Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Einspruch!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Christian Brandstätter Verlagerschienen am27.02.2023Neuauflage
Klimakrise, Ukrainekrieg und Inflation - nur drei Themen, die die Welt derzeit beschäftigen. Sie sorgen aber auch zunehmend für Verunsicherung in der Gesellschaft. Irreführung und Desinformation im Netz tragen ihr Übriges dazu bei. Immer öfter sehen wir uns mit Behauptungen und Verschwörungserzählungen konfrontiert. Nicht selten werden diese Falschmeldungen in der Familie oder im Freundeskreis wiederholt und verbreitet, als wären es Fakten. Das birgt großes Konfliktpotenzial. Doch was tun, wenn der eigene Bruder plötzlich Falschmeldungen erzählt oder gar Verschwörungsmythen glaubt und man im WhatsApp-Chat selbst mit Fakten nicht mehr kontern kann? In der aktualisierten und erweiterten Neuausgabe ihres Bestsellers 'Einspruch', liefert Ingrid Brodnig, Expertin für 'Hass im Netz', Strategien und Tipps für das geschickte Diskutieren im Privaten und Öffentlichen und erklärt, wie wir in hitzigen Debatten ruhig bleiben und unseren Standpunkt verdeutlichen. Die Themen ändern sich, über die kontrovers diskutiert wird, die Methoden der Manipulation bleiben aber gleich - und dementsprechend lohnt es sich, rhetorische Gegenstrategien zu kennen. Brodnig zeigt, wie Falschmeldungen im Internet leichter zu erkennen sind und wie man reagieren kann, wenn man mit irreführenden Behauptungen konfrontiert ist. Vor allem macht Ingrid Brodnig deutlich, in welchen Momenten man skeptisch werden sollte und warum intellektuelle Demut dabei helfen kann, sich in Zeiten von Social Media besser gegen Verschwörungserzählungen zu rüsten. Wer sich der Grenzen des eigenen Wissens bewusst ist und die psychologische Anziehungskraft von Fehlinformationen versteht, wird klüger reagieren.

Ingrid Brodnig ist die Expertin für Fake News, Mobbing und Hass in unserer zunehmend digitalen Welt. Die Autorin und Kolumnistin hält Vorträge und Workshops und wird dabei immer häufiger um Tipps im Umgang mit Verschwörungsmythen gebeten. Für ihr Buch 'Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können' wurde sie mit dem Bruno- Kreisky-Sonderpreis ausgezeichnet.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextKlimakrise, Ukrainekrieg und Inflation - nur drei Themen, die die Welt derzeit beschäftigen. Sie sorgen aber auch zunehmend für Verunsicherung in der Gesellschaft. Irreführung und Desinformation im Netz tragen ihr Übriges dazu bei. Immer öfter sehen wir uns mit Behauptungen und Verschwörungserzählungen konfrontiert. Nicht selten werden diese Falschmeldungen in der Familie oder im Freundeskreis wiederholt und verbreitet, als wären es Fakten. Das birgt großes Konfliktpotenzial. Doch was tun, wenn der eigene Bruder plötzlich Falschmeldungen erzählt oder gar Verschwörungsmythen glaubt und man im WhatsApp-Chat selbst mit Fakten nicht mehr kontern kann? In der aktualisierten und erweiterten Neuausgabe ihres Bestsellers 'Einspruch', liefert Ingrid Brodnig, Expertin für 'Hass im Netz', Strategien und Tipps für das geschickte Diskutieren im Privaten und Öffentlichen und erklärt, wie wir in hitzigen Debatten ruhig bleiben und unseren Standpunkt verdeutlichen. Die Themen ändern sich, über die kontrovers diskutiert wird, die Methoden der Manipulation bleiben aber gleich - und dementsprechend lohnt es sich, rhetorische Gegenstrategien zu kennen. Brodnig zeigt, wie Falschmeldungen im Internet leichter zu erkennen sind und wie man reagieren kann, wenn man mit irreführenden Behauptungen konfrontiert ist. Vor allem macht Ingrid Brodnig deutlich, in welchen Momenten man skeptisch werden sollte und warum intellektuelle Demut dabei helfen kann, sich in Zeiten von Social Media besser gegen Verschwörungserzählungen zu rüsten. Wer sich der Grenzen des eigenen Wissens bewusst ist und die psychologische Anziehungskraft von Fehlinformationen versteht, wird klüger reagieren.

