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Projekt Pluto

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2023
Die Menschheit hat sich über das gesamte Sonnensystem ausgebreitet. Terraforming - die Veränderung ganzer Planeten, um sie erdähnlicher zu machen - wird von allen Kolonien betrieben. Projekt Plutoshine ist das bisher ambitionierteste Terraforming-Vorhaben: sechs Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von -242° C, braucht Pluto vor allem Licht und Wärme. Beides soll durch gewaltige Spiegel im Orbit auf die Eiswelt gebracht werden. Doch jemand sabotiert das Projekt. Terraforming-Ingenieur Lucian will herausfinden, wer hinter den Anschlägen steckt - und kommt dabei einem Geheimnis auf die Spur, das unser gesamtes Universum für immer verändern wird ...

Lucy Kissick schrieb ihren Debütroman »Projekt Pluto«, während sie an ihrer Doktorarbeit an der University of Oxford arbeitete, in der im Labor sie Seen auf dem Mars nachbildete, um die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten genauer zu untersuchen. Inzwischen arbeitet sie als Wissenschaftlerin in der Atomindustrie und lebt zwischen Bergen und Meer im englischen Lake District.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
HörbuchCD-ROM
EUR24,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Menschheit hat sich über das gesamte Sonnensystem ausgebreitet. Terraforming - die Veränderung ganzer Planeten, um sie erdähnlicher zu machen - wird von allen Kolonien betrieben. Projekt Plutoshine ist das bisher ambitionierteste Terraforming-Vorhaben: sechs Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von -242° C, braucht Pluto vor allem Licht und Wärme. Beides soll durch gewaltige Spiegel im Orbit auf die Eiswelt gebracht werden. Doch jemand sabotiert das Projekt. Terraforming-Ingenieur Lucian will herausfinden, wer hinter den Anschlägen steckt - und kommt dabei einem Geheimnis auf die Spur, das unser gesamtes Universum für immer verändern wird ...

Lucy Kissick schrieb ihren Debütroman »Projekt Pluto«, während sie an ihrer Doktorarbeit an der University of Oxford arbeitete, in der im Labor sie Seen auf dem Mars nachbildete, um die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten genauer zu untersuchen. Inzwischen arbeitet sie als Wissenschaftlerin in der Atomindustrie und lebt zwischen Bergen und Meer im englischen Lake District.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641297374
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.07.2023
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1960 Kbytes
Artikel-Nr.10228540
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft,
ein Jahr später

Als Nou zum ersten Mal die Sonne sah, war sie ein kleines Mädchen, kaum 0,02 Jahre alt und in ihren beheizten Stiefeln noch ungeschickt auf den Beinen. In diesem Alter war ihr Bruder Edmund ihre ganze Welt, und sie lag in seinen Armen. Er zeigte auf einen winzigen Lichtpunkt am gestirnten Himmel, der sich für Nou in nichts von den anderen unterschied.

»Das sind alles Sterne«, sagte er. Über den Helmfunk klang seine Stimme vertraut in ihren Ohren. »Aber der da ist was Besonderes.«

»Der?«

»Ja. Das ist unser Stern. Wir nennen ihn die Sonne. Und eines Tages wird dieser Stern das Antlitz unserer Welt verändern.«

Nou dachte eine Weile darüber nach. Auf ihrer Welt war der Himmel dunkel, die Nächte waren lang, und Sternenlicht tränkte die Ebenen aus Eis, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckten. Von diesen Lichtpunkten kam keine Wärme und, soweit sie mit ihrem nüchternen Weltverständnis erkennen konnte, auch nichts anderes.

Aber sie war hübsch, diese Sonne. Es gefiel Nou, wie Farben durch ihr Blickfeld liefen, wenn sie den Lichtpunkt mit zusammengekniffenen Augen betrachtete. Immer wenn jemand sie mitnahm, kehrte sie zu diesem gefrorenen Ufer zurück, zog die Erwachsenen an der Hand dorthin und blickte dann an ihrem Arm entlang nach oben, so wie bei ihrem Bruder damals. Sie verband die Sternenpunkte und suchte so konzentriert, dass sie dabei schielte, bis sie den richtigen fand - den hellsten -, ja, aber ihn auf Edmunds Art zu finden, war so, als folgte sie einem gewundenen Pfad, den nur sie beide kannten.

Doch wenn die Sonne etwas derart Besonderes war (überlegte sie mit 0,03 Jahren), warum war sie dann so winzig? Was machte sie?

