Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Hexentochter und die Fränkische Krone

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
410 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am12.04.20232023
Während des Dreißigjährigen Krieges fällt das kaiserliche Heer unter Oberst Lamboy in die Stadt Coburg ein, um die Veste den sächsischen Herzögen abzuringen. Die Coburger sind verzweifelt, denn die Besatzer bringen Hunger und Tod mit sich. Inmitten der Wirren versucht die Tochter des Bürgermeisters herauszufinden, warum ihre Mutter vor Jahren auf dem Scheiterhaufen sterben musste. Ausgerechnet in zwei Feinden scheint sie Verbündete gefunden zu haben, doch diese haben anderes im Sinn ...

In München geboren, lebte Ilona Schmidt viele Jahre in Nürnberg. Nach dem Studium der Chemie in Erlangen zog sie berufsbedingt nach Coburg. Heute arbeitet sie für einen amerikanischen Konzern und bereist die Welt. Ihre Liebe zum Krimi und für das Abenteuer lebt sie in ihren Romanen aus.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR12,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextWährend des Dreißigjährigen Krieges fällt das kaiserliche Heer unter Oberst Lamboy in die Stadt Coburg ein, um die Veste den sächsischen Herzögen abzuringen. Die Coburger sind verzweifelt, denn die Besatzer bringen Hunger und Tod mit sich. Inmitten der Wirren versucht die Tochter des Bürgermeisters herauszufinden, warum ihre Mutter vor Jahren auf dem Scheiterhaufen sterben musste. Ausgerechnet in zwei Feinden scheint sie Verbündete gefunden zu haben, doch diese haben anderes im Sinn ...

In München geboren, lebte Ilona Schmidt viele Jahre in Nürnberg. Nach dem Studium der Chemie in Erlangen zog sie berufsbedingt nach Coburg. Heute arbeitet sie für einen amerikanischen Konzern und bereist die Welt. Ihre Liebe zum Krimi und für das Abenteuer lebt sie in ihren Romanen aus.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839276402
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.04.2023
Auflage2023
Seiten410 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294250
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2 Karl

Mit einem lauten Knall blieb die Kanonenkugel in der Mauer der Festung stecken. Viele Ellen dick widerstand das Bollwerk allen Versuchen, es zum Einsturz zu bringen.

Freiherr Karl Köckh zu Prunn blickte von der Anhöhe Fürwitz zur Veste Coburg hinüber. Fürwahr ein Witz, denn den dreifachen Mauerring zu sprengen war schier unmöglich. Wenn überhaupt, konnten die Verteidiger nur durch Aushungern zur Aufgabe gezwungen werden - und das würde dauern. Manche Dinge waren eben nicht mit Gewalt zu erreichen.

Gedankenverloren strich sich Karl über den roten Kinn- und Oberlippenbart, der in Kontrast zu seinem schwarzen Haupthaar stand, weswegen er oft gehänselt worden war. Insgeheim ärgerte er sich darüber. Was konnte er für die Farbe seines Barts?

Herbstbunte Wälder umrahmten das groteske Schauspiel. In der Tat ein idyllisches Plätzchen, wären da nicht die Kanonen des Generals Wallenstein, deren Feuer speiende Mündungen auf die Festung gerichtet waren. Die Stadt Coburg duckte sich im Tal hinter der Burg, ebenso wie deren Bürger, die sich vor den Besatzern in ihren Häusern versteckten. Sie hatten nur so lange Widerstand geleistet, bis ihrem Herzog die Flucht gelungen war.

General Wallenstein hieß mit vollem Namen Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein. Er war von Ferdinand II., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, erneut zum Oberbefehlshaber von dessen Armeen ernannt worden, die tapfer den katholischen Glauben gegen den Protestantismus verteidigten. In Wahrheit ging es darum allerdings schon lange nicht mehr, sondern um Macht und Land.

Wallenstein wetterte lauthals über die Offiziere neben sich. Dass er keiner der gegeneinander kriegführenden Konfessionen zuzuordnen war, war hinlänglich bekannt, aber auf seine Erfahrungen als Heerführer wollte der Kaiser dennoch nicht verzichten. Wallenstein thronte auf einem eigens für ihn besorgten Stuhl, da ihm längeres Stehen angeblich schwerfiel.

Neben dem Feldherrn standen zwei Lakaien, um ihm bei Bedarf eine Erfrischung zu reichen.

