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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
268 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am28.11.20221. Auflage
Auszüge aus dem Roman: Es war kaum erträglich, diesen Mann so nah bei sich zu haben, ohne irgendetwas Überraschendes zu tun. Der Wunsch, dass er sie berühre, ihre Hand anfasse, seinen Arm um sie lege, dass er ihr irgendwie nahe komme, war zu stark, als dass sie ihn hätte leugnen können. Sie wollte es auch gar nicht. Sie war ihres Wunsches im Grunde froh. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie eben so und nicht anders empfand. Man wollte nichts, als seine Hand geben, man wünschte nur den anderen zu fühlen, und daraus entstand dann etwas, das man nicht im Geringsten gewollt hatte. Der einfache zärtliche Wunsch wuchs unter der Berührung zu etwas Beängstigendem, zu etwas, das man dann nicht mehr beherrschte. Sylvia hielt ihre Hände ineinander verschränkt, als müsse sie auf sie aufpassen, dass sie ihr nicht wegliefen. Sylvia überkam eine glückliche Ruhe. Irgendetwas schien nun ganz in Ordnung zu sein. Nur wenn sie sich von außen betrachtete, mit den Augen anderer, wusste sie, dass man ihr Handeln verurteilen konnte. Aber in Wirklichkeit hatte sie das merkwürdige Gefühl, irgendeiner großen Gefahr entronnen zu sein. Als hätte eine Vorsehung klüger und besser für sie gehandelt, als sie es selber getan haben würde.

Christa Winsloe (geboren am 23. Dezember 1888 in Darmstadt, ermordet am 10. Juni 1944 bei Cluny/Frankreich) Nach dem Tod der Mutter schickte der mit der Erziehung überforderte Vater das Mädchen 1903 in ein Internat für Offizierstöchter. Diese Zeit mit strengen Regularien prägte sie nachhaltig. Sie ließ sich ab 1090 in München an der Königlichen Kunstgewerbeschule zur Bildhauerin ausbilden, 1913 heirate sie den ungarischen Schriftsteller und Literaturkritiker Baron Lajos Hatvany; das Ehepaar trennt sich 1922 und wird 1924 geschieden. Winsloe erwirbt ein Haus mit Atelier in Schwabing, sie beginnt, Artikel in Zeitungen und Zeitschriften zu veröffentlichen. Sie bewegt sich in literarischen Kreisen und ist unter anderem mit Joachim Ringelnatz sowie Klaus und Erika Mann befreundet. 1930 landet sie einen Bühnenerfolg mit Ritter Nérestan, im folgenden Jahr wird der Stoff als Mädchen in Uniform verfilmt, es folgt die Romanfassung unter dem Titel Das Mädchen Manuela. Mit ihrer Geliebten Dorothy Thompson, die nach der Machtergreifung der Nazis Deutschland verlassen muss, zieht sie nach Amerika, wo sie weiter Artikel schreibt und sich erfolglos als Drehbuchautorin in Hollywood versucht. Sie kehrt allein nach Europa zurück und lässt sich in Südfrankreich nieder, wo sie mit Ihrer Lebensgefährtin Simone Gentet lebt. Ihre Werke stehen auf der Liste schädlichen und unerwünschten Schrifttums, ihr Roman Passeggiera erscheint 1938 im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange. Um der Perspektivlosigkeit im Exil zu entkommen, versucht sie (da durch ihre Ehe auch im Besitz eines ungarischen Passes), ein Durchreisevisum für Deutschland zu erlangen. Vor Antritt der letztlich genehmigten Reise werden sie und Simone Gentet in den Wäldern von Cluny entführt und am 10. Juni 1944 erschossen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAuszüge aus dem Roman: Es war kaum erträglich, diesen Mann so nah bei sich zu haben, ohne irgendetwas Überraschendes zu tun. Der Wunsch, dass er sie berühre, ihre Hand anfasse, seinen Arm um sie lege, dass er ihr irgendwie nahe komme, war zu stark, als dass sie ihn hätte leugnen können. Sie wollte es auch gar nicht. Sie war ihres Wunsches im Grunde froh. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie eben so und nicht anders empfand. Man wollte nichts, als seine Hand geben, man wünschte nur den anderen zu fühlen, und daraus entstand dann etwas, das man nicht im Geringsten gewollt hatte. Der einfache zärtliche Wunsch wuchs unter der Berührung zu etwas Beängstigendem, zu etwas, das man dann nicht mehr beherrschte. Sylvia hielt ihre Hände ineinander verschränkt, als müsse sie auf sie aufpassen, dass sie ihr nicht wegliefen. Sylvia überkam eine glückliche Ruhe. Irgendetwas schien nun ganz in Ordnung zu sein. Nur wenn sie sich von außen betrachtete, mit den Augen anderer, wusste sie, dass man ihr Handeln verurteilen konnte. Aber in Wirklichkeit hatte sie das merkwürdige Gefühl, irgendeiner großen Gefahr entronnen zu sein. Als hätte eine Vorsehung klüger und besser für sie gehandelt, als sie es selber getan haben würde.

