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Wertvolle Freiheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am13.01.20237. Auflage
Der Autor wurde 1963 in Ostberlin geboren. Bis zu seinem 17. Lebensjahr wuchs er in einem systemtreuen Elternhaus auf. Mehr und mehr begann er Fragen zu stellen. Seine Eltern warfen ihn aus der Wohnung und er hörte nicht auf, dieses heuchlerische System zu hinterfragen. Als er auch noch beginnt Fluchtwillige zu unterstützen gerät er ins Visier der Stasi. Er wird verraten, verhaftet und im April 1989 durch die Bundesrepublik freigekauft. 1994 folgen Hochzeit, 1999 und 2002 die Geburten seiner Kinder. Die Ehe zerbricht und nach einer weiteren kurzen Beziehung will er keine Partnerschaft mehr. Jetzt findet die Liebe ihn und mit seiner Manuela lernt er, was wirkliche und wahre Liebe ist. Sie ist die Frau mit der er glücklich werden wird. Die standesamtliche Hochzeit und die kirchliche Trauung bilden den schönsten Abschluss dieses Buches.

·1963 in Ost-Berlin geboren ·1965 einjähriger Aufenthalt im Kinderheim ·1966 Umzug mit der Familie nach Friedrichsfelde ·1980 Abschluss an der Polytechnischen Oberschule ·1980-82 Ausbildung zum Elektromonteur ·13. Juli 1986 Festnahme durch die Stasi und erstes Verhör ·1986-89 Haft ·8. April 1989 Freikauf durch die BRD ·1994 erstmalige Einsicht in die Stasi-Akten -1999 und 2002 Geburt seiner Kinder
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextDer Autor wurde 1963 in Ostberlin geboren. Bis zu seinem 17. Lebensjahr wuchs er in einem systemtreuen Elternhaus auf. Mehr und mehr begann er Fragen zu stellen. Seine Eltern warfen ihn aus der Wohnung und er hörte nicht auf, dieses heuchlerische System zu hinterfragen. Als er auch noch beginnt Fluchtwillige zu unterstützen gerät er ins Visier der Stasi. Er wird verraten, verhaftet und im April 1989 durch die Bundesrepublik freigekauft. 1994 folgen Hochzeit, 1999 und 2002 die Geburten seiner Kinder. Die Ehe zerbricht und nach einer weiteren kurzen Beziehung will er keine Partnerschaft mehr. Jetzt findet die Liebe ihn und mit seiner Manuela lernt er, was wirkliche und wahre Liebe ist. Sie ist die Frau mit der er glücklich werden wird. Die standesamtliche Hochzeit und die kirchliche Trauung bilden den schönsten Abschluss dieses Buches.

·1963 in Ost-Berlin geboren ·1965 einjähriger Aufenthalt im Kinderheim ·1966 Umzug mit der Familie nach Friedrichsfelde ·1980 Abschluss an der Polytechnischen Oberschule ·1980-82 Ausbildung zum Elektromonteur ·13. Juli 1986 Festnahme durch die Stasi und erstes Verhör ·1986-89 Haft ·8. April 1989 Freikauf durch die BRD ·1994 erstmalige Einsicht in die Stasi-Akten -1999 und 2002 Geburt seiner Kinder
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757863623
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.01.2023
Auflage7. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10720312
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1974

In der Schule bekam ich das nächste Schulfach hinzu. Aber nicht nur das, sondern auch gleich eine neue Klassenlehrerin. Leider fanden wir als Kinder, denn wir hatten unsere Lehrerin doch sehr liebgewonnen. Unsere neue Lehrerin hatten wir nur kurze Zeit, denn sie wechselte zu einer anderen Schule. So kam eine neue Lehrerin in unsere Klasse. Auch sie blieb nicht lange. Aber bei ihr erfuhren wir nie, warum das so war. Also bekamen wir noch einmal eine neue Lehrerin. Sie kam gerade von der Uni, war also eine sehr junge Lehrerin, die sich mit uns alle Mühe gab.

Oft hatte sie sicherlich auch ihre Mühe mit uns, denn wir waren zwar eine disziplinierte, aber keine einfache Klasse. Hier gab es mehrere, die alles hinterfragten. Auch ich gehörte dazu.

Das neue Schulfach, welches jetzt hinzukam, war der Schulgartenunterricht. Ein Fach, bei dem wir all unserer Fantasie beinahe freien Lauf lassen konnten. Vor und nach den Ferien sowie zwischendurch war auch noch ein Fahnenappell in der Schule, zu dem man erscheinen musste. Dort wurden die Abc-Schützen aufgenommen, was ich recht positiv fand, denn auch ich war ja mal ein solcher. Ich hätte es schön gefunden, wenn uns ältere Kinder in unserer neuen Schule begrüßt hätten, aber das ging ja nicht, weil wir die ersten Kinder in der Schule waren.

