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Die versteckte Depression

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Junfermann Verlagerschienen am08.06.2023
Wenn das Streben nach Perfektion in die Depression führt In diesem Buch geht es um einen zentralen Auslöser von Depressionen, dem bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Perfektionismus. Glauben Sie, dass schmerzhafte Emotionen ein Zeichen von Schwäche sind? Verstecken Sie Ihre Unsicherheit und Verletzlichkeit hinter einer perfekten Fassade? Vielleicht sind Sie nach außen erfolgreich, engagiert und immer für andere da - spüren aber innerlich oft Scham, das Gefühl, nicht zu genügen, und üben schroffe Selbstkritik? Menschen, die unter dieser versteckten Form der Depression leiden, zerbrechen nicht selten daran. Das Perfide ist, dass Perfektionismus nicht nur Depressionen verursachen kann. Depressive Symptome bleiben auch oft hinter einem makellosen und souveränen Auftreten verborgen: unentdeckt von der Umwelt und manchmal auch von den Betroffenen selbst. Mit diesem mitfühlenden Leitfaden lernen Sie, Ihren Perfektionismus zu verstehen, destruktive Überzeugungen zu identifizieren und sich mit Emotionen zu verbinden, die viel zu lange unterdrückt wurden. Sie finden Tipps, wie Sie Ihre kritische innere Stimme zum Schweigen bringen, und wirkungsvolle Strategien, um mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Ein Buch für alle, die an Depressionen leiden, sowie Angehörige und Psychotherapeut:innen.

Margaret Robinson Rutherford ist Psychotherapeutin in eigener Praxis in Arkansas. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie mit Einzelpersonen und Paaren. Sie hat sich auf die Behandlung von (versteckten) Depressionen, Angstzuständen und Beziehungsproblemen spezialisiert.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR29,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR25,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR25,99

Produkt

KlappentextWenn das Streben nach Perfektion in die Depression führt In diesem Buch geht es um einen zentralen Auslöser von Depressionen, dem bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Perfektionismus. Glauben Sie, dass schmerzhafte Emotionen ein Zeichen von Schwäche sind? Verstecken Sie Ihre Unsicherheit und Verletzlichkeit hinter einer perfekten Fassade? Vielleicht sind Sie nach außen erfolgreich, engagiert und immer für andere da - spüren aber innerlich oft Scham, das Gefühl, nicht zu genügen, und üben schroffe Selbstkritik? Menschen, die unter dieser versteckten Form der Depression leiden, zerbrechen nicht selten daran. Das Perfide ist, dass Perfektionismus nicht nur Depressionen verursachen kann. Depressive Symptome bleiben auch oft hinter einem makellosen und souveränen Auftreten verborgen: unentdeckt von der Umwelt und manchmal auch von den Betroffenen selbst. Mit diesem mitfühlenden Leitfaden lernen Sie, Ihren Perfektionismus zu verstehen, destruktive Überzeugungen zu identifizieren und sich mit Emotionen zu verbinden, die viel zu lange unterdrückt wurden. Sie finden Tipps, wie Sie Ihre kritische innere Stimme zum Schweigen bringen, und wirkungsvolle Strategien, um mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Ein Buch für alle, die an Depressionen leiden, sowie Angehörige und Psychotherapeut:innen.

Margaret Robinson Rutherford ist Psychotherapeutin in eigener Praxis in Arkansas. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie mit Einzelpersonen und Paaren. Sie hat sich auf die Behandlung von (versteckten) Depressionen, Angstzuständen und Beziehungsproblemen spezialisiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749504510
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.06.2023
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4786 Kbytes
Artikel-Nr.10353042
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

Ich bin Psychotherapeutin. Gelegentlich kommt es vor, dass Patienten2 mich in Notsituationen anrufen - in der Regel, weil sie sich akut überfordert fühlen.

Kurz vor Mittag an einem schönen Herbsttag 1998 kontaktierte mich Natalies Ehemann Rick über meinen Pager.

Ich mache mir wirklich Sorgen um sie , sagte er, aber ich bin gerade nicht in der Stadt und frühestens in drei bis vier Stunden zurück.

Natalie war wegen Ängsten bei mir in Behandlung. Sie hatte den Eindruck, den Anforderungen durch Beruf und Familie nicht mehr gerecht zu werden. Sie verabscheute ihr hektisches Leben, hatte gleichzeitig aber immense Schuldgefühle, sich das einzugestehen. Es ging ihr nicht gut damit, es ständig allen recht machen zu wollen, dabei aber immer das Gefühl zu haben, nicht genug zu tun. Fast schien sie sich dafür entschuldigen zu wollen, überhaupt über ihre Probleme zu sprechen, so, als wäre das ungehörig oder egoistisch. Eigentlich sollte ich mich gar nicht beklagen , sagte sie mir. Im Vergleich zu den meisten anderen Leuten habe ich doch ein leichtes Leben.

