Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Gabe 1

tolino mediaerschienen am01.07.2018
'Ich bin nicht die einzige! Es gibt noch mehr Menschen wie mich.' Ein Bankangestellter aus Irland entrinnt in letzter Sekunde einem Mordanschlag. Er zerquetscht dem Attentäter mit bloßen Händen den Brustkorb. Eine Hausfrau aus Venezuela wird Zeugin eines Überfalls. Die Täter sind maskiert. Sie beschreibt ihre Gesichter bis ins letzte Detail. Eine Managerin aus Japan wird auf ihrem Heimweg verfolgt. Kurz bevor der Fremde in ihrem Rücken sie einholt, verschwindet sie spurlos. Gewöhnliche Menschen entwickeln außergewöhnliche Fähigkeiten und geraten dadurch nicht nur in die größte Versuchung ihres Lebens, sondern auch ins Visier eines globalen Verbrechersyndikats. Was ist es, das sie verbindet? Leiden sie unter einer neuartigen Krankheit? Oder besitzen sie eine Gabe?

Sebastian Thomas, geboren 1985 in Berlin, studierte Mathematik an der Universität Bremen und arbeitet heute im Risiko-Controlling einer Bank. In seiner Freizeit schreibt er Fantasy- und Science-Fiction-Romane, aber auch humoristische Werke. Außerdem spricht er gerne von sich selbst in der dritten Person.
mehr

Produkt

Klappentext'Ich bin nicht die einzige! Es gibt noch mehr Menschen wie mich.' Ein Bankangestellter aus Irland entrinnt in letzter Sekunde einem Mordanschlag. Er zerquetscht dem Attentäter mit bloßen Händen den Brustkorb. Eine Hausfrau aus Venezuela wird Zeugin eines Überfalls. Die Täter sind maskiert. Sie beschreibt ihre Gesichter bis ins letzte Detail. Eine Managerin aus Japan wird auf ihrem Heimweg verfolgt. Kurz bevor der Fremde in ihrem Rücken sie einholt, verschwindet sie spurlos. Gewöhnliche Menschen entwickeln außergewöhnliche Fähigkeiten und geraten dadurch nicht nur in die größte Versuchung ihres Lebens, sondern auch ins Visier eines globalen Verbrechersyndikats. Was ist es, das sie verbindet? Leiden sie unter einer neuartigen Krankheit? Oder besitzen sie eine Gabe?

Sebastian Thomas, geboren 1985 in Berlin, studierte Mathematik an der Universität Bremen und arbeitet heute im Risiko-Controlling einer Bank. In seiner Freizeit schreibt er Fantasy- und Science-Fiction-Romane, aber auch humoristische Werke. Außerdem spricht er gerne von sich selbst in der dritten Person.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739438993
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.07.2018
SpracheDeutsch
Dateigrösse2279
Artikel-Nr.10691194
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ringaskiddy, Irland

Ted griff nach seinem Notfallkoffer auf der Rückbank und wollte aussteigen, doch Steve hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück. Warte noch! , sagte er beherrscht, aber sichtlich ange­spannt. Wir müssen erst sicher sein, dass niemand hier ist, um uns abzufangen.

Alarmiert schaute Ted durch die Frontscheibe seines Peugeots, sah jedoch nichts außer dem Parkplatz mit wenigen, leeren Kleinwagen, ein paar Bäumen und dem Terminal des Hafens. Dahinter ein bis in die Unendlichkeit reichender asch­grauer Himmel. Hier ist doch niemand! , sagte er, trotz allem unsicher.

Pssst! , machte Steve, als ob sie außerhalb des Wagens ir­gendjemand hätte hören können. Er warf umständlich einen Blick über die Schulter zur Heckscheibe hinaus, starrte lange aus dem Seitenfenster in Richtung der aus gerade einmal vier schmalen Stämmchen bestehenden Baumreihe und behielt die ganze Zeit über eine Hand auf Teds Brust und eine unter sei­nem Pullunder, wo seine Pistole steckte.

Endlich schien er sich überzeugt zu haben, dass sie niemand beobachtete; er ließ Ted los und öffnete die Beifahrertür. Teds Finger zitterten vor Nervosität so sehr, dass er drei Versuche benötigte, um den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Steve wartete derweil ungeduldig neben ihm, seinen eigenen, deutlich größeren und volleren Koffer in der Hand, sich wachsam um­schauend auf der Suche nach Spezialeinheiten in Camouflage, Scharfschützen oder maskierten Gangstern mit Schlagringen.

