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Tapas, Vino, Valentina

Ein Roman über die Kunst des Alterns
tolino mediaerschienen am01.07.2023
Jahrzehntelang war Konrad Lauer ein gefeierter Reporter. Wenn er seine Geschichten zum Besten gab, hingen ihm die Menschen an den Lippen. Doch das Alter ist nicht gut zu ihm. Bitterkeit macht sich breit. Der einst so lebensfrohe Konrad wird zum besserwisserischen Kotzbrocken, dem keiner mehr zuhören will. Eines Tages taucht Valentina in Konrads Stammcafé in Palma de Mallorca auf, die erste große Liebe seines Lebens. Es wird ein schicksalhaftes Wiedersehen, das den alternden Konrad auf die Idee bringt, mit siebzig noch einmal neu durchzustarten. In diesem Roman werden sich Leserinnen und Leser wiederfinden, die sich auf der Zielgerade ihres Lebens befinden. Auch Mallorca-Liebhaber kommen auf ihre Kosten. Das Buch ist ein amüsanter Ratgeber für Ältere, die einen Neubeginn wagen. Es ist aber auch ein Mutmacher für junge Menschen. Zu jedem der Nebenschauplätze gibt es Geschichten - tragische, skurrile, erotische, aber immer unterhaltsame. Erzählt von einem Vollblut-Journalisten, der das Leben verstanden hat und die Kunst des Storytelling beherrscht. Das Buch handelt von Jugend und Alter, von Freiheit und Abenteuer, von Liebe, Sex und Sehnsüchten. Es ist ein Wohlfühlroman der alten Schule, der aber wunderbar in unsere Zeit passt.

HERBERT BOPP Jahrgang 1949. Stammt aus Ummendorf (Baden-Württemberg). Lebt seit Beginn der 80er-Jahre in Montréal. Berichtete jahrzehntelang als freier Auslandskorrespondent aus Kanada und Alaska, aber auch aus anderen Teilen der Welt. Für sein 'New Yorker Tagebuch' wurde er nach den Terroranschlägen von 9/11 mit dem 'New Media Award" ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,99

Produkt

KlappentextJahrzehntelang war Konrad Lauer ein gefeierter Reporter. Wenn er seine Geschichten zum Besten gab, hingen ihm die Menschen an den Lippen. Doch das Alter ist nicht gut zu ihm. Bitterkeit macht sich breit. Der einst so lebensfrohe Konrad wird zum besserwisserischen Kotzbrocken, dem keiner mehr zuhören will. Eines Tages taucht Valentina in Konrads Stammcafé in Palma de Mallorca auf, die erste große Liebe seines Lebens. Es wird ein schicksalhaftes Wiedersehen, das den alternden Konrad auf die Idee bringt, mit siebzig noch einmal neu durchzustarten. In diesem Roman werden sich Leserinnen und Leser wiederfinden, die sich auf der Zielgerade ihres Lebens befinden. Auch Mallorca-Liebhaber kommen auf ihre Kosten. Das Buch ist ein amüsanter Ratgeber für Ältere, die einen Neubeginn wagen. Es ist aber auch ein Mutmacher für junge Menschen. Zu jedem der Nebenschauplätze gibt es Geschichten - tragische, skurrile, erotische, aber immer unterhaltsame. Erzählt von einem Vollblut-Journalisten, der das Leben verstanden hat und die Kunst des Storytelling beherrscht. Das Buch handelt von Jugend und Alter, von Freiheit und Abenteuer, von Liebe, Sex und Sehnsüchten. Es ist ein Wohlfühlroman der alten Schule, der aber wunderbar in unsere Zeit passt.

