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Familie im Ausnahmezustand

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
180 Seiten
Deutsch
facultas / maudricherschienen am06.03.20231. Auflage
Und nichts ist mehr so wie es war Eine schwere Erkrankung oder gar der Tod eines Familienmitglieds betreffen die ganze Familie fundamental und führen zu einer schlagartigen Veränderung der Familiensituation, da jede:r unterschiedlich damit umgeht. Von Angst, Ohnmacht, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Wut, Resignation und Depression - Trauer hat viele Facetten und kann sich in unterschiedlichster Art und Weise äußern. Wie man das familiäre Gleichgewicht wiederherstellen kann und einen Weg zu einem positiven Alltag finden kann, weiß die Konfliktberaterin Dorothee Döring. In ihrem Ratgeber bietet sie hilfreiche Impulse, um einen Schicksalsschlag zu verarbeiten und eine positive Neuausrichtung für das Leben danach anzunehmen sowie wertvolle Kontaktadressen für weitere Unterstützung.

Dorothee Döring Autorin, Dozentin, Referentin sowie Kommunikations- und Konfliktberaterin, Sterbe- und Trauerbegleiterin, seit 2002 im Segment 'Persönlichkeitsbildung' tätig. Ihr heutiger Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich 'Kommunikation' und 'Konfliktmanagement'. Sie lebt und arbeitet in Kempen/Niederrhein. Durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen, Lesungen und Vorträge, Seminare und regelmäßigen Interviews zu Lebenshilfeschwerpunkten ist sie medial präsent. www.dorotheedoering.de
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextUnd nichts ist mehr so wie es war Eine schwere Erkrankung oder gar der Tod eines Familienmitglieds betreffen die ganze Familie fundamental und führen zu einer schlagartigen Veränderung der Familiensituation, da jede:r unterschiedlich damit umgeht. Von Angst, Ohnmacht, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Wut, Resignation und Depression - Trauer hat viele Facetten und kann sich in unterschiedlichster Art und Weise äußern. Wie man das familiäre Gleichgewicht wiederherstellen kann und einen Weg zu einem positiven Alltag finden kann, weiß die Konfliktberaterin Dorothee Döring. In ihrem Ratgeber bietet sie hilfreiche Impulse, um einen Schicksalsschlag zu verarbeiten und eine positive Neuausrichtung für das Leben danach anzunehmen sowie wertvolle Kontaktadressen für weitere Unterstützung.

Dorothee Döring Autorin, Dozentin, Referentin sowie Kommunikations- und Konfliktberaterin, Sterbe- und Trauerbegleiterin, seit 2002 im Segment 'Persönlichkeitsbildung' tätig. Ihr heutiger Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich 'Kommunikation' und 'Konfliktmanagement'. Sie lebt und arbeitet in Kempen/Niederrhein. Durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen, Lesungen und Vorträge, Seminare und regelmäßigen Interviews zu Lebenshilfeschwerpunkten ist sie medial präsent. www.dorotheedoering.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783991116387
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten180 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10302408
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Krankheit in der Familie

Krankheiten, insbesondere chronische Erkrankungen, bedeuten den Verlust der Gesundheit und innerhalb der Familie den Verlust der Normalität. Krankheiten innerhalb der Familie gelten als Risikofaktor für alle Familienangehörigen, denn sie vertreiben alle Beteiligten aus der Geborgenheit von Ordnung und Normalität. Krankheit ist eine Nachtseite des Lebens, eine eher lästige Staatsbürgerschaft. Jeder, der geboren wird, besitzt zwei Staatsbürgerschaften, eine im Reich der Gesunden und eine im Reich der Kranken 1, schreibt dazu die US-amerikanische Autorin Susan Sontag. In der Auseinandersetzung mit ihrer Krebserkrankung verwies sie auf den irritierenden Verlust von seelischer Heimat, von dem viele Menschen bei der Konfrontation mit einer chronischen Erkrankung berichten. Auch wenn ein tödlicher Verlauf nicht bei allen Krankheitsbildern droht, wird die Diagnose einer chronischen Krankheit von fast allen Betroffenen und deren Angehörigen als schwere Krise erlebt.

Belastungen durch Krankheit

Unheilbare Krankheit

In dem preisgekrönten Kinofilm Halt auf freier Strecke 2 erzählt der Filmemacher Andreas Dresen, wie es ist, wenn man von einer tödlichen Diagnose getroffen und der Krebs zum Familienmitglied wird.

Der 44-jährige Frank Lange wird mit einer Krebsdiagnose konfrontiert: Der entdeckte Hirntumor ist bösartig und inoperabel, wie ihm sein Arzt im Krankenhaus mitteilt. Lange, der mit Ehefrau und zwei Kindern in einem Reihenhaus am Berliner Stadtrand lebt und einer geregelten Arbeit nachgeht, werden nur noch wenige Monate gegeben.