Wenn sie mal lachte, klang es nervös und gezwungen, aber sie trug immer ein Lächeln auf den Lippen, selbst wenn sie über Schmerzhaftes sprach. In letzter Zeit hatte Natalie häufiger zum Alkohol gegriffen - immer erst, wenn die Kinder im Bett sind  -, um mal ein bisschen abzuschalten.

Ich glaube, sie ist zu Hause , berichtete Rick am Telefon. Sie hat die Kinder in die Schule gebracht, und heute ist ihr freier Tag. Ich habe bei ihr angerufen, aber sie geht nicht dran. Als ich sie zuletzt gesprochen habe, klang sie irgendwie komisch. Sie hat mich gebeten, die Kinder abzuholen. Hat sie Ihnen gegenüber vielleicht irgendetwas erwähnt? Dass es ihr nicht gut geht?

Die Panik in Ricks Stimme war nicht zu überhören. Mein Verstand sagte mir, dass wahrscheinlich alles in Ordnung war, aber mein Bauchgefühl schlug Alarm. Ich bot an, den Notruf zu verständigen, aber er hatte Sorge, dass Natalie extrem verärgert wäre, wenn sie doch einfach nur aus irgendeinem Grund nicht ans Telefon ging. Ich wusste, dass sie um die Ecke von mir wohnte - ich sah sie ständig im Garten. Nur aufgrund dieser räumlichen Nähe entschied ich mich zu einer ansonsten sehr ungewöhnlichen Reaktion.

Eine oder zwei Minuten später kam ich bei ihrem von einem eleganten Garten umgebenen Haus an. Ich ging zur Haustür und klingelte. Nichts.

Ich ging ums Haus und klopfte an die Terrassentür. Wieder nichts. Ihr Auto war draußen vor der Garage geparkt. Ich schaute durch die Fenster, nur um sicherzugehen, dass sie nicht drinsaß.

Rick hatte mir den Sicherheitscode für die Garage mitgeteilt. Als ich die Zahlen eingab, kam ich mir wie eine Einbrecherin vor. Das Garagentor öffnete sich ächzend und gab den Blick auf ein tadellos aufgeräumtes Inneres frei, von wo aus eine weitere Tür ins Haus führte.

Auch im Haus mit seinen hohen Decken und großen Fenstern herrschte absolute Stille. Man hörte weder Musik noch den Fernseher. Alles war sehr sauber. Sehr aufgeräumt. Ich lief herum und rief Natalies Namen.

Die Küche war geräumig, die Elektrogeräte glänzten, der Kühlschrank war über und über mit sauber beschrifteten Kinderfotos bedeckt. Im Wohnzimmer, gleich neben der Küche, hätte man Gäste empfangen können: Die Kissen waren aufgeschüttelt, und gemütlich aussehende Strickdecken waren kunstvoll über den Armlehnen eines Modulsofas drapiert.

Immer wieder rief ich Natalies Namen - zunächst noch zurückhaltend, weil ich sie nicht unnötig erschrecken wollte, falls sie irgendwo schlief, dann immer lauter.

Ich ging durch den Flur zu einer Tür, hinter der sich, wie ich hoffte, das Elternschlafzimmer befand.

Sie lag im Bett - bewegungslos und mit einer leeren 750-ml-Flasche Wodka und einer halb leeren Packung verschreibungspflichtiger, potenziell tödlicher Benzodiazepine neben sich. Ich wählte den Notruf.

Sie war noch ansprechbar, aber nur so gerade eben. Sie konnte nur noch flüstern.

Natalie, ich rufe einen Krankenwagen , sagte ich.

Nein â¦ nein , murmelte sie. Nicht ins Krankenhaus. Bitte niemanden anrufen. Mir geht s gut.

Ihr ging es alles andere als gut. Während ich versuchte, sie wach zu halten und dazu zu bringen, mit mir zu reden, rief ich bei Rick an.

Innerhalb weniger Minuten war der Krankenwagen da. Natalie machte keine Anstalten, sich gegen die Sanitäter zur Wehr zu setzen, dafür war sie schon viel zu schwach. Nachdem sie weggebracht worden war, blieb ich noch ein Weilchen vor Ort und versuchte, mich wieder zu fangen. Ich war erschüttert.

Alles im Haus war an seinem Platz. Der Müll war geleert. Neben der Spüle waren Geschirr und Töpfe zum Trocknen aufgestellt, das Geschirrtuch war noch feucht. Neben dem Sofa standen ein paar Kisten mit ordentlich eingeräumtem Kinderspielzeug. Bis auf das zerwühlte Bett war auch das Schlafzimmer tipptopp. Nichts lag herum, keine Kleidung, keine Schuhe. Keine Papierstapel auf dem Schreibtisch in der Ecke.

Es wäre ein absolut gepflegter Selbstmord gewesen.

An diesem Tag begann ich, die traditionellen Diagnosekriterien für Depression infrage zu stellen und, ohne mir dessen schon so richtig bewusst zu sein, in meinem Kopf das Konzept der perfekt versteckten Depression (englisch perfectly hidden depression, kurz: PHD) zu formulieren.

