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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am03.01.20231. Auflage
Naturbegegnung - das kann der Eindruck einer romantischen Mondnacht sein, aber auch der Blick auf ein Bärtierchen unter dem Mikroskop, das Frieren im Schneesturm oder das Abtauchen in ein exotisches Meer. Man freut sich an der Grünkraft eines vertrauten Kastanienbaums, gruselt sich vor krabbelnden Insekten, genießt den Duft blühender Wiesen - und fühlt nicht zuletzt die eigene Körperlichkeit und den nie endenden Kreislauf der Entstehung und Vergänglichkeit alles Lebens, wenn man sich mit Verstand und Sinnen auf die Natur einlässt. Dieser Erfahrung in all ihren Facetten spüren die Beiträge des Bandes nach.

Dr. Ruth Finckh ist Lehrbeauftragte der Universität des Dritten Lebensalters in Göttingen. In den Seminaren der promovierten Germanistin wird nicht nur klassische und moderne Literatur gelesen und interpretiert, in der Schreibwerkstatt lassen die Studenten ihrer Kreativität auch mit Lust freien Lauf. 21 Autoren, Regelstudenten an der Uni Göttingen und Seniorenstudenten aus der Schreibwerkstatt der Universität des Dritten Lebensalters haben zum Thema "Begegnungen mit der Natur" Geschichten und Gedichte geschrieben und in dieser Anthologie zusammengetragen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextNaturbegegnung - das kann der Eindruck einer romantischen Mondnacht sein, aber auch der Blick auf ein Bärtierchen unter dem Mikroskop, das Frieren im Schneesturm oder das Abtauchen in ein exotisches Meer. Man freut sich an der Grünkraft eines vertrauten Kastanienbaums, gruselt sich vor krabbelnden Insekten, genießt den Duft blühender Wiesen - und fühlt nicht zuletzt die eigene Körperlichkeit und den nie endenden Kreislauf der Entstehung und Vergänglichkeit alles Lebens, wenn man sich mit Verstand und Sinnen auf die Natur einlässt. Dieser Erfahrung in all ihren Facetten spüren die Beiträge des Bandes nach.

Dr. Ruth Finckh ist Lehrbeauftragte der Universität des Dritten Lebensalters in Göttingen. In den Seminaren der promovierten Germanistin wird nicht nur klassische und moderne Literatur gelesen und interpretiert, in der Schreibwerkstatt lassen die Studenten ihrer Kreativität auch mit Lust freien Lauf. 21 Autoren, Regelstudenten an der Uni Göttingen und Seniorenstudenten aus der Schreibwerkstatt der Universität des Dritten Lebensalters haben zum Thema "Begegnungen mit der Natur" Geschichten und Gedichte geschrieben und in dieser Anthologie zusammengetragen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756809875
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum03.01.2023
Auflage1. Auflage
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10685549
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Manfred Kirchner
Carlos und Lilli - eine außergewöhnliche Entenliebe
Unglaublich schön, diese Tage im Mai.

Anfang Mai hatten sich Carlos und Lilli bei uns einquartiert. Carlos, ein Mandarin-Enten-Erpel und Lilli, eine Stockente. Carlos kannten wir schon länger. Eine Mandarin-Ente fällt zwischen Stockenten, Blässhühnern, Teichhühnern, Haubentauchern und Schwänen auf, bei uns auf dem Juessee in Herzberg. Und dort lebt er wohl schon zwei Jahre, vermutlich ausgebüxt von irgendeiner Familie, die ihn als Haustier halten wollte. Carlos hat ein starkes Selbstbewusstsein. Wo er sitzt, steht, schwimmt, ist kein Platz für Sammy, den Stockentenerpel, der immer wieder versucht, sich Lilli zu nähern; und auch nicht für andere Stockentenerpel. Ruhen Carlos und Lilli in der Sonne auf der Mühlengrabenmauer, sitzt Sammy im gebührenden Abstand daneben. Stimmt dieser Abstand nicht mehr, startet Carlos raketenhaft und schießt flatternd und über das Wasser laufend auf Sammy zu, und auf andere Erpel auch.

Das Trio, Carlos, Lilli und Sammy, war schon öfter bei uns im Garten, hat auf dem Rasen geruht. Und anscheinend hat den dreien unser Gras geschmeckt, denn manchmal grasten sie wie Schafe. Na ja, dachten wir, das ist ja wohl normal, ein Mandarin-Enten-Erpel, allein, keine Mandarin-Enten-Partnerin im weiten Umkreis. Wenn ich schon allein hier in diesem Herzberg sein muss, wird Carlos sich vielleicht auch gedacht haben, kein Mandarin-Mädel weit und breit, lache ich mir ein Stockenten-Mädchen an.