Angesichts dieser Diagnose und seiner sehr befristeten Lebenszeit will er die ihm bleibende Zeit bei Frau und Kindern im neu gebauten Häuschen am Stadtrand verbringen. Das aber wird zur emotionalen Herausforderung für die ganze Familie. Die beiden halbwüchsigen Kinder müssen mit den Symptomen der Krankheit ihres Vaters zurechtkommen und sind mit der Situation überfordert. Der Tumor raubt Frank das Gedächtnis, dann die Orientierungsfähigkeit und die Kontrolle über wichtige Körperfunktionen. Aufgrund der Schmerzen ist er ständig auf Morphium angewiesen. Er verliert sein Sprachvermögen, schließlich verändert sich seine Persönlichkeit. Er wird zum Pflegefall.

Seine Frau pflegt Frank und kommt dabei an die Grenzen ihrer Kraft. Die Kinder reagieren auf ihre Weise: Während sich die pubertierende Tochter in den Sport flüchtet, kümmert sich der achtjährige Sohn liebevoll um seinen Papa.

Frank stirbt zu Hause bei seiner Familie. Der Film endet am Sterbebett des Vaters mit den Worten der Tochter Lilly, einer Turmspringerin: Ich muss zum Training.

Unheilbar krank - diese Diagnose hören Jahr für Jahr Tausende Menschen von ihrem Arzt. Sie fallen nach dieser schockierenden Nachricht in aller Regel psychisch erst einmal ins Bodenlose. Das ist auch eine völlig normale Reaktion. Entscheidend ist, wie sie dann mit der neuen Situation umgehen.

Die Diagnose unheilbar krank bedeutet für einen Patienten und seine Familie einen massiven Eingriff in sämtliche Lebensbereiche. Neben dem Wissen um die Bedrohung des Lebens steht die Notwendigkeit, mit der Krankheit zu leben. Das gewohnte Leben endet abrupt, denn nach einer solchen Diagnose wird der Alltag von immer wiederkehrenden Klinikaufenthalten, Kontrolluntersuchungen und dem ununterbrochenen Kampf mit den Nebenwirkungen aggressiver Therapien geprägt sein.

Wie wirkt sich diese Diagnose aus? Viele Erkrankte haben den Eindruck, ihnen würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie fühlen sich aufkommenden Gefühlen wie Angst, Traurigkeit, Wut und Verzweiflung ausgeliefert. Gewohnheiten müssen aufgegeben, Prioritäten neu gesetzt werden. Der Kranke leidet zunehmend unter Schmerzen, Erschöpfung, Stress, Sorgen und oft unter Autonomieverlust. Die Krankheit bestimmt und verändert seinen Tagesablauf.

Die Diagnose einer schweren Krankheit ist aber nicht nur für die betroffene Person eine Belastung, sondern für die ganze Familie, denn das Familienleben und auch die Rollen innerhalb der Familie verändern sich und müssen neu organisiert werden.

Kinder erkrankter Eltern bekommen mit, dass sich etwas Grundlegendes verändert hat. Für sie und ihre Bedürfnisse bleibt immer weniger Zeit.

Ein Beispiel für eine unheilbare Krankheit ist die Amyotrophe Lateralsklerose (kurz: ALS). Bei dieser degenerativen Erkrankung des Nervensystems kommt es nach und nach zur Lähmung der Muskulatur im ganzen Körper, einschließlich der Atem-, Schluck- und Sprechmuskulatur.

In Mitch Alboms Buch Dienstags bei Morrie ,3 das von einem ALS-Patienten in den USA handelt, wird die Nervenerkrankung als Krankheit der tausend Abschiede bezeichnet, weil nach und nach immer mehr Körperfunktionen versagen. Die Krankheit führt zum fortschreitenden Autonomieverlust und zur totalen Unfähigkeit, sich zu bewegen.

An ihr erkrankte 2009 auch Benedict Mülder, taz -Mitbegründer und Journalist. Er hat sich damals dafür entschieden, mit der Krankheit weiterzuleben, mit Beatmung und zu Hause bei seiner Familie. Jahrelang lag Benedict Mülder bewegungslos in einem Pflegebett im Wohnzimmer seiner Familie. Der Alltag fand um ihn herum statt: das Abendessen mit Sohn Jim genauso wie der regelmäßige Besuch von Freunden. So hatte Benedict Mülder Anteil am Leben. Am 21. Dezember 2020 starb er. Er hat der Krankheit immerhin 11 Jahre abgetrotzt. Als ALS-Patient war er rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Er kommunizierte über einen Computer, den er mit den Augen bediente. Außerdem war er auf ein Beatmungsgerät angewiesen und wurde über eine Magensonde ernährt.

Was in den Familien Prominenter oft selbstverständlich ist, ist nicht bei allen möglich. Prominente müssen sich nie Sorgen um die Finanzierung einer Intensiv-Betreuung machen, wenn die familiäre Unterstützung an ihre Grenzen kommt.

