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Auf dem Weg ins Imperium

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Europa Verlagerschienen am28.02.2023
'ES GIBT ZEITEN IN DER GESCHICHTE DER MENSCHHEIT, IN DENEN OPTIMISMUS EINFACH NUR FEIGHEIT UND UNVERANTWORTLICHE VERBLENDUNG BEDEUTET.' DAVID ENGELS Steht die Europäische Union vor einem ähnlich spektakulären Systemwechsel wie einst die späte Römische Republik? Ja, sagt der deutsch-belgische Historiker David Engels in seinem in Frankreich viel diskutierten Bestseller: Anhand von zwölf Indikatoren vergleicht er verschiedene Aspekte der Identitätskonstruktion der EU mit Krisensymptomen der ausgehenden Römischen Republik - und zieht dabei beunruhigende Parallelen: Der Wandel von einer von Werteverlust, Dauerkrise, Reformstau und politischem Immobilismus gekennzeichneten Republik zu einem autoritären und konservativen Imperium zeichnet sich heute auch in der EU ab. Quo vadis, Europa? Für den Historiker David Engels steht fest: Die europäische Demokratie steht unwiderruflich am Abgrund. Der Professor für römische Geschichte vergleicht die Lage der Europäischen Union mit der Situation der dem Untergang geweihten späten Römischen Republik, indem er Zitate antiker Philosophen und Schriftsteller den aktuellsten Statistiken zur Lage Europas gegenüberstellt. Und entdeckt dabei verblüffende Parallelen: Immigrationsproblematik und Bevölkerungsrückgang, Materialismus und Globalisierung, Werteverlust und Fundamentalismus, Technokratie und Politikverdrossenheit, der Verlust von Freiheit und Demokratie - all diese scheinbar so modernen Probleme brachten bereits vor 2000 Jahren die Römische Republik ins Wanken und ermöglichten die Machtergreifung von Augustus. Engels' umfassende Forschungsergebnisse bestätigen Oswald Spenglers Studie Der Untergang des Abendlandes und ermöglichen ein neues Verständnis für die komplexen Probleme unserer Zeit. Sie zeigen aber auch, welche Weichen es zu stellen gilt, wenn das Schlimmste verhindert werden soll. Entscheidend für das politische Überleben der Europäischen Union, so seine Analyse, ist die Rückbesinnung auf die ureigene europäische Identität mit ihrer kulturellen Tradition, jenseits abstrakter Gleichmacherei.

Prof. Dr. David Engels, Jahrgang 1979, studierte Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft an der RWTH Aachen. 2008 wurde er an die Freie Universität Brüssel (ULB) berufen, wo er den Lehrstuhl für Römische Geschichte innehat. Darüber hinaus ist er Chefredakteur und Herausgeber der altertumswissenschaftlichen Zeitschrift Latomus. Engels' Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der römischen Religionsgeschichte, des seleukidischen Staates und der antiken wie modernen Geschichtsphilosophie.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR38,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR26,99

