Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Verdammt nah am Himmel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
360 Seiten
Deutsch
Drachenmond Verlagerschienen am28.09.2018
Das Ende seiner Tage muss für Jack perfekt sein. Denn als Jahrgangsbester an der medizinischen Fakultät weiß er genau: Sobald das Gehirn für mehr als zehn Minuten keinen Sauerstoff erhält, erlöschen mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche Funktionen des Groß- und Kleinhirns sowie des Hirnstamms. Und damit ist alles vorbei. Für immer. Rose glaubt nicht nur von ganzem Herzen, dass nach dem Tod der Himmel wartet - sie weiß es. Genau so sicher weiß sie, dass es kein Zufall ist, als sie dem Jungen mit der Top-Ten-Todesliste begegnet. Als sie erfährt, dass er weder an die Liebe noch an das Leben glaubt, nein, dass er nichts glaubt, was sich nicht beweisen lässt, überredet sie ihn zu einem wissenschaftlichen Experiment ...

Ich bin Ruhrpott-Kind aus ganzem Herzen. Wenn ihr jemals einen Nissan Micra mit rosa Racing Stripes durch die Essener Innenstadt düsen seht, dann war ich das! Aktuell genieße ich mein Studentenleben in Münster. Noch lieber toure ich aber durch die deutsche PR-Agentur-Welt, für den Fall, dass sich mein größter Traum 'hauptberuflich als Autorin zu arbeiten' und der zweitgrößte Traum 'Prinzessin zu werden' nicht umsetzen lassen.
mehr

Produkt

KlappentextDas Ende seiner Tage muss für Jack perfekt sein. Denn als Jahrgangsbester an der medizinischen Fakultät weiß er genau: Sobald das Gehirn für mehr als zehn Minuten keinen Sauerstoff erhält, erlöschen mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche Funktionen des Groß- und Kleinhirns sowie des Hirnstamms. Und damit ist alles vorbei. Für immer. Rose glaubt nicht nur von ganzem Herzen, dass nach dem Tod der Himmel wartet - sie weiß es. Genau so sicher weiß sie, dass es kein Zufall ist, als sie dem Jungen mit der Top-Ten-Todesliste begegnet. Als sie erfährt, dass er weder an die Liebe noch an das Leben glaubt, nein, dass er nichts glaubt, was sich nicht beweisen lässt, überredet sie ihn zu einem wissenschaftlichen Experiment ...

Ich bin Ruhrpott-Kind aus ganzem Herzen. Wenn ihr jemals einen Nissan Micra mit rosa Racing Stripes durch die Essener Innenstadt düsen seht, dann war ich das! Aktuell genieße ich mein Studentenleben in Münster. Noch lieber toure ich aber durch die deutsche PR-Agentur-Welt, für den Fall, dass sich mein größter Traum 'hauptberuflich als Autorin zu arbeiten' und der zweitgrößte Traum 'Prinzessin zu werden' nicht umsetzen lassen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959912907
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.09.2018
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1510 Kbytes
Artikel-Nr.10452614
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe





1


Wussten Sie schon?

Noch 18 Stunden und 4 Minuten







Krisenberatung

Für jeden gibt es Hoffnung

Brückensprünge enden tödlich



Darunter eine Nummer und ein altmodischer Telefonhörer unter einer durchsichtigen Plastikhaube. Ob schon jemals ein Springer die Nummer gewählt oder sich durch dieses Schild von seinem Vorhaben hatte abbringen lassen?

Guten Tag, Jack Raider mein Name. Ich stehe hier am Rand der Pearly Gates Bridge und habe soeben über Ihre Infotafel erfahren, dass es für jeden Hoffnung gibt, was ja auch mich einschließt. Na, Gott sei Dank habe ich das rechtzeitig entdeckt. Gerade wollte ich in meinen Tod springen! Noch mal Schwein gehabt â¦

Mal ehrlich. Wer ernsthaftes Interesse daran hatte, Menschen von ihrem Todessturz abzubringen, der musste sich etwas Schlaueres einfallen lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Auffangnetz unter der Brücke, wie es kürzlich für die Golden Gate Bridge beschlossen worden war? Gut, die Kosten würden sich auf knapp dreißig Millionen Dollar belaufen. Doch hieß es nicht immer, ein Menschenleben sei unbezahlbar? Die Strapazen, in ein Netz zu hüpfen und sich von dort aus bis zum Abgrund zu kämpfen, würde sicher niemand mehr freiwillig auf sich nehmen. Es nähme dem Ganzen seinen Charme.

Oder aber man schrieb etwas wirklich Relevantes auf das dumme Blechschild, wie:

Wussten Sie schon?