Christa Winsloe (geboren am 23. Dezember 1888 in Darmstadt, ermordet am 10. Juni 1944 bei Cluny/Frankreich) Nach dem Tod der Mutter schickte der mit der Erziehung überforderte Vater das Mädchen 1903 in ein Internat für Offizierstöchter. Diese Zeit mit strengen Regularien prägte sie nachhaltig. Sie ließ sich ab 1090 in München an der Königlichen Kunstgewerbeschule zur Bildhauerin ausbilden, 1913 heirate sie den ungarischen Schriftsteller und Literaturkritiker Baron Lajos Hatvany; das Ehepaar trennt sich 1922 und wird 1924 geschieden. Winsloe erwirbt ein Haus mit Atelier in Schwabing, sie beginnt, Artikel in Zeitungen und Zeitschriften zu veröffentlichen. Sie bewegt sich in literarischen Kreisen und ist unter anderem mit Joachim Ringelnatz sowie Klaus und Erika Mann befreundet. 1930 landet sie einen Bühnenerfolg mit Ritter Nérestan, im folgenden Jahr wird der Stoff als Mädchen in Uniform verfilmt, es folgt die Romanfassung unter dem Titel Das Mädchen Manuela. Mit ihrer Geliebten Dorothy Thompson, die nach der Machtergreifung der Nazis Deutschland verlassen muss, zieht sie nach Amerika, wo sie weiter Artikel schreibt und sich erfolglos als Drehbuchautorin in Hollywood versucht. Sie kehrt allein nach Europa zurück und lässt sich in Südfrankreich nieder, wo sie mit Ihrer Lebensgefährtin Simone Gentet lebt. Ihre Werke stehen auf der Liste schädlichen und unerwünschten Schrifttums, ihr Roman Passeggiera erscheint 1938 im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange. Um der Perspektivlosigkeit im Exil zu entkommen, versucht sie (da durch ihre Ehe auch im Besitz eines ungarischen Passes), ein Durchreisevisum für Deutschland zu erlangen. Vor Antritt der letztlich genehmigten Reise werden sie und Simone Gentet in den Wäldern von Cluny entführt und am 10. Juni 1944 erschossen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756826247
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.11.2022
Auflage1. Auflage
Seiten268 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10353958
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Ach, du lieber Gott ⦫ Der Boden war nass von vielen Füßen anderer, die da vorher geduscht hatten.

»Und das Schlimmste ist, es kommt nur heißes Wasser, haben Sie das bemerkt? Hier gibt es nur entweder kaltes oder heißes Wasser. Man hat zu wählen, ob man sich verbrühen oder erkälten will.«

Sylvia trat den Rückzug an.

»Ich glaube, ich bade lieber nicht.«

»Sie tun gut daran, denn wer weiß, was man da alles erwischen kann ⦫

Miss King hatte einen reizenden Kindermund. Jetzt nahm sie ihre Brille ab, und die lieben lachenden Augen wurden zu kleinen Strichen, ihre Wangen waren von der Hitze der Badestube gerötet.

