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Die Elbflut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am18.04.20231. Auflage
Wenn das Eis bricht.

Dresden, 1784: Seit ihre Mutter verschwunden ist, hilft Luise ihrem Vater, einem Fischer, bei der Arbeit. Beunruhigt beobachten sie, wie sich auf der Elbe die Eismassen aufstauen. Den Geographen Conrad treiben ähnliche Sorgen um. Als ein paar Kinder zwischen die Eisschollen geraten, muss Luise mit ansehen, wie Conrad sein Leben riskiert, um die Jungen zu retten. Die beiden spüren sofort eine besondere Verbindung. Dann bricht das Eis auf, Wassermassen schießen stromabwärts - und in all dem Unglück werden Luise und Conrad auseinandergerissen ... 

Eine berührende Liebesgeschichte inmitten einer verheerenden historischen Naturkatastrophe - hervorragend recherchiert und packend erzählt.


Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Kiel hat das Leben sie nach Dresden verschlagen. Wenn einem dort der Wind so richtig um die Nase weht, hält sie nichts im Haus. Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind von ihr bereits die historischen Romane 'Die Tochter von Rungholt', 'Luther und der Pesttote', 'Der Duft des Teufels', 'Das Geheimnis der Porzellanmalerin', 'Das Geheimnis der Zuckerbäckerin', 'Das Erbe der Porzellanmalerin', 'Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel' und 'Das Geheimnis der Baumeisterin' sowie bei Rütten & Loening die Liebesgeschichte 'Krabbenfang' erschienen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWenn das Eis bricht.

Dresden, 1784: Seit ihre Mutter verschwunden ist, hilft Luise ihrem Vater, einem Fischer, bei der Arbeit. Beunruhigt beobachten sie, wie sich auf der Elbe die Eismassen aufstauen. Den Geographen Conrad treiben ähnliche Sorgen um. Als ein paar Kinder zwischen die Eisschollen geraten, muss Luise mit ansehen, wie Conrad sein Leben riskiert, um die Jungen zu retten. Die beiden spüren sofort eine besondere Verbindung. Dann bricht das Eis auf, Wassermassen schießen stromabwärts - und in all dem Unglück werden Luise und Conrad auseinandergerissen ... 

Eine berührende Liebesgeschichte inmitten einer verheerenden historischen Naturkatastrophe - hervorragend recherchiert und packend erzählt.


Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Kiel hat das Leben sie nach Dresden verschlagen. Wenn einem dort der Wind so richtig um die Nase weht, hält sie nichts im Haus. Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind von ihr bereits die historischen Romane 'Die Tochter von Rungholt', 'Luther und der Pesttote', 'Der Duft des Teufels', 'Das Geheimnis der Porzellanmalerin', 'Das Geheimnis der Zuckerbäckerin', 'Das Erbe der Porzellanmalerin', 'Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel' und 'Das Geheimnis der Baumeisterin' sowie bei Rütten & Loening die Liebesgeschichte 'Krabbenfang' erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841231970
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.04.2023
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse810 Kbytes
Artikel-Nr.10230817
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel I


Das ist alles!« Jacob Ehrmann warf eine Handvoll Münzen auf den Tisch. Sie rollten in alle Richtungen.

Seine Kinder Luise und Georg beeilten sich, sie abzufangen, ehe sie den Rand erreichten. Sie legten die Münzen in der Tischmitte wieder zusammen. Es waren einige Groschen, mehr Pfennige, kein einziger Taler. Wenn man es zusammenrechnete ... viel war es nicht. Eine eiserne Faust schloss sich um Luises Herz. Auch der fünfzehnjährige Georg sah betreten drein. Jacob setzte sich auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches.

»Die Fische im Kasten?«, fragte Luise.

»Verkauft«, antwortete der Bruder.

»Davon leben wir seit Wochen. Seit wir wegen des Eises nicht mehr zum Fischen rausfahren können«, erklärte Jacob, als wüsste das nicht jeder in der Familie.

»Die geräucherten?«, fragte wieder Luise. Der Vater war zwischen Meißen und Pillnitz bekannt für seine geräucherten Fische. Sogar bis zu den Kaufherren nach Leipzig hatte es sich herumgesprochen, dass der Elbfischer Jacob Ehrmann seinen Fang mit einer ganz besonderen Note räucherte.

»Das ist der Erlös der letzten drei Fische.« Die schweren Lider sanken hinab, und Jacob Ehrmann sah aus wie ein Hund, der neben seinem toten Herrn trauerte.

