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Kaffee mit Küsschen

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Hat sich nicht schon jeder einmal gewünscht, gewisse Entscheidungen in seinem Leben noch einmal zu treffen, um damit dem Lauf der Dinge eine andere Wendung geben zu können? Julie sah keinen anderen Ausweg mehr, als mit allem abzuschließen. Doch anstatt dass ihr Leben endet, erwacht sie in der Vergangenheit. Kann sie ihre Zukunft tatsächlich ändern oder ist alles nur ein Traum?

Annie J. Wild ist eine deutsche Autorin, geboren und aufgewachsen in Hannover. Sie lebt zurückgezogen, zusammen mit ihrem Mann, Hund und Kater, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können.
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Produkt

KlappentextHat sich nicht schon jeder einmal gewünscht, gewisse Entscheidungen in seinem Leben noch einmal zu treffen, um damit dem Lauf der Dinge eine andere Wendung geben zu können? Julie sah keinen anderen Ausweg mehr, als mit allem abzuschließen. Doch anstatt dass ihr Leben endet, erwacht sie in der Vergangenheit. Kann sie ihre Zukunft tatsächlich ändern oder ist alles nur ein Traum?

Annie J. Wild ist eine deutsche Autorin, geboren und aufgewachsen in Hannover. Sie lebt zurückgezogen, zusammen mit ihrem Mann, Hund und Kater, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783752149531
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten233 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse560
Artikel-Nr.10855430
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

- 13 -

Der Wecker klingelte. Julie schlug die Augen auf und räkelte sich ausgiebig im Bett, als ihr Blick an etwas hängen blieb. Am Kleiderschrank gegenüber hing eine Kleiderhülle mit etwas darin, dass wie ein Umhang aussah. Das hatte gestern noch nicht dort gehangen.

Plötzlich hellwach sprang sie aus dem Bett, um das Objekt näher zu betrachten. Es war ein Talar, wie sie ihn bei der Verleihung ihres Diploms tragen würde. Aber das würde noch mindestens zwei Jahre dauern.

Wieder mal verwirrt lief sie ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und zappte zum Nachrichtensender. Unten in einer Ecke war das aktuelle Datum eingeblendet: 08. Mai 2004. Also war es schon wieder passiert. Sie hatte im Schlaf mal eben drei Jahre übersprungen.

Wie für sie in dieser Situation bereitgelegt, sah sie auf dem Tisch vor sich einen Zettel liegen: »Einladung zur Graduierungsfeier 2004« prangte als Überschrift darauf. Kurz überflog Julie den Text, um gleich darauf in Hektik auszubrechen. Die Feier war heute. Sie musste sich zurechtmachen.

Auf dem Weg zum Unigelände rotierten ihre Gedanken. Sie hatte so viel Zeit übersprungen. Was war in der Zwischenzeit alles geschehen? Wie war ihr Verhältnis zu Daniel und Michael im Moment? Waren sie noch befreundet? Hatten sie überhaupt noch Kontakt? So viele Fragen, auf die sie die Antwort nicht kannte. Sie wusste noch, wie es damals auf ihrer Graduierungsfeier gewesen war. Sie und Michael waren ein Paar, Daniel der gute Freund. Aber jetzt? Jetzt müsste es anders sein, nachdem sie Michael an dem Abend ausgetrickst hatte. Und Daniel? Das letzte Gespräch, für sie war es erst gestern gewesen, war nicht sehr erfreulich verlaufen. Sie hatte ihn vor Michael gewarnt und Daniel hatte es nicht gerade positiv aufgefasst. Doch wie war es danach weitergegangen?

Langsam betrat sie den Bereich auf dem Unigelände, der jedes Jahr für die Feiern zurechtgemacht wurde. Ihr Blick glitt über die Reihen und Gruppen von Studenten, deren Freunden und Angehörigen, in der Hoffnung, einen der beiden Männer zu erblicken. Doch das Gedränge war zu dicht und in den feierlichen Talaren sahen sich alle so ähnlich, dass es sinnlos war, weiter zu suchen.

