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Die Kunst, unter Wasser zu leben

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
528 Seiten
Deutsch
mareverlagerschienen am21.02.2023
London, 1688: Der von St. Helena stammende Angus steht in den Diensten des Universalgelehrten Edmond Halley. Dessen aktuelles Interesse gilt dem Leben unter Wasser, und Angus ist der Erste, der mit einer Tauchglocke in der Themse tauchen darf. Angus genießt nicht nur als Forschungsgehilfe Halleys Vertrauen, sondern fühlt sich sogar als Teil der Familie Halley, wenn auch nur fast. Wegen seiner einfachen Herkunft ist ihm der Schulbesuch verwehrt, und er fragt sich zunehmend, wie er sich von Halley emanzipieren kann - und wie es seiner Familie auf St. Helena geht. Seine Zuneigung zum Dienstmädchen Henrietta mündet in einen tragischen Vorfall, und Halley scheint ihn immer wieder zu vertrösten, wenn es um seine Zukunftsaussichten geht. Doch dann erhält Angus bei einer großen Schiffsexpedition zur Bestimmung der Längengrade die Chance, endlich aus dem Schatten seines Meisters zu treten.

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki geboren, studierte Sozialwissenschaften und hat viele Jahre in Schweden und Irland gelebt und gearbeitet. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren Finnlands. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Für seinen Roman »Die Himmelskugel« (mare 2021) um den Jungen Angus erhielt er den Finlandia-Preis, Finnlands renommiertesten Literaturpreis.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextLondon, 1688: Der von St. Helena stammende Angus steht in den Diensten des Universalgelehrten Edmond Halley. Dessen aktuelles Interesse gilt dem Leben unter Wasser, und Angus ist der Erste, der mit einer Tauchglocke in der Themse tauchen darf. Angus genießt nicht nur als Forschungsgehilfe Halleys Vertrauen, sondern fühlt sich sogar als Teil der Familie Halley, wenn auch nur fast. Wegen seiner einfachen Herkunft ist ihm der Schulbesuch verwehrt, und er fragt sich zunehmend, wie er sich von Halley emanzipieren kann - und wie es seiner Familie auf St. Helena geht. Seine Zuneigung zum Dienstmädchen Henrietta mündet in einen tragischen Vorfall, und Halley scheint ihn immer wieder zu vertrösten, wenn es um seine Zukunftsaussichten geht. Doch dann erhält Angus bei einer großen Schiffsexpedition zur Bestimmung der Längengrade die Chance, endlich aus dem Schatten seines Meisters zu treten.

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki geboren, studierte Sozialwissenschaften und hat viele Jahre in Schweden und Irland gelebt und gearbeitet. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren Finnlands. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Für seinen Roman »Die Himmelskugel« (mare 2021) um den Jungen Angus erhielt er den Finlandia-Preis, Finnlands renommiertesten Literaturpreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783866488182
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.02.2023
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6680 Kbytes
Artikel-Nr.11106030
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KLAR, SEHR KLAR und schön ist der Teich tatsächlich, Frau Halley hat vollkommen recht. So hat sie es beim Frühstück erzählt und dann befohlen, dass wir heute zum Karpfenteich fahren und ich, Angus, den Wagen holen darf.

Margaret springt gleich am Wendeplatz ab und läuft ans Ufer, sie hört einfach nicht, obwohl ihr Frau Halley hinterherruft, sie soll sich nicht den Kleidsaum im Gras schmutzig machen. Ich steige vom Bock, halte aber die Zügel mit einer Hand, während ich Frau Halley helfe, denn sie hat die kleine Catharine auf dem Arm, und die Stufen am Mietwagen sind hoch.

Danke, Angus. Du hast gute Manieren und bist flink, bei dir muss man nie warten, sagt Frau Halley und lässt Catharine mit den Kleinkindschuhen den Boden berühren. Sie sind neu und aus weichem Leder, ich habe nicht gewusst, dass der Schuster schon für so Kleine passende Schuhe nähen kann, mit Sohle und Oberleder und Schnüren, die das Oberleder in Falten ziehen und festigen.

Das Danke ist Frau Halleys Lob. Ich fühle mich dadurch erhaben, weil sie nur aus gutem Grund lobt und wenn sie gute Laune hat, und jetzt hat sie die gewiss, denn es ist ein schöner Tag, und der Park und die Parkbäume um den Karpfenteich herum tragen Herbstfarben, am meisten zwar noch Grün, aber auch schon Rot und Orange wie der Himmel manchmal, wenn sich der klare Abend senkt, weil der Herbst der Abend des Jahres ist und der Abend der Herbst des Tages.