Produkt

Klappentext'ES GIBT ZEITEN IN DER GESCHICHTE DER MENSCHHEIT, IN DENEN OPTIMISMUS EINFACH NUR FEIGHEIT UND UNVERANTWORTLICHE VERBLENDUNG BEDEUTET.' DAVID ENGELS Steht die Europäische Union vor einem ähnlich spektakulären Systemwechsel wie einst die späte Römische Republik? Ja, sagt der deutsch-belgische Historiker David Engels in seinem in Frankreich viel diskutierten Bestseller: Anhand von zwölf Indikatoren vergleicht er verschiedene Aspekte der Identitätskonstruktion der EU mit Krisensymptomen der ausgehenden Römischen Republik - und zieht dabei beunruhigende Parallelen: Der Wandel von einer von Werteverlust, Dauerkrise, Reformstau und politischem Immobilismus gekennzeichneten Republik zu einem autoritären und konservativen Imperium zeichnet sich heute auch in der EU ab. Quo vadis, Europa? Für den Historiker David Engels steht fest: Die europäische Demokratie steht unwiderruflich am Abgrund. Der Professor für römische Geschichte vergleicht die Lage der Europäischen Union mit der Situation der dem Untergang geweihten späten Römischen Republik, indem er Zitate antiker Philosophen und Schriftsteller den aktuellsten Statistiken zur Lage Europas gegenüberstellt. Und entdeckt dabei verblüffende Parallelen: Immigrationsproblematik und Bevölkerungsrückgang, Materialismus und Globalisierung, Werteverlust und Fundamentalismus, Technokratie und Politikverdrossenheit, der Verlust von Freiheit und Demokratie - all diese scheinbar so modernen Probleme brachten bereits vor 2000 Jahren die Römische Republik ins Wanken und ermöglichten die Machtergreifung von Augustus. Engels' umfassende Forschungsergebnisse bestätigen Oswald Spenglers Studie Der Untergang des Abendlandes und ermöglichen ein neues Verständnis für die komplexen Probleme unserer Zeit. Sie zeigen aber auch, welche Weichen es zu stellen gilt, wenn das Schlimmste verhindert werden soll. Entscheidend für das politische Überleben der Europäischen Union, so seine Analyse, ist die Rückbesinnung auf die ureigene europäische Identität mit ihrer kulturellen Tradition, jenseits abstrakter Gleichmacherei.

Prof. Dr. David Engels, Jahrgang 1979, studierte Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft an der RWTH Aachen. 2008 wurde er an die Freie Universität Brüssel (ULB) berufen, wo er den Lehrstuhl für Römische Geschichte innehat. Darüber hinaus ist er Chefredakteur und Herausgeber der altertumswissenschaftlichen Zeitschrift Latomus. Engels' Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der römischen Religionsgeschichte, des seleukidischen Staates und der antiken wie modernen Geschichtsphilosophie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958905801
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum28.02.2023
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5031 Kbytes
Artikel-Nr.11129610
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EUROPÄISCHE IDENTITÄT, UNIVERSALISTISCHE WERTE UND SYSTEMKRISE

Dazu haben wir gleiches Blut und gleiche Sprache mit den Griechen, die gleichen Heiligtümer und Opfer, die gleichgearteten Sitten. Es wäre nicht anständig, wenn wir dies alles verraten wollten.88

Herodot
TOLERANZ: ETHNIZITÄT UND KOSMOPOLITISMUS
Europäische Union
Laut der oben angeführten Umfrage von Eurostat (EB 68) gehört für 16 Prozent der Europäer die »Toleranz« zu den drei Werten, die für sie persönlich am wichtigsten sind, und für 10 Prozent von ihnen zählt sie zu den drei für die Europäische Union richtungsweisenden Wertvorstellungen. Und tatsächlich ist in der Geschichte der Menschheit die Toleranz des jeweils »Anderen« ein herausragendes Merkmal für das Erreichen einer gewissen Zivilisationsstufe. Ihre Einordnung unter die Leitwerte einer staatlichen Institution ist also ein äußerst aussagekräftiges Kennzeichen89 - doch aussagekräftig wofür?

