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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am13.01.20231. Auflage
Schonungslos! Ehrlich! Brandaktuell! Warum haben viele Menschen Probleme mit dem handschriftlichen Schreiben? In diesem Buch steht die Antwort. Eine Grundschule an der stürmischen Küste: Gegen seinen Willen soll Fritz aus seinem Aufsatz vorlesen und flieht verzweifelt aus der Schule. Dabei trifft er auf den alten Fischer Hanskanns, der ihn überredet, mit ihm zurückzukehren. Die Lehrerin, Anne Schickmichheim, sieht sich zusammen mit ihrem angehenden Lehrerkollegen Gerd mit einer Situation konfrontiert, für die Fritz nichts kann und über die gesprochen werden muss, und zwar dringend!

Susanne Dorendorff ist zweifach-studierte bildende Künstlerin. Sie sagt von sich selbst: »Ich bin die Handschrift und das Schreiben«. Sie ist auch Hand- und Unterschrift-Coach für Führungskräfte, hat 2005 eine erfolgreiche Schreib-Lern-Methode entwickelt und zwei Bücher zum Thema geschrieben Lesbar schreiben (2010) und Handschrift ante Portas (2018). Ihr Motiv für dieses Buch: »Mein ganzes Herz gehört den kleinen Jungs, die schreiben können möchten, es aber nicht lernen dürfen - und wenn sie Männer sind, immer noch darunter leiden.« Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, in der die Schrift heillos dem Matrixraster zum Opfer fällt, brauchen wir die Antithese der Hand dringender denn je. Ich glaube, Susanne Dorendorff besitzt nicht nur das Zeug, sondern auch die Kraft, diesen Widerpart zu spielen. Philipp Luidl, 1986
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextSchonungslos! Ehrlich! Brandaktuell! Warum haben viele Menschen Probleme mit dem handschriftlichen Schreiben? In diesem Buch steht die Antwort. Eine Grundschule an der stürmischen Küste: Gegen seinen Willen soll Fritz aus seinem Aufsatz vorlesen und flieht verzweifelt aus der Schule. Dabei trifft er auf den alten Fischer Hanskanns, der ihn überredet, mit ihm zurückzukehren. Die Lehrerin, Anne Schickmichheim, sieht sich zusammen mit ihrem angehenden Lehrerkollegen Gerd mit einer Situation konfrontiert, für die Fritz nichts kann und über die gesprochen werden muss, und zwar dringend!

Susanne Dorendorff ist zweifach-studierte bildende Künstlerin. Sie sagt von sich selbst: »Ich bin die Handschrift und das Schreiben«. Sie ist auch Hand- und Unterschrift-Coach für Führungskräfte, hat 2005 eine erfolgreiche Schreib-Lern-Methode entwickelt und zwei Bücher zum Thema geschrieben Lesbar schreiben (2010) und Handschrift ante Portas (2018). Ihr Motiv für dieses Buch: »Mein ganzes Herz gehört den kleinen Jungs, die schreiben können möchten, es aber nicht lernen dürfen - und wenn sie Männer sind, immer noch darunter leiden.« Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, in der die Schrift heillos dem Matrixraster zum Opfer fällt, brauchen wir die Antithese der Hand dringender denn je. Ich glaube, Susanne Dorendorff besitzt nicht nur das Zeug, sondern auch die Kraft, diesen Widerpart zu spielen. Philipp Luidl, 1986
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756872077
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.01.2023
Auflage1. Auflage
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10719611
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Auf dem Weg zur Klippe

Ich nicht. Ich bin ganz und gar nicht ratlos. Ich renne die Straße entlang, vorbei an Häuserwänden, Schaufenstern, Straßenlaternen, Papierkörben, Autos und Fahrrädern, komme an Gartenzäunen und Hecken vorbei und laufe immer weiter. Die Straße ist jetzt nur noch ein Weg, wird zum schmalen Feldweg und ist dann nur noch ein enger Trampelpfad, der zwischen Büschen und Heidekraut kaum noch zu sehen ist. Mein Geheimweg. Plötzlich stolpere ich über eine Baumwurzel. In der einen Hand habe ich das Notizbuch. Mit der anderen kann ich mich abstützen. Sonst wäre ich voll auf die Fresse gefallen. Meine Knie schürfe ich mir aber trotzdem an den Kieselsteinen auf. Sie bluten.

Macht nichts. Weiter. Weiter Richtung Meer, zu den Dünen. Zur Klippe. Zum hohen Kliff.

Der Untergrundsand wird immer weicher. Ich ziehe meine Schuhe und Strümpfe aus und lauf barfuß weiter.