⦠dass die Wucht des Aufpralls Aorta, Leber, Milz und Herz zerfetzen kann?

⦠dass manche Suizidale durch gebrochene Rippen sterben, die sich in ihr Herz bohren?

⦠dass etwa zwei Prozent aller Brückenspringer den Sturz mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen überleben?

⦠dass bis zum Eintritt des Todes Sekunden oder mehrere Minuten vergehen können?

⦠dass man Brückenleichen, die nicht beim Aufprall getötet worden, sondern ertrunken sind, an schaumigen Schleimblasen an den Nasenlöchern erkennen kann?

Sicherlich würde ein solches Informationsschild den ein oder anderen dazu bewegen, seine Entscheidung zu überdenken. Ihn selbst ausgenommen, versteht sich.

Jack stützte die Unterarme auf die Knie und wandte den Kopf in die andere Richtung. Auf der rechten Uferseite zeichnete sich die Kulisse der Grünen Insel schwarz vorm Horizont ab. Die Insel zählte zu den schönsten Stadtparks der USA. Tagsüber wurde sie von Spaziergängern, Joggern, Inlineskatern, Radfahrern und Touristen belagert, die sich am Strand der Hamborough Bay sonnten oder im Fluss badeten. Man konnte das fröhliche Lachen meist bis zur Brücke hören.

Eine dritte Suizid-Präventionsmaßnahme wäre wohl, die Idylle dieses Ortes zu zerstören, überlegte Jack. Man könnte an der Sicherheitsabsperrung Bilder von aufgedunsenen Wasserleichen anbringen. Wenn die Springer hinter dem Geländer balancierten, müssten sie daran vorbeilaufen. Klar, das wäre eklig. Aber nur dann würden sie den Zweck der Abschreckung erfüllen. Vielleicht konnte man die Aufnahmen mit ansprechenden Sprüchen versehen wie: Wer wird dich identifizieren? Deine Freundin? Deine Mutter?

Manche Menschen berührte so etwas. Sie wären geschockt von den Bildern und Gedanken an ihre Familie in einem Leichenschauhaus oder einer Pathologie. Bilder ihrer schluchzenden Geschwister auf ihrer Beerdigung.

Für Jack galt das nicht. Der Gedanke an Freunde und Angehörige, die seine Leiche anstarrten und mit zitternder Hand ihren Mund bedeckten, einen Klagelaut unterdrückend, bewegte ihn nicht. Es würde nicht passieren. Da war niemand, der seine sterblichen Überreste betrauern würde, denn â¦

Blinkendes Licht am Brückenbeginn riss Jack aus seinen Gedanken. Fuck. Ein herannahendes Auto. Bloß blinkten die Scheinwerfer normaler Autos für gewöhnlich nicht. Das tat lediglich das Warnsignal von Einsatzfahrzeugen - wie zum Beispiel von Polizeiautos. Scheiße, wer hatte die gerufen?

Sein Blick zuckte von links nach rechts auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Seitlich von ihm erstreckte sich nur der Stahlträger, auf dem er saß. Vor ihm der gähnende Abgrund, hinter ihm die Absperrung zur Straße. Keine Möglichkeit zu entkommen.

So eine Kacke.

Für einen Plausch mit dem Polizeipsychologen fehlte Jack die Geduld. Floskeln wie »Es gibt für alles eine Lösung« und »Sir, bitte bewahren Sie mich davor, Ihrer Mutter heute sagen zu müssen, dass der Körper ihres Sohnes am Grunde des Flusses liegt!« brachten seinen Puls schneller zum Rasen als Menschen, die behaupteten, alles im Leben hätte einen Sinn.

Er fragte sich jedes Mal, für wie dumm ihn diese Psychologen halten mussten, wenn sie glaubten, ihn beraten zu können, ohne seine Situation zu kennen. Schon der Versuch, ihn umzustimmen, kam für Jack einer Beleidigung verdammt nah. Indirekt warfen sie ihm damit vor, unüberlegt zu handeln. Als hätte er seinen Willen zu sterben nicht gründlich durchdacht. Selbstverständlich hatte er das. Jack Raider traf keine Entscheidungen, die er vorher nicht von allen Seiten analytisch betrachtet hatte. Denn er wusste, was passierte, wenn man es versäumte. Er spürte die Konsequenzen noch immer in jeder Zelle seines Körpers, sobald er an diese eine Nacht im Herbst dachte. Was bedeutete: in jeder Scheißsekunde seines Lebens.

Jack machte sich ganz klein, zog die Beine eng an seinen Körper und presste den Rücken ans Geländer. Er wagte es nicht, sich umzudrehen.

