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Lorraine

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
588 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am08.08.20221. Auflage
Die 17-jährige Lorraine entflieht dem Leben, doch auch der Tod geht ihr gehörig auf die Nerven. Anstatt ewige Ruhe zu finden, kriegt sie Bedingungen und ein Ultimatum aufgedrückt und wird von Engeln und Dämonen bedrängt. Sie versucht beiden Seiten zu entkommen, bis sie eine folgenschwere Entscheidung trifft und damit das Schicksal herausfordert. Eine rasante Teenage-Nach-Tod-Erfahrung zwischen mystischer Ewigkeit und der Sex-Drugs-Rock'n'Roll-Realität des Lebens.

Benedikt Ernst, geboren 1983 in München, schreibt aus der Leidenschaft heraus, den Gefühlen, Emotionen, Ängsten, Erwartungen und Träumen, die in der Dunkelheit entstehen, Gestalt zu geben. Lorraine entstand im Traum und formte sich aus den Schatten der Nacht. Ihre ungezähmte Wildheit ist für ihn Ausdruck dafür, dass Menschen sich mit ihrer Dunkelheit auseinandersetzen müssen, um ihr wahres Wesen erkennen zu können.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR21,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextDie 17-jährige Lorraine entflieht dem Leben, doch auch der Tod geht ihr gehörig auf die Nerven. Anstatt ewige Ruhe zu finden, kriegt sie Bedingungen und ein Ultimatum aufgedrückt und wird von Engeln und Dämonen bedrängt. Sie versucht beiden Seiten zu entkommen, bis sie eine folgenschwere Entscheidung trifft und damit das Schicksal herausfordert. Eine rasante Teenage-Nach-Tod-Erfahrung zwischen mystischer Ewigkeit und der Sex-Drugs-Rock'n'Roll-Realität des Lebens.

Benedikt Ernst, geboren 1983 in München, schreibt aus der Leidenschaft heraus, den Gefühlen, Emotionen, Ängsten, Erwartungen und Träumen, die in der Dunkelheit entstehen, Gestalt zu geben. Lorraine entstand im Traum und formte sich aus den Schatten der Nacht. Ihre ungezähmte Wildheit ist für ihn Ausdruck dafür, dass Menschen sich mit ihrer Dunkelheit auseinandersetzen müssen, um ihr wahres Wesen erkennen zu können.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756247066
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum08.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten588 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10608044
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2 - Astor

Es war schon komisch, dass es das Erste war, was ich tat: mir eine Geschichte auszudenken. Vielleicht hatte ich sie ja auch bereits vorher im Kopf. Ich weiß es nicht. Vielleicht war sie immer schon Teil von mir gewesen. So wie ohnehin alles um mich herum erfunden und erdacht war.

Es machte auch nichts, dass es vielleicht nicht hundertprozentig der Wahrheit entsprach. Wer wusste das schon? Die Wahrheit ging niemanden etwas an.

Die Geschichte hatte was. Etwas Düsteres. Etwas Erschlagendes und Trauriges. Etwas, dass keine Fragen und erst recht keine Ratschläge aufwerfen würde. Mensch, hättest du doch so oder so gehandelt; so oder so gedacht. Nein, verdammt. Niemand würde einen verurteilen. Niemand würde mir Vorwürfe machen. Man würde mich in Ruhe lassen.

Der Gedanke gefiel mir. Immerhin eines an dieser Geschichte stimmte: Ich war tot.

So viel stand fest. So viel war wahr. Daran bestand kein Zweifel. Glaubte ich zumindest.

Warum nur, verdammt nochmal, ging ich dann durch die verfluchten, leeren Straßen meiner Stadt?

Ich stand vor meinem zu Hause. Einfach so. Mein verkacktes zu Hause!

Der bescheuerte, cremefarbene Bungalow, mit dem übertrieben pinken Briefkasten. Mit dem akkurat getrimmten Rasen davor und dem verfickten SUV meiner Mum. Wie ich dieses Auto hasste. Diese Scheißkarre. Die protzige Mist-Karre. Das verdammte Auto vor dem verfluchten Haus. Dieser ganze Müll. All das - diese spießige Kulisse - ragte unmittelbar vor mir auf und hing mir zum Hals heraus.

Was zur Hölle ging nur vor sich? Weit und breit war kein Mensch. Niemand, der auf der Straße ging, niemand der im Garten oder sonst wo herumlungerte. Nichts und niemand. Nicht mal ein Hund oder irgendso ein dummes Vieh. Keine Autos. Gar nichts. Alles war wie ausgestorben.