Mitte April tauchten Carlos, Lilli und Sammy fast jeden Tag in unserem Garten auf, Sammy weiter in gebührendem Abstand. Es gefällt ihnen gut bei uns, dachten wir. Und dann, ein paar Tage später, kamen nur noch Lilli und Carlos. Sie inspizierten unser Grundstück ausgiebig. Lilli schlich sich in eine trockene Ecke unterhalb der Terrasse, verdeckt, hinter irgendeinem namenlosen Kletterzeug. Carlos stand Schmiere, äußerst aufmerksam in alle Richtungen schauend. Dann kam Lilli wieder aus ihrer Ecke, eine kurze Unterhaltung - kock, kock, kock, kock - zwischen den beiden, und dann der Abflug. Wir waren neugierig. Ein Blick hinter das Gestrüpp - nichts Aufregendes. Nur eine kleine Mulde, die Lilli da gescharrt hatte. Und dann kamen Carlos und Lilli täglich. Lilli verschwand für dreißig bis vierzig Minuten hinter dem Kletterzeug und Carlos stand auf Posten, aufmerksam die Umgebung beobachtend. Unsere Neugier steigerte sich. Ein paar Tage später, als die beiden wieder fortgeflogen waren, schauten wir vorsichtig nach. Eier, drei oder vier, relativ groß, blaugrün-pastellfarben. Was passiert hier, fragten wir, uns einander ungläubig anschauend. Google! Mandarin-Ente nachgeschlagen, unter Fortpflanzung gelesen. Ja, das geht, dass sich Mandarinenten mit Stockenten paaren können. Unser Nachbar war Augenzeuge, wie er uns sagte: Die beiden hatten sich gepaart. Mit dem Brutgeschäft beginnt die Stockente erst, wenn alle Eier gelegt sind. Heraus aus den Eiern schlüpfen Hybrid-Kinder, die aber nicht fortpflanzungsfähig sind. So jedenfalls Google. Jetzt wird es richtig spannend, waren wir uns einig. Täglich beobachteten wir das Gelege und den Besuch von Lilli und Carlos von unserer Terrasse aus. Irgendwie hatten sie unsere Anwesenheit akzeptiert, reagierten beruhigt auf unsere Ansprache. Dann begann Lilli mit dem Brutgeschäft. Warum brüteten sie eigentlich nicht am Juessee? Keine Deckung? Hunde? Katzen? Störungen durch Menschen?

Carlos ist ein Erpel erster Güte, der Traum jeder Stockente. Geduldig - eigentlich stoisch - stand er vor dem Zugang zur Brutmulde, fragte immer wieder seine Liebste, wie es ihr geht mit seinem kock kock kock kock . Und Lilli mochte auch immer wieder etwas erzählen, kann wohl Mandarin. Einfach köstlich, dieses Gesäusel zwischen den beiden.

Ein letzter Blick bei Abwesenheit des Paares: Dreizehn Eier, vielleicht dreizehn Entenkinder ... und keine Paten! Das sollte sich schnell ändern. Caroline, unsere jüngste Enkeltochter, grüßte jetzt jeden Morgen Carlos, winkte ihm zu, auf ihren Weg in die Kinderkrippe. Und Charlotte, ihre Schwester, passte auf, dass bloß niemand den Enten zu nah kam. Zu nah? Da war doch noch die Katze, die nachts auf die Pirsch ging. Woher wir das wussten? Aus der Wildkamera, die wir etwa zwei Wochen nach Brutbeginn installiert hatten und die alles aufzeichnete, was rings um die Brutmulde von Lilli passierte. Können wir denn keine Katzenfalle aufstellen? , so Charlottes Vorschlag. Da man nicht so einfach Katzen fangen kann, war Charlotte einverstanden, dass wir Kaffeesatz rund um das Entennest ausstreuen. Den Kaffeegeruch mögen Katzen wohl nicht, hatten wir gelesen. Und dann war da noch der Igel, der sich fast jede Nacht von der Wildkamera porträtieren ließ. Zum Glück frisst der keine Vogeleier, auch nicht der Siebenschläfer, der mal vorbeischaute.

Auch Enten können nicht von Luft und Liebe allein leben. Allerdings, so unsere Auffassung, finden sie in der Natur genug Nahrung und müssen nicht gefüttert werden. Daher kam es meist zweimal am Tag zu einem rasanten Flugstart der beiden, auch schon mal kurz über unsere Köpfe hinweg - auf der Wildkamera dokumentiert. Und so nach zwanzig bis dreißig Minuten waren sie zurück, meist gemeinsam. Lilli ging voran, peilte die Lage und Carlos kam im Enten-Watschelgang hinterher. Spätestens hier wurde uns klar, wer bei den Enten das Sagen hat.

