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Vierzehn-Tage-Freundinnen - - Was zeichnet Freundschaft für dich aus?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.05.2023
Für Pflanzen hat May ein Händchen, aber wie sie mit Menschen umgehen soll, weiß sie nicht. Zu dumm, dass es keine Pflegeanleitung für Freundschaften gibt! Die introvertierte Gärtnerin meidet allzu engen Kontakt mit ihrer Umgebung, grübelt und beobachtet lieber. Doch als sie unerwartet vier Wochen Urlaub erhält, fühlt sich ihr zurückgezogenes Leben plötzlich einsam an. Wer ist May eigentlich in Gesellschaft? Um das herauszufinden, besucht sie nacheinander vier Freundinnen. Allmählich wird ihr bewusst, wie sehr das Miteinander ihr Leben bereichert. Ist sie jetzt sogar bereit, ihr Herz für einen ganz speziellen Menschen zu öffnen, den sie auf einmal mit anderen Augen sieht?

Jessica Francis Kane ist Autorin von zwei Romanen und Kurzgeschichten, die für zahlreiche Literaturpreise nominiert und geshortlistet waren. Glückliche Erinnerungen hat sie an ihren einjährigen Aufenthalt in München: Sie liebte es, auf Spaziergängen durch den Englischen Garten in die Landschaft einzutauchen und dort den Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Heute wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in New York.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFür Pflanzen hat May ein Händchen, aber wie sie mit Menschen umgehen soll, weiß sie nicht. Zu dumm, dass es keine Pflegeanleitung für Freundschaften gibt! Die introvertierte Gärtnerin meidet allzu engen Kontakt mit ihrer Umgebung, grübelt und beobachtet lieber. Doch als sie unerwartet vier Wochen Urlaub erhält, fühlt sich ihr zurückgezogenes Leben plötzlich einsam an. Wer ist May eigentlich in Gesellschaft? Um das herauszufinden, besucht sie nacheinander vier Freundinnen. Allmählich wird ihr bewusst, wie sehr das Miteinander ihr Leben bereichert. Ist sie jetzt sogar bereit, ihr Herz für einen ganz speziellen Menschen zu öffnen, den sie auf einmal mit anderen Augen sieht?

Jessica Francis Kane ist Autorin von zwei Romanen und Kurzgeschichten, die für zahlreiche Literaturpreise nominiert und geshortlistet waren. Glückliche Erinnerungen hat sie an ihren einjährigen Aufenthalt in München: Sie liebte es, auf Spaziergängen durch den Englischen Garten in die Landschaft einzutauchen und dort den Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Heute wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641281410
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.05.2023
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5384 Kbytes
Illustrationen5 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.10228830
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Duck Woods

Ich wohne mit meinem Vater, Earl Attaway, zusammen. Er ist achtzig, und ich bin sein ältestes Kind. Vor einigen Jahren hat er seinen Sohn, meinen jüngeren Bruder, an die Westküste verloren. So drücken wir das aus, die typische Redeweise meiner Familie, die die Tatsache herunterspielen soll, dass mein Bruder weit fortgezogen ist und nie zu Besuch kommt. Wir Attaways glänzen im Gebrauch von Euphemismen.

Mein Vater baute unser Haus in der Todd Lane in dem Jahr, als er vierzig und ich geboren wurde - seine einzige praktische Arbeit in einem ansonsten vollkommen intellektuellen Leben. Während des Hausbaus wohnten meine Eltern nebenan in einem kleinen Bungalow, der jetzt unseren Nachbarn gehört, der Familie Ford. Ich mag das Häuschen lieber, aber mein Vater baute ein zweistöckiges Steinhaus im Kolonialstil, weil man diesen Stil bewunderte, als er und meine Mutter frisch verheiratet waren und er den Wunsch hatte, selbst eines zu bauen. Als Akademiker wollte er Mauern hochziehen. Er wollte mit seinen Händen arbeiten. Es ist immer noch das größte Haus in der Nachbarschaft, jetzt, wo die Gegend schicker wird. Häuser, die viele Jahre liebevoller Verwahrlosung überstanden haben, bekommen nun einen neuen Anstrich in historisch passenden Farben. Gärten, die nichts anderes kennen als einen Handrasenmäher, werden jetzt professionell angelegt und verfügen über Kieswege.

