Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Deadwater High - Den Tod im Team

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Magellan Verlagerschienen am19.01.2023
Crosslaufen - mehr haben die Schwestern Stella und Ellie Steckler nicht gemeinsam. Denn im Gegensatz zur ehrgeizigen, in sich gekehrten Stella will Ellie neben dem Training auch einfach mal Spaß haben. Als die neue Mitschülerin Mila Keene auftaucht, sehen die Schwestern in ihr zunächst bloß eine sportliche Konkurrentin. Aber bald schon kann Ellie sich nicht gegen Milas warme, charmante Art wehren. Endlich hat sie wieder jemanden, mit der sie ihre Geheimnisse teilen kann. Stella wiederum merkt mehr und mehr, wie ähnlich Mila und sie sich sind. Mila ist klug und stark - eine, die Stella wirklich versteht. Dadurch macht Stella einen Fehler: Sie lässt sich ablenken. Dabei ist der Druck hoch, denn es stehen wichtige Wettkämpfe an. Für beide Schwestern geht es um alles. Auf keinen Fall dürfen sie das für eine Freundschaft aufs Spiel setzen. Genau da verschwindet Mila nach einem Morgenlauf plötzlich spurlos. Niemand weiß, was passiert ist, und alle Augen richten sich auf die Steckler-Schwestern. Ein packender psychologischer Thriller, der einfühlsam über eine komplexe Schwesternbeziehung erzählt und dabei den Konkurrenz- und Leistungsdruck in Sport und Gesellschaft unter die Lupe nimmt.

Jessica Goodman ist Autorin und Journalistin und schrieb unter anderem für Entertainment Weekly sowie Hupost. Ihre ehemalige Kolumne bei Cosmopolitan wurde ausgezeichnet. 'Deadwater High - Den Tod im Team' ist ihr zweiter Jugendthriller.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextCrosslaufen - mehr haben die Schwestern Stella und Ellie Steckler nicht gemeinsam. Denn im Gegensatz zur ehrgeizigen, in sich gekehrten Stella will Ellie neben dem Training auch einfach mal Spaß haben. Als die neue Mitschülerin Mila Keene auftaucht, sehen die Schwestern in ihr zunächst bloß eine sportliche Konkurrentin. Aber bald schon kann Ellie sich nicht gegen Milas warme, charmante Art wehren. Endlich hat sie wieder jemanden, mit der sie ihre Geheimnisse teilen kann. Stella wiederum merkt mehr und mehr, wie ähnlich Mila und sie sich sind. Mila ist klug und stark - eine, die Stella wirklich versteht. Dadurch macht Stella einen Fehler: Sie lässt sich ablenken. Dabei ist der Druck hoch, denn es stehen wichtige Wettkämpfe an. Für beide Schwestern geht es um alles. Auf keinen Fall dürfen sie das für eine Freundschaft aufs Spiel setzen. Genau da verschwindet Mila nach einem Morgenlauf plötzlich spurlos. Niemand weiß, was passiert ist, und alle Augen richten sich auf die Steckler-Schwestern. Ein packender psychologischer Thriller, der einfühlsam über eine komplexe Schwesternbeziehung erzählt und dabei den Konkurrenz- und Leistungsdruck in Sport und Gesellschaft unter die Lupe nimmt.

Jessica Goodman ist Autorin und Journalistin und schrieb unter anderem für Entertainment Weekly sowie Hupost. Ihre ehemalige Kolumne bei Cosmopolitan wurde ausgezeichnet. 'Deadwater High - Den Tod im Team' ist ihr zweiter Jugendthriller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783734804175
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.01.2023
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1804 Kbytes
Artikel-Nr.10753889
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

STELLA

ICH HASSE ES, wie meine Schwester Ellie atmet. Sie schnauft und schnaubt nicht, röchelt und keucht nicht. Nein, Ellies Atem geht ganz ruhig und stetig, immer gleich. Selbst dann, wenn sie bergauf läuft, und selbst dann, wenn sie die letzten hundert Meter sprintet. Nach Ellies Atem kann man seine Uhr stellen.

Außerdem hasse ich es, dass sich nie auch nur ein Härchen aus ihrem Pferdeschwanz löst. Und dass sie schweigend laufen kann, ohne sich nach einer Weile eigenhändig das Hirn zerquetschen zu wollen. Wie ist es möglich, dass meine kleine Schwester so viele tatsächlich erwünschte Gedanken im Kopf hat?