Sarah, 39:

Bisher kam ich bei der Pflege meines an ALS erkrankten Mannes ohne professionelle Hilfs- und Pflegekräfte zurecht. Ich arbeite nur noch Teilzeit und Familie und Freunde unterstützen mich. Ich bin jetzt aber an der Grenze und muss mir professionelle Helfer organisieren, denn unsere Kinder (10 und 12 Jahre alt) brauchen mich auch noch. Unsicher bin ich mir auch darin, ob ich unsere Kinder über die Krankheit ihres Vaters aufklären und sie auf seinen nahenden Tod vorbereiten oder ob ich sie davor bewahren soll.

Das Beispiel ist symptomatisch für die Unsicherheit von Eltern, ob sie ihre Kinder über die Diagnose informieren sollen. Für viele steht der Wunsch im Vordergrund, ihre Kinder zu behüten und ihnen weiterhin eine heile Welt zu bewahren. Deshalb zögern sie - oft bestärkt durch Freunde und Verwandte -, ihrem Kind von der Erkrankung zu erzählen.

Doch das ist für Kinder nicht hilfreich, denn sie merken, dass irgendetwas in der Familie nicht stimmt. Sie registrieren die angespannte Gefühlslage ihrer Eltern sehr genau.

Wenn sie den Grund dafür nicht kennen, suchen sie die Schuld für das veränderte Verhalten oft bei sich selbst. Sie stellen sich Fragen wie: Ist Mama jetzt so komisch, weil ich mein Zimmer wieder nicht aufgeräumt habe? Kinder beruhigt es, wenn sie von ihren Eltern erfahren, dass sie nicht der Auslöser für deren Anspannung sind. In einer solchen Ausnahmesituation ist es hilfreich, Kinder in ihrer Wahrnehmung zu bestätigen, dass etwas anders ist als sonst, und deutlich zu sagen, dass die Krankheit des Vaters oder der Mutter der Grund dafür ist. Kinder, die nicht wissen, was los ist, entwickeln oft überschäumende, Furcht erregende Fantasien und leiden unter diffusen Ängsten, auf die sie mit aggressivem Verhalten reagieren. Andere Kinder werden immer stiller und ziehen sich mehr und mehr zurück.

Natascha, 10 Jahre, bekam plötzlich Albträume. Sie wusste, dass ihre Mutter beim Arzt gewesen war, sie hatte jedoch nicht erfahren, warum. Das Mädchen spürte nur, dass ihre Eltern irgendwie verändert waren, die Stimmung zu Hause war bedrückt. Natascha reagierte mit Albträumen auf die veränderte Gefühlslage der Eltern, sie spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie wusste nicht, dass ihre Mutter vor wenigen Tagen die Diagnose Brustkrebs bekommen hatte.

Scheuen Eltern davor zurück, ihr Kind über eine unheilbare Krankheit zu informieren, besteht die Gefahr, dass das Kind von Außenstehenden davon erfährt - oft ohne Vorbereitung, auf direkte Art und Weise. Geschieht dies, fühlen sich Kinder ausgegrenzt und hintergangen und reagieren in vielen Fällen wütend. Sie haben das Gefühl, ihren Eltern nicht mehr vertrauen zu können. Der entstandene Vertrauensverlust wird von den Eltern meist unterschätzt. Kinder sind grundsätzlich darauf angewiesen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können.

Einem Kind die schmerzliche Wahrheit zu sagen, fällt Eltern oft schwer. Sie sollten sich aber bewusst machen, dass sie mit ihrer Offenheit die Botschaft kommunizieren: Du bist mir wichtig. Deshalb will ich ehrlich mit dir sein. Ich traue dir zu, dass du das verkraftest und damit umgehen kannst!

Behinderung eines Kindes

Manche Momente heben das Leben aus den Fugen, z. B. die schlagartige Veränderung des Familienlebens infolge eines Unfalls und die dadurch bedingte Behinderung eines bis dahin gesunden Kindes.

Jenny, 42:

Im Januar 2021 hatte unser Sohn Leon (12) einen schlimmen Fahrradunfall. Der Fahrer eines SUV hat ihn beim Abbiegen übersehen. Es war ein riesiger Schock für uns...
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Autor

Dorothee DöringAutorin, Dozentin, Referentin sowie Kommunikations- und Konfliktberaterin, Sterbe- und Trauerbegleiterin, seit 2002 im Segment "Persönlichkeitsbildung" tätig. Ihr heutiger Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich "Kommunikation" und "Konfliktmanagement". Sie lebt und arbeitet in Kempen/Niederrhein. Durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen, Lesungen und Vorträge, Seminare und regelmäßigen Interviews zu Lebenshilfeschwerpunkten ist sie medial präsent. www.dorotheedoering.de