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Pablo Picasso

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am16.03.20231. Auflage
Pablo Picasso (1881 - 1973) gehört zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Fantasievoll und experimentierfreudig hinterließ er ein atemberaubendes ?vre in nahezu allen Medien. Bis heute fasziniert die stilistische Wandelbarkeit seiner Werke, aber auch deren spannende Verankerung in Picassos Biografie. Souverän und kenntnisreich zeichnet Ina Conzen im vorliegenden Band Leben und Werk dieses Ausnahmekünstlers nach.

Ina Conzen war bis 2021 Hauptkonservatorin für die Kunst der Klassischen Moderne an der Staatsgalerie Stuttgart.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextPablo Picasso (1881 - 1973) gehört zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Fantasievoll und experimentierfreudig hinterließ er ein atemberaubendes ?vre in nahezu allen Medien. Bis heute fasziniert die stilistische Wandelbarkeit seiner Werke, aber auch deren spannende Verankerung in Picassos Biografie. Souverän und kenntnisreich zeichnet Ina Conzen im vorliegenden Band Leben und Werk dieses Ausnahmekünstlers nach.

Ina Conzen war bis 2021 Hauptkonservatorin für die Kunst der Klassischen Moderne an der Staatsgalerie Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406800153
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum16.03.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2527
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2759 Kbytes
Illustrationenmit ca. 60 Abbildungen
Artikel-Nr.11052152
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Yo Picasso 1881-1901


Am 25. Juni 1901 wurde Picassos erste umfangreiche Ausstellung in der Pariser Galerie des angesehenen Kunsthändlers Ambroise Vollard mit 64 Gemälden und weiteren Zeichnungen eröffnet. Der am 25. Oktober 1881 in Málaga geborene Künstler war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 Jahre alt. Er lebte noch vorwiegend in Spanien, war bettelarm und 1901 erst das zweite Mal in die französische Metropole gereist. Und nun legte er mit diesem überregionalen Auftritt sogleich nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine strategische Meisterleistung hin. Mehr als die Hälfte der ausgestellten Bilder wurde verkauft, es erschien eine größere Anzahl meist positiver Presserezensionen, und es ergaben sich wichtige Kontakte wie zu dem Dichter Max Jacob, der ein lebenslanger Freund und Bewunderer wurde und Picasso in die französische Sprache, Literatur- und Theaterwelt einführte.

Parallel zu Picasso zeigte ein baskischer Kollege Zeichnungen und 35 Gemälde. In der Gegenüberstellung mit dessen spanischen Motiven rezipierte man Picassos Werke, die größtenteils erst kurz vor der Ausstellung (aus Geld- und Zeitmangel zum Teil auf Karton gemalt) geschaffen wurden, als modern und zeitgenössisch, als unmittelbar aus dem Pariser Leben gegriffen. Zu sehen waren überwiegend Szenen aus Vergnügungslokalen oder meist weibliche Wartende an Kaffeehaustischen (Abb. 2) in der Tradition von Manet, Degas oder Toulouse-Lautrec, dazu Porträts von Zeitgenossen wie dem Katalanen Pedro Mañach. Dieser gehörte als Kunsthändler zu den frühesten Unterstützern Picassos, teilte mit ihm die Wohnung am Boulevard de Clichy und hatte die Vollard-Ausstellung eingeleitet. Als Folge dieses Zusammenlebens und des anarchistischen Hintergrunds von Mañach und anderen in der Metropole lebenden Landsleuten wurde Picasso zum Gegenstand polizeilicher Ermittlungen, die sich bereits am 18. Juni 1901 in einem ersten Polizeibericht niederschlugen, dem weitere folgten - u.a., weil Picasso im Dezember 1901 ein Manifest der «spanischen Kolonie in Paris» zugunsten kubanischer Anarchisten mitunterzeichnet hatte.


2   Die Absinthtrinkerin, 1901, Öl auf Pappe, 65,8 × 50,8 cm, Musée d´Orsay, Paris


Im Zentrum von Ausstellung und Katalog stand ein Selbstporträt, das der Künstler im linken oberen Bildbereich prominent mit «Yo Picasso» («Ich Picasso») signiert hatte und das flott im post-impressionistischen Stil van Goghs ausgeführt war (Abb. 3). Damit signierte er erstmalig nicht mit Pablo Ruiz oder P. Ruiz Picasso, d.h. mit dem Nachnamen des Vaters José Ruiz Blasco, sondern mit jenem der Mutter María Picasso López. Auch wenn Picasso sich in dieser Ausstellung sehr gekonnt mit den aktuellen französischen Kunsttendenzen auseinandersetzte, inszenierte er sich in seinem Selbstbildnis als stolzer Spanier, als kampfbereiter und siegesgewisser Matador (wobei es in diesem Zusammenhang interessant ist, dass auch bei der ersten Fassung des Mañach-Porträts der Dargestellte als Torero figurierte). Mit wachen dunklen Augen blickt der älter wirkende Picasso den Betrachter über die Schulter an, hell leuchtet das weiße Hemd vor dunklem Grund, orangegelb das Halstuch, farbenfroh die Palette in der rechten Hand mit ihren kursorischen Farbstrichen. Die Marke «Picasso», die Person und Produkt in eins setzt, trat ins Rampenlicht.


