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Los von Rom: Eine Geschichte aus dem Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Copycaterschienen am30.01.2023
'Los von Rom: Eine Geschichte aus dem Leben' von Anton Ohorn. Veröffentlicht von Sharp Ink. Sharp Ink ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Sharp Ink wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.mehr

Produkt

Klappentext'Los von Rom: Eine Geschichte aus dem Leben' von Anton Ohorn. Veröffentlicht von Sharp Ink. Sharp Ink ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Sharp Ink wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788028272128
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.01.2023
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11048323
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Zweites Kapitel.

Inhaltsverzeichnis



Am andern Morgen bereits um sieben Uhr hatten der Pfarrer, sowie Peter Frohwalt gleichzeitig ihre Messe gelesen, der erstere am Hochaltare, der andere an einem der Seitenaltäre. Die Kirche war nur wenig besucht. In einer der hintersten Bänke, im Halbdunkel unter dem Chor, kniete der Uhrmacher Freidank und hatte sein Gesicht tief herabgebeugt; er betete für die arme Seele seines Weibes, und hatte nicht im mindesten das Bedenken des Kaplans P. Ignaz, daß sein Gebet ein verlorenes sein müsse. Nicht weit von ihm saß der Vetter Martin, und schaute beinahe unverwandt nach dem jungen Priester hin, der mit dem Ausdruck aufrichtiger Andacht seines Amtes waltete.

Auch diesmal fanden sich nach der Messe einige Frauen, die sich den Segen des Neugeweihten erbaten, und Martin trat, ohne daran teilzunehmen, hinaus ins Freie. Der Morgen war herrlich, und der alte Wanderer sog tief den Atem der Natur ein. Jetzt sah er Freidank und ging auf ihn zu, um ihm die Hand zu drücken:

»Tröste Sie Gott, mein Lieber - und sei'n Sie ein Mann! Noch liegt der blaue Himmel über Ihnen und die blühende Erde um Sie hier, und auf dieser lebt Ihnen ein liebes Kind - 's ist Ihnen viel genommen, aber auch viel geblieben.«

Der traurige Mann nickte einige Male wehmütig mit dem Kopfe, und wandte sich mit einem Händedrucke schweigend ab nach dem Friedhofe. Martin ließ ihn allein - er focht es so vielleicht am besten mit sich selber aus. Jener aber ging zwischen den grünen Hügeln hin - er suchte den Totengräber, um ihn zu fragen, wo er seinem jungen Weibe das letzte Bett machen wolle. Endlich sah er ihn im fernsten Winkel des Gottesackers mit dem Spaten hantieren. Er ging langsam auf ihn zu, und wie er ihn grüßte, hörte der Mann mit seiner Arbeit auf, stützte sich leicht auf den Griff seines Werkzeuges und sah teilnehmend zu dem andern empor.

»Für wen ist denn die Grube?« fragte Freidank.

Der Totengräber war kein besonderer Gefühlsmensch, aber es stieg ihm doch seltsam heiß in die Kehle, als er erwiderte:

»Hier soll Ihre Frau liegen!«

Der Uhrmacher schlug die Hände zusammen und warf einen Blick hinauf nach dem lachenden Himmel, auf welchen ihn Vetter Martin eben erst verwiesen hatte.

»Hier, wo die Verbrecher und Selbstmörder eingescharrt werden? - O du lieber Gott!«

Der Totengräber zuckte mitleidig mit den Achseln: »'s ist einmal so Vorschrift!«

»Hat der Herr Pfarrer das so angeordnet?«

»Das gerade nicht, aber das ist bei solchen Fällen immer so, und der Herr Kaplan hat mir's heute in aller Frühe wieder eingeschärft. Reden Sie doch einmal mit dem Pfarrer, Herr Freidank -- ich thät's ja gerne anders machen, wirklich, denn mir will der Unterschied doch auch nicht einleuchten zwischen Evangelischen und Katholischen - unser Herrgott muß doch für alle derselbe sein!«

