Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

DER GÄRTNER IST TOT

Ein Cyrus-Burke-Krimi
Signum-Verlagerschienen am01.07.2023
Cyrus Burke, ein junger Antiquitätenhändler aus Connecticut, kommt in das englische Dorf Darkmere, um einer Gutsherrin ein mittelalterliches Schriftstück abzukaufen. Doch bevor er mit der resoluten Elizabeth Huntington handelseinig werden kann, wird Burke in einen höchst seltsamen Mordfall verwickelt: Mrs. Huntingtons Gärtner Charlie Corrigan - ein kaum liebenswert zu nennender Zeitgenosse - wird brutal erschlagen. Und der ermittelnde Beamte, Inspektor Lejeune, ist durchaus nicht von der Unschuld des Amerikaners überzeugt... Der Roman DER GÄRTNER IST TOT aus der Feder des britischen Schriftstellers John Raven (eigentlich Jonathan Quinton Raven, Jahrgang 1968) ist der Auftakt einer Serie von Romanen um den Antiquitätenhändler Cyrus Burke, der immer wieder unversehens in die merkwürdigsten Kriminalfälle stolpert. John Ravens Romane erscheinen exklusiv im Signum-Verlag.

John Quinton Raven (* 13. März 1968 in Leeds/West Yorkshire) ist ein britischer Autor von Kriminal-Romanen, -Hörspielen und -Erzählungen.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR10,99

Produkt

KlappentextCyrus Burke, ein junger Antiquitätenhändler aus Connecticut, kommt in das englische Dorf Darkmere, um einer Gutsherrin ein mittelalterliches Schriftstück abzukaufen. Doch bevor er mit der resoluten Elizabeth Huntington handelseinig werden kann, wird Burke in einen höchst seltsamen Mordfall verwickelt: Mrs. Huntingtons Gärtner Charlie Corrigan - ein kaum liebenswert zu nennender Zeitgenosse - wird brutal erschlagen. Und der ermittelnde Beamte, Inspektor Lejeune, ist durchaus nicht von der Unschuld des Amerikaners überzeugt... Der Roman DER GÄRTNER IST TOT aus der Feder des britischen Schriftstellers John Raven (eigentlich Jonathan Quinton Raven, Jahrgang 1968) ist der Auftakt einer Serie von Romanen um den Antiquitätenhändler Cyrus Burke, der immer wieder unversehens in die merkwürdigsten Kriminalfälle stolpert. John Ravens Romane erscheinen exklusiv im Signum-Verlag.

John Quinton Raven (* 13. März 1968 in Leeds/West Yorkshire) ist ein britischer Autor von Kriminal-Romanen, -Hörspielen und -Erzählungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757915315
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten135 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1158
Artikel-Nr.11337210
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  Erstes Kapitel

 

 

Alles erschien mir wie in einem Traum. Ich kannte England aus Reisebeschreibungen, aus Prospekten und Filmen, musste mich geschäftlich mit englischer Geschichte befassen und hatte Kontakt mit dortigen Antiquariaten. Aber es war doch etwas völlig anderes, selbst hier zu sein. Und nichts konnte diesen Unterschied deutlicher betonen als der Punkt, an dem ich jetzt stand: am schmiedeeisernen Tor eines englischen Herrensitzes.

Ich zündete mir eine Zigarette an und folgte der kiesbestreuten Auffahrt durch den Park zum Huntington House. Der weitläufige Park wirkte etwas vernachlässigt; unter den mächtigen alten Buchen weideten Kühe. Das war kein Wunder, denn Mrs. Huntington befand sich in finanziellen Schwierigkeiten und konnte es sich wahrscheinlich nicht leisten, mehrere Gärtner zu beschäftigen.

Möglicherweise irrte ich mich auch. Ich wusste keineswegs mit Gewissheit, dass sie pleite war. Aber ich vermutete es nach Dr. Lippincotts Darstellung, mit der er mich auf die Spur des Raimond-Manuskripts gebracht hatte.

Dr. Lippincott war ein alter Freund meines Vaters. Die beiden hatten sich während des Krieges in London kennengelernt, wo Dad eine amerikanische Chiffrier-Stelle geleitet hatte. Als Dad sein Geschäft wiedereröffnet hatte, war Dr. Lippincott sein Verbindungsmann in England geworden - aus alter Freundschaft, nicht etwa, weil er Geld brauchte. Er war wohlhabend, kannte eine Unmenge von Leuten und hörte oft von beabsichtigten Verkäufen, so dass er Dad auf ausgezeichnete Gelegenheiten aufmerksam machen konnte. Nach Dads Tod hatte es sich ganz natürlich ergeben, dass Lippincott weiterhin für mich tätig war.