Meine Oma, mein Opa und ich waren zum Baden in die Wuhlheide gelaufen. Das war nicht mehr als ein kleiner Spaziergang von der Wohnung meiner Großeltern weg. Bei der damaligen Pionierrepublik Ernst Thälmann - heute dem Freizeit- und Erholungszentrum, kurz: FEZ - gab es einen schönen Badesee.

Wir fuhren oft mit der Pioniereisenbahn dorthin, denn mit ihr konnte man durch den ganzen Park fahren. Alle Aufgaben, außer dem Lokführer, hatten Kinder - also Pioniere - übernommen. Ich fand das spannend und ich wollte auch dazugehören. Ein paar Jahre dauerte es noch, aber mit 11 Jahren war auch ich dabei. Dass ich dort auch traumatische Dinge durchleiden sollte, ahnte ich damals noch nicht.

Meine Großeltern hatten sich zu ihrer goldenen Hochzeit neue Trauringe machen lassen. Der Juwelier, der diese angefertigt hatte, verstand sein Handwerk wohl nicht so gut, sodass mein Opa seinen Ehering am Ufer des Sees verlor. Gut, dachte ich, dann werde ich diesen mal suchen gehen, und so lief ich ins Wasser. Dass es mir irgendwann bis zur Oberkante Unterlippe ging, störte mich nicht, schließlich ging es darum, diesen Ring wiederzufinden, denn mein Opa war mir sehr wichtig. Irgendwann bin ich losgeschwommen und so habe ich schwimmen gelernt, auch wenn der Ring verschwunden blieb.

Meine Großeltern bedeuteten mir sehr viel. Ich habe von beiden so viel mitbekommen, dass ich heute stolz sein kann und auch stolz darauf bin, solche Großeltern gehabt zu haben. Mein Opa sagte einmal etwas zu mir, das einen großen Teil meines späteren Lebens beeinflussen sollte: Mach in deinem Leben so viele Fehler, wie du kannst, aber lerne daraus. Diesen Satz habe ich bis heute nicht vergessen und mein Opa ist schon lang, leider viel zu lang, tot. Am Ende dieses Buches gibt es einen Hinweis auf ein entsprechendes Buch.

Die Eltern meiner Mutter kannte ich nicht, denn sie kannte sie selbst kaum. Meine Mutter war bei ihrem Opa groß geworden, deshalb hatte sie viel von ihm gelernt. Ich aber hatte ihn nicht mehr kennengelernt.

Meine Freundin Heike holte mich von zu Hause ab, da wir gemeinsam nach Schönefeld fahren wollten. Wir wollten uns die vielen großen Flugzeuge ansehen. Nach einer langen Fahrt mit der S-Bahn und einem Fußweg von ungefähr zwanzig Minuten waren wir im Gebäude des Flughafens. War das aufregend, diese vielen Menschen und alle wollten, so glaubten wir jedenfalls, in den Urlaub fliegen. So starteten wir zur Aussichtsplattform und warteten auf das erste Flugzeug. Irgendwann kamen wir mit dem Zählen durcheinander. Wir haben versucht, zu zählen, wie viele Flugzeuge der Interflug, der Aeroflot und so weiter landeten.

Nach ein paar Stunden gingen wir wieder in Richtung Bahnhof, als wir beide Durst bekamen und uns eine Brause holen wollten. Am Bahnhof war es jedoch zu teuer für unser Taschengeld, sodass wir beschlossen, am Bahnhof vorbei in Richtung Ort zu gehen. Wir wunderten uns sehr, als der Weg, den wir entlangliefen, auf einmal nur noch in Richtung einer Wiese ging und immer schmaler wurde. So liefen wir diesen irgendwann nur noch hintereinander entlang, und als wir plötzlich etwa hundert Meter vor uns die Mauer sahen, wollten wir umkehren.

Wir wollten.

Hinter uns stand mit einem Mal ein Pkw des Typs Wartburg der Volkspolizei und vor uns standen die Soldaten der Grenztruppen der DDR mit den Maschinenpistolen im Anschlag. Wir blieben wie erstarrt stehen. Nach langen Fragen wurden wir von der Volkspolizei in das Volkspolizeikreisamt Königs Wusterhausen mitgenommen. Dort wurden wir dann in getrennte Zimmer gebracht, vor denen jeweils ein Volkspolizist mit der Pistole in der Hand stand. Ich war noch nicht mal elf Jahre alt und wurde behandelt wie ein Verbrecher. Später habe ich erfahren, dass es meiner Freundin nicht anders ging.

Nach mehreren Stunden wurden wir nach Hause geschickt. Ja, man schickte uns nach Hause. Gegen 22 Uhr fuhren wir vom Bahnhof Königs Wusterhausen los und waren gut eineinhalb Stunden später zu Hause. Das war meine erste Erfahrung mit der sozialistischen Staatsmacht und deren Möglichkeiten. Ich fand es unmöglich, uns so gehen zu lassen. Wir wollten eine Bestätigung von der Volkspolizei haben, in der stand, wann, von wo und warum wir nach Hause geschickt wurden. Diese gab man uns nicht.