Ich bin Gärtnerin, theoretisch sollte mich das Interesse der Menschen an ihren Gärten also freuen. Nur dass das nicht der Fall ist, denn sie haben kein Interesse; von ihnen beauftragte Landschaftsarchitekten machen die ganze Arbeit. Ein Interesse an Gärten zu haben, ohne selbst zu gärtnern, ist wie das Interesse an Essen, ohne etwas zu essen. Die meisten meiner Nachbarn möchten nur, dass ihr Grundstück einen gepflegten Eindruck macht, mehr nicht. Sie möchten einen perfekten Rasen und ordentliche Mulchringe um ihre Bäume sowie Gartenbeete mit Farbe und Struktur, aber alles schön pflegeleicht, was zur Folge hat, dass die Pflanzengruppierungen sich wiederholen: immer die gleichen vier oder fünf immergrünen Sträucher (Gattungen Juniperus und Thuja, größtenteils), gemischt mit etwas Azalee und Hortensie, vielleicht noch Berberitze und Ziergras. Neulich kam ich an einem Haus vorbei, wo ein ambitionierter Gärtner sich weit vorgewagt und einige tiefrote Taglilien (Hemerocallis) in die Gestaltung eingearbeitet hatte. Eine schöne Idee, aber mein erster Gedanke war: Diese Blumen werden verschwinden, sobald der Hausbesitzer begreift, dass er täglich die welken Blüten entfernen muss, damit der Garten weiterhin ordentlich aussieht.

Unser Viertel heißt Duck Woods, obwohl ich dort noch nie eine Ente (duck) gesehen habe, und es gibt auch keine Wälder (woods). Eine dreieckige Fläche, die auf der einen Seite von Eisenbahnschienen begrenzt wird, auf der anderen von einer schnell befahrenen Straße - und damit meine ich eine Geschwindigkeitsbeschränkung von fünfunddreißig Meilen pro Stunde, aber alle fahren fünfzig - und einem Fluss auf der dritten Seite. Mein Vater sagt, dass die Gegend ursprünglich Duck´s Woods nach einer alteingesessenen Familie mit diesem Namen in der Stadt hieß, vielleicht stimmt das. Keiner kann sich je daran erinnern, wo ein Apostroph hinkommt, daher ging das S wahrscheinlich im Lauf der Zeit verloren. Das Viertel liegt zwei Meilen von der Universität entfernt, es ist so ländlich, dass Hühner umherlaufen, aber nicht so sehr, dass es Lagerfeuer gäbe; es ist so städtisch, dass es Bürgersteige gibt, aber nicht so sehr, dass man Miets- oder Doppelhäuser baute; es ist so vorstädtisch, dass jeder ein Auto benötigt, aber nicht so sehr, dass eine Eigentümergemeinschaft Instandhaltungsstandards einfordern würde.

Mein Vater kennt jeden in unserer Straße. Oft stellt er Blumen vor eine Haustür, und er sammelt die Dankesbriefchen, die er dafür bekommt. Er benutzt Plastikmilchkannen als Vasen, und er holt sie eigens dafür aus den Sammelbehältern im Wertstoffhof. Darüber ist schon ein Artikel in der Zeitung erschienen. Er schneidet den oberen Teil der Kanne ab, füllt sie mit Wasser und Blumen aus unserem mit Unkraut übersäten Garten und geht los, wobei er Wasser über seine beige Hose und seine weißen Tennisschuhe verschüttet. Ich habe ihn einmal gefragt, warum er nicht Marmeladengläser oder andere kleinere Gefäße benutzt. Er antwortete:

»Wenn du Kinder hättest, May, wüsstest du, dass die Leute kein Glasgefäß vor ihrer Haustür wollen. Ein Kind könnte es umschmeißen und sich wehtun.«

Ich kenne die Todd Lane ganz anders. Ich weiß, dass der UPS-Wagen manchmal eine halbe Stunde von einem bis zum anderen Ende der Straße braucht, weil hier lauter Leute wohnen, die sich in der Lebensphase der Anschaffungen befinden: junge Paare, die ein Kind erwarten oder schon welche haben. Die Pakete kommen von Firmen wie Pottery Barn bis hin zu Walmart, aber sie enthalten immer das Gleiche.

