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Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am02.09.2023
Odette Germaine kann Tote zum Leben erwecken - und tut das auch. Als Kind hat die zwölfjährige Odette eine magische Rassel von ihrer etwas zu experimentierfreudigen Urgroßmutter Eloise bekommen. Seitdem hat Odette nekromantische Fähigkeiten und kann Tote zum Leben erwecken und kontrollieren. Deshalb verbringt sie ihre Zeit am liebsten zusammen mit ihren toten Freunden auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. An Halloween plant sie eine große Party für alle. Blöd nur, dass sie nicht die einzige Nekromantin dort ist. Auch die Dunkle Bruderschaft macht sich auf dem Friedhof breit und plant - ausgerechnet an Halloween - die Weltherrschaft zu übernehmen. Das kann Odette nicht zulassen. Sie setzt alles daran, den Friedhof zu verteidigen und ihre Party zu feiern. Halloween auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise - es lebe die Fantasie! - Die eigensinnige Odette lässt sich von nichts und niemandem beeindrucken oder gar von Erwachsenen etwas vorschreiben - in der Tradition von Pippi Langstrumpf und der roten Zora. - Spannung, Spaß und Gruseln sind garantiert. Die Gänsehaut gibt's gratis dazu. - Geballte Mädchenpower macht dich stark und beschert dir das Lesevergnügendeines Lebens. - Ein fantastisches Abenteuer zum Schmökern, Schaudern und Kichern. - Franziska Lagemann geht mit ihrer Gruselgeschichte für Kinder ab 10 Jahren das schwierige Thema Tod von einer ungewöhnlichen Seite an.

Franziska Lagemann kommt aus der Nähe vom Schwarzwald und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt studiert. Sie lebt in London, wo sie als freiberufliche Theatertechnikerin arbeitet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextOdette Germaine kann Tote zum Leben erwecken - und tut das auch. Als Kind hat die zwölfjährige Odette eine magische Rassel von ihrer etwas zu experimentierfreudigen Urgroßmutter Eloise bekommen. Seitdem hat Odette nekromantische Fähigkeiten und kann Tote zum Leben erwecken und kontrollieren. Deshalb verbringt sie ihre Zeit am liebsten zusammen mit ihren toten Freunden auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. An Halloween plant sie eine große Party für alle. Blöd nur, dass sie nicht die einzige Nekromantin dort ist. Auch die Dunkle Bruderschaft macht sich auf dem Friedhof breit und plant - ausgerechnet an Halloween - die Weltherrschaft zu übernehmen. Das kann Odette nicht zulassen. Sie setzt alles daran, den Friedhof zu verteidigen und ihre Party zu feiern. Halloween auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise - es lebe die Fantasie! - Die eigensinnige Odette lässt sich von nichts und niemandem beeindrucken oder gar von Erwachsenen etwas vorschreiben - in der Tradition von Pippi Langstrumpf und der roten Zora. - Spannung, Spaß und Gruseln sind garantiert. Die Gänsehaut gibt's gratis dazu. - Geballte Mädchenpower macht dich stark und beschert dir das Lesevergnügendeines Lebens. - Ein fantastisches Abenteuer zum Schmökern, Schaudern und Kichern. - Franziska Lagemann geht mit ihrer Gruselgeschichte für Kinder ab 10 Jahren das schwierige Thema Tod von einer ungewöhnlichen Seite an.

Franziska Lagemann kommt aus der Nähe vom Schwarzwald und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt studiert. Sie lebt in London, wo sie als freiberufliche Theatertechnikerin arbeitet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986420192
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.09.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2089 Kbytes
Artikel-Nr.11140077
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Liebt man das Giftmischen zu sehr, vermisst einen schnell keiner mehr

Als Odettes Urgroßmutter Eloise im Sterben lag, war ihre gesamte Nachkommenschaft vor allem eines: erleichtert.

Die Alte hatte die Hälfte ihrer eigenen Kinder überlebt, und Odette, mit damals zwei Jahren, war die Tochter ihrer jüngsten Enkelin Elaine, während andere ihrer Urenkel selbst schon erwachsen und drauf und dran waren, ihre eigenen Familien zu gründen.

Alle waren sich also einig - es war absolut an der Zeit, dass Urgroßmutter Eloise den Löffel abgab.

Fünfzehn Jahre zuvor hatte einer ihrer Enkel sie regungslos am Fuß einer hohen Leiter gefunden und den Fehler gemacht, sofort einen Krankenwagen zu rufen, anstatt ein paar Minuten abzuwarten, bis es zu spät gewesen wäre, sie zu retten. Seitdem schien so etwas wie ein Fluch auf Urgroßmutter Eloise zu liegen: Egal, was mit ihr passierte, sie stand danach immer auf und lebte glücklicher weiter als je zuvor.

Es war ein Fluch für ihre Nachkommen, versteht sich. Sie selbst schien daran nichts auszusetzen zu haben.