HERBERT BOPP Jahrgang 1949. Stammt aus Ummendorf (Baden-Württemberg). Lebt seit Beginn der 80er-Jahre in Montréal. Berichtete jahrzehntelang als freier Auslandskorrespondent aus Kanada und Alaska, aber auch aus anderen Teilen der Welt. Für sein 'New Yorker Tagebuch' wurde er nach den Terroranschlägen von 9/11 mit dem 'New Media Award" ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757909017
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse283
Artikel-Nr.11137146
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1. KAPITEL

Und cortado, por favor. Wenigstens bis hierher reicht sein Spanisch noch. Einen Kaffee bestellen, das wird ja wohl noch gehen. Früher, da hätte er noch in mindestens vier Sprachen Revolutionen anzetteln können. Englisch fließend, Französisch fließend, Spanisch flüssig. Deutsch sowieso. Nähme man noch Schwäbisch dazu, wären es sogar fünf.

Aber wer wird schon auf Schwäbisch eine Revolution anzetteln wollen? Der Schwarze Vere vielleicht, der eigentlich Franz Xaver Hohenleiter hieß, aber seit 200 Jahren tot ist? Er war ein Räuberhauptmann, seine Gefolgschaft ein liederliches und arbeitsscheues Volk. Ein Blitzeinschlag hatte Hohenleiters Räuberlaufbahn spektakulär beendet. Der Schwarze Vere saß angekettet in seiner Zelle, als ein Gewitter aufzog. Von einem Kugelblitz getroffen, sackte der Gangster in sich zusammen.

Die Eisenketten hatten ihn mit gerade mal 31 Jahren zum Schmoren gebracht - ausgerechnet im Siechenturm zu Biberach, weit weg von der Bar Bosch , wo Konrad Lauer auch heute wieder seinen täglichen Cortado trinkt und Hof hält. Seitdem er einen Teil seines Ruhestands auf Mallorca verbringt, ist die Bar Bosch in Palma so etwas wie sein Home-away-from-Home.

Konrad Lauer liebt schwäbische Legenden und wenn er ehrlich ist, hofft er darauf, irgendwann selbst als so eine Legende in die Geschichtsbücher einzugehen. Am besten als der Handwerkersohn, der es als Starreporter aus der Tiefe Oberschwabens in die große Welt geschafft hat.

Aber da es mit der Legendenbildung bisher nicht so richtig geklappt hat, begnügt er sich eben damit, seinem Ruf als begnadeter Geschichtenerzähler gerecht zu werden. Als einer, der schon fast alles erlebt hat und auch im Ruhestand nichts lieber tut, als seine Geschichten an den Mann zu bringen oder besser noch: an eine Frau.

Konrad Lauer liebt Geschichten und er liebt die Frauen. Wenn er auch nur eine von ihnen mit seinen Geschichten beglücken kann, war es ein guter Tag für ihn.

Doch es gibt Tage, da beißt er sich bei seinen Zuhörerinnen die Zähne aus. So wie heute, als er seiner Tischnachbarin, einer Rothaarigen mit Rosenranke auf dem linken und Dornen-Tattoo am rechten Arm, versucht, die Legende vom Schwarzen Vere zu verklickern.

Wäre eine tolle Story gewesen, das mit dem Schwarzen Vere , sagt Konrad und erzählt ihr jetzt von traurigen Gestalten, die auf ihren Raubzügen durch Oberschwaben die Bauern verschonten und die Jungfrauen, die ihnen über den Weg liefen, beschützten.

Ein besserer Mensch war er deswegen noch lange nicht , philosophiert Konrad und streicht sich dabei über seinen eisgrauen Stoppelbart. Sein Gegenüber, Mitte 20, scheint von seiner These nur mäßig beeindruckt.

Tschuldigung, wer war weswegen noch lange kein besserer Mensch? , hakt sie im breitesten Ruhrpottslang nach.

Der Schwarze Vere natürlich! , schießt es aus Konrad und er wirkt jetzt ungehalten. Sagen Sie mal, hören Sie mir eigentlich zu?