3   Selbstporträt Yo Picasso, 1901, Öl auf Leinwand, 73,5 × 60,5 cm, Privatsammlung


Natürlich bemerkte die im Tenor wohlwollende Kritik den je nach Bildsujet virtuos variierenden Stilpluralismus des Künstlers, vermisste das Eigene. Was dabei übersehen wurde war die Tatsache, dass die offensive Berufung auf Vorreiter der französischen Moderne und die Darstellung des freizügigen Pariser Lebens eine dezidierte Abgrenzung zu seiner akademischen Ausbildung darstellte. Erst kurz zuvor, während seines ersten Parisaufenthalts von Oktober bis Ende 1900, hatte Picasso überhaupt erst die aktuellen französischen Kunsttendenzen vor den Originalen studieren können.

Durch seinen Vater war Picasso schon als Siebenjähriger auf das Gleis naturalistisch-akademischer Malerei gesetzt worden, und als Jugendlicher hatte er in Spanien mit handwerklich vorzüglichen, jedoch traditionellen Porträts und Historienbildern beachtliche Erfolge gefeiert. Der Vater, selbst Maler und Zeichenlehrer, hatte ihn zunächst noch privat am ersten Wohnort der Familie in Málaga unterrichtet. Nach der Übersiedlung ins nordspanische La Coruña 1891 trat der kleine Pablo, nur zehn Jahre alt, bereits in die dortige Kunstschule ein. Und ab 1895 wurde er, nach einem abermaligen Umzug der Familie, Schüler an der Kunstakademie in Barcelona, wo er die ersten Klassen aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen übersprang. 1897/98 folgte aufgrund einer Erkrankung ein nur kurzes Intermezzo in Madrid, wo er die Aufnahmeprüfung an der renommierten Königlichen Akademie San Fernando bestanden hatte. Zwei großformatige Historienbilder, «Erstkommunion» (1895/96) und «Wissenschaft und Nächstenliebe» (1897, Abb. 4), wurden öffentlich ausgestellt, erhielten Lob und gewannen Preise. Letzteres zeigt eine Szene am Krankenbett, bei der sein Vater für den dargestellten Arzt Modell saß - sein Vater, der angesichts der frühreifen Begabung des Sohnes beschlossen hatte, selbst nicht mehr zu malen: «Da gab er mir seine Farbe und seine Pinsel und hat nie mehr gemalt», sollte Picasso später gern seine wunderkindlichen Anfänge mythologisieren und gleichzeitig zugeben, dass der Vater, charakterisiert durch seinen Bart, für immer zu seinem Bildpersonal gehören würde.


4   Wissenschaft und Nächstenliebe, 1897, Öl auf Leinwand, 197 × 249,5 cm, Museu Picasso, Barcelona


Mit ihrer technischen Bravour und dem sentimentalen Narrativ waren diese Bilder ganz auf der Höhe der damaligen akademischen Malerei in Spanien. Dann setzte allerdings eine Neuorientierung ein, die weder Picassos Vater noch seinen auf eine ruhmvolle Künstlerkarriere hoffenden Verwandten gefallen konnte. Picasso gesellte sich in Barcelona zum Kreis der sogenannten Modernisten, deren Treffpunkt das Künstlerlokal Els Quatre Gats war. Jetzt erst, um 1899, nahm Picasso Kenntnis von den aktuellen künstlerischen Tendenzen außerhalb Spaniens wie etwa vom internationalen Jugendstil und den englischen Präraffaeliten, aber auch von Toulouse-Lautrec und Théophile Steinlen. Ebenfalls rezipiert wurde die expressive Malerei des Manieristen El Greco, die zu dieser Zeit allgemein noch wenig geschätzt war.

Zum neuen Freundeskreis gehörten u.a. der Maler Sebastià Junyer-Vidal, Isidro Nonell, Santiago Rusiñol und Carles Casagemas, der Bildhauer Àngel Fernández de Soto und der Dichter Jaime Sabartés, der Jahre später Picassos Sekretär werden sollte. Zahlreiche, mit sicherem Strich ausgeführte und die Freunde gelegentlich auch charmant karikierende Zeichnungen dokumentieren Picassos damals schon untrüglichen, immer wachen Blick für wesentliche Aspekte der Wirklichkeit und hier insbesondere der menschlichen Figur. Aber sie zeigen auch, welchen Wert der Künstler von Anbeginn auf die Wertschätzung seines Netzwerks von Freunden und nicht selten lebenslangen Weggefährten legte. 1900 fand im Kabarettlokal Els Quatre Gats mit 150 Zeichnungen die erste größere Ausstellung des jungen Talents statt.

Von der amerikanischen Schriftstellerin und Kunstmäzenin Gertrude Stein und anderen Biografen Picassos wurde betont, dass zum Verständnis der besonderen Aura von Künstler und Werk der Umstand, dass sein Geburtsland Spanien war, von zentraler Bedeutung sei. Und tatsächlich, auch wenn er siebzig Jahre seines Lebens in Frankreich verbrachte, bestimmten die sandigen Farben seiner Heimat, die im Madrider Prado studierte spanische Malerei des 17. Jahrhunderts, der Stierkampf, das Lebensgefühl der zwischen Schwermut und Fanatismus oszillierenden soledad sowie der mit extremer Eifersucht gepaarte Machismus Kunst und Selbstverständnis des Spaniers in Paris ganz entscheidend. In den 1930er Jahren sollte zudem die Erschütterung durch den Spanischen Bürgerkrieg seinen Arbeiten verstärkt engagierte Dringlichkeit verleihen. Umgekehrt neigte Picasso wohl auch dazu, den Habitus des temperamentvollen Spaniers als akzeptierte Rolle theatralisch zu überhöhen. So ist u.a. überliefert, dass er während der deutschen Besatzung von Paris im Zweiten Weltkrieg jegliche Sonderbehandlung, insbesondere hinsichtlich der Versorgung mit Kohle, mit den Worten: «Ein Spanier friert nie» ablehnte. Noch 1960 war es...
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