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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
148 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am20.03.20231. Auflage
Während er in einem ersten Buch zum sogenannten Arbeitserziehungslager Zöschen im heutigen Sachsen-Anhalt vornehmlich die Schicksale der holländischen Gefangenen behandelte, richtet sich das Augenmerk des Autors Martin Pabst in seiner zweiten Arbeit auf die Lagerinsassen aller Nationen und auf die Chronologie des Alltagslebens in diesem KZ. Im Verlaufe seiner Forschungen hat er neues Quellenmaterial entdeckt, zum Beispiel die Aktenbestände der Gestapo Halle im Landesarchiv Merseburg, die in der Polizeiregistratur des Regierungspräsidenten verwahrt wurden. Neben diesen Dokumenten werden im vorliegenden Buch erstmalig die vollständigen Sterbelisten aus dem Arbeitserziehungslager Zöschen vom Juli 1944 bis zum April 1945 veröffentlicht.

Martin Pabst ist 1926 in Bad Lauterberg geboren. 1935 zog er mit seiner Familie nach Merseburg, wo sein Vater eine Stelle als Pfarrer antrat. Hier besuchte er bis zum Jahre 1944 das Domgymnasium. Wie viele junge Männer seines Jahrgangs, wurde er im letzten Oberschuljahr als Luftwaffenhelfer rekrutiert und anschließend zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht eingezogen. Aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, nahm er ein Studium der evangelischen Theologie auf. Das führte ihn über Halle (Saale) und Göttingen nach Basel, wo er Schüler des Theologie-Reformers Karl Barth wurde. Nach dem Ersten Theologischen Examen war Pabst als Lehrvikar in Schkopau bei Merseburg, Naumburg und Leipzig tätig. 1954 übersiedelte er in die BRD und besuchte dort das Predigerseminar. Im Anschluss an das Zweite Theologische Examen führte ihn sein Einsatz als Pfarrer über Hamburg und dann bis 1991 nach Cuxhaven. In unermüdlicher Archivarbeit erforschte er Dokumente und Zeitzeugenberichte, die sich mit den sogenannten Arbeitserziehungslagern Hitlerdeutschlands in der Mitteldeutschen Region Halle-Merseburg beschäftigen. Insgesamt entstanden sechs Bücher, die den Aufbau, die Verwaltung und die Maschinerie der Grausamkeit in den verschiedenen Arbeitserziehungslagern bekunden. Martin Pabst verstarb im Jahre 2002. Sein wissenschaftlich-publizistisches Wirken ist aus der europäischen Forschung über die Geschichte Deutschlands zur Zeit Hitlers nicht wegzudenken.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,49

Produkt

KlappentextWährend er in einem ersten Buch zum sogenannten Arbeitserziehungslager Zöschen im heutigen Sachsen-Anhalt vornehmlich die Schicksale der holländischen Gefangenen behandelte, richtet sich das Augenmerk des Autors Martin Pabst in seiner zweiten Arbeit auf die Lagerinsassen aller Nationen und auf die Chronologie des Alltagslebens in diesem KZ. Im Verlaufe seiner Forschungen hat er neues Quellenmaterial entdeckt, zum Beispiel die Aktenbestände der Gestapo Halle im Landesarchiv Merseburg, die in der Polizeiregistratur des Regierungspräsidenten verwahrt wurden. Neben diesen Dokumenten werden im vorliegenden Buch erstmalig die vollständigen Sterbelisten aus dem Arbeitserziehungslager Zöschen vom Juli 1944 bis zum April 1945 veröffentlicht.