»Aber mir ist es eigentlich ganz egal, wissen Sie, ich habe mir vorgenommen, auf diesem Boot eine schöne Zeit zu haben, und ich denke gar nicht daran, mich zu ärgern.«

»Ich auch nicht«, lachte Sylvia. »Und wie wäre es, wenn wir frühstückten?«

»Eine herrliche Idee, aber ich muss mir nur schnell was anziehen.«

»Gut, ich auch ⦠auf Wiedersehen!«

Sylvia erklomm die kleine enge Treppe, die wieder hinauf zu ihrem Deck führte.

»Guten Morgen!« Der kleine Kapitän stand oben und grüßte, indem er beide Hände hob, gleichsam ein doppelter faschistischer Gruß.

»Hallo!« Sylvia war noch voller Lachen über Miss King, die sich nicht ärgern wollte.

»Gut geschlafen?«

»Bis man die Sintflut über mich ergossen hat, ja!«

Um sechs Uhr morgens war das Deckwaschen losgegangen. Unendliche Eimer mit Wasser ließen Sturzseen über ihr Dach ergießen und an ihrem Fenster vorbei herabrauschen. Drei, vier oder mehr Schrubber rubbelten wie besessen die Holzplanken über ihrem Kopf. Dicke Gummischläuche wurden hin- und hergezogen und dazwischen heisere Kommandorufe und Befehle losgelassen. Sylvia hatte eingesehen, wie gut es war, dass Gino Cataldi sie so früh ins Bett geschickt hatte.

»Ja«, lachte der Kommandant, dessen dunkelblaue Uniform weit offen stand und einen etwas unordentlich gebundenen schwarzen Schlips im Winde wehen ließ. »Das ist unsere tägliche Frühstücksgroßreinmacherei.«

»Schrecklich«, sagte Sylvia, aber der Mann, der nun neben ihr stand, sehr nah, der Korridor war eng, lachte sie aus runden ausgeschlafenen Augen an.

»Und wohin gehen Sie jetzt hin?«

»Ich will mich anziehen ⦫ Sylvia war im weißen Pyjama und hatte nur einen leichten herrenmäßig geschnittenen dunkelblauen Schlafrock darüber angezogen.

Giorgio Trentini sah sie prüfend an. Dann legte er den Kopf ein wenig auf die Seite und meinte: »Wissen Sie was? Bleiben Sie, wie Sie sind. Ja?«

Sylvia war sein Blick nicht angenehm, und Trentini fühlte es sofort. »Entschuldigen Sie, ich möchte Ihnen erklären, warum, ja?«

Sylvia schüttelte den Kopf. Ein komischer Mann war das â¦

Trentini legte seine Hand auf das Geländer der Treppe und stützte die andere in die Hüfte, sein ganzes Gewicht auf ein Bein legend und das andere darüber ruhen lassend, in der Haltung eines Menschen, der nun sehr viel zu sagen die Absicht hatte.

»Sie müssen sich nicht ärgern über mich, schauen Sie, ich kann doch nichts dafür, dass ich Augen habe. Und da sehe ich eben, ich sehe immer ⦠das ist mein Glück, na ja, manchmal auch mein Unglück, aber eben jetzt nicht ⦫

Wieder wanderten seine Augen an ihr auf und ab.

»Sehen Sie, bei Ihnen ist etwas heutzutage sehr Seltenes der Fall.«

Sylvia sah ihn groß an.

»Sie sind einfach von Natur aus fertig und schön. Sie brauchen gar nichts zu tun, es ist alles da, und alles ist richtig. Das findet man nur bei Frauen aus dem Norden. Die Lateinerinnen sind alle artifiziell ⦫

»Ich muss mich anziehen ⦫, warf Sylvia ein und wollte an ihm vorbei.