Nichts von alledem gehörte zum Stadtbild des Dorfes Ringaskiddy, achtzehn Kilometer und zwanzig Autominuten entfernt von Cork; oder dreißig Kilometer und fast vierzig Autominuten, wenn man bewusst Umwege in Kauf nahm und Schleifen fuhr, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Der ganze Ort bestand aus vielleicht fünf Straßen, ein paar Häuschen und ziemlich genau einem Laden, der zugleich als Postamt diente. Für Stadtmenschen gab es nur sehr wenige Gründe, jemals hierherzukommen, und auf einen von ihnen marschierten Ted und Steve nun zu.

Das Terminal war ein schlichter, einstöckiger Bau mit Flach­dach und gläsernem Eingangsbereich. Ein blauer Schriftzug an der Wand bezeichnete den Hafen euphemistisch als Port of Cork , was insofern stimmte, als dass Ringaskiddy zum gleich­namigen County gehörte. Vor dem Gebäude befand sich ein Wendekreis für Busse und Taxis, in dessen Mitte eine grün bepflanzte Insel, auf der symbolträchtig ein Anker und, aus irgendeinem Grund, eine Kanone platziert worden waren. In der Mitte, hoch oben, flatterte die irische Flagge stolz im böi­gen Wind.

Ted schloss den Reißverschluss an seiner Jacke, doch das leichte Frösteln, das ihn plagte, rührte nicht vom frischen See­wind her.

Es war wenig los zu dieser frühen Morgenstunde. Nur ein älteres Ehepaar, das dem Akzent zufolge aus Schottland stammte, und ein schweigsamer, bulliger Typ mit tätowierten Armen standen mit ihnen am Ticketschalter an. Ted konnte nicht anders, als dem Tätowierten die ganze Zeit über in den Stiernacken zu starren und ständig damit zu rechnen, dass er herumfuhr und sich auf ihn stürzte, um Rache zu üben im Namen seines kaukasischen Kumpans. Doch wie sich heraus­stellte, erwarb der Mann Fahrkarten für eine ganz andere Fähre in der nächsten Woche und verließ das Terminal danach um­gehend wieder.

Ted sah ihm erleichtert nach, während Steve ihre Tickets in bar bezahlte, der Frau am Schalter knapp zunickte und Ted anschließend zu einem Kaffeeautomaten zog, um sich von allen anderen möglichst fernzuhalten und keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen , wie er erklärte. Es ist am besten , sagte er, wenn sich hinterher keiner an uns erinnert. Nur für den Fall, dass später irgendwer versucht, unsere Spur aufzu­nehmen.

Ted nickte knapp, holte sich einen scheußlich schmeckenden Kaffee aus dem Automaten und umklammerte den Pappbecher Halt suchend, bis das Gebräu schon lange kalt war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich auf Steve zu verlassen und darauf zu vertrauen, dass sein Cousin wusste, was er tat.

Schon in wenigen Stunden würde er die Insel zum ersten Mal verlassen, und es war ungewiss, wann er zurückkehren konnte. Seine Familie, sein ganzes Leben ließ er hinter sich; er hatte keine Ahnung, was der nächste Tag bringen und ob er ihn überhaupt erleben würde. Das bereitete ihm unbändige Angst, doch es war gleichzeitig so überwältigend und unwirklich, dass er kaum anders konnte, als sich fallen zu lassen und mitzu­spielen und einfach abzuwarten, was geschah.

Verrückt: Ein kleines bisschen freute er sich sogar darauf.

Sie mussten ziemlich lange warten. Wie sich herausstellte, hatte Steve zwar auf Grundlage seiner Kenntnisse aus Agenten­filmen geheime Fluchtpläne en masse vorbereitet, aber dabei übersehen, dass die Fähre erst am Nachmittag abfuhr. Weil er es für zu verdächtig hielt, stundenlang am Terminal herumzu­sitzen, wanderten sie ungefähr ein Dutzend Mal quer durch Ringaskiddy und zurück, bis man sie endlich an Bord ließ.

Das ältere Ehepaar vom Morgen war auch wieder da; es stritt sich so lautstark darum, wer das Auto auf das Schiff fahren sollte, dass es auf dem gesamten Hafengelände zu hören war. Außerdem waren mittlerweile aber auch noch mehrere hunder­te weitere Personen hinzugekommen.

Ted hatte sich für ihre Flucht unwillkürlich ein einsames Bötchen vorgestellt, mit einer Rumpfcrew aus verschlagenen, ehemaligen Piraten, die sie außer Landes schmuggelten. Tat­sächlich war die Pont Aven, ihre Fähre, über 180 Meter lang, verfügte über neun Decks, zwei Kinos, Restaurants, Bars, einen Swimmingpool und sogar eine kleine Spielhalle mit Einarmigen Banditen, die Ted schmerzlich an den Grund für ihre Flucht erinnerte.