Schlagartig fühlte sie sich einsam. Umgeben von Menschenmassen und trotzdem einsam. Sie hatte hier außer Michael und Daniel praktisch keine Freunde. Die Freundschaft zwischen den dreien war so eng und intensiv, dass sie keine Zeit fand, sich mit anderen zu treffen. Und sie hatte keine Familie mehr. Zumindest keine, die bereit wäre, zu ihrer Abschlussfeier durch das halbe Land zu reisen. Kurz vor Antritt ihres Studiums hatte sie sich mit ihren Eltern verworfen. Sie hatten von ihr erwartet, dass sie später einmal den kleinen Familienbetrieb, eine Klempnerei, übernahm. Sie sollte eine Ausbildung zum Gas- Wasser-Installateur machen, um auch fachlich mitreden zu können. Und wenn ihr Vater irgendwann soweit wäre, dass er nicht mehr arbeiten wollte oder konnte, hätte sie das Sagen gehabt. Doch sie wollte keinen handwerklichen Beruf lernen, sie wollte studieren. Über den Kopf ihrer Eltern hinweg hatte sie sich bei verschiedenen Universitäten beworben. Als die ersten Antwortschreiben eintrafen, war es mit der Heimlichtuerei natürlich vorbei und es gab heftigen Streit. Sie verlangten von ihr, sie solle ihre fixen Ideen , was ein Studium anging, aufgeben. Sie solle doch mal auf dem Teppich bleiben und nicht solche Höhenflüge haben. Ob sie sich für etwas Besseres halten würde, dass sie denn unbedingt an die Universität gehen müsste und damit das Familienunternehmen im Stich ließe.

Nie hätte sie ihre Eltern für so engstirnig und spießig gehalten. Sie hätte immer gedacht, es würde sie freuen, dass sie gut in der Schule war und auf Höheres hinarbeitete. Aber dem war nicht so. Nicht im Geringsten. Gönnten sie es ihr nicht, dass sie etwas aus ihrem Leben machen wollte, das nicht mit Klempnerei zu tun hatte? Offensichtlich. Denn als sie ihnen klipp und klar sagte, dass sie auf jeden Fall studieren werde, statt sich um die verstopften Toiletten anderer Leute zu kümmern, rasteten sie regelrecht aus. Sie stellten sie ein letztes Mal vor die Wahl. Entweder sie blieb und machte die Ausbildung oder sie ging.

Sie warfen sie tatsächlich aus der Wohnung, als Julie nochmals zu ihrer Entscheidung stand.

Nun wollte Julie es sich selbst - und natürlich dem Rest der Welt - zeigen, dass sie etwas schaffen konnte. Doch sie war auch verletzt. Daher suchte sie sich eine Uni aus, die so weit wie möglich von ihren Eltern entfernt lag.

Die Zeit bis zum Studienbeginn kam sie bei ihrer Oma unter. Die hatte selbst kein Verständnis für das Verhalten Julies Eltern und unterstützte ihre Enkelin daher mit allen Kräften. Zu Julies Verwunderung hatte ihre Oma sogar noch einen Trumpf im Ärmel: Ausgerechnet in der Stadt, für die Julie sich entschieden hatte, besaß sie eine Wohnung, die sie ihr für die Dauer des Studiums zur Verfügung stellte. Unglaublich, wie sich das Blatt so schnell wieder zum Guten wenden konnte.

Doch leider war ihre Oma gesundheitlich etwas angeschlagen, so dass sie heute, an Julies großem Tag, nicht bei ihr sein konnte.

»Julie! Juuliiieee! Hier, hier drüben.«

Daniels Stimme, wie sie ihren Namen rief, riss sie aus den Gedanken. Schnell versuchte sie, herauszufinden, aus welcher Richtung die Stimme klang. Doch die Mühe war gar nicht nötig. Daniel stand in der Menge und hüpfte wie ein Gummiball auf und ab, um auf sich aufmerksam zu machen. Dabei wedelte er noch wild mit den Armen und rief immer wieder ihren Namen. Julie musste lachen und eine große Last fiel von ihr ab. Sie waren also noch befreundet. Ihr wurde warm ums Herz und sie beeilte sich, sich einen Weg durch die Menschenmenge zu Daniel hin zu bahnen.

»Julie, du hast uns gefunden!« Daniel strahlte sie an. Michael stand neben ihm, nickte ihr aber nur flüchtig lächelnd zu, da er gerade dabei war, eine Schwester oder Freundin einer Mitstudentin anzugraben.

