Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Adas Fest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.04.2023
Ein großer Roman über Festhalten und Loslassen von Familie
Ein Strandhaus an der französischen Atlantikküste mitten im Sommer. Doch der schöne Schein trügt. Der ansteigende Meeresspiegel verschlingt die Küste, und auch ?Les Vagues?, an das die 74-jährige Ada vor vielen Jahren ihr Herz verloren hat, droht bei einem der nächsten Herbststürme ins Meer zu kippen. Ein letztes Mal noch möchte Ada ein rauschendes Fest feiern: in Erinnerung an ihren Mann, den berühmten Maler Leo Kwant, zusammen mit ihren Kindern, Freunden von früher und Vincent, dem Restaurantbesitzer aus dem Ort. Als die erwachsenen Töchter mit eigenen Sorgen anreisen, entgeht ihnen zunächst, dass Ada und Vincent etwas verbindet, das mit der Vergangenheit zu tun hat. Doch was Ada all die Jahre vor ihnen verheimlicht hat, ist so aufwühlend und tiefgreifend zugleich - es wird ihrer aller Leben für immer verändern.

Katrin Bursegs Faible für Geschichte und Geschichten ließ sie Kunstgeschichte, Literatur und Romanistik studieren. Sie arbeitete als Journalistin, begann dann, Romane zu schreiben und erreichte mit »Unter dem Schnee« ein großes Publikum. In Norddeutschland aufgewachsen und in Hamburg zu Hause, hat sie sich schon früh für die Ozeane und den Klimawandel interessiert. Die damit einhergehenden Folgen für die Küstenregionen und die dort lebenden Menschen haben sie zu ihrem Bestseller »Adas Fest« inspiriert.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextEin großer Roman über Festhalten und Loslassen von Familie
Ein Strandhaus an der französischen Atlantikküste mitten im Sommer. Doch der schöne Schein trügt. Der ansteigende Meeresspiegel verschlingt die Küste, und auch ?Les Vagues?, an das die 74-jährige Ada vor vielen Jahren ihr Herz verloren hat, droht bei einem der nächsten Herbststürme ins Meer zu kippen. Ein letztes Mal noch möchte Ada ein rauschendes Fest feiern: in Erinnerung an ihren Mann, den berühmten Maler Leo Kwant, zusammen mit ihren Kindern, Freunden von früher und Vincent, dem Restaurantbesitzer aus dem Ort. Als die erwachsenen Töchter mit eigenen Sorgen anreisen, entgeht ihnen zunächst, dass Ada und Vincent etwas verbindet, das mit der Vergangenheit zu tun hat. Doch was Ada all die Jahre vor ihnen verheimlicht hat, ist so aufwühlend und tiefgreifend zugleich - es wird ihrer aller Leben für immer verändern.

Katrin Bursegs Faible für Geschichte und Geschichten ließ sie Kunstgeschichte, Literatur und Romanistik studieren. Sie arbeitete als Journalistin, begann dann, Romane zu schreiben und erreichte mit »Unter dem Schnee« ein großes Publikum. In Norddeutschland aufgewachsen und in Hamburg zu Hause, hat sie sich schon früh für die Ozeane und den Klimawandel interessiert. Die damit einhergehenden Folgen für die Küstenregionen und die dort lebenden Menschen haben sie zu ihrem Bestseller »Adas Fest« inspiriert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641244361
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.04.2023
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2324 Kbytes
Artikel-Nr.10228537
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Ada machte sich keine Gedanken, als Vincent sich am nächsten Tag nicht meldete. Sie kannte doch seinen Stolz! Außerdem hatte es immer Zeiten gegeben, in denen sie beide bewusst Abstand gehalten hatten, um nicht im Strudel des anderen unterzugehen. Und so gab sie sich den Freuden des Sommers hin - dem Schwimmen, dem Lesen, dem Nichtstun mit Blick aufs Meer. Doch nach drei Tagen wurde sie unruhig.