Ich dagegen ⦠Ich würde am liebsten alles aussperren. Darum laufe ich. Um die Welt hinter mir zu lassen. Um frei zu sein. Ich will schneller sein als alle anderen. Das Brennen tief in meinen Lungen und Oberschenkeln spüren. Ich will gewinnen. Egal, in welche Richtung ich laufe, auf welcher Strecke. Das Einzige, was zählt, ist, dass mein Hirn zur Ruhe kommt. Komplett. Und das klappt nur, wenn alles stimmt, wenn ich in andere Sphären aufsteige und Rekorde breche, wenn ich renne, renne, renne.

Nur beim Laufen kann ich den ganzen anderen Kram vergessen - dass mein widerspenstiges dunkles Haar sich nur mit diesen extrastarken medizinischen Gummibändern zähmen lässt oder, wie Julia Heller damals in der Neunten rausgefunden hat, dass ich immer noch nicht meine Tage hatte, und mir den Spitznamen »Sterile Stella« verpasst hat. Ich kann vergessen, dass meine Eltern sich andauernd um Geld und unser viel zu großes Haus sorgen. Dass Mom mal Alkoholikerin war und jetzt zwar trocken ist, uns aber jederzeit mit einem einzigen Schluck aus unserem mühsam gefundenen Gleichgewicht bringen könnte. Und dass Dad uns ständig ermahnt, nur ja nichts zu tun, was sie vielleicht aus der Bahn wirft. Ich kann vergessen, warum ich hier bin, das Entsetzen und die Schuldgefühle, die in mir hochgeschäumt sind, als ich das Geräusch des brechenden Knochens hörte. Und ich kann sogar das Schlimmste von allem vergessen: dass Ellie genauso schnell ist wie ich - manchmal sogar schneller.

Mist. Und schon bin ich wieder mittendrin, wie jedes Mal, wenn meine Gedanken in diese Richtung abdriften. Erst fange ich an aufzuzählen, was ich an meiner Schwester nicht leiden kann, und dann schaltet mein Hirn plötzlich einen Gang höher und führt mir alles vor Augen, was an mir nicht stimmt.

Das geht so lange, bis mir irgendwann etwas einfällt, was Mom mal gesagt hat: Ein bisschen Selbsthass hat noch keinem geschadet. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Okay, sie war damals betrunken und ich erst fünf. Aber für mich klingt es immer noch logisch.

Wieder und wieder bete ich mir dieses Mantra vor, während ich die finalen achthundert Meter in Angriff nehme. Die Sonne knallt erbarmungslos auf mich runter, und ich frage mich, ob mein Lockenwust wohl einen Sonnenbrand auf der Kopfhaut verhindert. Ellies feines, seidiges Haar wäre dafür jedenfalls nicht zu gebrauchen.

»Letzte Runde, Steckler! Du packst das!«, ruft Coach Reynolds vom Rand der Bahn, leise zwar, aber ich kann sie trotzdem hören. Ich mag es, Steckler genannt zu werden. Das passiert mir in Edgewater nie, weil es da nun mal zwei von uns gibt.

Ich lege mich in die Kurve auf der Innenbahn. Die Ziellinie kommt näher. Meine Beinmuskeln brennen. Kein Wunder, ich bin hier ja auch über hundert Kilometer pro Woche gelaufen. Ganz wie in der Broschüre des Breakbridge-Trainingslagers versprochen. Okay, neben einer handfesten Aggressionsbe-wältigungstherapie. Aber im Ernst, ich habe noch nie so gut geschlafen, bin jeden Abend mit schmerzenden, pulsierenden Muskeln ins Bett geplumpst. Ich lag nicht wach, um im Kopf meine Statistiken durchzugehen, mir Vorwürfe wegen des verlorenen Stipendiums zu machen oder mir das entsetzte Aufkeuchen der Zuschauer beim Zusammenprall der beiden Körper in Erinnerung zu rufen. Stattdessen ⦠bin ich einfach eingeschlafen. Sollte das etwa mein Normalzustand sein? Gut ausgeruht und zufrieden?

Nur noch hundert Meter und ich spüre, wie jede einzelne Runde, jeder einzelne Sprint meine Muskeln in Stahl verwandelt hat. Seit Juni habe ich merkliche Fortschritte erzielt. In den letzten acht Wochen sind meine Zeiten wie verrückt zusammengeschrumpft. Ein paar Atemtechniken habe ich auch gelernt, die mir helfen sollen, den Kopf frei zu kriegen, und Methoden, um nicht ständig in irgendwelche Dauerfrustspiralen zu verfallen. Ellie wird beim nächsten Wettkampf nie im Leben mit mir mithalten können. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich mir die Wut in den eisblauen Augen meiner Schwester vorstelle, wenn ich ihr den Sieg vor der Nase wegschnappe.