Vielleicht hätte ich mich freuen sollen. War es nicht eigentlich das, was ich wollte? Dass die ganzen Penner um mich herum verschwanden? Dass ich endlich meine Ruhe hatte? Vielleicht hätte ich mich aber ebenso ärgern können, weil es anders war als erwartet. War das jetzt dieses bescheuerte Jenseits? War ich tot? War ich im Himmel oder doch eher in der Hölle? Was passierte denn jetzt? Ich glaubte eh nicht an den Scheiß. Ich hatte mir das alles auf jeden Fall ganz anders vorgestellt. So hatte ich es sicher nicht erwartet. Vielleicht hatte ich es auch einfach anders erhofft. Aber was wusste ich schon. Es gehörte ganz sicher nicht zu meinem Plan. Nach meinem Plan ging es nicht weiter. Danach war es eben zu Ende. Einfach zu Ende. Zack, aus. So ein Mist.

Ich beschloss abzuhauen. Was sollte ich auch sonst tun? Ich wollte nicht weiter auf diese miese Kulisse starren. Ich ging einfach die Straße runter, immer geradeaus. Tiefer in die Stadt. Bis ich irgendwann vor einem Ort stand, der mir zutiefst vertraut war. Ich stand urplötzlich vor meinem Stamm-Café. Dort wo ich mir fast jeden Morgen einen Kaffee hole. Holte. Na jedenfalls wo ich erst noch vor kurzem gewesen war. Ich betrat das Café und es war echt strange. Ich konnte Kaffee riechen. Ich schwöre es. Der Duft hing in der Luft. Es war dort. Ich roch es. Es war ganz deutlich. So als ob er gerade frisch aufgebrüht worden war. Doch keine der Maschinen lief! Ich schaute mich um. Da war kein Arsch. Niemand, der Kaffee hätte machen können. Es war keine Menschenseele zu sehen. Der Laden war leer. Alles war tot!

Dachte ich zumindest. Als ich mich umdrehte, saß da plötzlich jemand. Ich musste ihn zunächst übersehen haben. In einer der Tischnischen saß ein Mann. Kahler Kopf, bleich, irgendwie groß aber nicht riesig, mit schwarzer Sonnenbrille. Es war echt seltsam. Ich sah ihn vor mir, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, alleine zu sein. Verrückt. Im gleichen Moment blickte er auf und starrte mich an. Und dann wurde es erst recht seltsam: Ich konnte keinen Ton rausbringen. Ich fühlte mich, ich weiß auch nicht, beinahe verlegen. Unfähig zu sprechen. Ich traute mich nicht. Das muss man sich mal vorstellen: Ich traute mich nicht, meine Klappe aufzumachen! Ich glaube, ich hatte das Gefühl, dass egal was ich sagen würde, wäre es irgendwie falsch oder unangebracht.

Ist das nicht verrückt?

Keine Ahnung. Jedenfalls konnte ich nicht mal Hallo rausbringen und dieser Kerl sagte auch kein Wort, aber deutete mir sofort an, dass ich mich setzen sollte. Und ich gehorchte. Fuck. Wie ein Hund. Wie ein verdammter Köter, dem man einen Befehl gab, setzte ich mich dem bleichen Typ mit Sonnenbrille gegenüber. Und er nickte. So als ob er zufrieden mit mir war. Aber auch so, als ob ich ohnehin keine Wahl gehabt hätte und gut daran tat einfach zu gehorchen. Es war ein verdammter Befehl.

Er lächelte nicht. Er starrte einfach nur vor sich hin. Doch selbst wenn er seine Sonnenbrille nicht abnahm, ich war mir sicher, er glotzte mich an. Ich versuchte es dann doch und alles, was ich rausbrachte, war: Wo bin ich? .

Das musste man sich mal reinziehen. Ich saß in meinem Café! Ich wusste, dass es mein Café war, und trotzdem fragte ich ihn, wo ich war. Aber ich meinte das ja auch nicht so. Ich wollte ja eigentlich wissen, was passiert war, wo all die Leute waren, wer er war und alles, was ich sagen konnte, war: Wo bin ich?

Als ob das eine Rolle gespielt hätte. Ich war echt daneben. Doch der Mann antwortete mir nicht. Zumindest nicht auf meine Frage. Er fing einfach an, sich vorzustellen.

Mein Name ist Astor. , sagte er.

Was für eine eigenartige Stimme. Sie hallte in meinem Kopf. Es war, als käme sie aus mir selbst heraus. Ich kann sie nicht beschreiben. Aber sie ging tief in mich hinein und kam aus mir selbst und zog mich völlig in ihren Bann.

