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Verbrannte Spuren - Ein Kriminalroman

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2023
In dem beschaulichen Ort Pritzin brennt lichterloh eine Scheune. Nach den Löscharbeiten findet man unter den Trümmern eine bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Frauenleiche. Schnell glaubt man nicht an ein Unglücksfall. Doch wer diese Frau ist und warum sie sterben musste, diese Fragen lassen sich nicht so schnell beantworten. Kommissar Strobel, Chef der Mordkommission Rendsburg, nimmt die mühsamen Ermittlungen in einem nahezu aussichtslosen Fall auf. Kann er Antworten finden, die ihn schließlich zum Mörder der Frau führen, oder war es am Ende doch ein Unglück ...

Diese Geschichte ist wahr. Sie hat sich so zugetragen, wie sie hier aufgezeichnet wurde.
Deshalb werden Sie auch keinen Detektiven von übermenschlichen Gaben begegnen, sondern Schritt für Schritt mit den Beamten der Mordkommission einer Stadt in Schleswig-Holstein die Aufklärung eines Verbrechens verfolgen. Es ist nur aufgeschrieben worden, was die Ermittlungen der Beamten tatsächlich ergeben haben. Nur die Namen von Personen und Orten wurden geändert, um überlebende Zeugen und Unschuldige zu schützen.
Sie lesen kein Erzeugnis der Fantasie, sondern einen dramatischen Bericht von der Arbeit der Polizei.


Wolfgang Menge (* 10. April 1924 in Berlin; ? 17. Oktober 2012 ebenda) war ein deutscher Autor, Drehbuchautor und Journalist. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Kult-TV-Serien STAHLNETZ und EIN HERZ UND EIN SEELE.
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KlappentextIn dem beschaulichen Ort Pritzin brennt lichterloh eine Scheune. Nach den Löscharbeiten findet man unter den Trümmern eine bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Frauenleiche. Schnell glaubt man nicht an ein Unglücksfall. Doch wer diese Frau ist und warum sie sterben musste, diese Fragen lassen sich nicht so schnell beantworten. Kommissar Strobel, Chef der Mordkommission Rendsburg, nimmt die mühsamen Ermittlungen in einem nahezu aussichtslosen Fall auf. Kann er Antworten finden, die ihn schließlich zum Mörder der Frau führen, oder war es am Ende doch ein Unglück ...

Diese Geschichte ist wahr. Sie hat sich so zugetragen, wie sie hier aufgezeichnet wurde.
Deshalb werden Sie auch keinen Detektiven von übermenschlichen Gaben begegnen, sondern Schritt für Schritt mit den Beamten der Mordkommission einer Stadt in Schleswig-Holstein die Aufklärung eines Verbrechens verfolgen. Es ist nur aufgeschrieben worden, was die Ermittlungen der Beamten tatsächlich ergeben haben. Nur die Namen von Personen und Orten wurden geändert, um überlebende Zeugen und Unschuldige zu schützen.
Sie lesen kein Erzeugnis der Fantasie, sondern einen dramatischen Bericht von der Arbeit der Polizei.


Wolfgang Menge (* 10. April 1924 in Berlin; ? 17. Oktober 2012 ebenda) war ein deutscher Autor, Drehbuchautor und Journalist. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Kult-TV-Serien STAHLNETZ und EIN HERZ UND EIN SEELE.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754695647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten125 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse370
Artikel-Nr.10770387
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

 

 

Als das Feuer entdeckt wurde, brannte bereits das Dach. Es war nur eine Scheune, und sie stand etwas abseits vom Dorf auf dem Feld, immerhin noch so dicht hinter der Schule, dass man das Knistern im Dorf hören konnte. Vielleicht hätte der Brand einige Minuten früher entdeckt werden können. Doch jetzt, am Abend, war niemand auf der Straße, keiner mehr auf den Feldern - keiner jedenfalls, der ruhigen Gewissens das Unglück hätte melden können. Freilich hätte ein Alarm, ein paar Minuten eher, auch nichts genützt. So eine Scheune brennt in einer Viertelstunde herunter, dann schwelt es noch vierzehn Tage. Zu löschen war also nicht mehr viel. Doch musste es selbstverständlich versucht werden. Vielleicht war Vieh in der Scheune. Der Bauer Hugo Cohrs, dem die Scheune gehörte, ließ manchmal seine Pferde da, auf alle Fälle standen seine Drillmaschine in der Scheune und sein Trecker.

Carstensen, der Brandmeister, der jetzt einsam über den aufgeweichten Seitenweg rannte, auf das Spritzenhaus zu, wusste, dass es vielleicht noch etwas zu retten gab. Die Wehr musste auf alle Fälle alarmiert werden, die Nachbargemeinden auch. Nachher setzten Funken noch das Schulhaus in Brand.

Beim Laufen schon versuchte Carstensen die Richtung des Windes auszumachen. Er hob schnuppernd die Nase hoch in die Luft, mit dem Erfolg, dass er einen Hustenanfall bekam und wütend stehen bleiben musste. Tränen stiegen ihm in die Augen, endlich konnte er weiter.

