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The truth behind your lies

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Ueberreuter Verlagerschienen am14.02.20231. Auflage
Selbstdarstellung im Netz, Umgang mit sozialen Medien und Probleme von Heranwachsenden - ein Roman, voll von aktuellen Themen Nach dem Abi fahren Flo, Jens, Emmy, Rod und Ann in die Schweizer Berge und verbringen dort einige gemeinsame Tage. Die Hütte dafür hat ihnen Außenseiter Jan organisiert. Hätten die Freunde das Angebot mal lieber nicht angenommen, denn er hat einen gefährlichen Plan: Das perfekte Leben der Fünf hat viele Schattenseiten, und die will Jan der Welt offenbaren. Dafür hat er überall Kameras versteckt und sich den Youtube-Kanal 'The truth behind' erstellt. Doch was Jan damit ins Rollen bringt, ist viel größer als erwartet ... Ein spannender, kritischer Thriller, der einen nicht mehr loslässt!

Silke Heimes studierte Medizin und Germanistik in Deutschland und Brasilien. Sie ist Professorin für Journalismus. Zuvor hat sie als Ärztin in Psychiatrien in Deutschland und der Schweiz gearbeitet. Silke Heimes publiziert Romane und Sachbücher. Sie lebt in Darmstadt sowie am Meer und in den Bergen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSelbstdarstellung im Netz, Umgang mit sozialen Medien und Probleme von Heranwachsenden - ein Roman, voll von aktuellen Themen Nach dem Abi fahren Flo, Jens, Emmy, Rod und Ann in die Schweizer Berge und verbringen dort einige gemeinsame Tage. Die Hütte dafür hat ihnen Außenseiter Jan organisiert. Hätten die Freunde das Angebot mal lieber nicht angenommen, denn er hat einen gefährlichen Plan: Das perfekte Leben der Fünf hat viele Schattenseiten, und die will Jan der Welt offenbaren. Dafür hat er überall Kameras versteckt und sich den Youtube-Kanal 'The truth behind' erstellt. Doch was Jan damit ins Rollen bringt, ist viel größer als erwartet ... Ein spannender, kritischer Thriller, der einen nicht mehr loslässt!

Silke Heimes studierte Medizin und Germanistik in Deutschland und Brasilien. Sie ist Professorin für Journalismus. Zuvor hat sie als Ärztin in Psychiatrien in Deutschland und der Schweiz gearbeitet. Silke Heimes publiziert Romane und Sachbücher. Sie lebt in Darmstadt sowie am Meer und in den Bergen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783764193270
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum14.02.2023
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1990 Kbytes
Artikel-Nr.11059230
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

#1 JAN

Mister Isangs Barthaare vibrieren wie die Saiten eines Cellos. Ein leichter Wind kämmt das Fell der Maus mit spitzen Fingern. Ähnlich einem Erdmännchen auf Wachposten sitzt sie an der Ecke der Bank und späht auf die Gipfel der Berge. Fehlt nur noch, dass die Maus ihre Knopfaugen mit den Pfoten gegen die Sonne abschirmt, die seit dem Mittag auf der Bank vor der Hütte liegt und den Staub glänzen lässt.

»Isang.« Jan reibt die Fingerspitzen aneinander, um die Maus zu sich zu locken.

»Na komm schon.« Er schnalzt mit der Zunge.

Aber die Maus ist viel zu schlau. Sie weiß, dass Jan keinen Käse in der Hand hat. Es wundert ihn ohnehin, dass sie überhaupt noch Käse anrührt. Er hat keine Ahnung, wie lange sie mit dem winzigen Eckchen in der Lebendfalle gehockt hat, in die Jans Mutter sie gelockt und aus der Jan sie wieder befreit hat. Aber es kann kein schönes Erlebnis gewesen sein.

»Na komm.« Dieses Mal ködert Jan seinen Freund mit einem Stück echtem Schweizer Emmentaler, den er im Migros-Supermarkt gekauft hat, gleich nachdem er am Mittag in der Schweiz angekommen ist.

Vorsichtig greift Isang danach. Er ist mit seinen winzigen, filigranen Pfoten so geschickt, dass er Jans Meinung nach damit glatt Geige spielen könnte.

»Musst dir nix einbilden«, sagt Jan, während Isang vor sich hin knabbert. »Die Löcher haben die nicht extra für dich da reingebohrt.«

Isangs Ohren bewegen sich hin und her, als verstünde er jedes einzelne Wort.