»Der Festungskommandant hatte nichts als Spott für mich übrig«, zischte ein Hauptmann mit hochrotem Gesicht. »Als ich ihn aufforderte, die Burg zu übergeben, und ihm drohte, anzugreifen, gab er zur Antwort, ich solle tun, was ich nicht lassen könne.«

Wallenstein kniff die Lippen zusammen. »Die Festung gilt als uneinnehmbar. Mit diesem Wissen hat der Kerl gut reden.«

»Wie wollen wir sie dann in die Knie zwingen?«

Mit einer List, dachte Karl. Ähnlich der, mit der die Griechen Troja erobert hatten. Doch er verbiss sich seine Meinung, denn das stand ihm nicht zu. Man hatte gefälligst zu tun, was einem die hohen Herren befahlen, und ansonsten das Maul zu halten. Karl hatte früh erfahren müssen, was einem blühte, wenn man zu vorlaut war. Für ihn galt es, seinen Herrn, den bayerischen Kurfürsten Maximilian I., zufriedenzustellen, um die Familiengüter zu behalten - selbst wenn dies mitunter schwerfiel.

Zeit, sich bemerkbar zu machen. Karl räusperte sich. »Herr General«, sagte er und deutete eine Verbeugung an.

»Ah, Leutnant Köckh«, antwortete Wallenstein mit ernster Miene. »Ich denke, der Regent der Bayern schickt mir einen seiner besten Leibgardisten nicht ohne Grund. Welche Botschaft bringt Ihr mir?«

»Der Kurfürst ist zum Aufbruch bereit.«

»Sonst nichts?« Wallenstein wischte imaginären Staub von einem seiner Stulpenstiefel und schickte seine Offiziere und die Lakaien fort. Als sie außer Hörweite waren, winkte er Karl zu sich. »In zwei Tagen rücken wir ebenfalls ab, in eine andere Richtung. Das könnt Ihr Seiner Durchlaucht getrost melden. Zieht er wahrhaftig gegen den Schwedenkönig zu Felde?«

»Wie Euch gewiss bekannt ist, Herr General«, antwortete Karl vorsichtig.

Wallenstein winkte ab. »Der Kurfürst von Bayern mag sich um sein Land kümmern, wir nehmen uns die Sachsen vor.«

»Ihr wollt die Veste und somit den Oberst Taupadel erneut unbehelligt lassen?«

Wallenstein legte den Kopf leicht schief und sah Karl prüfend an. »Meint Ihr, er kommt freiwillig heraus?«

»Ihr hattet ihn bei Neumarkt bereits in Eurer Gewalt und habt ihn dann laufen lassen. Zum Dank ist er in die Oberpfalz eingefallen.«

»Eure Heimat?«

»Ist das Altmühltal.«

»Folglich müsstet auch Ihr ein Interesse an der Einnahme der Veste haben, um seiner habhaft zu werden.«

»Gewiss, aber ich gehorche den Befehlen meines Dienstherrn, und der möchte nach Nürnberg.«

»Einen wie Euch könnte ich gut gebrauchen«, antwortete Wallenstein mit einem feinen Lächeln. »Es würde Euer Schaden nicht sein.«

Ein Wechsel zu ihm käme einem Schlag ins Gesicht des Kurfürsten gleich, der Wallenstein seit der Freilassung des für die Schweden kämpfenden Oberst Georg Taupadel zutiefst misstraute. Zumal dies nicht das erste Mal gewesen war, dass der Feldherr ihm die Hilfe versagt und ihn sogar behindert hatte. »Ich habe einen Eid geleistet, Herr General, und den kann ich nicht brechen.«

»Nun gut, Herr Leutnant.« Wallenstein blickte ihn durchdringend an. »Dann würde ich mich beim Kaiser dafür verwenden, Euch davon zu entbinden.«

»Euer Vertrauen ehrt mich, dennoch muss ich ablehnen.«

»Solltet Ihr es Euch anders überlegen, wisst Ihr, wo ich zu finden bin. Ich schätze Männer, die ihren Verstand nutzen und zu ihrem Wort stehen. Mitunter erfordert es ungewöhnliche Maßnahmen, das Richtige zu tun. Geht nun und berichtet Eurem Herrn über unser Gespräch und auch davon, dass ich weiterziehen werde. Um zu erfahren, wohin ich mich als Nächstes wende, wurdet Ihr doch hergeschickt, nicht wahr?«

Ohne darauf einzugehen, verbeugte sich Karl tief und warf zum Abschied einen Blick auf die trutzige Veste. Sie hatte einst Luther beherbergt, der eine Kirchenspaltung nie beabsichtigt hatte. Der würde sich vermutlich im Grab umdrehen, wenn er erführe, dass seinetwegen ein Krieg entbrannt war.

