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Das Findelkind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
276 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am21.12.20221. Auflage
Im Pfarrhof taucht ein Kindlein auf. Die Magd des Pfarrers möchte es gern behalten, möchte es grossziehen, ihm Ersatz sein für die fehlende Mutter. Der Pfarrer jedoch ist dagegen. Er bringt das Kindlein ins Waisenhaus. Nur unwillig nimmt die Mutter Oberin, die Leiterin des Waisenhauses, das Kind-lein an. Immer wieder lässt sie es ihren Missmut spüren, vergeht sie sich an ihm. Liebe erfährt das Kind lein erst durch die Magd des Pfarrers, die sich gegen dessen Willen für es einsetzt, sich um es kümmert. Die Liebe, die der zum Jüngling herangewachsenen Waise seinerseits der Magd des Pfarrers entgegenbringt, bleibt von ihr unerwidert

B. Wild, geboren 1955, lernte die englische Sprache und schloss mit dem Cambridge Certificate of Proficiency in English ab. Er absolvierte einige Kurse an der Open University (UK), welche ihn zum Schreiben führten. Er lebt in Zug. Seit 2017 arbeitet er als freier Autor. Sein Debut-Roman «Fateful Encounters» (in englischer Sprache) erschien in 2014. 2017 erschien sein zweiter Roman «Erlösung» (in deutscher Sprache).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,50
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextIm Pfarrhof taucht ein Kindlein auf. Die Magd des Pfarrers möchte es gern behalten, möchte es grossziehen, ihm Ersatz sein für die fehlende Mutter. Der Pfarrer jedoch ist dagegen. Er bringt das Kindlein ins Waisenhaus. Nur unwillig nimmt die Mutter Oberin, die Leiterin des Waisenhauses, das Kind-lein an. Immer wieder lässt sie es ihren Missmut spüren, vergeht sie sich an ihm. Liebe erfährt das Kind lein erst durch die Magd des Pfarrers, die sich gegen dessen Willen für es einsetzt, sich um es kümmert. Die Liebe, die der zum Jüngling herangewachsenen Waise seinerseits der Magd des Pfarrers entgegenbringt, bleibt von ihr unerwidert

B. Wild, geboren 1955, lernte die englische Sprache und schloss mit dem Cambridge Certificate of Proficiency in English ab. Er absolvierte einige Kurse an der Open University (UK), welche ihn zum Schreiben führten. Er lebt in Zug. Seit 2017 arbeitet er als freier Autor. Sein Debut-Roman «Fateful Encounters» (in englischer Sprache) erschien in 2014. 2017 erschien sein zweiter Roman «Erlösung» (in deutscher Sprache).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756282371
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum21.12.2022
Auflage1. Auflage
Seiten276 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10611438
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ankündigung

Heiterheller Himmel, unbewegt

Der See, graublaues Wasser, ebenso

Sanfte Hügel, lang gezogen, Grün in Grün

Silhouetten von Bäumen auf den Kopf gestellt, spiegeln

So, weissweiche Wolken im Graublau des Sees

Auf dem Wasser ein heller Streifen. Eine Verletzung?

In der Entfernung der Himmel, verhangen

Dunkel und Hell, ringen bedrohlich; werfen Schatten

Ein Glockenschlag, ein Warnruf, erinnert

An den lieben Menschen nah dem Turm, so fern

Der Himmel, der See schweigen

Vorboten von Unglück?

Annemarie faltet den Brief zusammen. Sie nimmt den kleinen Koffer unter dem Bett hervor, mit dem sie damals hier angekommen war, legt die beiden Briefe auf dessen Boden und das Wenige, das sie besitzt, obendrauf und verlässt den Pfarrhof Richtung Waisenhaus.

***

Das Mädchen sitzt auf der Bettkante. Es tunkt einen Zipfel seines Unterhemdes in einen Becher mit Milch. Dann drückt es den Zipfel über seiner Brust aus. Die Milch rinnt ihm den Bauch hinunter in den Schoss. Nur ein Tropfen bleibt an seiner Brustwarze hängen. Der Säugling im Arm des Mädchens saugt, saugt verzweifelt, wenn nichts kommt, fängt an zu wimmern.

«Schschsch», sagt das Mädchen und wiegt das Kind in seinen Armen. Es tunkt den Zipfel seines Unterhemdes erneut in die Milch und führt ihn dann zum Mund des Kindes.