Jan blickt zum Tschingel, auf dessen Spitze noch Schnee liegt, und hört das leise Plätschern des Seilibachs, der hinter der Hütte vorbeifließt. Er hofft, dass sein Onkel niemals herausfindet, was er hier treibt. Oder besser gesagt: herausfinden wird, was er getrieben haben wird. Futur II.

Vielleicht hat die Clique doch recht und er ist ein Nerd. Das Abi ist vorbei und er denkt an Futur II.

Er hält Mister Isang, dessen Fell in der Sonne rötlich schimmert, ein zweites Stück Käse hin. »Das hast du dir verdient. Du warst die ganze Fahrt über so brav.« Mit dem Zeigefinger streichelt er die Maus zwischen den Ohren und fährt ihr Rückgrat entlang. Mister Isang zuckt wohlig. Wenn Jan die Maus kitzelt, gluckst sie wie ein Baby.

Er nimmt sein Cello aus dem gefütterten schwarzen Koffer und klemmt es sich zwischen die Beine. Dort liegt es wie eine Verlängerung seines Körpers. Nicht unbedingt Stradivaris Mara, aber handgefertigt und exakt auf Jans Körpermaße und Bedürfnisse zugeschnitten.

»So, Mister Isang. Hör gut zu.« Jan setzt den Bogen an. Bachs Suite No. 1 in g-Moll. Genau das Richtige, um seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Enthusiastisch streicht Jan über die Saiten, schwingt den Bogen im Sechzehnteltakt, bis er die Melodie abrupt abreißen lässt, um mit einem raschen Klangfarbenwechsel fortzufahren, sich die Tonleiter nach oben zu arbeiten und in einem alles erlösenden Akkord zu enden. Wie beim Orgasmus. Oder so wie Jan sich einen Orgasmus vorstellt. Mit einem Mädchen. Mit dem Mädchen! Sofort taucht ihr schmales Gesicht vor seinen Augen auf. Die blasse Haut, die über das ganze Gesicht gesprenkelten Sommersprossen, die roten Haare und ihre grünen Augen.

Jan lehnt den Rücken an die Hauswand und drückt die Daumen auf die Augen, bis sich ihre Gesichtszüge in wirbelnden Farbkreisen auflösen.

Er setzt den Bogen erneut an. »Wollen doch mal sehen, was der gute alte Bach sonst noch so zu bieten hat.«

Er spielt das Lieblingslied seines Vorbildes Isang David Enders, Namenspate seiner Maus und bester Bachinterpret aller Zeiten. Findet Jan jedenfalls.

Nachdem die letzten Töne der Suite No. 5 verklungen sind, lässt Jan den Bogen sinken. Er blickt zu Isang. Aber die Maus sitzt nicht mehr auf der Bank.

Jan legt das Cello in den Koffer und klickt den Bogen in den Magnethalter. Er steht auf und blickt den Hang hinunter. Weit und breit keine Maus. Allerdings ist das von gelbem Klee durchzogene Gras so hoch, dass man darin nicht einmal eine Katze sehen würde. Irgendwo kreischt eine Eule. Jan läuft den Hang ein Stück nach unten und durchpflügt das Gras mit den Füßen.

»Isang!«

Wieder und wieder ruft er nach der Maus.

Schließlich stiefelt er den Hang wieder nach oben. Wie konnte er nur so dumm sein, Isang unbeobachtet aus dem Käfig zu lassen? Einen kleinen Mäuserich, der nicht weiß, was ein Falke ist, und keine Ahnung hat, wie man einer Schlange entkommt.

Als Jan gerade ein weiteres Mal nach seiner Maus rufen will, entdeckt er sie unter der Bank. »Mensch, Isang«, sagt er und merkt selbst, dass seine Stimme wie die eines Zehnjährigen klingt, wie immer, wenn er aufgeregt oder ängstlich ist. Aber Hauptsache, er hat Isang gefunden.

Die Maus wälzt sich auf dem Boden und fiept. Jan beugt sich zu ihr und streckt die Hand aus. Anders als sonst klettert Isang nicht sofort drauf, sondern reibt nur weiter den Rücken auf dem Boden. Obwohl Jan die Maus normalerweise in Ruhe lässt, wenn sie nicht kommen will, greift er jetzt nach ihr und setzt sie auf seine Handfläche. Er führt die Maus so nah ans Gesicht, dass ihre Schnurrhaare seine Nase kitzeln. Aber Isang dreht und windet sich, als versuche er, mit seiner Schnauze den eigenen Rücken zu erreichen.