Konrad Lauer ist jetzt eindeutig auf Krawall gebürstet. So viel Ignoranz für seine Geschichten muss bestraft werden. Er nimmt sich vor, seine Gesprächspartnerin vorzuführen. Dafür stellt er ihr eine Frage, mit der er schon manche Barbekanntschaft entlarven konnte, weil sie ihn nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit beachtet hatte.

Mal was anderes , verleiht er dem Gespräch jetzt eine süffisant-siegessichere Note: Wie würden Sie eigentlich meine Haarfarbe beschreiben?

Keine Ahnung, was unter dem Hut ist. Runter damit! , fordert ihn die junge Frau auf. Im Gegensatz zu dem Alten ist ihr gar nicht nach Attacke zumute. Schließlich ist sie im Urlaub. Lange genug hatte sie für diese Woche auf Malle sparen müssen. Sie will das Gespräch jetzt schnell zu Ende bringen und den komischen Kauz mit seiner Griesgrämigkeit einfach nur loswerden.

Konrad nimmt den breitkrempigen Fedora mit ausladender Geste ab.

Und? Farbe?

Salz und Pfeffer , sagt die Frau mit den Tattoos.

Sehr gut , antwortet Konrad geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die sie ihm offensichtlich doch schenkt. Doch ganz ungeschoren will ihn seine Bar-Bekanntschaft dann doch nicht davonkommen lassen.

Mehr Salz als Pfeffer , sagt sie und freut sich, als sie Konrads enttäuschte Miene sieht.

Wie charmant , sagt Konrad und setzt den Fedora wieder aufs pfeffergraue Resthaar.

Dabei hat die Rothaarige ja nicht unrecht. Konrad geht auf die 70 zu. Da haben es Männerhaare, falls noch vorhanden, so an sich, dass sie ihre Farbe wechseln.

Sein Gegenüber, klein, dick und frech, hat den Alten jetzt endgültig satt, steht mit ungelenkigen Bewegungen auf und verabschiedet sich.

Tschüsske , ruft sie Konrad immerhin noch zu. Dann navigiert sie schwerfällig durch die engen Tischreihen der Bar Bosch , hinaus auf den Paseo Borne, wo die einsetzende Dunkelheit ihren ungeschmeidigen Körper verschluckt.

Konrad kommt ins Grübeln. Dass sie vor seinen Geschichten davonlaufen, wäre ihm früher nie passiert. Jetzt macht selbst so ein Rotfuchs mit Dortmund-Käppi schon einen Bogen um ihn.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass sie dem ehemaligen Starreporter Konrad Lauer an den Lippen hingen, wenn er die Story vom verschollenen Aussteiger in der Wildnis von Alaska zum Besten gab, die er für den Playboy geschrieben hatte. Für seine Reportagen über 9/11 gab es sogar einen Preis. Sein New Yorker Tagebuch sei mit das Beste gewesen, das es in den deutschsprachigen Medien zu diesem Thema gab, hieß es damals in der Begründung. Keine Frage: Als Journalist spielte Konrad Lauer in einer Liga für sich.

Garantiert klebten sie ihm an den Lippen, wenn er vom Sauerzehcocktail im Yukon erzählte. Den zu trinken, das ist nichts für Zartbesaitete. Das ist für Erwachsene, eine Mutprobe vom Feinsten ist das. Wer ist schon verrückt genug, in einer Golddigger-Bar in Dawson City einen verschrumpelten menschlichen Zeh vor den Augen der anderen Kneipenbesucher in einem Schnapsglas mit der Zunge zu berühren, nur um hinterher den Whisky umsonst zu bekommen?

Konrad Lauer ist verrückt genug gewesen. Eine, ja, man kann es so sagen, lebende Reporterlegende , die heute kaum noch einer beim Namen kennt und gleich gar nicht vom Aussehen.

Gestern war nicht nur mehr Lametta, es war einfach mehr los.