Dieses letzte Rennen ist eigentlich gar kein echtes. Damit schlage ich bloß ein bisschen Zeit tot, bis meine Eltern mich abholen kommen. Wieder denke ich daran, was ich diesen Sommer alles erreicht habe. Mein erster Sommer ohne Ellie. Der erste, den ich woanders als in Edgewater verbracht habe. Nie habe ich mich freier gefühlt als hier. Nicht mal beim Laufen im Wald oder um den See zu Hause, oben am Ellacoya Resort. Endlich, endlich war ich mal allein. Mann, habe ich das genossen.

Fast geschafft. Meine Augen werden schmal, als ich plötzlich auf der Zielgeraden bin. Mühelos und ohne das geringste bisschen langsamer zu werden, renne ich über die Linie. Am liebsten würde ich einfach weiterlaufen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Mom und Dad vorne schon ungeduldig warten. Sie wollen zurück nach Hause, zu Ellie und den Landschaftsgärtnern und in ihr Büro. Meine Eltern verkaufen Immobilien an naive Yuppies, die nach einem Zweitwohnsitz in der Nähe von Manhattan suchen, am Fuß der idyllischen Catskill Mountains.

Oder zumindest bemühen sie sich, Immobilien zu verkaufen. Zu der Zeit, als unser Städtchen als »Deadwater« durch die Medien ging, sind sie jedenfalls kaum was losgeworden. Damals wurden innerhalb eines einzigen Jahres drei junge weibliche Crosslauf-Talente als vermisst gemeldet und wenig später ermordet auf dem von Dornengestrüpp gesäumten Trail oben am Oak Tower aufgefunden. Die Todesursache war jedes Mal dieselbe: stumpfe Gewalteinwirkung, keine Anzeichen sexueller Gewalt. Jedes der Mädchen hat sich nach Kräften gewehrt, aber unsere absolut inkompetente Polizei konnte den Täter nie dingfest machen.

Inzwischen ist das längst Schnee von gestern. Seit zehn Jahren ist in Edgewater niemand mehr verschwunden. Zumindest wenn man Shira Tannenbaum nicht mitzählt, was sowieso keiner tut. Heute kommen Touristen aus drei Bundesstaaten in unsere Stadt, zum Äpfelpflücken, Keramikshoppen und Kajakfahren auf dem See. Deadwater ist nur noch ein Mythos. Ein Albtraum, den wir alle durchlebt haben und zu vergessen versuchen.

»Neue Bestzeit, Steckler.« Coach Reynolds joggt auf mich zu und legt mir den Arm um die Schultern. »Dieses Jahr zeigst du es zu Hause allen.« Sie schenkt mir ihr breites, strahlendes Lächeln, das ich so mag - und ich mag im Allgemeinen nicht sonderlich viel. Ihr graublonder Dutt sitzt schief über ihrem neongelben Sonnenschild und ihre rundlichen Wangen sind gerötet. Ein bisschen erinnert sie mich an Grandma Jane.

»Danke.« Ich bin nicht mal richtig außer Atem.

»Deine Eltern sind da.«

»Dachte ich mir schon.«

»Brauchst du noch Hilfe mit deinen Sachen?«

»Nein«, sage ich. »Ist alles gepackt.«

Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis die Holzhütten in Sicht kommen. Dahinter liegen die Berge. Dutzende atemberaubend spitze Gipfel, die bis hoch in die Wolken ragen. Von hier oben wirken sie noch schöner als zu Hause. Größer. Näher am Himmel. Aber ich bin rastlos und will los, will endlich alles hinter mir lassen. Will nicht mehr daran denken, was letztes Jahr passiert ist. Stattdessen werde ich mich voll und ganz auf die kommende Saison konzentrieren und mir mein Unistipendium zurückholen. Das ist nämlich der einzige Weg, es aus Edgewater rauszuschaffen. Nicht dass unsere Stadt kein guter Ort zum Leben wäre. Es ist halt bloß nicht der einzige Ort.

»Da kommt ja unsere Stella!«, schallt Moms gurrende Stimme über den Sportplatz und durch die Bäume. Sofort verspannen sich meine Schultern.

»Ich werd verrückt!«, ruft Dad. »Die haben ja ein richtiges Muskelpaket aus dir gemacht.«

Moms hübsches Gesicht verzieht sich zu einem übertrieben mitleidigen Schmollen und sie streicht sich ihr dunkles Haar hinter die Ohren. Es ist lang und seidig, genau wie Ellies. »Bist du traurig, dass es jetzt wieder nach Hause geht, Schätzchen? Ich weiß, was für ein toller Sommer das gewesen sein muss. Wie unglaublich lehrreich.« Mit beidem hat sie recht, auch wenn ich das nie zugeben würde.

»Das will ich aber auch hoffen bei dem Preis.« Dad lächelt, trotzdem verflüchtigt sich nun auch noch der letzte Rest meiner Entspannung, und meine...
mehr

Autor