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Humpelstilzchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
182 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am16.11.20223. Auflage
Der Kunstprofessor August Ogüst hat überaus kostbaren Schmuck von seiner verstorbenen ersten Frau geerbt. Während er mit Freunden und angesehenen Bürgern seiner Heimatstadt seinen 60. Geburtstag feiert, werden die wertvollen Juwelen gestohlen und August Ogüst gerät in Bedrängnis.

Ursula Wohlfahrt, Jahrgang 1943, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Seit über fünfzig Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Eifel und fühlt sich in der schhönen Landschaft wohl, aber ihr Herz schlägt für den Ruhrpott, dessen Kind sie immer bleiben wird.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,00
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextDer Kunstprofessor August Ogüst hat überaus kostbaren Schmuck von seiner verstorbenen ersten Frau geerbt. Während er mit Freunden und angesehenen Bürgern seiner Heimatstadt seinen 60. Geburtstag feiert, werden die wertvollen Juwelen gestohlen und August Ogüst gerät in Bedrängnis.

Ursula Wohlfahrt, Jahrgang 1943, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Seit über fünfzig Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Eifel und fühlt sich in der schhönen Landschaft wohl, aber ihr Herz schlägt für den Ruhrpott, dessen Kind sie immer bleiben wird.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756806102
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum16.11.2022
Auflage3. Auflage
Seiten182 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10230676
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Mittwoch, 3. September

So einen heißen und trockenen Sommer hatten wir noch nie , überlegte August.

Im Juli hatten wir schon eine Woche lang Temperaturen um die 40 Grad. Jetzt, Anfang September, ist es wieder so heiß. Seit Tagen hing eine Hitzeglocke über der Stadt, die Menschen, Tieren und Pflanzen das Leben schwer machte. Die gestressten Bäume hatten ihre welken Blätter schon abgeworfen, viele Bäume waren vertrocknet.

Die Natur sah schon ganz herbstlich aus. Wie Mitte Oktober. Es war aber erst September, Mittwoch der dritte September.

August war auf dem Weg zur letzten Probe bei seinem Freund Peter. Sie probten schon seit drei Wochen für den Auftritt am Samstag.

Peter wohnte in der Nähe von August, der kürzeste Weg führte durch den Stadtpark.

August liebte den Park mit den alten Bäumen und den mannshohen Rhododendronbüschen.

In der Mitte des Parks lag ein Teich, der zu einem kleinen Tümpel geschrumpft war. Einige Enten und zwei Schwäne zogen dort ihre Runden. Ein paar Teichhühner versteckten sich in dem halbvertrockneten Schilf am Ufer.

Blumenrabatte umsäumten die großen Rasenflächen an den Eingängen zum Park. Der Rasen hatte große braune Stellen, die Blüten kümmerten vor sich hin und hatten großen Durst.

August vertrug die Hitze nicht gut. Er legte eine Verschnaufpause ein und setzte sich auf die Bank unter der alten Kastanie, die er so liebte.

Sie hatte den Sommer erstaunlich gut überstanden. Sein Blick fiel auf sein Lieblingsbeet. Dort dominierte die Farbe Blau.

Blau liebte er besonders.

Der hell - und dunkelblaue Rittersporn blühte nur noch spärlich zwischen den weißen Rosen und den Vanilleblumen, die ihre Kraft zum Duften verloren hatten. Der Frauenmantel hing müde um sie herum.

Kinder hatten ihren Spaß daran, mit ihren Schuhen das trockene Laub auf der Erde zu durchpflügen. Es raschelte dann so schön.

August vermisste den Duft des Sommers und erinnerte sich an seine Kindheit.

Im Garten seiner Großeltern erschnupperte er zu jeder Jahreszeit andere Gerüche:

Im Winter überlagerte der zarte Duft des Schneeballs den Geruch des Schnees.