Martin Pabst ist 1926 in Bad Lauterberg geboren. 1935 zog er mit seiner Familie nach Merseburg, wo sein Vater eine Stelle als Pfarrer antrat. Hier besuchte er bis zum Jahre 1944 das Domgymnasium. Wie viele junge Männer seines Jahrgangs, wurde er im letzten Oberschuljahr als Luftwaffenhelfer rekrutiert und anschließend zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht eingezogen. Aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, nahm er ein Studium der evangelischen Theologie auf. Das führte ihn über Halle (Saale) und Göttingen nach Basel, wo er Schüler des Theologie-Reformers Karl Barth wurde. Nach dem Ersten Theologischen Examen war Pabst als Lehrvikar in Schkopau bei Merseburg, Naumburg und Leipzig tätig. 1954 übersiedelte er in die BRD und besuchte dort das Predigerseminar. Im Anschluss an das Zweite Theologische Examen führte ihn sein Einsatz als Pfarrer über Hamburg und dann bis 1991 nach Cuxhaven. In unermüdlicher Archivarbeit erforschte er Dokumente und Zeitzeugenberichte, die sich mit den sogenannten Arbeitserziehungslagern Hitlerdeutschlands in der Mitteldeutschen Region Halle-Merseburg beschäftigen. Insgesamt entstanden sechs Bücher, die den Aufbau, die Verwaltung und die Maschinerie der Grausamkeit in den verschiedenen Arbeitserziehungslagern bekunden. Martin Pabst verstarb im Jahre 2002. Sein wissenschaftlich-publizistisches Wirken ist aus der europäischen Forschung über die Geschichte Deutschlands zur Zeit Hitlers nicht wegzudenken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757833473
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten148 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11336894
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DAS ARBEITSERZIEHUNGSLAGER ZÖSCHEN - ERGEBNISSE EINER SPURENSUCHE
DER STANDORT DES ARBEISTERZIEHUNGSLAGERS ZÖSCHEN

Die Stadt Zöschen liegt etwa 7 km östlich von Merseburg an der Hauptstraße Merseburg - Leipzig, der Bahnhof Zöschen befindet sich an der eingleisigen Bahn-Nebenstrecke Merseburg - Leipzig - Leutzsch, die seit 1919 in Betrieb ist. Die Teilstrecke Leuna - Rössen ist 8 km lang (das war die Fahrstrecke des Lager-Kommandos von Zöschen via Leuna). Nördlich von Zöschen erstreckt sich das Feuchtgebiet der Elster-Luppe-Aue, nordwestlich von Zöschen der mittlerweile stillgelegte Tagebau von Wallendorf. 1 km nördlich von Zöschen, an der Straße nach Raßnitz, liegt nördlich der Luppe der Auenfreiedhof, auf dem nahezu 500 Tote des »E-Lagers« bestattet wurden. Heute befindet sich auf dieser Ruhestätte ein Gedenkstein. Von der Ortsmitte Zöschens aus führen zwei befestigte Feldwege im Abstand von etwa 300 Metern zum Ortsteil Echerneddel. Zwischen diesen beiden Feldwegen wurde seinerzeit das Lager angelegt. Die nördliche Lagergrenze liegt etwa 300 m südlich der genannten Bahnlinie Zöschen - Leipzig. Die südliche Grenze verläuft nahezu 300 m nördlich von Escherneddel. Derselbe kopfsteinbepflasterte Feldweg ist heute noch vorhanden.
DER LAGEPLAN DES ARBEITSERZIEHUNGSLAGERS ZÖSCHEN (NACH OTTO HOFFMANN)