»Nachdem du mich entdeckt hattest, war es eher unmöglich, euch nicht zu finden.« Noch immer musste sie lachen.

»Na ich musste doch sichergehen, dass du uns auch wirklich siehst. Man, in deinem Talar siehst du verdammt gut aus. Was denkst du, Michael? Sieht unsere Julie nicht toll aus?«

»Hm, was? Oh ja, klar. Echt toll.« Er schaffte es bei seiner Antwort kaum, den Blick von der heißen Blondine zu lösen, die seine komplette Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

»Kommt, wir suchen uns einen guten Platz«, schlug Daniel vor.

»Ja ja, geht schon mal vor und haltet mir etwas frei. Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.« Den letzten Teil unterstrich er mit einem anzüglichen Zwinkern.

Daniel zog Julie mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck durch die Masse. »Der ist so ein Pfosten!«, schimpfte er. »Nicht mal an einem Tag wie heute kann er sich zusammenreißen. An allem, was Hintern und Busen hat, muss er sich versuchen.«

»Ach, reg dich doch nicht auf. Lass ihn doch machen. Wir sind heute hier, um uns feiern zu lassen, und das wird uns doch nicht die Laune verderben, oder?« Sie knuffte ihn in die Seite. »Und wenn er etwas Besseres zu tun hat, bitteschön. Es ist zwar schade, aber es ändert nichts daran, dass wir heute unsere Diplome überreicht bekommen und dieser Tag für uns etwas ganz Besonderes sein wird.«

»Du hast recht. Soll er doch...«

Wie auf Stichwort stand Michael plötzlich neben ihnen. »Ey sorry. Ich musste nur eben die Telefonnummer von dem Feger da abstauben. Mal sehen, wie viele ich heute noch zusammen bekomme. Bei dem, was hier so rumläuft, geht da noch einiges.« Wieder ließ er sein spezielles Zwinkern sehen.

»Hast du eigentlich auch noch etwas anderes im Kopf als Frauen?« Daniel klang mittlerweile wirklich wütend.

»Hey, sei doch nicht so verklemmt, man. Wir sind nur einmal jung und knackig. Das nicht auszunutzen und es damit zu verschwenden, wäre doch eine Sünde. Mach dich mal locker und versuch es auch.«

»Manchmal bist du echt ein Arsch, weißt du das?«

»Okay, okay. Damit du dich nicht so aufregst, bleibe ich heute ganz brav. Versprochen. Allerdings...«, er machte eine gewichtige Pause. »Wenn ich allerdings eine extrem scharfe Schnitte sehe, dann vergiss das Versprechen. Mir sowas entgehen zu lassen, das könnte ich mir nicht verzeihen.«

Julie hörte sich das Gespräch zwischen den beiden an und überlegte, ob Michael auch damals so war. Sie gaben zwar an, ein Paar zu sein - wobei eigentlich eher Julie darauf bestand, nachdem sie miteinander geschlafen hatten - aber so ein richtiges Pärchenverhalten gab es zwischen ihnen nicht. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals Hand in Hand irgendwo entlang spaziert wären oder er sie in der Öffentlichkeit geküsst hätte. Das passierte nur, wenn sie allein oder mit Daniel zusammen waren. Hatte er auch damals so viele Frauengeschichten nebenbei? Sie verbrachten viel Zeit getrennt, schon allein, weil Julie jede freie Minute zum Lernen nutzte. Die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen zu treffen, hätte er also genügend gehabt. Sie war damals aber so blauäugig, ihm einfach zu vertrauen, sein zurückhaltendes Verhalten ihr gegenüber in der Öffentlichkeit nicht in Frage zu stellen. Sie hatte zu dem Zeitpunkt auch noch keine großen Erfahrungen mit Beziehungen. Hier und da war sie mal mit einem Jungen zusammen gewesen und war auch keine Jungfrau mehr, als es mit Michael passierte. Aber länger als mit Michael war sie noch nie mit einem Mann zusammen. Da konnte sie keine großen Vergleiche ziehen und nahm sein Verhalten als normal hin. »Du dummes Huhn«, schimpfte sie sich gerade, als eine Hand sie an der Schulter berührte.

»Julie, es geht...
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