Im Teich werden die Karpfen für Weihnachten gesäubert, damit der Schlammgeschmack rausgeht. Sie werden aus Reusen und Fütterkästen hineingelassen, und die Männer des Earls und die Wächter der Parkstraße werfen ihnen helles Futter hinein, übrig gebliebener Teig aus der Bäckerei und moderige Graupen. Auf die Art werden angeblich auch in den afrikanischen Handelsstationen die Würmer gesäubert. Wenn sie nur Mehl zu fressen bekommen, werden sie äußerlich hell, und ihr Darm leert sich. Jeder schmeckt nach dem, was er frisst, und aus diesem eindeutigen Grund sind knusprige Würmer wohlschmeckend. Herr Halley hat erzählt, dass er auch das bei einer der monatlichen Sitzungen der Royal Society erfahren hat.

Frau Halley hat den Kopf geschüttelt und nicht einmal glauben wollen, dass man in den Ureinwohnerdörfern Afrikas Würmer isst, auch nicht in Bratöl knusprig gebratene, aber Herr Halley weiß so viel über die Dinge der Welt, dass es wahr sein muss.

Seit ich sechzehn bin, darf ich mit der Familie an einem Tisch sitzen. Selbstverständlich nicht wenn Gäste zum Abendessen da sind, aber beim Frühstück und wenn keine da sind. Herr Halley hat das beschlossen, nachdem Frau Halleys Schwester geheiratet hat und aus dem Hof zum Goldenen Löwen ausgezogen ist und einen freien Platz am Tisch zurückgelassen hat, Herr Halley will, dass ich auch all das lerne, was mit dem Essen zu tun hat. In fast einem Jahr habe ich mich schon an meinen Platz auf der langen Seite bei der Küche gewöhnt und habe keine Angst mehr, etwas nicht zu können.

Daran, wie Margaret wächst, sieht man am besten, wie die Zeit vergeht. Jetzt hat sie schon ihren eigenen erhöhten Stuhl, und die kleine Catharine sitzt mit am Tisch, wenn auch noch auf dem Schoß ihrer Mutter. Herr Halley hat solche Erziehungslehren, dass die Mädchen von klein auf größer als ihr Alter sein dürfen, und darum spricht Herr Halley mit ihnen fast wie mit jedem anderen, selbst wenn Frau Halley mit ihnen im Singsang redet.

Darum spreche auch ich so mit ihnen und erzähle ihnen Sachen, wie ich sie in meinem früheren Leben auf St. Helena den Zwillingen Adam und Thomas erzählt habe, denen ich ebenso beigebracht habe, zu laufen und, ohne zu wanken, zu rennen, sogar die Buchstaben habe ich ihnen beizubringen versucht und die Zahlen, selbst wenn ich damit nicht fertig geworden bin, weil ich die Insel vorzeitig verlassen musste.

Ich gehe Margaret holen, weil ich sehe und ahne, dass Frau Halley schon auf jene Art auf die andere Seite des Teichs blickt, die sagt, das Kind soll nicht zu weit gehen und sich nicht schmutzig machen. Frau Halley kommt nicht dazu, mir einen Befehl zu geben, weil ich bereits losgehe. Ich sage, ich gehe hin, und sie sagt, das ist gut und recht.

Als ich dicht an der Uferböschung entlanggehe und die Sonne aus der passenden Richtung und dem richtigen Winkel einfällt, sodass es nicht blendet und die Wasseroberfläche nicht zu sehr wie ein Spiegel blinkt, kann ich bis zum Sandboden blicken. Dort sehe ich auf der Stelle lungernde Karpfen. Nur wenige schwimmen faul und schwenken ein bisschen die Flossen. Das ist ihr Leben, und auf dieser Seite ist das Leben der Menschen und das Leben der Landtiere und auch das Leben der Vögel, soweit sie in niedrigen Hecken sitzen oder über die Erde hüpfen und nach Essbarem picken, aber im Fliegen sind sie Lufttiere, so wie die Fische im Wasser Wassertiere sind. Unter der scharfen Grenze der Wasseroberfläche sind sie ganz für sich.

Eine Dreieinhalbjährige kann man noch leicht zurücklocken. Ich muss sie nur daran erinnern, dass unter dem Sitz des Mietwagens das Segelboot liegt. Margaret hat es von ihrer Patin als Geburtstagsgeschenk bekommen, und es ist ein feines Boot mit echten Baumwollsegeln und zwei Masten und Rahen und kleinen geflochtenen Schnüren als Taue. Margaret läuft am linken Ufer des Karpfenteichs voraus, aber ich gehe, weil es sich für einen fast Siebzehnjährigen nicht mehr schickt, zu rennen, obwohl ich es könnte, wenn es niemand sieht.

