Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

kann Spuren von Tod enthalten

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
164 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am15.02.20231. Auflage
Kriminelle Kurzgeschichten sind das Markenzeichen der Autorin. Kurz, knackig, skuril, manchmal humorvoll, manchmal bitterböse. Situationen aus dem Leben, die aus dem Ruder laufen, die die Protagonisten verzweifeln lassen und das Böse in so manchem herauskitzeln.

Heidi Moor-Blank schreibt seit vielen Jahren kriminelle Kurzgeschichten, die in diversen Anthologien veröffentlicht wurden. Sie lebt in der Südpfalz.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextKriminelle Kurzgeschichten sind das Markenzeichen der Autorin. Kurz, knackig, skuril, manchmal humorvoll, manchmal bitterböse. Situationen aus dem Leben, die aus dem Ruder laufen, die die Protagonisten verzweifeln lassen und das Böse in so manchem herauskitzeln.

Heidi Moor-Blank schreibt seit vielen Jahren kriminelle Kurzgeschichten, die in diversen Anthologien veröffentlicht wurden. Sie lebt in der Südpfalz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757865207
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.02.2023
Auflage1. Auflage
Seiten164 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11063248
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Dreizehn

Die 13 fehlte.

Schon beim Einchecken war es ihr aufgefallen, als ihr der Portier am Empfang die Lage ihres Zimmers am Computer zeigte. Er hatte die einzelnen Stockwerke zum Anklicken in der Übersicht, aber die 13 hatte gefehlt.

Sie war in Eile, das erste Meeting des Wochenendseminars würde schon bald beginnen und sie brauchte vorher dringend eine heiße Dusche. Deshalb hatte sie sich eine Bemerkung verkniffen.

Jetzt stand sie im Aufzug, ihren Rollkoffer neben sich, und musste schmunzeln, als sie die Schilder an den Knöpfen las.

Die 13 fehlte.

Dass sich dieser Aberglaube über all die Zeit gehalten hatte!

Sie schüttelte den Kopf. Amüsiert und voller Unverständnis.

Nach kurzem Zögern hob sie die Hand und drückte die beiden Knöpfe 12 und 14 gleichzeitig.

Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Völlig unerwachsen! Jetzt hast du die Steuerung gecrasht! Wenn der jetzt steckenbleibt!

Ein lautes Huch entfuhr ihr, als sich der Aufzug ganz brav in Bewegung setzte.

Sekunden später hielt er an und die Türhälften schoben sich völlig geräuschlos auseinander.

Vorsichtig beugte sie sich nach vorne und prüfte den Flur, der nach links und rechts abging.

Alles war so, wie es sein sollte. Teppichboden, so weit das Auge reichte, geschmackvolle Tapete an den Wänden, dazwischen immer wieder Türlaibungen in exakt gleichem Abstand.

Rechts ganz hinten an der Stirnseite war ein wandgroßer Spiegel angebracht, links - sie hielt kurz den Atem an - war eine große 13 zu sehen.

Welch ein Abenteuer! Sie musste schnell ein Foto von sich und der 13 machen, sonst glaubte ihr das kein Mensch!

Rasch lief sie den Flur entlang, posierte vor der Nummer für ein Selfie.

Auf dem Weg zurück zum Aufzug nahm sie die Türnummern an der Seite kaum wahr. 1325, 1323, 1321, 1319 ⦠bei der 1313 hielt sie kurz inne. Wie mutig! Sie grinste.

Als sie bei der 1301 angekommen war, stand sie direkt vor dem großen Spiegel am Flurende. Sie wirbelte herum und starrte auf die große 13, von der sie gekommen war. Dann lief sie zurück bis in die Mitte des Flurs.

Die Aufzugtür war verschwunden!

Der Page trat an den Tresen und murmelte: Ich hab schon wieder Gepäck ohne Besitzer im Aufzug. Was mach ich damit?

Der Portier starrte ihn an.

Ein roter Rollkoffer mit passendem Beauty-Case?

Der Page nickte. Sein Blick war gelangweilt und er zog mit dem Zeigefinger das Muster auf dem Tresen nach. Er sah erstaunt hoch, als der Kollege in die Halle stürzte, vor der offenen Fahrstuhltür stehen blieb und lange auf das Gepäck sah.

Sehr lange.

Dann drehte er sich langsam um und murmelte: In die Gepäckaufbewahrung. Schnell. Der Fahrstuhl muss wieder nutzbar sein!

Gleichzeitig machte er einen Schritt in die Kabine, blieb neben dem Rollkoffer stehen und betastete vorsichtig die Rückwand des Aufzugs. Als der Page den Koffer in die Halle gezogen hatte, bückte er sich und prüfte die Messingknöpfe auf der Tafel. Dann drückte er den obersten Knopf.

Die Fahrstuhltüren schoben sich lautlos aneinander und die Kabine setzte sich in Bewegung.

Bei der Fahrt nach unten hatte er auf jeden einzelnen Knopf gedrückt. Die Türen öffneten sich, die Türen schlossen sich, der Aufzug fuhr an. Immer wieder, genau wie es sein sollte.

In der Halle angekommen, ging er schnell zurück zu seinem Arbeitsplatz, hob den Telefonhörer und wählte die Zimmernummer der neu angekommenen Besitzerin des roten Gepäcks.

Er schüttelte sachte den Kopf und wischte sich über die Stirn, während er auf das Tuten im Hörer lauschte.

Er hatte sich verrückt machen lassen, nur weil eine schusselige junge Dame ihr Gepäck im Fahrstuhl vergessen hatte!

Wie unprofessionell von ihm.

Nach dem zwanzigsten Tuten ließ er den Hörer langsam sinken und starrte auf die Computeranzeige. Die Codekarte war noch unbenutzt. Die Dame hatte ihr Zimmer nicht betreten!