»Ich will einmal hingehen, Thomas - wartet so lange mit der Arbeit! Das wär' ja entsetzlich, wenn sie meine gute Grethe hier einscharrten!«

Der Uhrmacher ging wiederum langsam zwischen den Gräbern hin mit gesenktem Kopfe und wandte sich vor dem Friedhofsthore nach der Pfarrei zu. Die alten Linden rauschten ihm freundlich und traulich entgegen, und aus dem Garten wehte Rosenduft heraus auf die Gasse. Er ging durch den breiten Flur die altertümliche Holztreppe empor und pochte an der Thür des Pfarrers an. Auf das »Herein!« trat er in das freundliche, sonnenhelle Gemach, das außerordentlich einfach ausgestattet war. Zwei zahme Kanarienvögel hüpften, auf jedem der Fenster einer, zwischen den Blumentöpfen hin und her, und der weißhaarige Priester, der eben sein Frühstück eingenommen, spielte bald mit dem einen, bald mit dem anderen.

Jetzt wendete er sein mildes, gutes Gesicht dem Eintretenden zu, und mit dem Mitleid mischte sich in seinen Zügen eine unverkennbare Verlegenheit. Er reichte Freidank sogleich die Hand und sagte:

»Mein guter Herr Freidank, ich nehme herzlichen Anteil an Ihrem herben Verluste. Wenn ein solches Glück so plötzlich vernichtet wird, mag man fast geneigt sein, mit dem lieben Gott zu hadern, aber glauben Sie nur, der Vater im Himmel weiß auch, warum er das gethan hat und er wird Ihnen seinen Trost nicht entziehen!«

»Ja, ja, Herr Pfarrer - 's ist hart,« sprach Freidank, der den Sitz, welchen ihm der Priester anbot, ablehnte, so daß auch dieser stehen blieb - »sie war ein gutes, braves Weib, und nun soll sie nicht einmal ihre letzte Ehre haben - das ist das Bitterste.«

»Wieso? - Was meinen Sie?« fragte der Pfarrer einigermaßen verlegen.

»Da wird ihr Grab gemacht an der Friedhofsmauer, im verlorensten, verrufensten Winkel, wo vor zwei Jahren der Trunkenbold, der sich im Brunnwalde aufgehängt hatte, verscharrt worden ist ⦠muß das wirklich sein, Herr Pfarrer? Sie hat ja im Leben keinem Menschen ein Leid gethan; sie hat ihren Herrgott und ihren Nächsten rechtschaffen geliebt, sie ist ein braves Weib und die beste Mutter gewesen« - dem Manne stockte die Stimme vor Schluchzen - »und nur, weil sie eine Evangelische ist ⦠muß das sein, Herr Pfarrer?«

Das milde Gesicht des Priesters war bleicher geworden und seine Stimme klang unsicher:

»Hm - na ja, mein guter Herr Freidank ⦠ich habe ja Ihre liebe Frau sehr geschätzt und habe ihrer auch heute gedacht in meinem Meßopfer, und wenn's nach mir ginge, und ich dürfte, wie ich wollte ⦠aber, na ja, da sind nun ganz bestimmte Vorschriften, von denen nicht abgewichen werden darf, und mit denen es das hochwürdige erzbischöfliche Konsistorium in Prag sehr genau nimmt -- und, wissen Sie, dann ist der Pater Ignaz, so ein junger Geistlicher hat die Augen überall ⦠na ja, kurz, mein guter Herr Freidank, ich kann's nicht ändern.«

»Und da soll sie wirklich verscharrt werden wie ein Tier, meine liebe, arme Grethe, ohne Sang und Klang, denn die Glocken werden ja auch nicht geläutet, neben dem erhängten Säufer und Diebe? - das ist ja wie auf dem Schinderanger⦫

»Na - na, so dürfen Sie nicht sagen! s'ist ja immer noch im Friedhof, auf dem Gottesacker, und sie schläft auch dort in des Herrn Hut⦫