Darum komme ich mit großen Schritten am rechten Ufer entlang, weil Gehen mit großen Schritten nicht wie Laufen aussieht und trotzdem gut für die Beinmuskeln ist und sie und den Menschen kräftigt und ihn bereit macht und zäher für schwerere Zeiten. Auch auf dieser Seite des Teichs sieht man keinen Bach. Darum eignet er sich so gut für das Säubern der Sommerkarpfen zur guten Speise in der kalten Jahreszeit, weil das klare Wasser des Teichs sicher aus einer Quelle aufsteigt und man keine Ausreißersperren und keine Siebe anbringen muss.

Auf dem letzten Stück, das ich mit langen Schritten gehe, fallen mir wieder neue Fragen ein. Als letzte kommt mir in den Sinn, wie das Wasser eines Teichs ohne Zufluss eins mit dem Meer sein kann, so wie es Herr Halley zu seinen gelehrten Freunden gesagt hat, nämlich dass alles Wasser eigentlich ein und dasselbe Wasser ist, aber verwandelt und in unendlicher Kreisbewegung von einem Aufenthaltsort zum anderen.

Margaret hat bereits das Segelboot vom Mietwagen heruntergenommen. Ich muss nur noch die Segel trimmen, damit es schwimmen und Wind aufnehmen kann. Margaret schlägt die Hände an den Handballen zusammen und klingt auch sonst so, wie ein kleines Mädchen klingt. Von diesen Lauten bekomme ich immer gute Laune. Dann habe ich überhaupt keine Angst, dass Margaret jederzeit etwas Schlimmes passieren kann. Eine solche schwarze Wolke habe ich nämlich in mir, und die bleibt. Darum passe ich ein bisschen wie ein Wachhund auf die beiden Mädchen auf, damit sie nicht auf der steilen Treppe stürzen und nicht aus dem Hof auf die Straße unter ein Fuhrwerk rennen, weil deren Kutscher nicht darauf achten, was von der Seite kommt.

Jetzt ist ein guter und schöner Tag, und beide sind unter Aufsicht. Auch Frau Halley hat sich beruhigt und ist überhaupt nicht mehr so wie damals vor vier Jahren, als ich in ihr Haus in Islington kam. Als du auf einmal vor der Tür gestanden hast, sagt Köchin Beth noch immer manchmal und denkt an die schwarzen Zeiten zurück, als Herrn Halleys Vater ermordet und in den Strom gestoßen wurde.

Die Zeit hat an ihren unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Wärmegrade. Manchmal ist sie langsam und steif und will nicht vorwärtsgehen und dann wieder losgelöst und schnell, sodass nichts an ihr ganz gleichbleibend wäre ohne die gleich großen Markierungskästchen im Kalender. Wenn man denen folgt, bleiben die Tage und Monate im Zaum, aber auch das würde nicht gelingen, wenn man die Dauer jedes Tages und die Länge der Monate nicht exakt im Voraus wüsste. Wenn Wissen vorhanden ist, kann sich das Neue auf das Alte legen. Auf diese Art werden auch die großen Entdeckungen gemacht und ganz und gar nicht so, dass es vom Glück abhängt und derjenige, der ein Experiment macht, nur aus Versehen etwas Neues und Wichtiges entdeckt.

Im Lauf des Sommers hat mir Herr Halley am meisten über den Aufbau von Experimenten beigebracht, und ich habe auch bei wichtigen Messungen sein Gehilfe sein dürfen. Den Versuch, der am besten gelaufen ist, haben wir gleich zu Beginn des Sommers gemacht, und das war einer, bei dem viele gleich große, mit Strichen versehene Messbecher mit verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt wurden. An der Schattenwand der Garteneinfassung wurde Wintereis unter einer Schicht aus Sägeabfall und Lehm ausgegraben. Dann wurde eine bestimmte Zeit abgewartet, und die eiskalt gekühlten Flüssigkeiten wurden gemessen, und später wurden dieselben Flüssigkeiten auf verschiedene Temperaturen erhitzt und noch einmal gemessen. Die Versuche wurden auf vier Arten...
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Autor

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki geboren, studierte Sozialwissenschaften und hat viele Jahre in Schweden und Irland gelebt und gearbeitet. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren Finnlands. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Für seinen Roman »Die Himmelskugel« (mare 2021) um den Jungen Angus erhielt er den Finlandia-Preis, Finnlands renommiertesten Literaturpreis.