Aber Trentini hielt sie ohne Weiteres am Arm fest, sodass sie stehen bleiben musste. Er hatte wirklich die Geduld verloren. Sein Gesicht rötete sich und seine Augen hatten einen grünlichen Schein wie bei Katzen.

»Sie haben aber auch gar keinen Respekt«, sagte er ärgerlich. »Wissen Sie nicht, dass ich hier befehle, und wenn ich sage, Sie ziehen sich nicht an, dann haben Sie eben zu bleiben, wie Sie sind, und wenn Sie noch weniger anhaben ⦫

Sylvia lehnte sich gegen die Wand, um einen Abstand zwischen ihn und sich zu bringen. Was für einen merkwürdigen Blick er hatte, und wie meinte er das nur, sollte sie jetzt lachen? Aber es war ihr nicht zum Lachen. Wie dumm, sie fühlte, dass sie längst hätte lachen sollen, stattdessen hatte sie den Blick gesenkt und war rot geworden.

»Na ja«, Trentini war anscheinend auch nicht mit sich zufrieden. »Ich meine es doch bloß gut, ich mag Pyjamas bei Frauen eigentlich nicht, aber Sie, Sie könnten alles in der Welt anziehen und Sie sind schön, weil man gegen ein von der Natur so beschenktes Geschöpf wie Sie nichts ausrichten kann.« Er nahm wieder ihren Arm, diesmal sanfter, wie um etwas gutzumachen, und führte sie hinaus aufs Deck. Gehorsam ging sie neben ihm her.

»Schauen Sie, ich sage Ihnen doch so was nicht, um Komplimente zu schneiden, Sie müssen sich nicht über mich ärgern. Ich fühle nur, dass Sie sich gar nicht genug einschätzen, und vielleicht ist es gut für Sie zu wissen, wie Sie aussehen.«

Sylvia richtete den Blick aufs Wasser hinaus, um Trentini nicht ansehen zu müssen. Ihr Herz klopfte, es war eine so ungewohnte Situation, aber sie wollte um alles in der Welt nicht, dass der kleine Mann es merkte, wie hilflos sie war.

»Bei uns zu Hause ⦫, begann sie tödlich verwirrt, »sagt man so was eigentlich nie.«

»Das ist ein großer Fehler. Man soll einer Frau immer und unter allen Umständen alles Schöne und Gute sagen, was man für sie empfindet.«

Sylvia fühlte eine wohltuende Wärme in sich aufsteigen. Aber reserviert antwortete sie: »Wirklich?«

»Es ist meine heilige Überzeugung.«

Er geriet in Eifer.

»Sehen Sie, wenn die Menschen immer einander alles Gute sagen würden, was sie voneinander denken, so würde es viel weniger Traurigkeit geben auf der Welt und viel mehr Freude.«

Er trat an die Reling und sah auf das Wasser hinaus.

»Sie müssen versuchen, das zu verstehen, wenn ich so direkt mit Ihnen rede. Wir Seeleute haben nicht so viel Zeit ⦠jetzt sind Sie bei mir ⦠Sie sind da, neben mir, wir werden wochenlang in engster Gemeinschaft zusammen leben, da dürfen wir uns nicht fremd bleiben, verstehen Sie nicht meinen Wunsch?«

»Doch«, sagte Sylvia leise.

»Ich weiß nicht«, Trentini steckte beide Hände in die Hosentaschen und begann langsam das Deck auf und nieder zu schreiten, »ob ich vielleicht den Maßstab verloren habe, wie man mit Damen«, er betonte das Wort, »umzugehen hat. Ich sehe eben immer nur Menschen. Menschen und wieder Menschen ⦠ich habe nie in einer sogenannten Gesellschaft gelebt, was wollen Sie, ich bin nicht so sehr guter Herkunft ⦠ordentliche Leute, meine Eltern, aber nichts Besonderes. Und im Übrigen, na ja, immer auf See, nur auf Urlaub in der Stadt, und dann, wissen Sie ⦫

Er blieb vor Sylvia stehen und sah sie an.