»Das hoff' ich« - sagte der schlichte Mann mit Nachdruck - »sonst müßt ich auch an unserm Herrgott verzweifeln; an der Nächstenliebe thu' ich's nun beinahe. Gott befohlen, Herr Pfarrer!«

Der Geistliche wollte noch etwas sagen, aber Freidank hatte seinen Hut ergriffen und war fortgegangen. Der greise Priester holte tief Atem; er trat ans Fenster, aber ihm war der Sonnenschein verbittert, der über der Erde lag, und seine Vögel lockten ihn mit Zwitschern und Flattern umsonst zu dem unterbrochenen Spiele. Ihm war das Herz schwer geworden, und die Seele that ihm weh. So sah er traurig dem Manne nach, der eben unten aus der Hausthüre trat, und, den Hut tief in die Stirn gezogen, langsam in die Gasse hineinging. Dieser wandte sich nach dem Hause des verstorbenen Sportelschreibers, dort hatte er stets freundliche Teilnahme gefunden, dort hoffte er auch heute auf Trost, wenn er sein Herz entlasten würde. Daß auch dort ein Priester zu Hause sei mit den strengen Anschauungen der Kirche, daran dachte er in dieser Stunde nicht, denn er war nicht gewöhnt, Peter in der Heimat zu treffen. Erst als er in die Stube trat und den jungen Geistlichen am Tische sitzen sah, schrak er leicht zusammen, aber schon hörte er die freundliche Begrüßung der Frauen, und erblickte auch den Vetter Martin, der wie daheim behaglich in dem Lehnstuhl lag, seinen »Holländer« zwischen den Knieen.

Freidank ging das Herz über - es mußte heraus, was ihn drückte, und schon nach den ersten Worten der anderen stieß er hervor:

»Und denken Sie nur, meine arme Grethe; mein gutes Weib, soll an der Friedhofsmauer verscharrt werden⦫

Marie fuhr von ihrem Sitze auf und schlug die Hände in einander, und Martin räusperte sich seltsam laut; der Uhrmacher aber konnte seinen Schmerz und seinen Unmut nicht verhalten und gab ihm heftige Worte.

Als er endlich innehielt, sagte Peter Frohwalt ruhig:

»Ich begreife Ihre Aufregung, Herr Freidank, aber ich kann sie nicht billigen. Was wollen Sie denn? Die Protestanten haben sich selber losgesagt von der alten Mutterkirche und auf deren Gnadenmittel verzichtet. Sie können nicht verlangen, daß die katholische Kirche sie ihren Kindern gleichachte und ihnen im Leben und nach dem Tode dieselben Ehren angedeihen lasse. Auch mußten Sie und Ihre Frau bei Ihrer Verheiratung sich über solche Folgen klar sein, die leicht abzuwenden waren, wenn diese in unsere Kirche übergetreten wäre. Nein, Herr Freidank, ein Unrecht geschieht damit nicht!«

Vetter Martin hatte die Augenbrauen finster zusammengezogen; jetzt legte er die geballte Hand schwer vor sich auf den Tisch, stand auf und sagte:

»Und doch ist's ein Unrecht! Aber mit euch Buchstabengläubigen ist nicht zu streiten. Du bist noch jung, und das Leben schlägt Dir vielleicht noch die Funken jener Liebe aus der Seele, welche in jeder Religion das wahrhaft Religiöse ist. Kommen Sie, Freidank!«

Die beiden Frauen wagten kein Wort dazu zu sagen; stumm nickte Marie Martin und dem Uhrmacher zu, als diese nach kurzem Gruße die Stube verließen.

Peter Frohwalt stand auf und ging mit großen Schritten durch das Zimmer; er trug noch das Priestergewand, wie er aus der Messe gekommen war. Sein frisches Gesicht war etwas blaß geworden, als er sprach:

»Freigeisterei und kein Ende! Das sind alles schöne Worte, für mich jedoch bestehen die Satzungen der heiligen Kirche!«

»Aber sie sind hart!« wendete Marie schüchtern ein. Der Bruder blieb vor ihr stehen:

»Scheinbar - in...
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