Karls Ritt in die Stadt hinunter führte durch einen Hohlweg, auf dem ihm eine junge Maid entgegenkam. Ihre Haare leuchteten im Licht der untergehenden Sonne. Er erkannte sie als die Tochter eines der fünf Bürgermeister der Stadt wieder. In der Hand hielt sie einen Topf, den sie fest an sich drückte. Sie war hübsch anzusehen, etwas mager zwar, aber das waren heutzutage alle. Ihre rotbraunen Haare waren zu einem Zopf geflochten, der bei jedem ihrer Schritte mitschwang. Freundlich nickte er ihr zu.

»Edler Herr«, sagte sie zaghaft, »verzeiht, dass ich Euch anspreche.«

»Da gibt´s nichts zu verzeihen. Was steht an?«

»Ihr gehört doch zum Tross des Kurfürsten. Darf ich erfahren, wann er abzieht?«

Fast hätte Karl laut aufgelacht. »Wenn es ihm beliebt.«

Auf ihrer Nasenwurzel erschienen Fältchen. »Schade. Ich dachte, Ihr könntet es mir verraten.«

»Warum wollt Ihr das wissen? Ihr seid die Tochter eines der Bürgermeister, nicht wahr? Ihr werdet es also früh genug erfahren.«

Ihre Hand fuhr zum Mund. »Es ist nur ... Ach, nichts.«

Seine Neugier war geweckt. »Kann ich helfen?« Das war ihm herausgerutscht, denn als Lutherische stand sie auf der gegnerischen Seite. Doch etwas an ihr erinnerte ihn an seine Frau Rosemarie, die in München auf seine Rückkehr wartete.

»Euch eilt ein gewisser Ruf voraus«, sagte sie.

»Tatsächlich?«, antwortete er amüsiert. »Hoffentlich ein guter.«

»Man sagt, Ihr hättet einen Mörder seiner gerechten Strafe zugeführt.«

»Das ist nichts Außerordentliches.« Er ahnte, worauf sie anspielte: eine Mordserie in einem der Stadtpaläste Münchens. Als der Kurfürst des Geredes über die Missetaten überdrüssig geworden war, hatte er Karl mit der Aufklärung des Falls betraut. Wie aber war diese Information von München nach Coburg gelangt?

Sie blinzelte, schien verwirrt. »Ihr seid demnach für solche Sachen zuständig, oder?«

»Lediglich wenn ich von Seiner Durchlaucht beauftragt werde.«

»Könntet Ihr eine Ausnahme machen?«

»Das wird kaum möglich sein. Ich befinde mich hier auf feindlichem Boden und habe im Herzogtum Coburg keinerlei Handhabe.«

»Ihr habt uns besiegt, also seid Ihr jetzt verantwortlich.«

Ihn amüsierte ihre Logik, doch ihr ernstes Gesicht verbot ihm, darüber zu lachen. »Geht es um ein Verbrechen?«

»Meine Mutter wurde als Hexe denunziert und verbrannt. Sie war unschuldig.«

Das Mädchen dauerte ihn. Als Kind einer Hexe musste sie mit der Bürde des Aberglaubens ihrer Mitbürger leben. Für ihn selbst existierten weder Hexen noch Zauberer, und selbst bei der Antwort auf die Frage, ob es einen Gott gab, wie ihn die Kirchen darstellten, kam er ins Zaudern. Solche Gedanken behielt er jedoch tunlichst für sich. »Wann war das?«

»Vor zehn Jahren.«

»Da bin ich leider machtlos. Ihr müsst Euch an Euren Herzog wenden.«

»Er war selbst darin verwickelt. Die Beschlagnahme ihres Vermögens kam ihm gerade recht.«

»Es gehört viel Mut dazu, den eigenen Herzog öffentlich anzuklagen.«

»Das sage ich nur Euch, weil Ihr ein Katholischer und dem Herzog zu keinem Gehorsam verpflichtet seid.«

Als er verneinte, ließ sie die Schultern hängen. »Am besten, Ihr kehrt um«, sagte er. »Oben wird noch gekämpft. Aber so Gott will, ist der Spuk bald vorbei.«

»Ich habe keine Angst«, rief sie und warf ihren Kopf in den Nacken. »Wer will schon etwas mit der Tochter einer Hexe zu tun haben?«

Oben an der Burg ertönte ein...

mehr