Luise sprang auf, nahm eine Tasse vom Wandbord und schenkte ihrem Vater ein. Die Kanne hielt sie den ganzen Tag auf dem Herd warm. Entsprechend schwarz und stark war der Kaffee. Sie verdünnte ihn mit etwas Wasser, ehe sie die Tasse vor ihren Vater stellte. Georg schaute sie an, als hätte er auch gerne eine Tasse Kaffee gehabt, aber sie schüttelte den Kopf. Man sollte sich nichts gönnen, was man sich nicht selbst erarbeitet hatte. Nach diesem Grundsatz hatte der Vater sein Leben ausgerichtet, und so hielt er es auch bei seinen Kindern. Von klein auf hatten sie und Georg gelernt, dass Belohnungen verdient werden mussten. Jacob trank den Kaffee in langsamen Schlucken. Weder wurde seine Miene weicher noch entspannte sich seine Haltung. Er knallte die leere Tasse auf den Tisch und stiefelte aus dem Haus.

Alles, was Luise noch hätte sagen können, um ihren Vater aufzumuntern, schmeckte ihr selbst schal. Niemand wusste besser als sie, wie wenig sie mit Waschen und Flicken für reiche Dresdner Haushalte dazuverdiente.

Tags darauf stand für Jacob an, den Fischerschuppen der Familie Ehrmann und den daran angebauten Räucherofen zu säubern. Vor allem Letzteres war eine schwere und schmutzige Arbeit. Jacob verlangte dabei die Hilfe seines Sohnes. Der hatte den Tag in der Werkstatt des Wagenbauers Leopolds in der Radeberger Vorstadt verbringen wollen. Georg träumte davon, bei diesem Wagenbauer in die Lehre zu gehen, statt Fischer zu werden. Ein ständiger Streitpunkt zwischen ihm und seinem Vater. Bereits vor dem Frühstück war die Stimmung im Hause Ehrmann auf einem Tiefpunkt, und Luise erhielt auf ihre gut gemeinten Bemerkungen entweder keine oder einsilbige Antworten. Sie atmete auf, als die beiden Männer aus dem Haus waren.

Sie räumte noch die Küche auf und hatte dann auch außerhalb zu tun. Obwohl die Kälte unter die Röcke kroch, in ihre Waden biss und dort richtig zupackte, wo der nackte Oberschenkel begann, und der Atem an ihren Wimpern gefror, war sie froh darüber, fortzukommen. Auf den Rücken geschnallt trug sie den Packen Wäsche, den sie in Dresden ausliefern wollte. Den Handwagen, den Georg ihr dafür gebaut und als Eintrittsbillett in seine Wagenbauerkarriere betrachtete, ließ sie zu Hause. Im Schnee war er nur hinderlich.

Luise ging oberhalb des Treidelpfades am Ufer der Elbe entlang, durchquerte Wachwitz und die Radeberger Vorstadt. Andere hatten vor ihr eine Spur getreten. Den Strom überspannte eine geschlossene Eisdecke, unter der er hoffentlich ruhig dahinfloss. Sie konnte keine Anzeichen der gefürchteten Eisversetzung entdecken: dass Eisschollen sich an Biegungen oder Hindernissen sammelten und sich immer höher auftürmten, das fließende Wasser immer mehr behinderten, bis es aufgestaut wurde.

Sie entdeckte auf dem Eis zwei Männer, die ein Loch hineinhackten, um zu kontrollieren, ob das Wasser wirklich so ruhig floss, wie es den Anschein hatte. Die Loschwitzer Fischer hackten ebensolche Löcher ins Eis, um den Fluss zu beobachten. Manche versuchten auch, in diesen Löchern zu angeln, aber die froren zu schnell wieder zu.

In Dresden besuchte Luise zunächst den Haushalt eines Majors auf der Neustädter Seite. Nahe des Schwarzen Tores bewohnte die Familie zwei Etagen eines großzügigen Hauses. Im Erdgeschoss befand sich die Tabakspfeifenniederlassung Hornig. Herrn Christoph Hornig gehörten auch das Haus und das Nachbargebäude, in dem er wohnte. Die Fassaden strahlten hell im Winterwetter, nur bei genauem Hinsehen waren feine Risse zu entdecken und abgeplatzte Putzstellen unter den Fenstern oder an den Türsimsen.