Auf dem weichen Sand geht das besser. Aber ich rutsche immer wieder weg. Stört mich nicht, ich renne immer weiter geradeaus. Bis ich zu der schmalen Stelle komme, die Sanduhr heißt. Die nenne ich so, weil es hier wahnsinnig eng und der Sand so fein ist wie in einer Eieruhr. Und rutschig wie Glatteis. Hier kann ich nicht rennen, unter meinen Füßen flutscht der Sand weg. Hier geht der Weg weg!, fällt mir ein. Ups, klingt das komisch ⦠das will ich nachher aufschreiben! Ich geh lieber auf dem Heidekraut entlang. Ich atme nicht mehr so schnell und bleibe einen Moment stehen. Der Wind hat zugenommen. Die Wolken fangen an, sich gegenseitig zu jagen. Es wird erst einen Wolkenbruch und dann ordentlich Sturm geben. Prima. Dann hat die Schickmichheim schön Angst um mich. Selbst schuld.

Er rennt wieder.

Links und rechts überwuchern Strandhafer und riesige Distelbüschel die Dünen. Es stürmt vom Meer her. Die Schreie der Möwen knallen im Wind wie Warnschüsse.

Der Sturm peitscht das lange, harte, graugrüne Gras und zerrt wie wild am Sandboden. Er biegt dem Fritz die Grasbesen wie gebündelte Speere entgegen. Die Halme sind nadelspitz und scharf wie Rasierklingen.

Sie schneiden rote Striemen in seine Beine. Mit jedem Schritt werden es mehr. Die Knie bluten, die Beine bluten. Sein Herz blutet auch. Egal. Hals über Kopf stolpert er weiter auf dem sandigen Untergrund. Und der Himmel wird immer dunkler.

Mit aller Kraft stemmt er sich gegen den scharfen, jaulenden Wind, der ihn landeinwärts drückt, weg von der Kante. Aber da will er hin.

Ausgerechnet heute drückt ihn der Wind mit seiner Riesenpranke fast zum Stillstand. Aber er schafft es.

An der Kliffkante kniet er sich vorsichtig hin, legt sich dann bäuchlings ins Gras und schaut über die Kante.

Der Abgrund ist tief. Abgrundtief. Das gefällt ihm. Er liebt das Kribbeln im Bauch, das immer kommt, wenn er von dieser Höhe runterschaut. Denn da unten donnert es wie wild, da bringen die Wellen die Felswände zum Zittern und brechen sich das Genick. Möwen trainieren Sturzflüge.

Fritz klammert sich mit beiden Händen am Gras ganz fest. Er gräbt seine Finger tief in den Sand, bis er ihn unter den Fingernägeln spürt. Das grüne Heft liegt unter ihm.

Vom Horizont her werden dicke dunkle Wolken geschickt. Sie kommen näher und näher und werden größer und größer. Aufziehen nennt man das. Ich finde aber, denkt Fritz, dass sie geschoben werden. Sie sehen aus wie abge-schnittene, aufgequollene Wollpullover die im Wasser hängen. Sitzt jemand hinterm Horizont und schiebt die Wolkenwand hoch? Oder hängen die Pullover hinter der Welt fest?

Jetzt verdecken sie schon die Sonne. Der Himmel über dem Wasser ist gruselig. Er wird zu einer giftig-gelbgrau-schwarzen Höllenwand. Unwetterwolken türmen sich über dem schwarz-weiß gestreiften Meer. Sie kommen immer schneller näher. Am Horizont gießt es in breiten Schleierstreifen wie aus Kübeln. Unter ihm scheint die Brandung zu galoppieren wie Pferde mit weißen Mähnen, sie donnern heran, peitschend, knallend, bis sie zerschellen.

Sieht aus wie ein Wildpferde-Wettrennen. Wie zügelloses Reiten, denkt der kleine Dichter dort oben im Gras und ist fasziniert. Das will er. Auf so einer Welle reiten.

Und zersprengen. In Trillionen Tropfen. Das wäre toll.

Doch plötzlich fühlt er sich müde und einsam. Er liegt im nassen Gras über dem Abgrund und weint. Niemand, der ihn in den Arm nimmt. Niemand hört ihm zu. Keiner. Nie.

»Ich möchte doch nur schreiben dürfen wie und was ich will, mehr nicht«, schluchzt er. Der Himmel kommt immer näher. Der Abgrund auch. Schwarze Wolken drücken auf sein Herz.

»Das sind alles scheißige Schulwolken«, schreit er plötzlich. »Und die dicke da, die dicke schwarze, das ist die Deutschwolke, die Aufsatzvorlesewolke. Die Pferde sollen mich mitnehmen. Dann reiten wir in das Land hinter den Wollpullovern. Wo die Sonne scheint.