Ingrid Brodnig ist die Expertin für Fake News, Mobbing und Hass in unserer zunehmend digitalen Welt. Die Autorin und Kolumnistin hält Vorträge und Workshops und wird dabei immer häufiger um Tipps im Umgang mit Verschwörungsmythen gebeten. Für ihr Buch 'Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können' wurde sie mit dem Bruno- Kreisky-Sonderpreis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783710607226
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.02.2023
AuflageNeuauflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3994 Kbytes
Artikel-Nr.11124414
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Einleitung

1. Niemand ist zu hundert Prozent rational - und daraus können wir einiges fürs Diskutieren lernen

Strategie wechseln: Berücksichtigen Sie beim Diskutieren nicht nur Fakten

Warum es so schwierig ist, gelassen zu bleiben

Der emotionale Wert von Gerüchten und Verschwörungserzählungen

2. Vorsicht vor Wundermitteln und rhetorischen Ablenkungsmanövern!

Erkennen Sie die Macht von Fragen

Hier kommt die Impfung gegen unsinnige Argumente

3. Wie erkennt man, wer tatsächlich Expertise hat?

Achtung bei spektakulären Studien - und weitere Warnsignale

Wie man Falsches erfolgreicher richtigstellt

4 Empfehlungen für strategisches Diskutieren

5 Gegen die Selbstüberschätzung - wie man Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen entlarvt

Intellektuelle Bescheidenheit üben

Die richtigen Fragen stellen

Quellen und Anmerkungen
mehr
Leseprobe

2
Vorsicht vor Wundermitteln und rhetorischen Ablenkungsmanövern!

Eine Bekannte erzählte mir neulich, auch ihr Vater ist in Verschwörungserzählungen hineingekippt. Ihrer Wahrnehmung nach begann alles mit seinem Ruhestand - ihr Vater hatte sich von seinen Kindern ein iPad gewünscht. Zuvor hatte er zwar schon das Internet genutzt, aber hauptsächlich für berufliche Zwecke. Nun, wo er viel Zeit hatte, wollte er damit gemütlich zu Hause am Sofa das Web durchforsten. Meine Bekannte wurde allerdings zunehmend besorgt: Ihr Vater sendete ihr immer wieder Links zu Seiten, die wilde Spekulation und Verschwörungserzählungen verbreiten, die behaupten, die Klimakrise wäre eine Erfindung, oder die permanent vor dem großen Finanzcrash warnen. Eine solche Seite heißt Propagandafront , erzählte mir meine Bekannte: Ich habe den Eindruck, dass sich mein Vater schwertut, digitale Medien einzuschätzen: Ihm ist nicht bewusst, dass manch ein zwölfjähriges Kind eine Webseite aufsetzen kann, die professionell aussieht. Obwohl wir das schon oft diskutiert haben, nimmt er viele Behauptungen für bare Münze - selbst bei Seiten, die Namen wie Propagandafront tragen.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass Verschwörungserzählungen Menschen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten beeinflussen können: Der Vater meiner Bekannten ist Akademiker, er hatte einen Beruf mit hohem sozialem Ansehen ausgeübt, nun verbreitete er viele rechte Vorstellungen, obwohl er sein Leben lang bekennender Sozialdemokrat war. Diese Wandlung führte zu Spannungen in der Familie, auch zu Streit bei Familientreffen. Und dann begann die Coronakrise. Nach dem ersten Lockdown in Österreich bemerkte meine Bekannte, dass ihr Vater begonnen hatte, jeden Tag ein Mittel einzunehmen. Es wird im Internet als Heilmittel für nahezu jede erdenkliche Krankheit oder Entwicklungsstörung beworben - es heißt, es könne Krebs, Autismus, Malaria, Multiple Sklerose, Aids und dann auch Covid-19 heilen. Im Netz wird dieses Produkt unter der Bezeichnung MMS (kurz für: Miracle Mineral Supplement) oder als CDL (kurz für: Chlordioxid-Lösung) verkauft.43 Gesundheitsbehörden warnen explizit vor der Einnahme dieser Erzeugnisse. Chlordioxid ist genau genommen ein Bleich- und Desinfektionsmittel. Zum Beispiel wird damit in der Industrie Papier gebleicht oder es werden die Oberflächen von Gebäuden gereinigt. In extrem verdünnten Mengen und mit großer Sorgfaltspflicht wird Chlordioxid auch zur Wasserreinigung eingesetzt.44 Bauernhöfe nutzen diese Substanz beispielsweise, um die Tränkewassersysteme der Stalltiere zu entkeimen. Einst wurde Chlordioxid sogar zum Bleichen von Mehl verwendet, aber da sich bei Tierversuchen schwere Nierenschäden zeigten, ist dies mittlerweile verboten.45 Trinken sollte man diese Substanz definitiv nicht, denn laut Expert*innen kann sie selbst in verdünntem Zustand den Körper von innen verätzen.46