Nach dem Fall von der Leiter kamen drei Autounfälle, zwei heruntergefallene Blumentöpfe und ein tollwütiges Wildschwein; aber kaum ins Krankenhaus eingeliefert, wirkte Urgroßmutter Eloise schon wieder so munter, dass man es nicht einmal infrage stellte, ob es sich wirklich lohnte, einer Hundertjährigen noch die dritte neue Hüfte einzusetzen.

Nebst ihrer wirklich unheimlichen Lebenskraft fühlte sich die Familie dazu sehr von ihrer berüchtigten Experimentierfreudigkeit und ihrem stetig wachsenden Kräutergarten bedroht. In manchen Jahren traute sich nur ein Bruchteil der Verwandtschaft überhaupt in das große Landhaus, das sie mit ihren jüngsten Kindern (allesamt schon in Rente) bewohnte, aus Angst vor den Gerichten und Menüs, die sie ihnen vorsetzen würde.

Urgroßmutter Eloise war zeitlebens eine begnadete Köchin gewesen, doch mit dem Anwachsen des Kräutergartens und mehr und mehr Ausflügen in den Wald, um Pilze, Beeren, Wurzeln und, den Familiengerüchten nach, auch den einen oder anderen Wurm zu sammeln, schmeckten ihre Kreationen immer verdächtiger.

Und auch die Nachwirkungen wurden immer verdächtiger - in dem Jahr, als Odettes Mutter Elaine frisch mit Odettes Vater, Maurice, verheiratet war und sie zusammen aufs Land fuhren, um mit der Familie Weihnachten zu feiern, lag am Tag danach ausnahmslos jeder mit starken Magenschmerzen im Bett und schwor, dass winzige Sternschnuppen durch die Zimmer flogen.

Nur wenig später stand Odettes Großvater, jüngster Sohn von Urgroßmutter Eloise, groß in allen lokalen Zeitungen als Der Mann, der sich für eine Buchecker hielt, weil er nach dem Genuss von Urgroßmutters neuestem Fischsuppenrezept auf eine Buche geklettert war und sich weigerte, vor dem Herbst herunterzukommen. So harrte er mehrere Wochen aus, seltsamerweise ohne dass man ihn je hätte essen oder trinken gesehen, und segelte dann leicht und sanft wie ein Papierflieger mit den ersten fallenden Blättern auf den Boden. Danach ging er nach Hause und tat so, als wäre er nie fort gewesen.

Je älter Urgroßmutter Eloise wurde, desto mehr Energie schien sie in ihre beiden Königsdisziplinen zu stecken: am Leben bleiben und Leute vergiften. Und je älter sie wurde, desto dringlicher betete manch einer ihrer Nachkommen heimlich für ihr baldiges Ableben.

Auch an der kleinen Odette hatte sie schon ihre Experimente getrieben und sie mit schleimig grünem Babybrei gefüttert, wenn ihre Mutter nur für einen Moment in die andere Richtung sah. Dementsprechend waren auch Odettes Eltern sehr, sehr erleichtert, dass die alte Giftspritze (wie sie in Abwesenheit zu dem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren genannt wurde) endlich ihre Lebensenergie verlor, bevor sie ihre Urenkelin mit ihren dubiosen Rezepten womöglich ganz umbringen konnte. Für eine Zweijährige war Odette immer noch winzig und sah nahezu unterernährt aus, obwohl es ihr bei ihren Eltern an nichts mangelte. Und das konnte eindeutig nur an ihrer Urgroßmutter und deren Tees, Tränken und Breis liegen.

Um sich davon zu überzeugen, dass es mit Urgroßmutter Eloise tatsächlich zu Ende ging, war fast die gesamte Sippe hinaus aufs Land gekommen - mehr, als sich bei irgendeiner anderen Gelegenheit dort je versammelt hatten.

Da das Sterbezimmer von Urgroßmutter Eloise nur wenig Platz bot, einigten sie sich, ihr grüppchenweise im Viertelstundentakt beim Sterben zuzusehen.

So lag die alte Frau also in ihrem Bett und versuchte mit schwächer werdender Stimme, all ihre letzten Worte für ihre zahlreichen Nachkommen loszuwerden.

»Julie ... Julie, nicht wahr? Dich konnte ich noch nie leiden, hör endlich auf, beim Essen so zu schmatzen!« und »Jean der Dritte, nenn deine eignen Gören später bloß nicht auch noch Jean, so toll ist der Name wirklich nicht. Mir ist bei deinem Großvater bloß gerade nichts Besseres eingefallen nach der Geburt damals« und »Elaine, wenigstens hast du ja einen erfolgreichen Mann, denn du solltest dir dringend eine andere Karriere besorgen«.

Und dann schließlich: »Aaah, die kleine Odette. Die Einzige, aus der hier noch was werden kann. Gebt sie mir her, das kleine Ding.«

Odette hockte oben auf der Kommode, damit ihre Mutter sie nicht tragen musste und sie trotzdem ihre Urgroßmutter anschauen konnte. Sie brabbelte missmutig vor sich hin, weil es ihr da oben nicht gefiel, und quietschte dennoch protestierend, als man sie herunterhob und der Alten in die zittrigen Arme drückte.