Er hatte mir von dem Raimond im Juli geschrieben, als er hörte, Mrs. Huntington beabsichtige, einiges aus dem Nachlass ihres Onkels zu verkaufen. Ende August hatte Dr. Lippincott mir die Abschrift des Eintrags in Sir Francis eigenem Katalog geschickt, weil er wusste, dass sie mein Interesse wecken würde:

 

15 Seiten einer Raimond de Poitiers zugeschriebenen Handschrift; Teil einer Beschreibung des Kreuzzugs von Richard Löwenherz. Ähnlichkeit mit dem Ambroise-Text. Durch Killie von Comte Jean de Verac erworben, zu dessen Familienbesitz die Handschrift seit dem Mittelalter gehörte. 31. Mai 1900.

 

Dr. Lippincott hatte recht - mein Interesse war geweckt. Ich beschloss sogar, mir das Manuskript selbst anzusehen. Bob, mein Partner, erhob keine Einwände, und so saß ich am 7. September in einem Flugzeug, das mich nach London brachte. Dr. Lippincott hatte bereits an Mrs. Huntington geschrieben und einen Termin mit ihr vereinbart. Nach einigen Tagen in London mietete ich mir einen Wagen, fuhr nach Darkmere hinaus und traf dort pünktlich um elf Uhr ein.

Als jetzt das Haus vor mir auftauchte, war ich ziemlich verblüfft. Ich hatte ein schlossähnliches Gebäude erwartet und sah zwei mächtige Steinmauern mit leeren Fensterhöhlen, durch die Bäume zu erkennen waren. In diese äußere Schale war ein kleineres Haus hineingebaut worden, das derart baufällig wirkte, als werde es nur durch die Burgmauern zusammengehalten.

Ein junger Mann mit einem Schubkarren voll Brennholz stand am Rand der Einfahrt. Als ich ihn erreichte, warf er mir einen abschätzenden Blick zu und fragte: »Haben Sie eine Zigarette für mich?«

Sein Tonfall - halb bettelnd, halb unverschämt - gefiel mir nicht. Ich fand den ganzen Kerl unsympathisch: seine schmutzigen langen Haare, seine allzu engen Jeans, seine Visage und sein Grinsen. Doch warum sollte ich ihm keine Zigarette geben, wenn ich selbst rauchte? Ich bot ihm eine an.

»Danke«, murmelte er und steckte die Zigarette in die Hemdtasche. »Wollen Sie ins Haus?«

Ich nickte.

»Falls Sie was zu verkaufen haben, vergeuden Sie Ihre Zeit. Sie kauft nichts.« Er warf mir einen Blick zu, der abweisend sein sollte und seinen Zweck erfüllte. Ich war größer und kräftiger als er, aber der junge Mann hatte etwas Unberechenbares an sich.

»Ich verkaufe nichts«, sagte ich und ging weiter.

»Sind Sie ein Yankee? Oder Kanadier?«, fragte er. »Ich mag Yankees. Sie sind reich und wissen etwas mit ihrem Geld anzufangen.«

»Ja, ja, schon gut«, wehrte ich ab.

»He, wie wär s mit noch einer Zigarette?«, rief er mir nach.

»Eine genügt«, entschied ich.

Das Haus war weitaus baufälliger, als ich zunächst vermutet hatte. Ich betätigte den eisernen Türklopfer. Nach einer Weile wurde die Tür von einer älteren Frau geöffnet, die mich misstrauisch anstarrte. Sie trug eine schmutzige graue Kittelschürze.

»Mein Name ist Cyrus Burke«, stellte ich mich vor. »Ich bin für elf Uhr mit Mrs. Huntington verabredet.«

»Aha?«, fragte sie.

Ich wiederholte meinen Spruch.

»Kommen Sie herein«, forderte sie mich auf. »Ich sage es der gnädigen Frau.«

Die Diele war groß, düster und holzgetäfelt. Ich hatte den Eindruck, sie sei früher der Hauptraum des Hauses gewesen. Eine steile Holztreppe führte zu einer Galerie hinauf, wo Jagdtrophäen und dunkle Ahnenbilder an den Wänden hingen. Ich wurde in einen etwas helleren Salon geführt, der mit abgenützten alten Möbeln ausgestattet war, und brauchte dort nicht lange zu warten. Eine Frau kam rasch herein.

»Mr. Burke?«, fragte sie. Ihre Stimme war nicht laut, aber energisch. Im Gegensatz zu allem anderen war Mrs. Huntington gepflegt und sogar elegant. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid mit einem Medaillon an einer Silberkette, die gut zu ihrem silbergrauen Haar passte.

»Mrs. Huntington? Guten Tag.« Ich streckte die Hand aus. Sie ignorierte sie.