In Duck Woods lässt sich sehr gut das Privatleben auf Grundstücken von einem halben Hektar studieren, und es werden nicht nur ständig Witze erzählt und Backzutaten ausgeliehen. Ein Haus bringt zu viel Halloweendeko an, ein anderes zu viel Weihnachtsschmuck. In einem Haus werden Hühner gehalten, in einem anderen lassen sie den Hund zu lange draußen. Auf der anderen Straßenseite und zwei Häuser in Richtung Brücke lebt eine Frau, die einen Teil ihres Gartens einem Flüchtling überlassen hat, der dort Gemüse für seine Familie anbaut. Unterdessen wünscht sich die Frau, die drei Häuser die Straße hinunter gegenüber wohnt, einen Garten, der dem Anneville-Frühlingsrundgang würdig ist, und unternimmt deshalb den verzweifelten Versuch, den Telefonmast in der Mitte ihres Gartens zu verbergen - er wurde dort für eine Durchgangsstraße hingestellt, die nie gebaut wurde -, und zwar hinter einer kreisrunden Eibenhecke (Taxus x media »Hicksii«), die nur etwa drei Meter hoch wird und den Mast daher nur für solche mit dem Blickwinkel eines Igels verdeckt. Vier Häuser weiter die Straße hinunter gibt es eine Familie, die ihren gesamten Garten allmählich in einen befestigten Spielort für ihre Kinder verwandelt. Ob das geschieht, um die Kosten für die Gartengestaltung zu sparen oder weil die Eltern hoffen, dass ihr Sohn eines Tages in der NBA spielen wird, ist schwer zu sagen, doch an den meisten Abenden erfüllt das Geräusch eines Basketballs, der auf einem unsachgemäß verarbeiteten Bodenbelag aufspringt, die Nachbarschaft. Die Frau kennt sich sehr gut mit Topfgärten aus. Sie sei glücklich, keine Bäume auf ihrem Grundstück zu haben, sagt sie. Sie fungiert als Kopf einer Gruppe, die eine alte Eiche in der Nähe eines Spielplatzes auf dem Uni-Campus fällen will. Die Eiche ist gesund, aber die langen, hoch aufragenden Äste, die sich über die Spielgeräte erstrecken, bereiten ihr Sorgen. Baumpfleger haben die Widerstandsfähigkeit des Holzes bestätigt, andere Eltern haben eine Petition für den Verbleib der schattenspendenden Eiche unterschrieben, aber sie glaubt, dass man besser auf Nummer sicher gehen sollte. Der UPS-Wagen hält an ihrem Haus öfter als an irgendeinem anderen, womit ich sagen will, dass es nur ein kleiner Schritt ist vom Onlinebestellen zu dem Wunsch, grundlos einen alten Baum abzuschlachten.

Drei Häuser weiter auf unserer Seite in Richtung Brücke wohnt eine Frau, die im Haus fünf Katzen hält und draußen die Vögel füttert. Wann immer ich dort vorbeigehe, sehe ich drei oder mehr Katzen mürrisch aus dem Fenster starren, aber das macht mich nicht traurig, denn im Herzen bin ich fest auf der Seite der Vögel. Ich behalte Hester auch im Haus. Ich frage mich allerdings, wie es im Haus der Frau riecht. Zwei Häuser von uns in die andere Richtung lebt eine junge Familie, deren Plastikspielzeug immer auf dem ganzen Rasen verstreut liegt und nie aufgesammelt wird, sodass die Pink- und Lilatöne mittlerweile von der Sonne verblichen sind. Irgendwann einmal haben sie ihre Kameliensträucher silbern angesprüht; ob das ein Projekt für die Kinder oder ein Versuch zu gärtnern war, weiß ich nicht. Das Haus an der Ecke hat Windspiele, die sich anhören, als würde Geschirr abgespült, und das andere Eckhaus hat hinten ein privates Yogastudio, das gegen die Bauordnung verstößt, aber der einzige Mensch, den das stören könnte, ist die Frau, die bei dem Gartenrundgang dabei sein möchte, und da die Yogalehrerin in ihrem Vorgarten wunderschöne Rosenbeete hat, hat sich die Frau noch nie beschwert.

Die Mannigfaltigkeit menschlicher Kreativität, die sich in Gartengestaltung ausdrückt, ist nicht immer ein Vergnügen, wohl aber ein Wunder.

Ich versuche eine gute Nachbarin zu sein. Noch nie habe ich einen Kürbis nach Thanksgiving draußen gelassen oder Weihnachtslichterketten nach Neujahr. Hinter dem Haus ist der Garten zugewachsen, das stimmt, aber vorne halte ich ihn unter Kontrolle. Ich harke Laub und schaufele den Weg frei, und im Winter streue ich Salz. Ich weiß, dass mein Vater dazu neigt, die Nachbarn in lange Unterhaltungen zu verwickeln, meistens kommt er dabei auf den Zweiten Weltkrieg oder die Tomatenzucht zu sprechen. Er langweilt die Leute mit Geschichten über die Bewohner ihrer Häuser von vor vierzig oder fünfzig Jahren. Anfangs scheinen alle interessiert zu sein, aber wie oft kann man sich von der Tatsache beeindruckt zeigen, dass Mrs. Profitt neun Kinder in dem kleinen Bungalow großgezogen hat, ein Häuschen mit zwei Schlafzimmern, in dem man selbst nur wohnen will, bis man ein zweites Kind bekommt und in einen anderen Teil der Stadt mit größeren Häusern und besseren Schulen...

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Jessica Francis Kane ist Autorin von zwei Romanen und Kurzgeschichten, die für zahlreiche Literaturpreise nominiert und geshortlistet waren. Glückliche Erinnerungen hat sie an ihren einjährigen Aufenthalt in München: Sie liebte es, auf Spaziergängen durch den Englischen Garten in die Landschaft einzutauchen und dort den Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Heute wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in New York.