, fragte der Junge.

Wahrscheinlich ernster als er. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon hier war, über sein Leid nachgrübelte und sich vormachte, dass er tatsächlich springen würde.

»Du bist nicht von der, wie heißen die noch, von der Küstenwache oder diesen Samariter-Typen?«

»Ich bin hier, um da runterzuspringen, genau wie du.«

»Du lügst. Das ist ein Trick, irgend so ein psychologischer Rückkopplung-Scheiß. So zu tun, als wär´s dir egal, damit es mir nicht mehr egal ist.«

»Und, funktioniert´s?«

»Nein!«

»Verdammt«, brummte sie halblaut. »Ich lasse echt nach.«

Schweigen. Dann: »Ich heiße Nick.«

Es klang zögerlich, als sei er sich seines eigenen Namens nicht sicher. »Ich hab nicht gefragt«, erwiderte sie.

»Ich habe einen Abschiedsbrief geschrieben, an meine Mum und meinen Dad.«

»Das hilft ihnen bestimmt unheimlich.«

Einen Moment lang nur Wind, und, ja, jetzt konnte sie die Wellen dort unten hören.

»Echt jetzt?«, fragte er. »Du willst echt springen?«

»Also, eigentlich werde ich fahren. Das Gaspedal durchtreten und ins Nirwana rauschen wie Thelma und Louise am Grand Canyon.«

»Was?« Er hatte die Popkultur-Anspielung nicht verstanden.

»Ach, egal. Mach´s gut, Nick. Einen schönen Tod noch.«

»Warte!«, rief er ihr nach, noch bevor sie den Weg zum Auto zur Hälfte zurückgelegt hatte. Sie drehte sich um und wusste dabei, dass schon das ihr etwas sagen sollte: Noch konnte sie zurückgerufen werden.

»Es passiert doch sofort, oder? Das mit dem Tod, meine ich. Ich kriege doch nichts davon mit?«

Seufzend ging sie wieder zum Rand der Klippe und trat neben ihn.

»Normalerweise ist man nicht sofort tot«, sagte sie. »Wenn man geköpft wird, dann wahrscheinlich ja. Vielleicht auch bei einer...

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Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.