Natalie war sehr erfolgreich in ihrem Beruf, gut vernetzt und allgemein beliebt. Sie arbeitete unermüdlich an allem, was sie sich vornahm, und war eine fürsorgliche und aufmerksame Mutter. Dazu kam noch ehrenamtliches Engagement sowohl an der Schule ihrer Kinder als auch für die Gesellschaft.

Nicht ein einziges Mal hatte sie Selbstmordabsichten geäußert. Sie war einfach nur in Hausarbeit versunken, insbesondere in letzter Zeit, wo Rick häufiger beruflich unterwegs war. Sie hatte eher ängstlich und nervös gewirkt als depressiv.

Zu Beginn ihrer Therapie hatte ich erfahren, dass Natalie von ihrem Großvater sexuell missbraucht worden war, wovon sie allerdings niemandem aus der Familie je erzählt hatte. Auch mir hatte sie es nur gesagt, weil ich sie direkt danach gefragt hatte. Ihre Eltern waren sehr dominierend, besonders ihre Mutter, der sie es nie recht machen konnte. Als Kind hatte Natalie erfolgreich Sportgymnastik betrieben und alle möglichen Medaillen und Preise gewonnen. Ihre Mutter hatte jedem Wettkampf beigewohnt, ihr Vater hatte vor lauter Arbeit keine Zeit dafür gehabt. Im Anschluss an die Wettkämpfe pflegte ihre Mutter ihr jedes Mal darzulegen, was sie noch hätte besser machen können oder woran sie künftig noch würde arbeiten müssen.

Steuerberaterin war Natalie geworden, weil auch ihr Vater in diesem Beruf arbeitete. Es war das Naheliegendste gewesen. Sie war in seinem Unternehmen angestellt und extrem darauf bedacht, exzellente Arbeit abzuliefern, hatte aber auch immer ein offenes Ohr für die Fragen und Anliegen der Klienten. Zunehmend hasste sie ihre Arbeit, fühlte sich dort aber aufgrund finanzieller Pflichten und anderer Verantwortlichkeiten extrem gefangen.

Zwar räumte sie ein, Wut zu empfinden, insbesondere ihrer Mutter gegenüber, schaffte es aber nicht, dieser Ausdruck zu verleihen. Die Vorstellung, auch mal abzuschalten und zu entspannen, statt immer zu versuchen, für alle da zu sein, trieb ihr allenfalls ein müdes Lächeln ins Gesicht. Wann sollte ich dafür denn bitte die Zeit finden? , lachte sie.

Ihr Selbstmordversuch war ein wirksamer Weckruf.

Natalie kam ins Krankenhaus und machte anschließend eine Entziehungskur. Nach ihrer Rückkehr fingen wir an, uns damit auseinanderzusetzen, was ihre Überlebensstrategien bei ihr angerichtet hatten.

Ihre Lösung - einen wesentlichen Teil ihres wahren Selbst verborgen zu halten - war zum Problem geworden.

Natalie hatte enorme Schuldgefühle wegen ihres Selbstmordversuchs. Sie musste akzeptieren, dass sie insgeheim eine große Hoffnungslosigkeit verspürt hatte. Zusammen mit Rick reflektierte sie dessen Gefühle in Bezug auf ihren Selbstmordversuch und schaffte es schließlich, sich ihm nach und nach mit ihren wirklichen Problemen anzuvertrauen. Sie brauchte Zeit und Raum, um ihre Kindheitsthemen aufzuarbeiten, darunter den sexuellen Missbrauch und die kritische Stimme in ihrem Kopf, die ständig Schamgefühle in ihr hervorrief.

Natalie gab sich große Mühe, ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. In der Beziehung zu ihrer Mutter schaffte sie es, klarere Grenzen zu setzen. Sie bereitete sich darauf vor, ihre Stelle zu kündigen, was ihr in Bezug auf ihre Lebenseinstellung, ihre Beziehung und ihre Finanzen große Veränderungen abverlangte. Aber sie wusste, dass sie sich unabhängig machen und etwas tun musste, woran sie Freude hatte.

Künftig würde ihr Selbstwertgefühl nicht mehr davon abhängen, welche Aufgaben sie erledigte oder ob sie anderer Leute Erwartungen erfüllte. Stattdessen würde es daraus erwachsen, dass sie ergründete, wer sie sein wollte und was ihr wirklich wichtig war. Natalie lernte, sich von ihrem Perfektionismus zu befreien, zu akzeptieren, dass es in Ordnung war, wütend oder müde zu sein, und zu erkennen, dass sie sich immer von intensiven Schamgefühlen hatte leiten lassen - ihr Leben lang.

Nach etwa einem Jahr hatte sie den Eindruck, es geschafft zu haben.

Sie war froh, am Leben zu sein. Ihr Lächeln war echt, ihre Freude ansteckend.

Seitdem habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die ähnlich gestrickt sind wie...
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Autor

Margaret Robinson Rutherford ist Psychotherapeutin in eigener Praxis in Arkansas. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie mit Einzelpersonen und Paaren. Sie hat sich auf die Behandlung von (versteckten) Depressionen, Angstzuständen und Beziehungsproblemen spezialisiert.