Er stöhnte, schwitzte und schrie dabei unaufhörlich: »Feuer! Feuer! Feuer!« Aber er achtete nicht darauf, ob er gehört wurde oder nicht. Er fürchtete sich nur vor einem neuen Hustenanfall.

In der »Silbernen Lotte«, dem Gasthof im Mittelpunkt des Ortes, wurde Skat gespielt. Nebenan im Herrenhaus, das durch Efeu, drei große Kastanien, zwei Pappeln und eine Rotbuche verdeckt wurde, obendrein noch vierzig Meter von der gepflasterten Durchgangsstraße entfernt stand, setzte sich gerade die Familie von Altmann an den Tisch, um mit dem Abendessen zu beginnen: Friedrich von Altmann, seine Frau Amalie und die achtzehnjährige sonnenblonde Tochter Beate. Die Haushälterin, Frau Bertram, brachte die Suppe, da sprang Beate von ihrem Sitz auf und wollte ans Fenster laufen. Aber ihr Vater brauchte sie nur anzublicken, da wusste sie, dass sie sitzenzubleiben hatte.

»Ich dachte, da ruft jemand«, entschuldigte sie sich leise. »Wir sind beim Essen, mein Kind«, sagte Frau Amalie vorwurfsvoll, warf einen ängstlichen Blick zu ihrem Mann, als müsse sie sich diese Bemerkung nachträglich genehmigen lassen.

Das Abendessen galt von jeher als heiliger Familiendienst; seit jedoch das Fernsehgerät angeschafft worden war, kam eine Note Nervosität und Hast in diese sonst so ruhige und besinnliche Abendstunde. Von Altmann wollte es nie zugeben, aber das Essen musste jetzt stets pünktlich um acht Uhr beendet sein, damit er die Nachrichten und die Tagesschau nicht versäume. »Deshalb habe ich mir die teuflische Maschine überhaupt angeschafft; damit ihr endlich einmal erfahrt, was in der Welt passiert«, sagte er manchmal. Seine Frau glaubte es auch, obwohl, soweit es sie betraf, der Zweck dann keineswegs erfüllt wurde. Wohl saß sie ab acht Uhr brav vor dem flimmernden Bildschirm; aber ihre Gedanken waren bei so vielen Dingen, nur nicht bei dem, was da gezeigt und gesagt wurde.

Ihr Mann ertappte sie manchmal beim Träumen. Doch sagte er nicht viel, denn im Grunde wollte er allein den Apparat haben. Sich selbst machte er da nichts vor. Ohne sich darüber im Klaren zu werden, stand er damit in einer Phalanx von Millionen Fernsehbesitzern, denen der Besitz eines solchen Apparates noch immer ein wenig peinlich war, besonders denjenigen, die sich zur Intelligenz rechneten.

Beate löffelte unruhig, immer wieder hob sie den Kopf, um nach draußen zu lauschen. Ihr war, als höre sie wirklich aufgeregtes Rufen und Schreien. Seit sie aus dem Internat zurück war, seit einem halben Jahr also, langweilte sie sich hier in Pritzin zu Tode.

Wohl gab es Abwechslungen, sie konnte reiten, Hechte angeln, ihrem Vater gehörte ein riesiger Teich mit einer kleinen Insel, auf dem Großvater Altmann sogar ein Teehaus in japanischem Stil errichtet hatte, dort lag ein Motorboot mit Wasserskiern.

Aber was nützte das alles, wenn man allein war. Sie wurde von vielen ihrer Freundinnen beneidet. Beate tat auch alles, um diesen Neid zu schüren und wachzuhalten; sie schwärmte von den morgendlichen Ritten am kühlen Meeresufer, das in der Nähe lag, versuchte aber in Wirklichkeit, keinen Morgen vor zehn Uhr aufzustehen.

Manchmal nahm ihr Vater sie mit nach Hamburg, dann konnte sie den Tag über spazieren gehen, konnte ihre Freundinnen besuchen, von denen die meisten freilich erst am Abend Zeit hatten; aber am Abend musste sie schon wieder mit ihrem Vater zurückfahren. Heute war ihr Vater sogar ohne sie in der Stadt gewesen. Er war erst kurz vor dem Essen nach Hause gekommen, hatte sich nur schnell die Hände gewaschen und saß nun in seinem staubigen, weißen Stadthemd am Tisch.

Da heulte plötzlich die Sirene los.

Jetzt sprang Beate auf. »Es brennt!« Triumphierend blickte sie auf ihren Vater, der ärgerlich neben sie ans Fenster getreten war und die Gardine beiseiteschob. »Die Feldscheune von Cohrs«, sagte er nur.

Dann ging er an den Tisch, wischte sich stehend den Mund ab und verließ das Zimmer.

 

*

 

Die Sirene jaulte, sie war eine Erinnerung an den Krieg.