Otto Hoffmann, der als Junge im Alter von 14 Jahren 1944 den Aufbau des Lagers verfolgte und nach 1945 jahrelang als Kraftfahrer in den Baracken arbeitete, die nach Kriegsende zu Lagerzwecken genutzt wurden, fertigte ein Modell des Lagers Zöschen an, das heute in der Zöschener Schule zu besichtigen ist.
Der Lagereingang befand sich am westlichen Feldweg. Die Entfernung vom Lagereingang bis zum Bahnhof Zöschen betrug etwa 600 Meter.
Direkt neben dem Eingang stand die SS-Wach- und Verwaltungsbaracke, die bereits im August 1944 bezugsfertig war. Alle neu ankommenden Häftlinge mußten sich hier in der Schreibstube zur Registrierung melden.
Östlich des Wachgebäudes, unmittelbar anschließend, war das Hauptgebäude mit Küche, Vorratskeller, Aufenthaltsraum für das SS-Personal und den SS-Unterkünften aufgebaut. Dieses Hauptgebäude wurde erst gegen Ende November bis Mitte Dezember bezugsfertig.
Südlich der Wachbaracke und des Hauptgebäudes befand sich der große Appellplatz mit einem Areal von 20 m x 100 m. Hier hatten die Häftlinge an einem jeden Morgen und Abend zum Zählappell anzutreten.
Südlich des Appellplatzes breitete sich das eigentliche Häftlingslager, das mit einem Stacheldrahtzaun gesichert war und sich aus vier langen Baracken von 9 m x 80 m Ausmaßen zusammensetzte. Daneben hatte man etwa 20 Silos aus Pressmaterial errichtet, die von Mitte August bis Anfang Dezember 1944 in Funktion waren und danach abgerissen wurden. Östlich der langen Baracken gab es eine Latrine und die erst Ende September fertiggestellte Sanitätsbaracke. Die Baracken stehen zum Teil heute noch, wurden aber im Verlaufe der Zeit umgebaut und mit Öfen und Kaminen versehen. Ab 1945 wurden sie von deutschstämmigen Vertriebenen bewohnt. Im Anschluss daran nutzte man sie als Lagerräume für Baubedarf.
Das gesamte Lager war mit einem etwa 3 m hohen Stacheldrahtzaun umgeben. An den vier Ecken standen überdachte Wachtürme von schätzungsweise 5 m Höhe.
Am südlichen Zipfel des Lagers fand sich ein Schachtteich. Daneben, schon außerhalb des Lagers, stand das Wohnhaus der Familie Bley. Ebenfalls außerhalb des Lagers, am westlichen Feldweg, reihten sich die Bauernhöfe Lehmann, Zschäpe und Kietz. An diesen Bauernhöfen sind diejenigen Häftlinge, die zum Bahnhof Zöschen marschieren mußten, täglich vorbeigezogen.
DIE ERRICHTUNG DES E-LAGERS SPERGAU UND ZÖSCHEN

Schreiben des Abwehrbeauftragten Dr. Schaumburg, Leuna, an die Filmfabrik Wolfen vom 29. Juni 1942:

»Auf Anregung des GB Chem errichten wir z. Zt. im Einvernehmen mit der Staatspolizeistelle Halle ein Arbeitserziehungslager, in dem aus dem gesamten Regierungsbezirk Merseburg und darüber hinaus aus dem gesamten Wehrkreis IV arbeitsunwillige Elemente aus den verschiedenen kriegswichtigen Betrieben aufgenommen und zur Arbeit erzogen werden sollen. Das Arbeitserziehungslager, das zur Unterbringung von etwa 160 arbeitsunwilligen Elementen eingerichtet wird, wird in der Nähe unseres Werkes, in Spergau, gebaut und voraussichtlich in der ersten Hälfte des Monats im Juli in Betrieb genommen. Das Lager wird auf unsere Kosten gebaut. Wir übernehmen auch die Einrichtung und Verpflegung der Leute. Auch die Wachmänner werden auf unsere Kosten im Lager Spergau untergebracht und verpflegt.«

Aktennotiz Fasshauer vom 1. September 1942 über ein Gespräch mit Reiche, Gestapo-Außendienststelle Merseburg, über die Errichtung des AEL in Spergau:

»Das an der Nordgrenze des Leuna-Gemeinschaftslagers Spergau befindliche AEL ist seit dem 27. 8. 42 in Betrieb und zur Zeit mit 22 Mann besetzt. Diese 22 Insassen stammen aus dem Gestapobezirk Halle. Das Lager ist für 160 Häftlinge vorgesehen. Es ist anzunehmen, daß noch andere Gestapobezirke, die noch kein eigenes AEL haben, z. B. Leipzig, Weimar oder Dresden, ebenfalls Einweisungen in das AEL Spergau vornehmen werden. Die Einweisungen aus anderen Gestapobezirken erfolgen über das Polizeipräsidium Halle als Sammelstelle. Von dort werden die Häftlinge in größeren Trupps geschlossen abgeholt.«

Erlass des Reichssicherheitshauptamtes vom 15. Februar 1942:

»Wegen der Baracken und Lagerbeschaffung ist zunächst mit den beteiligten Betrieben bezw. Dem Baubevollmächtigten des Ministeriums Speer zu verhandeln. Falls diese Stellen keine Baracken überlassen können, sind diese Baracken beim RSHA anzufordern. Die Herstellung der Baracken wird durch den Bevollmächtigten für Holzbau gesteuert und lediglich werden nur noch genormte Arbeitsdienstbaracken angefertigt.«

Antrag der Leuna-Werke vom 19. April 1943 auf Ausnahme vom Bauverbot an den Landrat des Kreises Merseburg:
Bauherr - Ammoniakwerk Merseburg
Bauort - Gemeinschaftslager Spergau
Bauvorhaben - Erweiterung des Gemeinschaftslagers Spergau. Das von der Gestapo betreute Erziehungslager soll wegen Einlieferung weiterer Häftlinge erweitert werden. Es ist der Neubau einer Doppel-Wohnbaracke mit angebauter Waschbaracke notwendig.
Baubeschreibung:


Waschbaracke - Betongrundplatte

Wohnbaracke - Pfahlrostgründung, Ziegelmauerwerk

2 Wohnbaracken - 18,78 m x 48,85 m

Waschbaracke - 8,14 m x 13,10 m

umbauter Raum insgesamt 3.000 m.«


Dieser Antrag musste genehmigt werden vom Landrat des Landkreises Merseburg, vom Regierungspräsidenten Merseburgs, vom Gaubeauftragten Halle (Saale) und vom Baubevollmächtigten des Ministeriums Speer in Magdeburg.


Überreste der Baracken des Arbeitserziehungslagers Zöschen. Die Schornsteine sind Anbauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der die Baracken als Lagerräume dienten.

BAUVORHABEN IN ZÖSCHEN:

Vier lange Baracken 80 x 9 m, je Baracke etwa zehn Zimmer. Die Bauelemente bestanden aus Zementplatten, die zwischen in den Boden eingelassene Zementsäulen eingesetzt wurden. Nach Auflösung des Lagers haben Zöschener Bürger diese Zementplatten zum Bau von Karnickelställen verwendet.

Das Hauptgebäude war 10 m x 50 m groß und beherbergte Schreibstube, Küche und Aufenthaltsraum des Wachpersonals.

Der Appellplatz erstreckte sich über 50 m x 100 m und war von vier Wachtürmen sowie einem drei Meter hohen, doppelten Stacheldrahtzaun umsäumt, der an Holzpflöcken befestigt war.
DAS DEUTSCHE LAGERPERSONAL

Die Gestellung der Wachmänner:

Brief des Abwehrbeauftragten Dr. Schaumburg an Direktor Dr. Kleine, Wolfen, vom 29. Juni 1942:

»Für dieses Lager [Spergau, M. P.] muß eine ausreichende Bewachung vorhanden sein, wozu nach Angaben der Geheimen Staatspolizei, die die Lagerführung und Verwaltung übernimmt, etwa 20 Wachtmänner gestellt werden müssen. Die Stapo Halle ist von sich aus nicht in der Lage, geeignete Männer dafür zu stellen. Wir [Leuna-Werke, M. P.] übernehmen auch die Einrichtung und Verpflegung der Leute, sind aber nicht in der Lage, das gesamte Wachtpersonal zu stellen. Wir wenden uns deshalb an Sie mit der Bitte, uns dabei behilflich zu sein, da voraussichtlich auch aus ihrem Betrieb arbeitsunwillige Elemente in dieses Arbeitserziehungslager entsandt werden und damit den Zwecken Ihres Betriebes gedient wird. Die Wachtmänner müssen für die Zeit ihrer Arbeitsleistung an die Gestapo abgestellt werden, sie bleiben aber Angehörige Ihres Betriebes.«

Arbeitstagung der Abwehrbeauftragten im Bereich der Stapostelle Halle (Saale) am 24. Juni 1943 im Hause an der Moritzburg (s. a. w. u. »Über die Zusammenarbeit zwischen dem Geheimdienst und den Abwehrbeauftragten der Werke...«): Der neue Leiter...
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