Irgendwo muss sie ja sein.«

Er merkt nicht, dass ihm kalt ist. Er friert nicht. Er denkt: »Ich wollte doch etwas aufschreiben ⦠was war das noch mal?«

Er zieht das Heft unter sich hervor, nimmt es in die Hand und hat es fest im Griff. Er darf es nicht loslassen. Der Sturm würde es zerfetzen und die Seiten auf See hinaussegeln lassen. Bloß das nicht. Da stehen seine Gedanken drin. Da steht alles drin, was er erlebt, geträumt und sich ausgedacht hat. Auch die Sache mit den Fliegen. Die geht so:

Fliegen fliegen, weil sie Fligel haben. Es gibt Menschen, die sagen i statt ü, wie seine Großmutter, die aus einer Gegend kommt, wo alle so sprechen. Alle sagen i statt ü. Kiche sagen sie, wenn sie die Küche meinen, und tribe statt trübe. »Heut wird wieder ein triber Tag!«, sagt sie, wenn es neblig ist. Wüsste sie, dass er hier sitzt, würde sie mit den Armen rudern und rufen:

»Es stirmt! Es stirmt! Was macht der Fritze an der Kiste hinter den Dinen?! Komm sofort zurick!«

»Wenn Großmama wüsste, dass ich hier sitz, hätte sie Angst um mich. Sie ja. Die blöde Schickmichheim hätte keine. Aber wenn ich tot bin, dann bekommt sie lebenslänglich. Dann kann sie kein Kind mehr fertigmachen!« Fritz setzt sich auf, zieht die Knie an und schlingt die Arme darum. Kopf hoch! Er träumt nicht mehr, er denkt nach. »Schade, dass man nicht mehr in der Hölle schmoren kann«, spinnt er die Worte seiner Großmutter weiter. »Das ist nur was für Leute, die in die Kürche gehen.« Er grinst. »Sehr wützüg.« Fritz spielt gern mit Buchstaben und vertauscht sie, weil das lustüg klüngt.

»Vielleicht geht sie ja sonntags hin und betet. Die Schickmichheim. Dann wird sie Schmorbraten. Aber Gefängnis ist besser. Da kann sie dann ihre eigenen Aufsätze in die Wände ritzen.

Das tut man immer, wenn man im Verlies sitzt. Für die Nachwelt. Dann ritzt man mit den Fingernägeln in Beton, bis sie bluten. Viel Spaß beim blutigen Aufsatzritzen!«, sagt er laut vor sich hin.

Fritz ist mit seinen Gedanken weit weg. Jedenfalls nicht mehr bei den reitenden Wellen, die tief unten mit Hufen und Mähnen an die Steilwand schlagen. Das ist ihm jetzt wurscht.

Ihm fällt die Sache von vorhin in der Schule wieder ein. »Warum nur macht SIE das?« fragt er sich. »Warum sollte ich meinen Aufsatz vor der Klasse vorlesen?

Sie weiß doch, dass ich es nicht kann. Sie quält mich jedes Mal damit. Und immer sagt sie: Ich kann deine Sauklaue nicht lesen. Das ist eine Zumutung! Du sollst dir doch mehr Mühe geben! ⦠und dann nimmt sie einen anderen dran, dem es genauso geht wie mir. Ich hasse sie!« Er schlägt mit der Faust auf die Erde. Mit der Faust, in der das Notizbüchlein klemmt. Das fällt dabei ins Gras.

Er greift schnell danach, öffnet es und der Wind schlägt eine leere Seite auf.

Vorhin, auf dem Weg hierher, war ihm doch etwas eingefallen, das er aufschreiben wollte. Was war das noch mal? Es war der Weg ist weg, erinnert er sich und sucht in der Hosentasche nach einem Bleistiftstummel.

Er hat immer welche dabei. Anspitzer und Radiergummi auch. Manchmal schreibt er auch ganz schnell mit dem Zeigefinger in den Sand. Aber das geht nur richtig gut, wenn der Sand nass ist. Dann schiebt und zieht und bohrt er mit dem ausgetreckten Zeigefinger den Sand beiseite und schreibt eine dicke Spur. Schade, dass man das nicht mitnehmen kann.

Was er einmal geschrieben hat, das merkt er sich.

Auch wenn es nur eine Sandspur ist, die der Wind und das Wasser schnell wieder wegwischen können, besser ist besser. Geschriebenes bleibt für immer im Kopf.

Er schreibt viel. Er denkt viel. Und ihm fallen oft Bilder-Wörter und Wörter-Bilder ein, wie die Pullover-Wolken, die den Himmel verdunkeln. Er nennt das Wörter würfeln oder Buchstaben schieben. Dann baut er Wörter um, er schiebt sie zusammen oder vertauscht die...
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Autor

Susanne Dorendorff
ist zweifach-studierte bildende Künstlerin. Sie sagt von sich selbst: »Ich bin die Handschrift und das Schreiben«. Sie ist auch Hand- und Unterschrift-Coach für Führungskräfte, hat 2005 eine erfolgreiche Schreib-Lern-Methode entwickelt und zwei Bücher zum Thema geschrieben Lesbar schreiben (2010) und Handschrift ante Portas (2018). Ihr Motiv für dieses Buch:
»Mein ganzes Herz gehört den kleinen Jungs, die schreiben können möchten, es aber nicht lernen dürfen - und wenn sie Männer sind, immer noch darunter leiden.«
Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, in der die Schrift heillos dem Matrixraster zum Opfer fällt, brauchen wir die Antithese der Hand dringender denn je. Ich glaube, Susanne Dorendorff besitzt nicht nur das Zeug, sondern auch die Kraft, diesen Widerpart zu spielen.
Philipp Luidl, 1986