Was zum Teufel erwartete Vincent von ihr?

Seine Frau Mathilde war vor anderthalb Jahren gestorben. Hatte er geglaubt, dass sie nach einer gesitteten Trauerzeit wieder mehr verbinden könnte als die Erinnerung an früher? War er der sentimentale Hund?

Erst ratlos, dann verärgert versuchte Ada, sich mit langen Spaziergängen am Wasser abzulenken. Das Meer und der Anblick der Surfer, die die Wellen so sicher zu beherrschen schienen, beruhigten sie. Doch wenn Ada nach ein oder zwei Stunden zum Strandhaus zurückkehrte, hoffte sie insgeheim, dass Vincent auf der Terrasse saß und nach ihr Ausschau hielt. Sie wollte keinen Streit, sie wollte die letzten Wochen in ihrem Haus einfach nur genießen und nicht endlos mit ihm über ihre Entscheidung debattieren. Sah er denn nicht, dass sie Les Vagues auch Joëls wegen opferte? Maire Baudelon hatte ihr doch erklärt, dass ihre Düne und die geplanten Sandvorspülungen die Strandpromenade von Laplage-sur-Mer noch für dreißig oder vierzig Jahre vor dem Meer schützen könnten. Dann wäre auch Joël alt genug, um sich im Hinterland zur Ruhe zu setzen.

Aber Vincent blieb stur, er zeigte sich nicht, und schließlich hatte Ada von seinem Schweigen genug. Am Donnerstag, gleich nach dem Frühstück, machte sie sich auf den Weg zu ihm.

Das Strandhaus lag etwas außerhalb, und es war das erste Mal seit ihrer Ankunft in Les Vagues, dass Ada in den Ort ging, denn Vincent hatte ihr einen prall gefüllten Kühlschrank hinterlassen. Butter, Milch, Eier, Aprikosenkonfitüre, Käse, Schinken - mehr als genug. Dazu Obst und Gemüse und sogar noch ein ganzes gebratenes Bressehähnchen mit Siegelring an den kräftigen blauen Füßen. Daran hätte sich eine Familie satt essen können. Die Reste hatte sie dem Streuner hingestellt, einem scheuen grauen Kater, der sie seit ihrer Ankunft auf der Terrasse besuchte. Ada überlegte kurz, das Fahrrad zu nehmen, aber dann ging sie doch zu Fuß durch das schattige Kiefernwäldchen hinter den Dünen. In den vergangenen Tagen war es sehr heiß gewesen, ein wolkenloser, hoher Julihimmel. Fast dreiunddreißig Grad, nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Und auch heute ließ sich die Hitze des Tages schon erahnen, obwohl es erst kurz nach neun war. Der Wind vom Meer war kaum zu spüren, und in den Bäumen knackten die Zapfen und sprangen auf. Wie kleine Hagelkörner prasselten Kiefernsamen auf sie herab. Ein paar Eidechsen glitten durch trockene Nadeln davon, und auf halbem Weg huschte ein Eichhörnchen über den Pfad und kletterte eine Kiefer hinauf.

Als Ada seine warnenden Laute nachahmte, hielt es einen Moment inne und sah sie von oben herab missbilligend an. »Ich gehe schon seit fast fünfzig Jahren hier entlang«, hörte Ada sich sagen, fast ein wenig trotzig. Sie hatte in den vergangenen Tagen kaum gesprochen, jedenfalls nicht mehr als ein paar Locklaute an den Kater, dem sie die vereiterten Augen säubern wollte, ihre Stimme klang wie ein vernachlässigtes Instrument. Im nächsten Moment musste sie lachen, weil sie sich dem Tier gegenüber rechtfertigte. Das Eichhörnchen sprang auf den nächsten Baum und verschwand.