Sie parkten den Peugeot auf Deck vier. Ihre Kabinen lagen auf Deck fünf, nur eine Treppe weiter oben: Steve legte Wert darauf, den Wagen im Ernstfall so schnell wie möglich zu er­reichen, als ob sie damit auf dem Ärmelkanal irgendwo hätten hinfahren können.

Als die Fähre planmäßig um sechzehn Uhr ablegte, standen Ted und Steve zusammen mit wahrscheinlich sämtlichen ande­ren Passagieren oben auf dem Außendeck und sahen zu, wie Irland hinter ihnen zurückblieb. Die dichte Wolkendecke hatte sich den Tag über kein bisschen aufgelockert: Noch immer bedeckte eine fahle, graue Schicht den Himmel bis an den Ho­rizont, und gelegentlich fiel leichter Nieselregen. Es mochte um die zwölf Grad sein, nicht direkt kalt, aber zumindest so frisch, dass sich das Deck rasch leerte. Ted und Steve hingegen standen noch eine ganze Weile an der Reling, blickten nach­denklich übers Meer und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Was Elaine wohl gerade tat? Bereitete sie das Abendessen für die Kinder zu oder schob sie Überstunden im Büro oder hatte sie vielleicht einen Friseurtermin? Hatte die knappe SMS, in der er ihr erklärt hatte, leider kurzfristig geschäftlich verreisen zu müssen, ausgereicht, damit sie sich vorerst keine Sorgen um ihn machte und ihr Leben weiterlebte bis... wie lange auch immer es dauern mochte?

Ted wusste, eher früher als später würde er sich bei ihr mel­den und ihr eine bessere Geschichte auftischen müssen, doch momentan sah er sich unfähig, auch nur darüber nachzuden­ken. Vielleicht war es das Symptom einer aufziehenden Mid­life-Crisis, dass er seine Reise mit Steve immer mehr als ein Abenteuer empfand, je weiter die Schrecken jener verhängnis­vollen Nacht im nunmehr zerstörten Club in der Vergangen­heit lagen und in seiner Erinnerung verblassten.

Einerseits wusste er sehr wohl, dass sein Leben bedroht war, und es wäre eine Lüge gewesen, zu behaupten, er hätte deswe­gen keine Furcht verspürt. Ganz im Gegenteil: Wann immer er an den Hünen zurückdachte, dem er den Brustkorb zer­quetscht hatte, bekam er Schweißausbrüche und machte sich beinahe in die Hose. Aber andererseits: Um eine solche Angst zu besiegen oder zumindest zurückzudrängen, war das Wissen ziemlich hilfreich, dass er diesem Mann den Brustkorb zerquetscht hatte. Er war kein wehrloses Opfer, sagte Ted sich, wann immer die Angst nach ihm griff, ganz und gar nicht.

Ich glaube, ich werde mal nach unten gehen , sagte Steve unvermittelt.

Ted war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie sehr der Regen mittlerweile zugenommen hatte. Feuchtigkeit lief ihm in den Nacken und drang durch seinen Wollpullover, was ihn daran erinnerte, dass er in seinem Notfallkoffer außer frischer Unterwäsche gar nichts zum Umziehen dabeihatte. Ich mache einen Abstecher in die Boutique , entschied er spontan.

Ist gut , erwiderte Steve. Dann sehen wir uns beim Abendessen um... Er sah auf seine Armbanduhr. ...neunzehn Uhr?

Alles klar , stimmte Ted zu. Sie liefen die Treppen hinunter auf Deck acht und gingen vorerst getrennte Wege. Während Steve tiefer in den Bauch des Schiffes vordrang, betrat Ted den Laden, der sich in unmittelbarer Nähe des Aufgangs befand. Direkt daneben war die kleine Spielhalle untergebracht, die ihm bereits auf dem Übersichtsplan aufgefallen war. Um diese Zeit war sie kaum besucht, lediglich der schottische Pensionär aus dem Terminal saß allein und mit einer Sonnenbrille vor einem der Automaten und verzockte seine Ersparnisse.

Da auf diesem Deck auch zahlreiche Passagierkabinen lagen, herrschte auf den Gängen hingegen rege Aktivität. Es war nicht übermäßig voll, dennoch musste Ted mehrmals anderen Fahrgästen ausweichen und sich an herrenlosen Koffern vor­beischieben, und im Hintergrund war der stete Geräusch­teppich der Zivilisation zu vernehmen: Gespräche, Schritte, Handyklingeln, irgendwo die Schiffsmotoren, ein weinendes Baby,...
mehr