Der Pfarrer steht vor der Tür zur Kammer seiner Magd, wie jeden Abend, und lauscht den Vorgängen darin. Wie sich die Magd für das Zubettgehen zurechtmacht. Er wünscht ihr im Stillen eine gute Nacht, fühlt sein Herz zum Hals schlagen; hört aus der Kammer ein leises Wimmern. Er wundert sich, öffnet die Türe und tritt ein. Das Mädchen schaut erschrocken auf, schaut den Pfarrer an, der wie versteinert dasteht und sie anstarrt: ihre nackte Brust, das Kind in ihrem Arm.

«Sie wollten es nicht», sagt das Mädchen nach einer Pause, «es sei sowieso nicht lebensfähig, haben sie gesagt, wollten es sterben lassen. Da habe ich es genommen.»

«Wir können es nicht behalten», sagt der Pfarrer ruhig. «Ich werde es ins Waisenhaus bringen. Wir werden sagen, es sei im Pfarrhof abgegeben worden, ein Findelkind.»

«Sie werden es nicht nehmen wollen», sagt das Mädchen, «das Waisenhaus ist voll. Zu viele Mütter sind gestorben, wegen der schweren Grippe. Wir müssen es behalten.»

«Das geht nicht», sagt der Pfarrer. «Versteh! Konntest du sie nicht überzeugen, es zu behalten? Um Gottes Willen. Es ist auch ihr Blut.»

«Ich habe es versucht», sagt das Mädchen, «aber sie wollen es nicht, haben sie gesagt. Sie wollen nicht noch ein Kind grossziehen ⦻, das Mädchen stockt, «â¦ von so einem. Wir müssen es behalten. Ich kann es grossziehen», sagt es. «Ich kann die Verantwortung für es übernehmen. Es ist auch mein Blut.»

«Das geht nicht», sagt der Pfarrer. «Du bist selbst noch ein Kind. Du kannst nicht für es sorgen; bist kein Ersatz für eine Mutter, bist noch nicht erwachsen, noch keine Frau mit deinen zwölf Jahren. Du hast nicht die Erfahrung, die es braucht, um ein Kind grosszuziehen.»

«Ich koche, ich putze, ich bügle, ich bin Ihre Haushälterin», sagt das Mädchen.

«Das ist etwas anderes», sagt der Pfarrer. «Du weisst, warum.»

«Sie wollten mich nicht mehr haben», sagt das Mädchen, «das Blut von so einem. Ein Malheur.»

«Sag so was nicht, Kind», sagt der Pfarrer. Er geht auf das Mädchen zu, nimmt ihr das Kind aus dem Arm, schaut auf ihre entblösste Brust; schluckt leer, dreht sich um und will gehen.

«Ich kann nichts dafür», sagt das Mädchen leise, aber eindringlich. «Er kann nichts dafür.»

«Er wird es gut haben», sagt der Pfarrer und verlässt die Kammer. Das Mädchen nimmt ihren Wollschal von der Stuhllehne und geht dem Pfarrer in den Flur nach. Sie wickelt den Schal um das Kind, nimmt es dem Pfarrer ab, sodass er seinen Mantel anziehen kann. Sie drückt den Buben an sich, flüstert ihm ins Ohr: «Ich schau nach dir. Ich lass dich nicht allein. Wir gehören doch zusammen.» Sie küsst ihn auf die Wange; erschrickt, wie heiss sie ist, sagt: «Er hat Fieber.»

Der Pfarrer tritt, den Säugling an seine Brust gedrückt, in die kalte Nacht hinaus. Er schaut um sich, überlegt und macht sich dann auf den Weg. Er will mit dem Kind ins Waisenhaus, zu den Behörden, zum Doktor - irgendwohin.

Der Pfarrer klopft an die Türe des Waisenhauses. Die Schwester Pförtnerin öffnet sie, sieht den Pfarrer draussen stehen mit einem Bündel im Arm.

«Was bringt Sie hierher, so spät am Abend?», bittet sie ihn herein.

«Ich habe ein Kind, das Pflege braucht», sagt der Pfarrer. «Es wurde im Pfarrhof abgegeben. Die Magd hat es entgegengenommen, anstatt die Leute, die es gefunden haben, mit ihm aufs Amt zu schicken.»

«Setzen Sie sich doch bitte hin», sagt die Schwester Pförtnerin. «Ich werde die Mutter Oberin rufen. Sie wird keine Freude haben», sagt sie leiser.

«Die Oberin kommt gleich herunter. Sie war schon im Bett», sagt die Schwester Pförtnerin, als sie zurückkommt. «Darf ich das Kindlein halten?», fragt sie. Der Pfarrer reicht ihr das Bündel.