»Ich hatte einen etwas... reiferen Verhandlungspartner erwartet«, erklärte sie mir scharf.

»In meinem Geschäft ist nicht das Alter wichtig, Mrs. Huntington«, antwortete ich mit gewinnendem Lächeln. »Ich versichere Ihnen, dass ich über große Erfahrung verfüge.«

»Ja, ich weiß, dass Sie Amerikaner einem wahren Jugendkult huldigen.«

»Tut mir leid, dass Sie Amerikaner nicht mögen, aber...«, begann ich.

»Wen ich mag oder nicht, tut nichts zur Sache. Als Dr. Lippincott Ihren Namen erwähnt hat, war ich nur einverstanden, weil bekannt ist, wie reich die Amerikaner auf Kosten anderer Staaten geworden sind. Ich hatte jedoch mit jemandem in seinem Alter gerechnet.«

Ich musste mich beherrschen, um keine bissige Antwort zu geben. »Ich kaufe und verkaufe seit fast fünfzehn Jahren Bücher und Handschriften, Mrs. Huntington«, erklärte ich, was allerdings ein wenig übertrieben war. »Ich bin nicht reich, falls Sie das annehmen. Aber ich kenne den Markt und zahle gut für gute Ware. Mehr können Sie von keinem Händler erwarten. Ich bin nicht gekommen, um mich mit Ihnen zu streiten, aber wenn Sie mir die Handschrift lieber nicht zeigen wollen...«

»Durchaus nicht«, unterbrach sie mich. »Sind Sie immer so empfindlich? Die Handschrift ist ausgesprochen wertvoll, und man muss sich eben davon überzeugen, dass man die richtigen Menschen vor sich hat.« Sie lächelte flüchtig. »Möchten Sie sich die Handschrift jetzt ansehen?«

Mrs. Huntington wartete meine Antwort nicht ab, sondern führte mich in die Diele hinaus und die Treppe hinauf. Die ungewöhnlich steile Treppe war so schlecht beleuchtet, dass ich auf der vorletzten Stufe fast das Gleichgewicht verlor und mich am Geländer festhalten musste. Mrs. Huntington öffnete eine massive Eichentür am Ende der Treppe. Dahinter lag eine behaglich eingerichtete Bibliothek mit hohen Bücherschränken, einem Marmorkamin, Empire-Möbeln und einem riesigen Globus in einem Mahagonigestell. Der Raum gefiel mir, und ich äußerte mich anerkennend darüber.

»Mein Onkel hat die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens im Rollstuhl verbracht - vor allem hier«, antwortete sie. »Mein Vater hat die Bibliothek selten benutzt. Ich selbst interessiere mich nicht für Bücher, aber ich finde den Raum gemütlich.«

Mrs. Huntington wählte einen Schlüssel aus ihrem Schlüsselbund aus und schloss damit einen der Schränke auf. Sie nahm eine Lederschatulle heraus, die sie auf den Tisch am Fenster stellte.

»Sie kennen natürlich die Beschreibung aus dem Katalog meines Onkels«, sagte sie. »Kurz vor dem Krieg ist die Bibliothek geschätzt worden, weil sie versichert werden sollte. Ein Mann von Saxby s in London war hier und hat sich die ganze Sammlung angesehen. Hier ist sein Schätzbericht. Das Manuskript hat die Nummer drei.«

Sie gab mir mehrere zusammengeheftete Briefbogen mit dem bekannten Aufdruck der Londoner Firma. Ich stellte interessiert fest, dass die beiden ersten Nummern ein Stundenbuch aus dem 13. Jahrhundert und ein Messbuch aus dem 15. Jahrhundert waren. Bei Nummer drei hieß es:

 

Handschrift auf Pergament, gereimte Chronik auf Altfranzösisch, vermutlich 12. Jahrhundert, von Raimond de Poitiers. 15 Seiten, Einband aus dem 16. Jahrhundert, keine Initialen. £ 500.

 

»Was ist mit den ersten Nummern?«, fragte ich.

»Die besitze ich nicht mehr«, antwortete Mrs. Huntington kurz. »Ich hoffe, dass Sie keinen Zweifel an der Echtheit des Manuskripts haben. Saxby s ist eine alte und angesehene Firma.«

»In der Tat, Madam«, nickte ich.

»Die Handschrift ist heutzutage selbstverständlich mehr als fünfhundert Pfund wert. Die Preise haben seitdem angezogen, und der Geldwert ist seit der Vorkriegszeit zurückgegangen.«

»Ich möchte mir das Manuskript gern in Ruhe ansehen, Mrs. Huntington. Falls es meinen Vorstellungen entspricht, mache ich Ihnen ein faires Angebot. Doch ich möchte es ungestört studieren können - hier an...
mehr