Lorraine. , konnte ich ihm sagen und er nickte wieder.

Dann forderte er mich auf:

Lass mich hören.

Ich verstand nicht, was er meinte. Und fuck, der Kerl sagte ohne Mist, ich solle meine Geschichte hören lassen!

Ich fiel fast vom Hocker. Es war so, als ob er in meinen Kopf sah. Als ob er meine Gedanken las. War ich so leicht zu durchschauen? Hatte er mich am Ende beobachtet und belauscht? Aber das war ja nicht möglich. Ich hatte mir das doch in meinem Kopf ausgedacht. Keine Ahnung, woher er es wusste, aber es war, was er sagte. Also holte ich meine Geschichte zum ersten Mal hervor. Ich holte ziemlich aus. Ich ergänzte noch, dass ich vergewaltigt wurde, mein Verlobter mich verstoßen hatte, meine kleine Schwester verschleppt wurde und der Schuss mich vor dem Erfrieren erlöste. Alles in allem trug ich ziemlich dick auf und machte aus der Geschichte einen filmreifen Thriller. Ich gab mir auch reichlich Mühe, ein betroffenes und mitgenommenes Gesicht zu zeigen. Ich weiß nicht, ob mir das gelang. Astor nickte.

Das ist eine gute Geschichte.

Ich war sprachlos. Mir war klar, dass er log. Zumal ich wusste, dass ich log. Und ich würde nicht sagen, dass es eine gute Geschichte war. Wer findet denn eine Vergewaltigung im Krieg gut? Aber ich konnte nicht sagen, ob er das ernst meinte. Vielleicht sah er durch mich hindurch und wusste Bescheid. Möglicherweise war es ihm auch einfach scheißegal.

Bin ich â¦? , begann ich, aber auch diesmal brachte ich die dummen Worte nicht über mich. Und sein Ausdruck veränderte sich kein bisschen.

Was glaubst du? , gab er frech zurück und verwirrte mich.

Was ich glaubte? Ich zuckte mit den Schultern. Na was wohl.

Ja. , gab ich zurück und da lächelte er. Er zeigte ein verdammt weißes Grinsen und er nickte.

Komm. , sagte er und stand kurzerhand auf. Einfach so. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte, also folgte ich ihm.

--

Im nächsten Moment war das Café verschwunden. Lorraine fand sich eingehüllt in weißen Nebel und vor ihr ging der kahlköpfige Mann durch das helle Nichts. Sie folgte ihm zögerlich. Sie konnte sich nicht mal richtig wundern. Etwas brodelte in ihr und ließ sie keinen klaren Gedanken fassen. Das war also der Tod? So eine miese Show. Warum hörte es nicht einfach auf?

Eine Tür ging vor ihnen auf und Lorraine trat in einen dunklen Saal, an dessen anderem Ende eine helle Leinwand flimmerte. >What the fuck<, dachte Lorraine. Ein Kino? Astor forderte sie wortlos auf, sich zu setzten und wieder gehorchte sie. Sie hatte keine Wahl. Sie konnte gar nicht anders. Sie wollte das alles nicht und doch kam sie nicht dagegen an. Ihr Blick haftete wie gebannt auf der flimmernden Wand vor ihr, aber es änderte sich nichts. Sollte hier nicht mal ein Film starten oder sowas? Ihr Blick wanderte zu dem bleichen Kerl neben ihr, der ungerührt nach vorne starrte. Ohne sie anzusehen, fragte er sie, was sie sah und Lorraine fühlte sich verarscht. Was sie sah? Na was schon. Eine flimmernde Leinwand. Was gab es da zu sehen?

Das ist dein Leben, Lorraine. , sagte Astor und sie begriff nicht, was diese Aussage sollte. Sie starrte auf das Flimmern. Sie bemerkte, dass sich hier und da Farben mit rein mischten, und undeutliche Geräusche drangen plötzlich an ihr Ohr. Aber da war kein verdammtes Bild.

Du willst es nicht sehen.

Lorraine starrte Astor an. Sie wollte es nicht sehen? Wollte er sie...
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Benedikt Ernst, geboren 1983 in München, schreibt aus der Leidenschaft heraus, den Gefühlen, Emotionen, Ängsten, Erwartungen und Träumen, die in der Dunkelheit entstehen, Gestalt zu geben. Lorraine entstand im Traum und formte sich aus den Schatten der Nacht. Ihre ungezähmte Wildheit ist für ihn Ausdruck dafür, dass Menschen sich mit ihrer Dunkelheit auseinandersetzen müssen, um ihr wahres Wesen erkennen zu können.