Die ältesten Bewohner der Stern-Basis - diejenigen, die noch auf der Erde aufgewachsen waren - erzählten ihr von wundersamen Dingen wie warmem Lichtschein auf nackter Haut, von blendend hellem Lichtergefunkel auf Meeren, die bis über den Horizont hinaus reichten, und von den bescheidenen Ursprüngen des Lebens in Form chemischer Stoffe im glitzernden Wasser von Tidentümpeln.

Die Sonne konnte Eis schmelzen? Und Leben erschaffen?

Die jüngsten Bewohner - diejenigen, die mit Geschichten von der Erde aufgewachsen waren - erzählten ihr von schrecklichen Dingen wie geblendeten Astronomen in lange zurückliegenden Zeiten; von riesigen Spiegeln, die bewirkt hatten, dass der Mars Risse bekam und schmolz; vom Hitzetod der Pioniere auf dem Merkur.

Nou saß da, die Arme um die Knie geschlungen, und hörte ihnen mit großen Augen zu. Dies war nicht bloß ein kleiner Lichtpunkt. Die Sonne, entschied sie, war ohne Zweifel etwas Besonderes.

Und wenn man an zweieinhalb Orten außerhalb der Erde Leben gefunden hatte (niemand wusste genau, ob die verdächtig bakterienähnlichen Lebensformen auf dem Mars dazu zählten), so folgte für sie ganz logisch daraus, dass es auch auf ihrer Welt Leben geben musste.

Und sie würde diejenige sein, die es fand.

Als die Terraformer auf Pluto eintrafen, war es Nou - jetzt 0,04 und für zehn Erdenjahre eher klein - beinahe gelungen.

Zu behaupten, es sei kalt auf Pluto, war so ähnlich, als würde man die Reise dorthin als Katzensprung bezeichnen oder sagen, es sei dort ein bisschen dunkel: Wenn man vier Milliarden Kilometer weit flog oder die dreißigfache Entfernung von der Erde zur Sonne zurücklegte, um auf einer Oberfläche zu landen, auf der Temperaturen von mehr als zweihundert Grad unter null herrschten, versagten normale Beschreibungsmethoden.

Für Lucian bedeutete Plutos Kälte das permanente, nicht ausblendbare Brummen der Heizelemente seines Raumanzugs und den Verlust jeglichen Gefühls in Armen und Beinen, sobald er sich nur ein paar Sekunden lang nicht bewegte. Die Entfernung von seiner Heimat brachte eine Art Schwindelgefühl mit sich, eine leise Panik, die ihm die Luft abschnürte, wenn er zu lange darüber nachdachte. Er glaubte nicht, dass er sich jemals an die hiesige Schwerkraft gewöhnen würde: Jeder Schritt war ein schwungvolles Abheben, ein kurzer Flug, und dann das Gegenteil - eine halbe Sekunde schreckliche Angst, der mühsame Versuch, wieder zum Boden hinunterzugelangen, und schließlich eine Aufwallung von Erleichterung bei jeder Landung.

Vor allem faszinierte ihn jedoch die Horizontlinie. Auf dieser sonnenfernen Welt, auf der es Stickstoff schneite und niemals heller wurde als kurz vor dem Morgengrauen auf der Erde, war der Himmel blau. Dies war aber kein irdisches Blau - nicht das Kornblumenblau eines wolkenlosen Mittags -, sondern ein dunkleres, wässrigeres, fast indigofarben, wo es nach oben hin auslief.

Er liebte diesen Ort jetzt schon.

Lucian platzte schier vor Aufregung. Er war völlig aus dem Häuschen. Er stand auf Pluto. Auf dieser Welt, die man als »Neuen Horizont« bezeichnete. Zu allen Seiten erstreckte sich eine gewaltige Ebene aus schartigem, buckligem weißen Eis - und was für ein Eis das war! Nicht das normale Wassereis wie auf der Erde, auch kein Kohlendioxid wie auf dem Mars. Das Pluto-Eis setzte sich aus Stickstoff, ein wenig Methan und einem Quäntchen Kohlenmonoxid zusammen. Er überquerte einen Boden, der so kalt war, dass er buchstäblich aus gefrorener Luft bestand.

Der richtige Name der Eisfläche lautete Sputnik Planitia oder - abseits des Lateinischen - Sputnik-Ebene. Seit ihrer Entdeckung in den frühen Jahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts war die ikonische Landschaft jedoch eher durch ihre Form bekannt geworden: als die eine Hälfte von Plutos Herz.

An dem stark gekrümmten Horizont vor ihm zeichneten sich die al-Idrisi Montes ab: Eisberge von der Größe echter Berge, die vor langer Zeit an den ewig gefrorenen Küsten dieses Herzens gestrandet waren. Und dort, am Fuß ihrer gezackten Klippen, wuchs wie eine Ansammlung winziger Kristalle die leuchtende Stern-Basis empor.