Die Oberin kommt langsam die Treppe herunter, stützt sich auf dem Treppengeländer ab. Sie schaut erst die Schwester mit dem Kind im Arm missbilligend an und wendet sich dann dem Pfarrer zu.

«Es wurde im Pfarrhof abgegeben», sagt der Pfarrer entschuldigend. «Der Doktor ist bei einer Entbindung, und für das Amtshaus war es zu spät, da bin ich hierhergekommen. Können Sie es über Nacht nehmen?», fragt er. «Ich werde morgen gleich als Erstes aufs Amt gehen und es melden.»

«Hätte nicht die Magd solange zu ihm schauen können?», fragt die Oberin.

«Sie ist selbst noch ein Kind, kann ihm nicht geben, was es braucht», sagt der Pfarrer. «Ich sähe es lieber in erfahrenen Händen.» Das Kind fängt an zu wimmern. «Es ist wohl hungrig», sagt der Pfarrer, «zu schwach, um nach Nahrung zu schreien.»

«Und wie, glauben Sie, sollen wir es nähren?», fragt die Oberin.

«Die Magd hat umständlich versucht, ihm Milch zu geben», sagt der Pfarrer. «Sie haben gewiss etwas Milch im Haus, verstehen es sicher besser, so ein Kind zu versorgen.»

«Wir haben nicht den Platz für noch ein Kind», sagt die Oberin.

«Es wird sich, mit gutem Willen und dem Glauben an die Kraft durch Gott, sicher etwas machen lassen», sagt der Pfarrer.

«Es kann in meine Kammer, in mein Bett», sagt die Schwester Pförtnerin.

Die Oberin schaut die Schwester streng an und sagt dann zum Pfarrer: «Morgen, als Erstes, haben Sie gesagt.»

«Ja. Danke, vergelts Gott», verabschiedet sich der Pfarrer und eilt aus dem Waisenhaus. Draussen vor der Tür schlägt er den Kragen hoch und geht in die kalte Nacht hinaus. Er atmet tief durch. Erleichterung will sich jedoch nicht einstellen.

Das Mädchen ist wach geblieben und hat sich auf einen Stuhl an die Türe gesetzt, hat gewartet, bis der Pfarrer nach Hause kommt. Als es ihn eintreten hört, öffnet es die Tür seiner Kammer und tritt in den Flur. Es hilft dem Pfarrer aus dem Mantel und schaut ihn fragend an.

«Das Kind ist im Waisenhaus», sagt der Pfarrer, «der Doktor war nicht zu Hause. Ich werde morgen als Erstes aufs Amt gehen und melden, dass es bei uns abgegeben worden ist.»

«Wir hätten ihn behalten sollen», sagt das Mädchen. Der Pfarrer schüttelt den Kopf.

«Es gehört nicht hierher», sagt er.

«Er wurde hier gezeugt», sagt das Mädchen.

«Es gehört zu seiner Mutter», sagt der Pfarrer. «Sie aber ist tot. Es wird im Waisenhaus ein rechtes Zuhause finden, falls der Herr es leben lässt, er es nicht heim zur Mutter schickt. Ich habe mein Bestes getan; so hast du. Der Herr wird es dir einmal anrechnen. Das ist alles, was wir beide für das Kind tun konnten. Es ist nun am Herrn und an den Behörden, wenn Er es leben lässt, zu entscheiden, wie es mit ihm weitergeht.»

«Auch an uns», sagt das Mädchen. «An mir ganz bestimmt. Ich lass den Buben nicht im Stich.»

«Ich bitte dich», sagt der Pfarrer, «bleib vernünftig. Setz unsere Anstellung hier nicht aufs Spiel.»

«Ich bring das Kind auf meine Kammer, wenn es recht ist, Mutter Oberin», sagt die Schwester Pförtnerin.

«Und wer schaut zu ihm?», fragt die Oberin.

«Vielleicht kann eine meiner Mitschwestern den Pförtnerdienst...
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Autor

B. Wild, geboren 1955, lernte die englische Sprache und schloss mit dem Cambridge Certificate of Proficiency in English ab. Er absolvierte einige Kurse an der Open University (UK), welche ihn zum Schreiben führten. Er lebt in Zug. Seit 2017 arbeitet er als freier Autor. Sein Debut-Roman «Fateful Encounters» (in englischer Sprache) erschien in 2014. 2017 erschien sein zweiter Roman «Erlösung» (in deutscher Sprache).