Luise ging in den Hof und zog die Glocke an der Hintertür. Es dauerte eine Weile, bis das Dienstmädchen der Majorsfamilie öffnete. Sie besaß ein längliches Gesicht wie ein Pferd und hatte die erste Jugendzeit hinter sich. Ihr unvorteilhaftes Aussehen wurde durch die weit auseinanderstehenden Schneidezähne noch verstärkt. Sie hieß Annifried und schaute mürrisch, als sie Luise vor der Tür erkannte.

Die deutete einen Knicks an und setzte gleichzeitig ihre Last ab. »Ich bringe die Wäsche.«

»Das wird auch Zeit. Wir haben bereits gestern mit dir gerechnet. Die gnädige Frau ... Komm hoch.«

»Bei dieser Kälte dauert es länger, bis die Sachen trocknen.«

Annifried machte keine Anstalten, ihr mit der Wäsche zu helfen. Luise musste das Paket allein die Treppe hinaufschleppen. Im Vorraum zur Küche wuchtete sie es auf einen Tisch und wickelte die Verschnürung ab. Annifried zählte nach, was Luise ihr hinschob, und kontrollierte die Stücke auf ihrer Wäscheliste.

»Es fehlt ein Laken. Ich habe vier aufgeschrieben, und du hast nur drei zurückgebracht. Das dulden wir nicht. Die Kosten für das eine werde ich von deinem Lohn abziehen.«

Im Kopf rechnete Luise flink aus, dass sie dann die nächsten Wochen aus diesem Haushalt keinen Lohn bekommen würde. Das durfte nicht geschehen. Nicht gerade jetzt.

»Es waren nur drei Laken. Ganz bestimmt. Du weißt, dass ich noch nie etwas verloren habe. Du kannst mir kein Laken abziehen, das du mir nie gegeben hast.«

»Es fehlt eines. Wenn ich hier vier aufgeschrieben habe, habe ich dir auch so viele mitgegeben.«

»Es waren nur drei. Zähle alle Laken in diesem Haushalt, und dann wirst du feststellen, dass keines fehlt.«

»Du hast kein Recht, mir zu sagen, was ich zu tun habe.« Annifried schob den Kopf vor und ähnelte mehr denn je einem Pferd. »Die gnädige Frau muss hiervon erfahren. Du bewegst dich nicht von der Stelle.«

Annifried lief aus dem Raum. Ihre Pantinen klapperten einen empörten Rhythmus auf den Dielen. Luise zog das Haushaltsbuch zu sich heran und schaute auf die Einträge. Sie war froh, dass ihr Vater darauf bestanden hatte, sie solle auch Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Es bereitete ihr keine Mühe, die Einträge zu entziffern. Es stand dort tatsächlich die Übergabe von vier Laken. Ihr schoss Hitze ins Gesicht. Sie war sich ganz sicher, nur drei bekommen zu haben.

Die gnädige Frau Majorin rauschte, in eine Wolke Wohlgeruch gehüllt, herein. »Es fehlt ein Laken?«, flötete sie in einer Stimmlage, die eher an eine junge Frau als an eine Dame ihres Alters erinnerte. Luise hatte sie noch nie anders als mit dieser Kleinmädchenstimme sprechen hören.

»Sie hat ein Laken verschlampt, oder wahrscheinlich hat sie es heimlich verkauft und lügt uns nun dreist ins Gesicht«, trumpfte Annifried auf.

»Ich lüge nicht.«

»Dann erkläre, warum du nicht die Anzahl an Laken wieder mitbringst, die wir dir zum Waschen gegeben haben.« Die Majorsgattin sah aus und sprach, als stände ihre halbwüchsige Tochter mit einem zerrissenen Kleid vor ihr.

»Ich ... weil ...« Luise geriet ins Stottern. Den Blick hielt sie wieder auf das Haushaltsbuch gerichtet. Vier Laken - die Worte sprangen ihr ins Auge. Dann las sie noch etwas anderes. Die Woche. Es war die Woche des ersten Sonntags nach Epiphanias. Der letzte Sonntag war aber bereits der dritte nach Epiphanias...

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Autor

Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Kiel hat das Leben sie nach Dresden verschlagen. Wenn einem dort der Wind so richtig um die Nase weht, hält sie nichts im Haus.
Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind von ihr bereits die historischen Romane "Die Tochter von Rungholt", "Luther und der Pesttote", "Der Duft des Teufels", "Das Geheimnis der Porzellanmalerin", "Das Geheimnis der Zuckerbäckerin", "Das Erbe der Porzellanmalerin", "Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel" und "Das Geheimnis der Baumeisterin" sowie bei Rütten & Loening die Liebesgeschichte "Krabbenfang" erschienen.