Und dann war da noch der angeborene Trieb der Entenmutter, kurz nach dem Schlüpfen mit den Kindern zum Wasser zu gehen. Der Mühlengraben fließt nur zirka hundert Meter von der Bruthöhle entfernt. Eigentlich kein Problem. Aber er ist mit Mauern verbaut, hat eine starke Fließgeschwindigkeit, auf der sich die kleinen Entenküken nicht halten können. Ein Anruf beim NABU. Nein, keine Ahnung, war die Auskunft im Büro. Da müsst ihr mal mit Fritz sprechen. Die Auskunft von Fritz erschien uns kompetent: Das sind Wildtiere. Die kennen das, von einer Mauer ins Wasser zu springen. Die Entenmutter wird schon darauf achten, dass die Küken sich im Wasser halten. Das war an einem Vormittag, als wir mit Fritz gesprochen hatten. Am Nachmittag stand dann das Telefon nicht mehr still. Viele Ratschläge, gute und weniger gute, viele Hilfsangebote. Wer hatte denn hier geplaudert? Letztlich setzte sich die Überzeugung bei uns durch, dass die Entenküken auf dem Mühlengraben keine Überlebenschance haben, da es kaum flache Uferbereiche gibt, an denen sie das Wasser verlassen können. So schmiedeten wir einen Evakuierungsplan. Die Entenfamilie soll auf den Ochsenpfuhl umgesiedelt werden, ein Teich mit reichlich Schilf im Uferbereich. Dort können die Entenkinder ungestört von Passanten und unter dem Schutz des Uferbewuchses aufwachsen.

Der Plan stand. Carlos hielt weiter Wache vor der Entenhöhle. Ich erzählte Carlos täglich etwas und er antwortet mit seinem kock, kock, kock, kock . Dann war Carlos auch mal einen halben oder auch ganzen Tag weg. Typisches Erpelverhalten? Am Ende der Brutzeit schwächeln sie meist, so Google, und lassen dann die Ente endgültig allein. Aber Carlos ist kein typischer Erpel. Zwei Tage später saß er wieder vor dem Entennest und wich Lilli nicht von der Seite. Ahnte er was? Gemeinsame kurze Ausflüge, um etwas zu fressen, dann war er wieder da, kam hinter Lilli hinterhergewatschelt, den Garten hinauf.

Nach weiteren zwei Tagen war morgens alles anders. Caroline hatte noch Tschüss Carlos gerufen, als sie um acht Uhr das Haus verließ und in die Kinderkrippe gebracht wurde. Als wir wenig später an der Brutstelle vorbeikamen, war Carlos sehr aufgeregt. Und dann kamen da leise Piepser aus der Bruthöhle. Die Entenküken waren geschlüpft. Jetzt mussten wir handeln, denn die Entenmama durfte das Grundstück nicht in Richtung Mühlengraben verlassen. Sie sollte doch in den Ochsenpfuhl umquartiert werden. Schnell hatten wir eine Absperrung errichtet, die die Küken nicht überwinden konnten. Da wir noch ein paar Dinge erledigen wollten, überließen wir Carlos und Lilli das Terrain, zuversichtlich, dass unser Plan aufgehen würde. Und so war es dann auch.

Welch eine Aufregung bei uns, als wir zurückkamen und Carlos und Lilli innerhalb der Absperrung mit dreizehn Entenküken unterwegs waren.

Jetzt begann der schwierige Teil unseres Entenasyls: Carlos, Lilli und die Küken einfangen. Zum Glück standen Regine und Manuela in den Startlöchern, bewaffnet mit Keschern und Behältern, in die die Enten transportiert werden sollten. Carlos ergriff die Flucht, als wir mit der Evakuierung starteten. Manuela gelang es, Lilli auf dem Nest zu fassen. Gemeinsam schafften wir es dann, auch die Entenküken zu fassen und zu Lilli in den Transportsack zu legen.


Foto: Manfred Kirchner


Es war etwas schwierig, einen Zugang zum Ochsenpfuhl zu finden; alles zugewachsen. Von Mücken zerstochen, von Dornen und Zweigen zerkratzt gelang es uns dann doch, Lilli und ihre Kinder in die Wildnis des Ochsenpfuhls zu entlassen.

Traurig saß Carlos die nächsten Tage vor der Entenbruthöhle, rief mit einem...
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Dr. Ruth Finckh ist Lehrbeauftragte der Universität des Dritten Lebensalters in Göttingen. In den Seminaren der promovierten Germanistin wird nicht nur klassische und moderne Literatur gelesen und interpretiert, in der Schreibwerkstatt lassen die Studenten ihrer Kreativität auch mit Lust freien Lauf.

21 Autoren, Regelstudenten an der Uni Göttingen und Seniorenstudenten aus der Schreibwerkstatt der Universität des Dritten Lebensalters haben zum Thema "Begegnungen mit der Natur" Geschichten und Gedichte geschrieben und in dieser Anthologie zusammengetragen.