Dieser Anblick ließ Lucians Herz höherschlagen. Der fernste Außenposten der Menschheit. Er stolperte immer wieder über seine eigenen Füße, während er halb hüpfend, halb springend in schiefen Winkeln auf dem Boden aufsetzte und jede darauffolgende kurze Ausschüttung von Adrenalin genoss. Nachdem er besonders knapp an einem richtigen Fehltritt vorbeigerauscht und für gute zehn Sekunden ins Schweben geraten war, kam eine Stimme in rauem Ton durch seine Hörkapsel: »Ist dir eigentlich klar«, sagte sie, »dass dich rund hundert Leute gleich an ihre Basis klatschen sehen werden wie eine Fliege an die Windschutzscheibe?«

»Ach, na ja«, erwiderte Lucian, nach Atem ringend, aber gut gelaunt über ihre private Leitung. »Man kann nicht früh genug anfangen, sich einen Ruf zu erarbeiten.«

»Bei deinem Gleichgewichtssinn muss ja jeder denken, dass du auf der Erde geboren bist.«

Lucian war sich undeutlich bewusst, dass er mit seiner behandschuhten Hand nach oben griff, um sich verlegen die Haare zu zerzausen, dabei jedoch nur auf den Helm stieß.

»Sehen Sie, Halley - es ist ein bisschen so, als stiege man eine leicht schräg stehende Treppe hinauf. Obwohl man es weiß, wird man es wohl vergessen und bei jedem Schritt stolpern.«

Er drehte sich um und winkte ihr zu, einem von einer Handvoll Glühwürmchen in der Ferne. Als er wieder nach vorn sah, war die Hauptschleuse der Basis kaum noch zwei große Sprünge entfernt. Dahinter, durch die Glaswände zu beiden Seiten, sah es so aus, als wäre ganz Pluto gekommen, um sie zu begrüßen. Die Menschen drückten sich an die Fenster und scharten sich drinnen zusammen, einige strahlten ihn an, manche winkten, andere sprangen hoch und schwebten wie Federn, um besser sehen zu können. Ihre Neugier war verständlich: Neuankömmlinge hier an der Außengrenze der Zivilisation waren selten, und einige von ihnen hatten schon ihr ganzes Leben hier verbracht, ohne jemals ein fremdes Gesicht zu sehen. Einen Augenblick lang fiel ihm ein leuchtendes Spruchband ins Auge: Willkommen, Sonnenbringer!

»Sonnenbringer?«, sagte Halley so spöttisch wie üblich, aber giftiger als nötig. Die alte Professorin schien in einer noch bissigeren, ungeselligeren Stimmung zu sein als sonst. »Halten die uns für ein Pantheon alter Gottheiten? Wir sind Terraformer, um der Erde willen.«

Lucian verzog das Gesicht zur Entsprechung eines Achselzuckens und vergaß dabei einen Moment lang sein Publikum.

»Tja, also, ich bezeichne mich lieber als Solaringenieur, und das ist ja wohl auch keine unzutreffende Beschreibung, oder? Ich meine, wären wir vor tausend Jahren auf der Erde gelandet, hätten uns die Leute wahrscheinlich für Götter gehalten, bei dem, was wir heutzutage so alles ...«

»Nein.« Das Klick des Verbindungsabbruchs folgte, dann fuhr sie auf der öffentlichen Leitung fort: »Wir sind in zwei Minuten da, Dr. Harbour ...«

Lucians Herz setzte für einen Schlag aus, und sein Helm fuhr herum. Einen schrecklichen Moment lang befürchtete er, einfach an dem Mann vorbeigesprungen zu sein, aber nein: Als er seinen Körper auf korrektere Weise drehte, sah er eine hochgewachsene, schlanke Gestalt aus der Luftschleuse kommen.

Jetzt bereute Lucian seine Eile: Er würde die Begrüßung allein absolvieren müssen. Er fummelte an seiner Handgelenkskonsole herum und schaltete auf die richtige Frequenz.

»Dr. Harbour? Hi. Rechts von Ihnen.«

Die Gestalt drehte sich um. Unter den harten Schatten der Helmbeleuchtung wirkte ihre Miene ernst, und in der nahezu sonnenlosen Mittagsdüsternis schien Plutos Kälte noch härter...

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Autor

Lucy Kissick schrieb ihren Debütroman »Projekt Pluto«, während sie an ihrer Doktorarbeit an der University of Oxford arbeitete, in der im Labor sie Seen auf dem Mars nachbildete, um die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten genauer zu untersuchen. Inzwischen arbeitet sie als Wissenschaftlerin in der Atomindustrie und lebt zwischen Bergen und Meer im englischen Lake District.
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