Die Herausbildung einer ersten Form kollektiver Identität beginnt in der Urgeschichte der Menschheit in dem Moment, in welchem sich der Einzelne mit der erweiterten ethnischen Gruppe identifiziert, der er durch familiäre Abstammung zugehört, und dementsprechend all diejenigen, die ihr verwandtschaftlich nicht angehören, als »Andere« ausgeschlossen werden. Identität ist also untrennbar verbunden mit Mechanismen von Ein- und Ausschluss, denn »durch ihre Identität definieren Menschen sich selbst und unterscheiden sich von anderen«,90 wie der Psychologe Donald E. Polkinghorne treffend definiert. Menschliche Gesellschaften basieren somit auf der Familie, dem Stamm und später dem Volk, das als ethnische Einheit sich ursprünglich auf die Annahme blutsmäßiger Verwandtschaft im weitesten Sinne gegründet hat und später ihr Fortleben durch Verweis auf die allen gemeinsame Sprache sichert. Selbstverständlich hat nun jede Kultur, sobald sie sich nach außen hin öffnet und in Kontakt zu anderen Gesellschaften tritt, ein reges Interesse daran, eine gewisse Duldung oder Toleranz dem »Anderen« gegenüber zu entwickeln, damit so ein geregeltes Verhältnis zu den sich dabei ergebenden kulturellen Mischformen entsteht. Sie muss deshalb die Ausschließlichkeit ihrer eigenen kulturellen Identität zumindest teilweise relativieren, um diese Öffnung nach außen aufrechtzuerhalten. Doch befindet sich eine Gesellschaft bereits in einem Stadium, in dem aus der Duldung des »Anderen« allmählich dessen Idealisierung geworden ist, während vorsichtige Selbstabgrenzung bereits mit einem Akt der Feindschaft verwechselt wird, müssen selbst die einfachsten Versuche, kollektive Identität überhaupt definieren zu wollen, als politisch unkorrekt erscheinen, da die entsprechenden staatlichen Institutionen sich nur noch für die Garantie der Autonomie des Einzelindividuums verantwortlich fühlen, nicht aber für das Überleben der durch sie ursprünglich gebildeten kulturellen Gruppierung. Es dürften kaum Zweifel bestehen, dass das Europa des 21. Jahrhunderts gegenwärtig diesen Punkt erreicht hat.

Dass aber eine solche von oben geradezu geförderte Atomisierung der Gesellschaft und ihre Aufsplitterung in Einzelwesen letztlich das tiefe Bedürfnis des Einzelnen verkennt, sich nicht nur in eine unmittelbare Beziehung zur Vergangenheit seiner Familie, sondern auch zu der seines Volkes und seiner Kultur setzen und sich mit diesen identifizieren zu können, dürfte ebenso selbstverständlich sein wie der Wunsch nach staatlichen Institutionen, welche dieses naturnotwendige Bedürfnis nicht nur mittragen, sondern in sich verkörpern. Trotz ihrer guten Vorsätze ist die universalistische Ideologie, welche zwischen Menschheit und Einzelwesen höchstens folkloristische Institutionen zu dulden scheint, daher auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt. Denn ethnische, staatliche und kulturelle Identitäten sind so stark im kollektiven Unterbewusstsein verankert, dass sie so lange Ausgangspunkt des politischen wie gesellschaftlichen Denkens sein werden, wie es Eltern gibt, die Kinder zeugen und so die Grundlage für die Fortpflanzung ebendieser Gemeinschaften bilden.91

Daher wurde die europäische beziehungsweise abendländische Identität über lange Zeit hinweg neben der Religion, auf die wir noch zu sprechen kommen werden, eher durch ethnische als durch geographische Merkmale bestimmt, schien sie doch auf dem Unterschied zwischen den »Weißen«, welche sich in Mitglieder der romanischen, germanischen und slawischen Sprach- und Völkerfamilien teilten, und den anderen Gruppen wie etwa Asiaten, Afrikanern, Indianern etc. zu beruhen. Die Tatsache, dass es natürlich seit jeher Kontakt- und Mischzonen zwischen diesen einzelnen Gruppen gegeben hat, ist dabei eine Ausnahme, welche die Regel nur bestätigt,92 ebenso wie die durch die Kolonisation hervorgerufene Entstehung von Gesellschaften abendländischer Prägung außerhalb Europas. So war denn die Hautfarbe als scheinbare Kronzeugin ethnischer Gemeinsamkeit lange Zeit hinweg völlig hinreichend, um die europäische Identität zu definieren. Sie begegnet uns bereits in den mittelalterlichen Ritterromanen als wesentliches Kennzeichen des »Wir-Gefühls«93 und wurde seit dem Zeitalter der großen Entdeckungsfahrten zur Grundlage einer pseudowissenschaftlichen Klassifizierung der Völker, welcher sich selbst die religiösen Einrichtungen anschlossen, denkt man an die biologistische Legitimation der Einfuhr von afrikanischen Sklaven in die südamerikanischen Kolonien, deren einheimische Bevölkerung als ethnisch höherrangig interpretiert wurde:

Vor dem Zeitalter der Entdeckungen waren die Unterschiede zwischen Gruppen weitgehend auf Sprache, Religion und Geographie gegründet. [...] Der Europäer hat auf die Unterschiede in der Hautfarbe und der Physiognomie zwischen ihm selbst und den Bewohnern Afrikas, Asiens und Amerikas seit jeher ein wenig hysterisch reagiert (siehe beispielsweise die dramatische Umsetzung des Rassenkonflikts im Othello oder im Sturm). Seit den 1500er-Jahren begannen die Europäer, das zu entwickeln, was man später den »wissenschaftlichen Rassismus« nannte, den Versuch, eine biologische und nicht kulturelle Definition von Rasse zu liefern [...]. So tauchte die weiße Hautfarbe als eine heute »panethnisch« bezeichnete Kategorie auf, welche es erlaubte, die verschiedenen europäischen Ethnien als eine einzige »Rasse« zu verstehen [...].94

Nun ist diese elementare Grundlage der Herausbildung einer europäischen Identität, deren unbewusste Bedeutung trotz ihrer offenkundigen Einseitigkeit und starken Vereinfachung aber bis heute nicht zu unterschätzen ist, mittlerweile äußerst fragwürdig geworden, und zwar aus zwei Gründen.

Einerseits haben die verschiedenen Formen von Fremdenfeindlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert mitsamt ihren verheerenden Auswirkungen die Europäer solcherart traumatisiert, dass kultureller Stolz gleichbedeutend geworden ist mit Chauvinismus und Nationalismus und die Furcht vor dem »Anderen« mit einer Bereitschaft zu dessen gewaltsamer Unterdrückung.95 Diese allmähliche Ausartung politisch korrekten Denkens zu einer wahren Selbstkasteiung vergisst freilich eines der von dem deutschen Soziologen und Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann entwickelten Grundgesetze der modernen Gesellschaftslehre, dem zufolge Integration nur durch Exklusion möglich sein kann,96 sodass eine regellose Vermischung von Individuen verschiedenster Herkunft letztlich auch nur in eine Gesellschaft münden wird, die nach Sinn und Ordnungsrahmen dürstet und notwendigerweise neue Formen von Ausschließlichkeit herausbilden muss, um ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit Sinn zu geben und sie vor dem Zerfall zu schützen. Gewiss, man kann stolz darauf sein, dass die Europäische Union sich berufen zu sehen scheint, das kantische Ideal des universalistischen Staates unmittelbar in die Wirklichkeit umzusetzen,97 aber dies ist keine Entschuldigung dafür, die Augen vor den unvermeidlichen Folgen einer solchen Politik zu verschließen. Denn die kulturelle Identität Europas, die sich aus der Fortsetzung einer derartigen universalistischen Politik ergibt, wird nicht mehr aus einer sinnvollen, durch Geschichte und Tradition festgelegten und mit transzendenter Bedeutung gefüllten Verknüpfung von Einzelwerten bestehen, sondern einzig und allein aus der jeweiligen, beständig wechselnden Summe des zufälligen kulturellen Befindens jener Individuen, welche sich gegenwärtig auf seinem Staatsgebiet befinden. Somit verlangt diese rein statistische Größe, da sie ausschließlich von den Zufällen der Migration und der Mode abhängt und auf einer radikalen Ablehnung der Treue gegenüber der kulturellen Vergangenheit fußt, alle paar Jahre nach einer neuen Bestandsaufnahme. Und so erklärt sich denn auch, dass die Europäische Union nach Thomas Meyer,...
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Autor

Prof. Dr. David Engels, Jahrgang 1979, studierte Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft an der RWTH Aachen. 2008 wurde er an die Freie Universität Brüssel (ULB) berufen, wo er den Lehrstuhl für Römische Geschichte innehat. Darüber hinaus ist er Chefredakteur und Herausgeber der altertumswissenschaftlichen Zeitschrift Latomus. Engels' Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der römischen Religionsgeschichte, des seleukidischen Staates und der antiken wie modernen Geschichtsphilosophie.