Im Frühjahr sog er den Duft des Flieders und der Maiglöckchen ein, im Sommer berauschte er sich an dem Duft der gelben Kletterrose, deren Namen er vergessen hatte, deren Duft er aber unter tausend Düften wiedererkennen würde.

Am liebsten aber hatte er den unscheinbaren Nachtphlox.

In der blauen Stunde, wenn die Sonne gerade untergegangen war, hatte er oft alleine auf der Terrasse gesessen und sich von dem bonbon süßen Duft der kleinen weißen Blüten betören lassen.

Der Herbst hatte seine eigenen Gerüche: rosafarbener und weißer Phlox verabschiedete den Sommer mit Honigduft. Die Strohblumen rochen nach Maggi. Das Laub auf dem Boden ließ bei Nässe mit Modergeruch die Vergänglichkeit aller Dinge erahnen.

Erinnerungen beiseite!

Er musste zur Probe. Das Üben hatte sich gelohnt, nicht nur die beiden Freunde waren mit dem Ergebnis zufrieden.

Schade, dass man deine Stimme nicht öfter hören kann. Du hättest Opernsänger werden sollen, August, und nicht Kunstprofessor , lobte Peters Frau Paula den Gesang.

Gefallen dir meine Bilder nicht?

So war das nicht gemeint, August , beeilte sie sich zu sagen. Deine Bilder finde ich gut. Aber du singst auch wunderbar. Ich könnte dir stundenlang zuhören. Tatjana ist doch bestimmt auch begeistert von deiner Stimme.

Zuhause singe ich nicht mehr. Nur noch im Auto. Mein Chauffeur ist ein geduldiger Zuhörer.

Mit dem üblichen Sherry amontillado beendeten Peter und August die Probe.

Wenn es Samstag auch so klappt wie heute, können wir beide stolz sein. Prost!

Bei dem heißen Wetter war der Schluck Sherry keine gute Idee.

Auf dem Rückweg bemerkte August eine Schläfrigkeit, gegen die er mit einem Eis ankämpfen wollte.

Direkt neben dem Eingang zum Park lag eine Eisdiele, nein DIE Eisdiele überhaupt. Mit dem leckersten Eis in der Stadt. Bellini verstand sein Handwerk.

August schaute sich nach einem freien Tisch unter einem Sonnenschirm um, doch dort waren alle Tische besetzt.

Am Rand der Terrasse saßen drei Freundinnen seiner Frau und winkten ihm zu. Aber er hatte nicht die geringste Lust, sich zu ihnen zu setzen und nickte ihnen nur einen kurzen Gruß zu.

Die Warteschlange an der Eisausgabe war lang, dennoch schloss er sich ihr an.

Ein kleiner Junge neben ihm, er mochte vier Jahre alt sein, lutschte an seinem Eis und schaute abwechselnd auf die Litfaßsäule und auf ihn.

Immer und immer wieder.

Bist du das auf dem Bild? fragte der Kleine schließlich.

August nickte.

Dann zupfte der Junge August am Hosenbein und bat ihn:

Kannst du mir mal vorlesen, was auf dem Bild steht? Ich kann noch nicht lesen.

August schmunzelte.

Samstag, 6. September, 20 Uhr in der Stadthalle

Verleihung des Ruhrlandtalers an August Ogüst .

Der Kleine sah August verständnislos an, doch bevor er dem Kind erklären konnte, was das bedeutete, zog seine Mutter es mit den Worten Du sollst doch nicht immer fremde Leute ansprechen! unsanft zur Seite.

August überlegte nicht lange, welche Eissorte er aus dem riesigen Angebot nehmen sollte und entschied sich für Pistazie-Malaga-Salzkaramel.

Das machte 3 Euro.

Er bezahlte mit einem Fünf-Euro-Schein.

Das Wechselgeld ließ er liegen, weil er nur zwei Hände hatte, die eine für das Eis, die andere für seinen Gehstock. Genüsslich lutschte er an dem Eis und setzte seinen Weg nach Hause fort.