Rasch hob er den Hörer wieder ans Ohr, drückte eine Taste und flüsterte: Chef, es ist wieder passiert!

Sie drehte sich ganz langsam um sich selbst und prüfte noch einmal, was sie sah. Die große 13, eine Reihe von Zimmertüren, den großen Spiegel, und wieder Türen.

Dreizehn auf jeder Seite.

Dass sie erst vor fünf Minuten aus einem vorhandenen und funktionierenden Aufzug ausgestiegen war und diesen Flur betreten hatte, passte nicht in ihr Keine-Panik-Konzept .

Dass ihr Smartphone nach dem Selfie alle Funktionen eingestellt hatte und nur noch ein schwarzes Display anzeigte, noch viel weniger.

Sie hatte keine Ahnung, ob es eine Störung gab oder ob sie nur mal wieder vergessen hatte, rechtzeitig den Akku zu laden.

Okay , sagte sie dann laut. Wenn es keinen Aufzug gibt, muss es eine Treppe geben. Alles im grünen Bereich!

Wie immer, wenn sie ihre Gedanken sammeln und mit ihren Ängsten klarkommen wollte, sprach sie laut mit sich selbst. Das mit der Treppe war gar nicht so doof.

27 Sekunden später stand sie wieder an der gleichen Stelle.

Es gab auch keine Tür zu einem Treppenhaus.

Alle Türen waren eindeutig Zimmertüren mit einem goldenen Knauf und einem Kartenschlitz darunter.

Sie wühlte kurz in ihrer Jackentasche. Da! Sie hatte zwar ihr Gepäck im Aufzug stehen lassen - noch ein Beweis mehr, dass es ihn gegeben hatte - aber den elektronischen Zimmerschlüssel in die Jacke gesteckt.

1825 stand darauf.

Sie hob den Kopf und sah zur letzten Tür auf der linken Seite. Dann ließ sie den Blick wieder sinken auf die Karte mit dem Chip in ihrer Hand.

Na denn , murmelte sie. Sie nahm einen tiefen Atemzug, straffte die Schultern und visierte die Zimmertür der 1325 am Ende des Flurs an.

Der Geschäftsführer des Hotels stand in der Tür der Gepäckaufbewahrung und kaute auf seiner Unterlippe.

Direkt hinter ihm wartete der Portier auf Anweisungen.

Schließlich hielt er die Spannung nicht mehr aus.

Soll ich die Polizei -

Nein! Der Geschäftsführer hatte sich schnell umgewandt und sah ihm in die Augen. Das hätten wir schon beim ersten Mal tun müssen! Die Nasenspitzen der beiden Männer berührten sich fast und der Portier wich langsam zurück. Er ließ den Kopf sinken und murmelte: Ja, das stimmt.

Mit leisem Klicken wurde das Türschloss freigegeben. Sie drehte den Knauf und öffnete ganz vorsichtig die Tür.

Der Beton-Fußboden, die kahlen Wände und die zugemauerten Fensteröffnungen waren ein krasser Gegensatz zu Tapeten und Teppichboden des Flurs.

Sie starrte in die Dunkelheit und hielt den Atem an.

Dieses Zimmer war noch im Rohbauzustand. Vorsichtig ging sie in den Raum. Rechts konnte sie eine Türöffnung sehen. Die Wölbung eines Badewannenrands schimmerte weiß im schwachen Licht, das aus dem Flur ins Zimmer fiel.

Sie schluckte.

Ein kurzes Quietschen entfuhr ihr, dann begann sie hysterisch zu kichern. Na, da ist sie doch, meine heiße Dusche! , japste sie dann und trat langsam näher, um zu prüfen, wie weit das Badezimmer fertiggestellt war.

Waschbecken, Wanne und Toilette waren komplett mit Armaturen vorhanden, Fliesen, Spiegel und Beleuchtung fehlten. Als sie testweise das Wasser am Waschbecken aufdrehte, tropfte eine dicke, braune Brühe auf das Porzellan.

Sie starrte in das Becken und schlich rückwärts zurück zur Tür und hinaus auf den Flur. Sie atmete stoßweise und das Lachen war ihr vergangen.

Der Portier wiegte den Kopf hin und her und vermied jeden Augenkontakt mit seinem Vorgesetzten.

Die Dame damals, also die erste, die kam hier reingestürmt, als würde sie verfolgt. Als sie die Zimmerkarte hatte, rannte sie fast zum Fahrstuhl und drückte ganz hektisch auf alle Knöpfe. Dann kam die Kabine, sie ging rein - und war weg.

Eben. Sie hat sich bei uns ein Zimmer genommen und kann ansonsten tun, was sie möchte! Das ist unser Job!

Diskretion!

Ja, Chef. Schon klar. Aber sie kam ja nie im Zimmer an!

Der Portier seufzte tief.

Der Geschäftsführer starrte immer noch auf den roten Rollkoffer. Ja, aber solche Dinge passieren nun mal. Wir sehen da ganz dezent drüber weg. Dann dreht er sich um und packte den Portier bei den Schultern.

Wir warten erst mal ab. Ich muss nachdenken. Er wandte den Kopf zur Eingangshalle. Sagen Sie - war es immer der gleiche Fahrstuhl?

Der Portier nickte. Ja, immer der mittlere.

Sie klopfte an jede der 26 Zimmertüren und rief Hallo? .

Ihr Rufen wurde bei jedem Klopfen lauter, bestimmter und auch ein bisschen verzweifelter.

HALLO?!!

Es gab keine Antwort.

Sie begann ihre Runde erneut. Bei jeder Tür steckte sie...
mehr