Trotzdem glauben auch im deutschsprachigen Raum Menschen den Heilsversprechungen rund um dieses Produkt. Meine Bekannte bemerkte, dass ihr Vater jeden Tag eine kleine Menge Chlordioxid in Wasser auflöste und zu sich nahm: Das war der Moment, in dem die Verschwörungserzählungen auch sein Handeln beeinflussten. Diese Situation alarmierte die Tochter - wobei sie selbst anmerkt, dass das Ganze durchaus eine paradoxe Seite hat: Der Widerspruch dabei ist: Mein Vater sagt einerseits, das Coronavirus ist wie eine normale Grippe, trinkt aber sicherheitshalber dieses Produkt.

Ich bringe dieses Beispiel, um eines zu verdeutlichen: Falschmeldungen - gerade in Bezug auf Gesundheitsthemen - können ernste Konsequenzen haben. Die deutsche Verbraucherzentrale warnt vor Chlordioxid, weil seine Einnahme zu Erbrechen, Durchfall, Nierenversagen und schweren Darmschädigungen führen kann.47 Das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen weist außerdem darauf hin, dass es zum Beispiel zu Verätzungen der Speiseröhre kommen kann.48 Christoph Baumgärtel, Arzneimittelexperte dieser Behörde, erzählte mir, dass dem Bundesamt immer wieder Betroffene schreiben, die über derartige Symptome - Erbrechen bis hin zu Nierenschäden - klagen. Auch im Internet posten Menschen, dass sie MMS oder CDL tranken und sich daraufhin übergeben mussten oder Durchfall bekamen. Jedoch werden solche Symptome von Webseiten, die diese Produkte empfehlen, verharmlost und umgedeutet. Dort ist dann beispielsweise die Erklärung zu finden, dass der Durchfall ein Zeichen sei, dass der Körper abgetötete Parasiten oder zerstörte Krebsteile ausscheide. Das ist eine üble Verdrehung der Realität: Das Desinfektionsmittel Chlordioxid kann der Magen-Darm-Schleimhaut schaden - und was Menschen dann in ihrem Stuhl ausscheiden, ist ein Teil ihrer Schleimhaut.49

Mich irritiert dieses Thema wirklich. Weil hier die Angst von Menschen oder gar ihre Verzweiflung ausgenutzt werden. Offensichtlich fürchten sich manche so sehr vor dem Coronavirus, dass sie selbst äußerst fragwürdige Substanzen einnehmen. Viele Typen von Falschmeldungen sind problematisch: Wenn beispielsweise ohne Beleg behauptet wird, eine Wahl sei gefälscht, und somit Misstrauen in die Demokratie gesät wird. Oder wenn Wut und Vorurteile über Minderheiten geschürt werden, indem man böse Gerüchte streut. Aber bei Gesundheits-Fakes sind die negativen Auswirkungen oft besonders deutlich. Donald Trump regte als US-Präsident bei einer Pressekonferenz zum Beispiel an, man könnte als Strategie gegen das Coronavirus versuchen, Menschen Desinfektionsmittel zu injizieren - eine Aussage, die für Aufschrei sorgte und von der Trump im Nachhinein behauptete, er habe das sarkastisch gemeint.50 Egal, wie Trump das gemeint hat, witzig ist es nicht: Eine Befragung des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ergab kurz nach Trumps Meldung, dass vier Prozent der Befragten schon verdünnte Bleichmittel, Seifenwasser oder andere Reinigungsund Desinfektionsmittel getrunken oder gegurgelt haben, um sich vor dem Coronavirus zu schützen.51 In Arizona starb sogar ein Mann, nachdem er die Reinigungsflüssigkeit seines Aquariums geschluckt hatte - er wollte damit dem Coronavirus vorbeugen.52