An dem kleinen Weiher, dem die Trockenheit zugesetzt hatte, legte Ada sich einen Moment ins Moos. Ihre Hände strichen über den weichen Teppich, auf dem ihr Körper ruhte, ihr Blick glitt die vom Wind geformten Seekiefern hinauf bis in den Himmel. Plötzlich meinte sie, die Stimmen ihrer Mädchen zu hören, Kinder, die ausgelassen durch das duftende Wäldchen tobten: »Wer ist zuerst bei Mama?« Schwerelos glitten ihre Gedanken davon.

Wie alles Schöne war Les Vagues ganz unvermittelt in ihr Leben gekommen. Sie hatten damals nicht nach einem Haus gesucht, aber als Leo das verlassene Gebäude bei einem Spaziergang entdeckte, war er begeistert. Er hatte sofort das Potenzial (die Lage, der Blick, das unsagbar Schöne) und nicht die Ruine gesehen, obwohl das Dach kaputt gewesen war, die feuchten Mauern bröckelten und überall Möwendreck lag.

Es war nicht teuer gewesen, das Haus zu kaufen, aber es bewohnbar zu machen, hatte Leos Erbe verschlungen und alles, was sie damals besaßen. Deshalb mussten sie die Maurer, Tischler und Elektriker auch mit Adas Arbeit bezahlen. Mit ihrer Leica hatte sie die Männer und deren Familien porträtiert, oft auch noch die kleinen Handwerksbetriebe und ihre Angestellten, in verlegenem Stolz auf dem Trottoir aufgereiht. Vom zahnenden Neugeborenen über den linkischen Laufburschen bis zur achtzigjährigen Großmutter, die die Deutsche grantig und unversöhnlich als Boche beschimpfte, hatte Ada sie alle vor der Kamera gehabt. Später gab es dazu sogar eine Ausstellung mit einem schmalen Katalog. Ein Bild von Leo hatte damals kaum jemand haben wollen, noch nicht einmal geschenkt. Wenn Ada heute davon erzählte, konnte das niemand glauben. Selbst auf der Strandpromenade verkauften sie Postkarten von Leos berühmtestem Gemälde, dem »Mädchen in der Brandung«, das inzwischen keine sechzig Kilometer entfernt in Bordeaux im Museum für zeitgenössische Kunst hing.

Als ein paar Radfahrer an ihr vorüberfuhren, blieb Ada einfach liegen. »Alles in Ordnung?«, rief jemand besorgt, weil man bei einer Frau ihres Alters wohl auf solche Gedanken kam, und Ada winkte beruhigend zurück. »Ja, alles in Ordnung!« Aber als die Gruppe nicht mehr zu sehen war, brach sie ganz plötzlich in Tränen aus.

War es die Trauer um das Strandhaus, die sie doch noch überwältigte?

Der Schmerz darüber, dass sie vor vielen Jahren so leichtfertig gewesen war, ihr Herz an dieses Stückchen Erde zu verlieren? An das Haus, in dem noch immer ihre Träume siedelten und wo sie die schönsten, aber auch die schwersten Stunden ihres Lebens erlebt hatte?

Ärgerlich drückte Ada sich die Fäuste auf die Augen, aber die Verzweiflung ließ sich nicht mehr aufhalten. Ihr Kummer bahnte sich den Weg. Die Vorstellung, dass bald ein Bagger die Erinnerung an das gemeinsame Leben mit Leo brutal in Stücke reißen würde und nur noch Trümmer davon zurückbleiben sollten, ließ sie entsetzt nach Luft schnappen.

Adas Weinen steigerte sich, schwoll an von einem stillen, fast ungläubigen Tränenfluss hin zu einem unbeherrschten wilden Schluchzen. Die Trauer um den bevorstehenden Verlust schüttelte sie, ihre Wogen schwappten über all die so mühsam konstruierten Dämme in ihrem Inneren.