Die Freundinnen seiner Frau schauten ihm nach. Naja, der Jüngste ist er auch nicht mehr , urteilte die Superblonde und nippte an ihrem Cappuccino.

Wenn er nur nicht so humpeln würde und etwas größer wäre. Tatti ist fast einen Kopf größer als er , meinte ihre Nachbarin.

Die Freundin mit den knallroten Lippen nickte zustimmend.

Obwohl er keine gute Figur abgibt, hat er doch das gewisse Etwas. Erfolgreich ist er auch. Eine richtig gute Partie. Ich verstehe gar nicht, warum Tatti ihn verlassen will.

Die Superblonde starrte sie fassungslos an.

Was sagst du? Ihr fiel fast die Tasse aus der Hand

Ja, Tatti hat es mir selbst gesagt. Sie hat einen Lover, der soll wahnsinnig gut aussehen und sooo lieb sein.

Ich fass es nicht!!

Die Blonde war entsetzt.

So dumm kann Tatti doch nicht sein. Sie kann doch nicht den sicheren Ehehafen so mir nichts dir nichts verlassen. Morgen habe ich einen Termin bei ihr, da werde ich ihr auf den Zahn fühlen. Nee, das glaub ich nicht!

Gut, dass August die Unterhaltung nicht hören konnte.

Bis zum Haus der Familie Ogüst war es nicht mehr weit.

Zur Straße hin war sein Haus durch einen hohen Zaun vor fremden Blicken geschützt. Der Zaun wirkte wie eine Hecke, denn er war mit unterschiedlichen Sträuchern so durchwachsen, dass man das Metallgeflecht nicht mehr sehen konnte. Der Zaun zum Nachbargrundstück hin war nicht ganz so hoch und hatte ein kleines Tor, das niemals abgeschlossen war.

Früher waren die beiden Grundstücke durch eine hohe Mauer getrennt. Als diese brüchig wurde, einigten sich die Familien Ogüst und Hartmann auf eine weniger strenge Abtrennung, denn sie waren gute Nachbarn.

August Ogüst war ein gern gesehener Gast bei Hartmanns, die nun schon in der vierten Generation eine Gaststätte betrieben.

Das einst beliebte Gartenlokal hatte sich im Laufe der Jahre zu einem Feinschmeckerrestaurant entwickelt. Heinrich der Vierte (alle erstgeborenen Söhne wurden Heinrich genannt) hatte es mit einem außergewöhnlich delikaten Gemüseeintopf zu einem Stern im Guide Michelin gebracht. Voller Stolz nannte er das Gericht Topf Heinrich der Vierte . Obwohl es ein fleischloses Gericht war, wurde es der Renner - oder gerade deswegen.

Ein weiteres Highlight auf des Speisekarte war ein raffiniert abgeschmecktes Hühnerfrikassee, das Heinrich der Vierte nach einer Rezeptur von August Ogüst kreiert hatte. August war sehr stolz darauf, dass dieses Gericht unter dem Namen Ogüsts Hühnchen auf der Speisenkarte des Hauses Hartmann einen Platz gefunden hatte.

Hartmanns Haus war ein wuchtiges Gebäude mit dicken Bruchsteinmauern, die Villa der Ogüsts hingegen war im Stil eines englischen Landhauses gebaut mit mehreren Erkern und einem ausladenden Walmdach.

Ein moderner Wintergarten aus Glas und Stahl erstreckte sich über die ganze Südfront. August hatte ihn vor vielen Jahren als Atelier für seine erste Frau bauen lassen Der Anbau war zwar neutral, aber er passte dennoch nicht zum Haus. Heute hatte seine zweite Frau im rechten Teil des Wintergartens ihren Schönheitssalon.

Vor fünf Jahren hatte August die hübsche Kosmetikerin Tatjana kennengelernt.

Sie war Verkäuferin in der...
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