»Dann, wenn man Urlaub hat, dann ist das auch nicht das richtige Leben, das heißt dann Ferien, die Familie zerreißt sich für einen, und man selber frisst sich satt bis zum Überdruss und mehr an allem, an Familie und Frauen, an Musik und Tanzen und Huren und immer wieder Huren, denn zu was anderem hat man keine Zeit ...«

Er hielt einen Augenblick inne, als sei ihm ein neuer Gedanke gekommen.

»Tja, da ist es doch kein Wunder, wenn man nicht mehr weiß, wie ⦠wenn man fremd geworden ist ⦠wir werden verdorben ⦠wir kennen nicht das richtige Leben und wirkliche Menschen, wirkliche Frauen.«

Als müsste er etwas wegwischen, so fuhr er sich übers Gesicht und wendete sich ab.

Sylvia hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und sah betroffen dem Manne nach, der da vor ihr auf und nieder ging. Warum fand sie gar nichts zu sagen? Da saß sie nun, ganz stumm, während er ihr allerhand sagen musste, was ihn anging. Sie wollte so gerne ⦠aber er stellte sich vor sie hin, betrachtete sie wie eine Sache und sagte: »Sie haben eine ausgezeichnete Gestalt. So gute Haltung, so herrliche Haare.« Unwillkürlich strich Sylvia über die Frisur. »Sie brauchen keine Dauerwelle, Sie brauchen kein Bleichen, Sie brauchen kein Färben. Der Glanz ist da, die Welle von selbst, die kleinen krausen Löckchen im Gesicht brauchen Sie sich auch nicht abzuschneiden ⦫

Sylvia griff nervös nach dem Nacken.

»Doch, das sieht furchtbar unordentlich aus, wenn es wächst ⦫

Trentini faltete die Hände, sah sie bittend an und sagte:...
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Autor

Christa Winsloe

(geboren am 23. Dezember 1888 in Darmstadt, ermordet am 10. Juni 1944 bei Cluny/Frankreich)

Nach dem Tod der Mutter schickte der mit der Erziehung überforderte Vater das Mädchen 1903 in ein Internat für Offizierstöchter. Diese Zeit mit strengen Regularien prägte sie nachhaltig. Sie ließ sich ab 1090 in München an der Königlichen Kunstgewerbeschule zur Bildhauerin ausbilden, 1913 heirate sie den ungarischen Schriftsteller und Literaturkritiker Baron Lajos Hatvany; das Ehepaar trennt sich 1922 und wird 1924 geschieden. Winsloe erwirbt ein Haus mit Atelier in Schwabing, sie beginnt, Artikel in Zeitungen und Zeitschriften zu veröffentlichen. Sie bewegt sich in literarischen Kreisen und ist unter anderem mit Joachim Ringelnatz sowie Klaus und Erika Mann befreundet.

1930 landet sie einen Bühnenerfolg mit Ritter Nérestan, im folgenden Jahr wird der Stoff als Mädchen in Uniform verfilmt, es folgt die Romanfassung unter dem Titel Das Mädchen Manuela. Mit ihrer Geliebten Dorothy Thompson, die nach der Machtergreifung der Nazis Deutschland verlassen muss, zieht sie nach Amerika, wo sie weiter Artikel schreibt und sich erfolglos als Drehbuchautorin in Hollywood versucht. Sie kehrt allein nach Europa zurück und lässt sich in Südfrankreich nieder, wo sie mit Ihrer Lebensgefährtin Simone Gentet lebt. Ihre Werke stehen auf der Liste schädlichen und unerwünschten Schrifttums, ihr Roman Passeggiera erscheint 1938 im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange.

Um der Perspektivlosigkeit im Exil zu entkommen, versucht sie (da durch ihre Ehe auch im Besitz eines ungarischen Passes), ein Durchreisevisum für Deutschland zu erlangen. Vor Antritt der letztlich genehmigten Reise werden sie und Simone Gentet in den Wäldern von Cluny entführt und am 10. Juni 1944 erschossen.