Die guten Geschichten liegen auf der Straße, man muss sie nur finden , erzählt er jungen Kollegen manchmal, die auch heute noch seinen Rat suchen. Wir sind mediale Trüffelschweine , sagt er dann und ist sich des rhetorischen Effekts bewusst.

Lauer weiß, wie man Gesprächspartner in seinen Bann zieht. Manchmal genügt ein Wort und schon hören sie ihm zu. Trüffelschweine ist so ein Wort. Lauer verwendet es gerne und oft. Alle Reporter müssten mit der Suchfunktion des Trüffelschweins an ihre Themen herangehen, dann stünde es besser um seinen Berufsstand. Gute Journalisten wie Lauer sind Edelfedern, keine Fake-News-Schleudern. Und sie sind Trüffelschweine.

Das Ende des Paseo Borne, oder auch den Anfang, je nach Perspektive, bildet Konrads Stammlokal, die Bar Bosch. An ihr führt in Palma de Mallorca kein Weg vorbei. Wer sehen und gesehen werden will, setzt sich im Winter unter einen der Wärmepilze und wünscht sich, die Kellner würden nie Feierabend machen.

Im Sommer, wenn Millionen Touristen einfallen, um in Malle zu feiern oder auch nur gepflegt Urlaub zu machen, können selbst Stammgäste wie Konrad von Glück reden, wenn sie noch einen Stuhl unter einem der riesigen Sonnenschirme ergattern.

Konrad hasst diese Ungerechtigkeit. Da kommen diese Ballermänner mit ihren rosaroten All-Inclusive-Armbändchen für einen Abend von Arenal in die große Stadt und parken ihre fetten Ärsche auf unseren angestammten Plätzen , jammert er seinem neuen Tischnachbarn vor. Der schaut kurz auf sein Armband und wünscht noch einen schönen Abend.

Unfassbar murmelt Konrad zu sich selbst. Sind die eigentlich alle total verrückt geworden?

Auf die Idee, dass er es sein könnte, der mit seinen Alterslaunen oft schlecht auszuhalten ist, würde er nie kommen. Nicht er! Auf die Knie gehen müssten sie vor ihm, der ein Leben lang die Welt bereist hat, um über Trapper, Goldgräber, Filmstars, Rockstars, Spitzensportler und Präsidenten zu berichten und dabei Länder besucht hat, die die meisten Leute nicht einmal mit dem Zeigefinger auf der Landkarte finden. Wissen die eigentlich, wer ich bin?

So richtig wissen sie es nicht. Nur noch selten kommt es vor, dass sich jemand an sein Gesicht aus dem Fernsehen erinnert.

Menschenskind, Sie sind doch der, Verdammtnochmalwiewargleichdername?, naja, jedenfalls der, der damals über diesen schrecklichen Eissturm in Kanada berichtet hat!

Stimmt , lobte Konrad den Touristen aus Leutkirch wie jemanden, der seine Hausaufgaben gemacht hat. Der bin ich. Das war vielleicht eine Katastrophe, sage ich Ihnen!

Bis ins Detail musste sich der arme Allgäuer jetzt anhören, was er offensichtlich schon wusste. Wie sich auf den Elektroleitungen eine 15 Zentimeter dicke Eisschicht gebildet hatte und die Überlandmasten umknickten wie Streichhölzer. Wie die Menschen nichts mehr zu essen hatten und ihnen das Bargeld ausging, weil ja ohne Strom kein Bankautomat mehr funktionierte. Wie sie nicht mehr Auto fahren konnten, weil die Zapfsäulen kein Benzin mehr hergaben.

Eigentlich bin ich nicht so der Fernsehtyp , sagt Konrad Lauer, was man ja unschwer an meinem Radiogesicht erkennt. Hahaha. Keiner lacht. Schon wieder einen Witz vor die Wand gefahren.

Neuer Versuch: Also, dann mit der Fernsehcrew im Ü-Wagen raus und...


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