»Lass mich!«, rief sie böse und strampelte mit den dünnen Ärmchen, bevor sie etwas härter als geplant auf dem Bett landete.

Urgroßmutter Eloise zog sie mit erstaunlicher Kraft an sich, bis sie ihr Gesicht in die Haare des kleinen Mädchens drücken konnte.

»Ich habe etwas sehr Wichtiges für dich, kleine Odette«, wisperte sie. »Aber du musst ganz leise sein, sonst bekommst du es nicht.«

»Jaah, jaah«, sagte Odette und patschte unruhig mit den Händen auf die Bettdecke. Die alte Frau roch komisch, und sie mochte es nicht, so nah an sie gepresst zu werden. Da wollte sie lieber wieder auf die Kommode zurück.

»Und du musst es mir bald wiederbringen und sagen, wie es dir gefällt«, wisperte ihre Urgroßmutter weiter.

»Jaah, jaah«, sagte Odette wieder und beobachtete neugierig, wie die bleichen Finger ihrer Urgroßmutter sich unter das dicke Kissen schoben.

»Wenn es ganz, ganz still ist«, fuhr Urgroßmutter Eloise fort, »und du nichts mehr hörst hier drinnen, dann kommst du wieder. Ich werde selber ganz still daliegen, und du musst mir das Teil direkt in die Hand geben. Kapiert?«

»Jaah, jaah«, sagte Odette ein letztes Mal, aber sie hatte eigentlich nur noch Augen für die alte Rassel, die ihre Urgroßmutter ihr hinhielt. Sie war aus Holz und voll mit seltsamen, verschnörkelten Mustern - komischen Sternen und Totenköpfen und vagen Gestalten. Schrift war auch drauf, aber das konnte Odette mit zwei Jahren natürlich noch nicht erkennen.

Sie schloss ihre Fingerchen fest um den Griff ihres neuen Spielzeugs und rasselte vergnügt vor sich hin, während ihre Mutter sie hastig wieder vom Bett holte und Urgroßmutter Eloise sehr zufrieden und mit einem Hauch von Verschlagenheit lächelte.

Dann steckte Odettes Tante Tiphaine den Kopf zur Tür herein und erinnerte sie daran, dass ihre fünfzehn Minuten um waren und sie bitte schön die nächste Gruppe hereinlassen sollten. Also verließen sie Urgroßmutter Eloise wieder, um im großen Wohnzimmer weiter zu warten.

Zweimal noch wechselte die Gruppe im Schlafzimmer, dann kam irgendeiner von Odettes Großcousins und verkündete, dass es endlich vorbei sei. Der Arzt wurde ins Zimmer gerufen und stellte fachgerecht den Tod von Urgroßmutter Eloise fest, unterschrieb ihnen einen Totenschein und verabschiedete sich mit ein paar einfachen Beileidsbekundungen.

Nur ein paar Verwandte schnieften ein bisschen über Urgroßmutters Tod oder taten zumindest so, damit der Arzt sich nicht wunderte. Odettes Tante Tiphaine war zum Beispiel sehr gut darin, weil sie als Opernsängerin sowieso ständig auf der Bühne weinen musste. Ihre Schwester Elaine hingegen, Odettes Mutter, vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte erfolglos, ihr erleichtertes Gelächter zu unterdrücken. Odette selbst war noch zu jung, um irgendetwas zu verstehen, also störte sich niemand daran, dass sie weiter vergnügt mit ihrer Rassel spielte.

Kaum war der Arzt weg, ging ein erleichtertes Seufzen durch die Reihen der Kinder, Enkelkinder und Urenkelkinder der frisch Verstorbenen.

»Wir müssen uns allerdings erst mal selbst überzeugen, ob es stimmt«, bemerkte Tante Tiphaine weise. »Vielleicht hat die Alte auch nur lang genug den Atem angehalten, um uns alle hinters Licht zu führen.«

Zustimmendes Murmeln erfüllte den Raum, und die Verwandten standen fast alle gleichzeitig auf, um ein letztes Mal den Weg zum Schlafzimmer anzutreten. Weil Odettes Vater gerade vergeblich versuchte, seiner Tochter die geschenkte neue Rassel wegzunehmen, und Odettes Mutter bei dem Anblick zunehmend Schwierigkeiten hatte, ihr Lachen zurückzuhalten, verpassten sie den großen Ansturm auf das Totenzimmer und mussten bis zum Schluss warten, als die Neugier der anderen Verwandten gestillt war.

Als die junge Familie endlich an der Reihe war, lag Urgroßmutter Eloise natürlich immer noch starr und blass auf ihren Kissen. Jemand hatte ihr die Augen zugemacht.

»Hat die Leichenstarre schon eingesetzt?«, flüsterte Odettes Mutter fasziniert, und Odettes Vater hob versuchsweise den Arm der Alten an.

»Sieht nicht so aus. Aber sie ist ganz kalt«, verkündete er dann, bevor sie beide in Schweigen verfielen...
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