Hilflos grub Ada ihre Hände in das Moos, aber es dauerte eine Weile, bis der Schmerz etwas nachließ, bis sie sich zur Ordnung rief und allmählich wieder beruhigte.

Himmel, was war sie nur für eine Närrin!

Ihr Leben sei doch in Ordnung, würden die Töchter sagen. Und irgendwie stimmte es ja. Jedenfalls hatte Ada nach Leos Tod im Winter vor zweieinhalb Jahren das Schlimmste wohl überstanden. In Berlin war sie sogar in eine neue, lichtdurchflutete Wohnung umgezogen, und finanziell konnte sie nicht klagen. Leos Bilder sicherten ihr immer noch ein komfortables Einkommen, auch Esther als seine Galeristin lebte davon. Und gelegentlich profitierte noch Kiki, die immer mal wieder eine Finanzspritze benötigte.

Sogar Adas Rücken war etwas besser geworden, die Schmerzen ließen immer nach, wenn sie morgens und abends im Meer schwamm. Wenn sie spürte, wie das Wasser sie trug.

Und Vincent?

Ihn würde sie auch noch einfangen, er musste ihr doch helfen. Das Fest! Ada rechnete nach. Es war inzwischen Mitte Juli, und am zweiten Samstag im August wollte sie feiern - genau wie früher. Höchste Zeit also, dass sie ihre Einladungen verschickte.

Auf der Suche nach Halt heftete Ada den Blick auf die Kiefern, deren Äste den Himmel zerteilten. Das Fest würde eine Brücke in ein Leben ohne das geliebte Strandhaus sein, wenn sie es schaffte, Vincent von ihrem Plan zu überzeugen.

Laplage-sur-Mer war noch immer das hübsche, kleine, sorglose Städtchen, das es für Ada stets gewesen war. Der Ort empfing sie mit seinen schönen alten Villen im Belle-Époque-Stil. Das Frühstück in den Pensionen und Ferienhäusern war beendet, überall bereiteten sich die Sommergäste auf einen Strandtag vor. In den Vorgärten türmten sich Strandtaschen, Sandspielzeug und Surfbretter, Gelächter hing in der Luft, und Kinder tobten herum. Hinter dem Marktplatz, in der Rue Gorgol, war Madame Martinez mit ihren Rosen beschäftigt. Als die alte Dame Ada erkannte, winkte sie erfreut und kam für einen Plausch an die Straße.

»Er denkt, ich merke es nicht, wenn er an meine Rosen geht.«

»Vincent Flamant?« Ada lächelte entschuldigend und musterte die kleine, energische Person, die in ihrem pastellfarbenen Sommerkleid und dem Sonnenhut auf dem schlohweißen Haar ein wenig der englischen Königin glich. Ihr Gesicht war von Falten zerfurcht, trotzdem leuchtete es, und an den durchscheinenden Handgelenken unterstrichen empört klimpernde Armreifen ihr Temperament. Ada kannte sie schon ewig, und selbst vor fünfzig Jahren war die Martinez schon alt gewesen. »Niemand hat so schöne Rosen wie Sie, Madame.«

»Er hat Glück, dass ich nicht mehr so schnell laufen kann.«

In gespieltem Ärger verzog Madame Martinez das Gesicht und deutete auf ihre geschwollenen Füße, die in roten Pantoffeln aus weichem Ziegenleder steckten. Sie...

mehr

Autor

Katrin Bursegs Faible für Geschichte und Geschichten ließ sie Kunstgeschichte, Literatur und Romanistik studieren. Sie arbeitete als Journalistin, begann dann, Romane zu schreiben und erreichte mit »Unter dem Schnee« ein großes Publikum. In Norddeutschland aufgewachsen und in Hamburg zu Hause, hat sie sich schon früh für die Ozeane und den Klimawandel interessiert. Die damit einhergehenden Folgen für die Küstenregionen und die dort lebenden Menschen haben sie zu ihrem Bestseller »Adas Fest« inspiriert.