Als Luftschutzsirene eingebaut, hatte man sie als Feueralarmsirene behalten. Ebenso stammte das für ein so kleines Dorf sehr moderne Löschgerät aus dieser Zeit. Von Altmann hatte einige standardisierte Bemerkungen, von denen er sich einen Heiterkeitserfolg versprach, diese gehörte dazu: »Hitler hat nicht nur die Autobahnen gebaut, er hat auch dafür gesorgt, dass Pritzin und viele andere Dörfer besser gegen Brände gesichert sind.« Noch nie hatte er sich darüber gewundert, dass kein Mensch darüber lachte.

Die Feuerwehr von Pritzin war bereits an der Scheune. Wegen des Wassers hatte man gottlob keine Sorgen. Rund fünfzig Meter von der Scheune entfernt lag eine Viehtränke. Die Schläuche waren schnell fertig und in einem dicken, strammen Strahl knallte das Wasser gegen die Flammen.

Der Brandmeister Carstensen hatte seinen Husten vergessen. In der »Silbernen Lotte« lagen Skatkarten offen auf dem Tisch. Nur der Gendarm Otto Blume quälte sich in seine Stiefel. Er stand bereits an der offenen Haustür, seine Frau versuchte unbeholfen, ihm das Koppel zu schließen und murrte: »Beeil dich. Du als Gendarm kommst natürlich wieder als Letzter!«

Blume antwortete nicht. Er war lange genug verheiratet, um zu wissen, dass es sinnlos war, sich in einer solchen Situation auf eine Auseinandersetzung mit einer Frau einzulassen. Als Gendarm brauchte er nicht als Eerster am Brandplatz zu sein. Er gehörte nicht zur Feuerwehr, er hatte andere Aufgaben. Er musste nur dafür sorgen, dass die Brandermittlungskommission schnell alarmiert wurde und dass die Brandstätte von dieser Kommission untersucht werden konnte.

Er wusste, wie viel Milliarden Mark Schaden jährlich durch Brände entstehen, er wusste aber auch, wie viel von diesen Bränden kein Zufall, kein Unglücksfall, sondern fahrlässig oder absichtlich entstanden waren.

Das hatte die Kommission zu klären.

Als Gendarm Blume endlich an der Scheune eintraf, waren schon vier auswärtige Wehren da. Doch sie konnten nicht mehr viel ausrichten. Die Wände waren bereits eingebrochen, das Dach schon eingefallen, bevor die Wehr von Pritzin erschienen war.

Hugo Cohrs, der Besitzer, stand mit rotem Gesicht dicht an der Scheune. Er hatte versucht, mit Eimern gegen die Flammen vorzugehen, doch Carstensen hatte ihn hustend weggeschickt.

»Ist Vieh drin?«, fragte ihn Blume.

Cohrs schüttelte den Kopf: »Aber ein Trecker.«

Blume wollte ihn beruhigen: »Das war doch der alte 12PS?«

»Mir hat er gereicht. Außerdem ⦫

Doch Gendarm Blume hörte nicht mehr, was Hugo Cohrs noch außerdem an seinem Trecker schätzte, oder ob er außerdem noch anderen Besitz in der Scheune gelagert hatte.

Beate von Altmann war neugierig von hinten in die schwelenden Trümmer gegangen. Blume hatte sie rechtzeitig entdeckt und riss sie nun zurück: »Da dürfen Sie nicht hin. Da kann ja noch was explodieren.«

Beate wollte ärgerlich etwas antworten, aber im Augenblick fiel ihr nichts ein. Vielleicht konnte tatsächlich etwas explodieren. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, was das sein sollte.

Carstensen ging jetzt auf den Gendarm zu: » n Abend Otto.« Der Gendarm nickte nur.

»Wir haben alles getan, was wir konnten.«

»Das glaub ich.«

»Aber die Dinger brennen ab wie Zunder. Da kann man nichts machen.«

»Wohl kaum.«

»Wir haben das ja bei diesen Scheunen fast immer.«

»Ich weiß.«

»Und jetzt haben wir so viel Wasser drauf, dass das Zeug noch zwei oder drei Wochen glimmt.«

Aber auch das wusste der Gendarm. Er nickte nur: »Lass nur eine Brandwache hier, die nicht einschläft.«

»Heute Nacht werd ich selbst hierbleiben«, meinte Carstensen.

»Ich auch, ich muss warten, bis die Kommission kommt.«

»Hast du denn schon telefoniert?«

»Nein, aber meine Frau.«

Die Schläuche waren jetzt abgelegt worden. In einem kleinen Rinnsal lief immer noch etwas Wasser. Es versickerte langsam in dem schon feuchten Boden.

»Dann wollen wir mal«, sagte Blume und ging mit großen Schritten auf die Scheune zu.

Carstensen marschierte hinter ihm her.

»Vorsichtig«, rief ihm Blume zu, »wir müssen alles so lassen,...
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