Ich wollte zu meinem ersten Konzert der PUHDYS, einer Rockgruppe aus der DDR. Es war schon sehr kalt, aber das störte uns alle nicht. Wir standen zu Hunderten, teilweise schon seit mehreren Stunden, nach Karten für dieses Konzert an. Die PUHDYS drückten schon zu Ostzeiten in ihren Texten das aus, was im Volk tatsächlich vorging. Das fanden viele, auch ich, einfach großartig. Ich wurde, oder war es schon, ein Fan der PUHDYS.

Doch nun zurück zum Anstehen. In der Schlange zu stehen, kannten wir vom täglichen Einkauf, allein oder mit den Eltern, schon sehr gut. Es herrschten zirka minus zwanzig Grad Celsius, doch wir froren nicht - wir zitterten uns warm. Endlich öffneten die Kassen des Friedrichstadtpalastes. Es sollte das letzte Konzert in diesem Haus werden, denn der neue Friedrichstadtpalast war fast fertig gebaut. Die Schlange rückte einige Meter nach vorn und wir hofften, auch noch Karten zu bekommen, obwohl ja jeder nur zwei Karten kaufen durfte.

Als wir etwa fünfzig Meter vor dem Eingang waren, schlossen die Kassen. Angeblich waren alle Karten verkauft. Das konnten wir nicht glauben und verliehen unserem Unmut lautstark Ausdruck. Es dauerte nicht lange und die Genossen der Volkspolizei rückten an, um uns mit roher Gewalt wegzutreiben. Nach etwa einer Stunde waren die Ersten mit blutenden Verletzungen an den Armen und den Köpfen mit Krankenwagen abtransportiert worden. Die PUHDYS selbst hörten davon, auch wenn in der sozialistischen Presse natürlich nichts davon stand. Dem Druck der PUHDYS musste scheinbar nachgegeben werden, denn sie hatten die Möglichkeit, im Westen bei ihren Konzertauftritten davon zu berichten, und das wollte die Partei- und Staatsführung natürlich auf gar keinen Fall. So entdeckte man noch einige hundert Karten, welche dann auch noch verkauft wurden. An diesem Tag hieß es erneut, sich anzustellen und warm zu zittern, denn minus achtzehn Grad waren nicht wirklich wärmer. So bekam ich aber auch noch meine zwei Karten.

Ich ging mit einem Schulfreund zu diesem Konzert. Es war so gut, dass sich all die Mühe gelohnt und die Auseinandersetzung mit der sozialistischen Staatsmacht ein wenig vergessen ließen. Das Konzert dauerte viel zu kurze drei Stunden. Es war ein so toller Abend, dass ich spätestens ab jetzt sagen konnte, dass ich ein PUHDYS-Fan war.

Das Lernen in der Schule fiel mir schwer und ich musste mich zu Hause stundenlang hinsetzen, bis ich meine Hausaufgaben fertig hatte. Bei meinem Bruder war das anders. Ihm fiel das Lernen leicht und so kam mir gegenüber immer öfter der Satz: Dein Bruder wird es in seinem Leben mal weit bringen. Na klar, dachte ich, ich bin ja sowieso das schwarze Schaf der Familie und so kann ja aus mir nichts Vernünftiges werden. So sollte es ein schwerer, aber auch sehr steiler und steiniger Weg werden, der da vor mir lag, aber es spornte mich an. So strengte ich mich noch mehr an, um die von meinen Eltern geforderten besseren Zensuren zu erreichen. Denn wenn ich gute Zensuren auf meinem Zeugnis hatte, durfte ich mit in die ÄSSR ins Ferienlager fahren. Das durften nur die Kinder mit den besseren Zensuren und so lernte ich, bis mir der Kopf rauchte.

Ich schaffte es. Meine Zensuren waren besser und ich freute mich, mal woanders hinfahren zu können, als immer nach Bernstadt im Zittauer Gebirge. So schön, wie ich gehofft hatte, war das Ferienlager jedoch nicht, sodass ich mich gar nicht wohlfühlte. Auch, weil es dort jeden Tag Knödel zu essen gab, die ich als Kind überhaupt nicht mochte.

Das hatte ich aber vorher schon gewusst, denn unsere Eltern sind einmal mit uns von der Sächsischen Schweiz aus, wo unser Urlaubsquartier war, nach DÄÄín gefahren....
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Autor

·1963 in Ost-Berlin geboren
·1965 einjähriger Aufenthalt im Kinderheim
·1966 Umzug mit der Familie nach Friedrichsfelde
·1980 Abschluss an der Polytechnischen Oberschule
·1980-82 Ausbildung zum Elektromonteur
·13. Juli 1986 Festnahme durch die Stasi und erstes Verhör
·1986-89 Haft
·8. April 1989 Freikauf durch die BRD
·1994 erstmalige Einsicht in die Stasi-Akten
-1999 und 2002 Geburt seiner Kinder