Manch ein unseriöser Gesundheitstipp ist letztlich natürlich eine Profitmasche. Chlordioxid beispielsweise ist ein billiges Industrieprodukt. Hier befinden wir uns auf einem juristisch komplexen Gebiet, weil der Vertrieb von Desinfektionsmittel ja nicht verboten ist. Strafbar wird es aber dann, wenn man diese Substanz verkauft und dabei gleichzeitig ein Heilsversprechen abgibt. Wenn Sie behaupten, ein Produkt könnte eine Krankheit heilen, dann braucht dieses Produkt eine medizinische Zulassung - und diese hat Chlordioxid selbstverständlich nicht , erklärt Christoph Baumgärtel. In Deutschland wurde im Jahr 2019 auch schon ein Unternehmer rechtskräftig zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt, der unter anderem MMS verkauft und auch Anleitungen zur Einnahme inkludiert sowie zu Webseiten verlinkt hatte, die MMS als Heilmittel anführten. Er hatte mit dem Verkauf schädlicher Produkte in zwei Jahren beispielsweise einen Umsatz von insgesamt fast 250.000 Euro erzielt, wobei er dabei auch noch Steuerhinterziehung beging.53 Mildernd wirkte sich auf das Urteil aus, dass der Mann selbst MMS ausprobiert hatte - er hat wohl nicht vorsätzlich anderen geschadet. Er ignorierte zwar die Warnungen seiner Lieferanten, aber er schien insgesamt auch ahnungslos. Die Staatsanwaltschaft hatte in diesem Fall übrigens eine härtere Strafe gefordert, aber der Bundesgerichtshof stimmte dem nicht zu.

Der Fall zeigt für mich: Selbst eine Person, die überhaupt keine Ahnung von Medizin hat, kann solche Industrie-Bleichmittel einkaufen - und dann umfüllen und gewinnbringend verkaufen. Wenn jemand fragwürdige Produkte vertreibt oder generell mit Falschmeldungen hantiert, lässt sich oft nicht mit hundertprozentiger Gewissheit feststellen, was diese Person genau antreibt. Glaubt sie das wirklich? Oder hat sie hier eine Möglichkeit entdeckt, Einnahmen oder Aufmerksamkeit zu generieren? Jedenfalls würde ich von folgenden drei Beweggründen ausgehen, warum Menschen Falsches oder Irreführendes verbreiten:

1.Sie glauben das wirklich.

2.Ihnen gefällt die Aufmerksamkeit, die sie mit solchen Behauptungen erzeugen.

3.Sie sehen einen Markt, den man professionell bespielen kann. Immerhin gibt es einige Menschen, die für faktenwidrige oder wissenschaftsferne Behauptungen zugänglich sind und somit potenzielle Kundschaft darstellen. Und in Zeiten des Internets ist es noch einfacher geworden, diese Zielgruppe auch tatsächlich zu...
mehr

Autor

Ingrid Brodnig ist die Expertin für Fake News, Mobbing und Hass in unserer zunehmend digitalen Welt. Die Autorin und Kolumnistin hält Vorträge und Workshops und wird dabei immer häufiger um Tipps im Umgang mit Verschwörungsmythen gebeten. Für ihr Buch "Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können" wurde sie mit dem Bruno- Kreisky-Sonderpreis ausgezeichnet.
Weitere Artikel von
Gafinen, Marie-Pascale
Illustrationen