»Was ist?« Jan fährt mit dem Finger die Wirbelsäule der Maus entlang, kann aber nichts Besonderes feststellen.

»Jetzt bekommst du erst einmal etwas Feines!« Jan setzt Isang auf die Baumwolle, die er extra für die Reise in den Käfig gelegt hat. Er zieht das bereits leicht weich gewordene Snickers aus der Seitentasche seiner Cargohose, bricht ein Stück ab und legt es Isang vor die Schnauze.

So wild Isang sonst auf alles ist, was nach Nüssen riecht, dieses Mal leckt er nur kurz an Jans klebrigen Fingern und gräbt sich dann so tief wie möglich in die Baumwolle.

Etwas ratlos schließt Jan die Tür des Käfigs, hebt ihn an und geht in die Hütte.

Im Flur stinkt es nach totem Waschbär. Der Gestank kommt vermutlich von dem Flickenteppich, an dessen Rand ein Fleck zu sehen ist. Dunkelrot wie von getrocknetem Blut. Oder kommt der Geruch von den schlammverkrusteten Gummistiefeln neben dem Teppich? Der Burberryjacke, die an der Garderobe mit den Hirschgeweihen hängt?

Jan ist jedenfalls froh, dem Mief zu entkommen.

In der Küche stellt er Isangs Käfig auf den Tisch. Unter einer Plexiglasplatte liegt eine Wanderkarte, auf der ein paar Wege rot markiert sind. Um den Tisch herum stehen sechs Stühle mit herzförmigen Löchern in den Lehnen. Die Sitze sind mit grünem Stoff bezogen, auf dem Hirsche herumspringen, die sich auch auf den Vorhängen wiederfinden. Jan stöhnt. Irgendwie hat er die Hütte anders in Erinnerung. Zumindest die Küchenschränke sind weiß und ohne Alpenflair.

Er lässt sich auf einen der Stühle fallen, der bequemer ist, als er aussieht, und schiebt Isangs Käfig zur Seite, um die unmittelbare Umgebung der Hütte auf der Karte zu studieren.

»Der Tschingel, siehst du?« Jan schiebt den Käfig noch ein Stück zur Seite, um auch das Kleine Wellhorn und das Chaltenbrunner Moor zu sehen. Mitten im Nirgendwo hat jemand drei rote Kreuze auf die Karte gemalt. Vielleicht Hochsitze oder sonst etwas für die Jagd.

Das Quietschen des Laufrades reißt Jan aus seinen Gedanken. Erleichtert, dass mit Isang doch alles in Ordnung zu sein scheint, blickt er hoch und sieht gerade noch, wie es die Maus aus dem Laufrad schleudert.

»Oh Mann.« Jan öffnet den Käfig und nimmt Isang heraus. »Was ist nur mit dir los?« Nachdenklich betrachtet er Isang. Er kann aber erneut nichts Ungewöhnliches feststellen und setzt die Maus wieder in den Käfig.

»Tut mir leid, dass ich jetzt nicht mit dir spielen kann, Kumpel«, sagt er. »Aber ich muss echt loslegen.«

In diesem Augenblick steigt ein stechender Geruch aus dem Käfig in seine Nase. Fast so schlimm wie der Gestank im Flur. Jan hat keine Ahnung, was das ist, zumal er die Streu auf der Fahrt gewechselt hat. Aber der Gestank ist unerträglich. Entschlossen greift er nach dem Käfig und trägt ihn vor die Hütte. Er zieht das angebrochene Snickers aus der Tasche und bricht es in der Mitte durch. Die eine Hälfte schiebt er durch die Gitterstäbe, die andere steckt er sich selbst in den Mund. Dann geht er zurück in die Küche.

Okay, der Tisch sollte auf jeden Fall zentral zu sehen sein. Da die Kameras eine Weite von zehn Metern und einen Winkel von hundertfünfzig Grad abdecken, dürfte die Deckenlampe das beste Versteck sein. Überdies lässt sich der Magnet sicher leicht an das Metall der Lampenhalterung klicken....
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