Vielleicht waren sie ja gar nicht auf dem Weg zu ihm, sondern zu einem Einsatz, der sie über die Brücke führte. Vielleicht hatte er Glück. Oder aber das hier war wie in diesem Artikel, den er mal gelesen hatte: Kurz bevor Menschen wie er ihr Leben beenden wollten, litten manche von ihnen unter Halluzinationen, die wie aus dem Nichts auftauchten. So glaubte beispielsweise ein Mann, der kurz davorstand, aus dem siebten Stock zu springen, seine verstorbene Mutter zu sehen, die in der Zimmertür stand und ihm beruhigend zuredete. Man nannte das teleologische Halluzinationen. Jacks Vermutung nach eine vom Selbsterhaltungstrieb ausgelöste Reaktion auf die Angst vor dem Tod.

Vielleicht passierte ja gerade etwas Ähnliches und das herannahende Auto existierte lediglich in seiner Fantasie.

Pff. Wer s glaubte. Jack war suizidgefährdet, nicht durchgedreht. Und außerdem der rationalste Mensch auf diesem Erdball.

Jack hörte, wie das Auto auf seiner Straßenseite direkt hinter der Brüstung zum Stehen kam, und kniff die Augen zusammen. Die einzige Chance, einer nervtötenden »Tun Sie nichts Unüberlegtes«-Diskussion aus dem Weg zu gehen, war, tatsächlich zu springen. Das würde Jacks Planung allerdings zunichtemachen. Auf Platz eins der Top Ten Orte zum Sterben stand schließlich die Klippe über den Hamborough Falls, nicht diese Brücke. Jack hatte sich nicht umsonst die Mühe gemacht, jeden einzelnen Ort seiner Liste persönlich zu überprüfen.

Natürlich könnte er auch einfach klarstellen, dass er lediglich die Aussicht genossen hatte und nicht wirklich springen wollte. Letzteres entsprach sogar der Wahrheit. Allerdings würden sie ihn nach seinen Personalien fragen. Bei der Aussicht, seine Identität der Polizei preisgeben zu müssen, war es besser, es gleich durchzuziehen. Scheiß auf die Liste, scheiß auf seinen Plan.

Jack öffnete die Augen, robbte zum Rand des Vorsprungs und schwang die Beine über die Kante. Seine Füße baumelten im Nichts. Die Brücke war zu hoch, als dass er in der Dunkelheit die Wasseroberfläche erkennen konnte.

Von der Straße drang das Geräusch einer sich öffnenden Autotür zu ihm.

Das war s also. Jack holte Schwung, um sich vom Rand abzustoßen, als ohrenbetäubender Lärm die Stille der Nacht durchschnitt und ihm um ein Haar das Trommelfell zerfetzte. Der Schreck ließ ihn zurückfahren, unsanft stieß er mit dem Hinterkopf gegen das Geländer. Kurz setzte sein Sehvermögen aus, sein Herz raste wie nie zuvor.

Er runzelte die Stirn. Der Krach, der aus dem Auto drang, klang verdächtig nach Britney Spears Baby One More Time. Polizisten im Einsatz hörten für gewöhnlich nicht Britney mit wummernden Boxen, das wusste Jack aus Erfahrung. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Vorsichtig drehte Jack seinen pochenden Schädel und warf einen Blick zwischen den Gitterstäben hindurch auf die Straße. Der Wagen, der nicht mal zwei Meter hinter ihm unter dem schwachen Licht einer Laterne stand und die Fahrbahn blockierte, sah eher nach einem abgeranzten VW Polo aus als nach einem Streifenwagen. Außerdem war das rhythmische Blinken weder blau noch stammte es vom Autodach. Es war das Warnblinklicht. Kein Blaulicht.

Keine Polizei.

Jack atmete auf. Das bedeutete jedoch nicht, dass das Auto nicht trotzdem seinetwegen angehalten hatte. Auf der Pearly Gates Bridge gab es keinen Seitenstreifen. Es war gefährlich, mitten auf der Straße zu stoppen, selbst mit eingeschaltetem...


mehr

Autor

Ich bin Ruhrpott-Kind aus ganzem Herzen. Wenn ihr jemals einen Nissan Micra mit rosa Racing Stripes durch die Essener Innenstadt düsen seht, dann war ich das!Aktuell genieße ich mein Studentenleben in Münster. Noch lieber toure ich aber durch die deutsche PR-Agentur-Welt, für den Fall, dass sich mein größter Traum "hauptberuflich als Autorin zu arbeiten" und der zweitgrößte Traum "Prinzessin zu werden" nicht umsetzen lassen.