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Die Goldschmiede im Sternenweg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am26.09.20231. Auflage
Zusammen ist alles besser als allein

Im Sternenweg entdeckt Paula die alte Schmiede und ist sofort verzaubert. Doch die Nachbarschaft fordert Paulas Nervenkostüm heraus. Die Kinder von nebenan stellen ihr gefüllte Wassereimer vor die Tür, der ehemalige Bergarbeiter hört nicht auf zu plaudern, und die Lebkuchenbäckerin will ihr immer mehr Gebäck in die Tasche stapeln. Es scheint, dass Paula zur rechten Zeit am falschen Ort ist. Aber als das ganze Dorf einschneit und ihr altes Funkgerät die einzige Verbindung zur Außenwelt ist, merkt sie, dass sie gern gebraucht wird und hinter der manchmal gewöhnungsbedürftigen Fassade der Nachbarn sehr liebenswerte Seelen wohnen.


Lena Hofmeister wurde 1985 geboren und lebt in Frankfurt am Main. Neben ihrer Arbeit als Lektorin und Autorin hat sie jahrelang einen ganzen Wald an Zimmerpflanzen großgezogen - bis sie beschlossen hat, fünf buddelwütigen Katzen ein Zuhause zu geben.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZusammen ist alles besser als allein

Im Sternenweg entdeckt Paula die alte Schmiede und ist sofort verzaubert. Doch die Nachbarschaft fordert Paulas Nervenkostüm heraus. Die Kinder von nebenan stellen ihr gefüllte Wassereimer vor die Tür, der ehemalige Bergarbeiter hört nicht auf zu plaudern, und die Lebkuchenbäckerin will ihr immer mehr Gebäck in die Tasche stapeln. Es scheint, dass Paula zur rechten Zeit am falschen Ort ist. Aber als das ganze Dorf einschneit und ihr altes Funkgerät die einzige Verbindung zur Außenwelt ist, merkt sie, dass sie gern gebraucht wird und hinter der manchmal gewöhnungsbedürftigen Fassade der Nachbarn sehr liebenswerte Seelen wohnen.


Lena Hofmeister wurde 1985 geboren und lebt in Frankfurt am Main. Neben ihrer Arbeit als Lektorin und Autorin hat sie jahrelang einen ganzen Wald an Zimmerpflanzen großgezogen - bis sie beschlossen hat, fünf buddelwütigen Katzen ein Zuhause zu geben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749905867
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11342508
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Der Bahnhof von Lautenbach war deutlich kleiner, als Paula ihn in Erinnerung hatte. Das alte Bahnhofsgebäude mit dem Schieferdach duckte sich neben dem ersten von zwei Gleisen, und Absperrband verschloss seine Tür. Früher hatte es hier einen Warteraum gegeben. Als Paula weggezogen war, um zu studieren, hatte sie von Plänen gehört, dass ein Fast-Food-Restaurant in das Gebäude einziehen solle. Offensichtlich war daraus nie etwas geworden.

Sie zerrte am Griff ihres Koffers, bis er ausfuhr und sie das Gepäckstück hinter sich herziehen konnte. Während sie den Bahnsteig hinunterging, blickte sie sich suchend um. Ihre Eltern hatten versprochen, sie abzuholen. Sie würden das doch nicht etwa vergessen haben?

Der Bahnhof lag am Rand des Tals, in dem Lautenbach sich erstreckte, und so klein er Paula nach den Jahren, die sie in der Stadt verbracht hatte, auch vorkam, die Berge ringsum schienen gewachsen zu sein. Kluftig und bedeckt von dunklen Tannenwäldern ragten sie in den klaren Winterhimmel.

Der Harz war natürlich nicht das beeindruckendste Gebirge, das Paula je gesehen hatte, es fehlten die verschneiten, jungen Gipfel, die sie von ihren Skiurlauben in den Alpen kannte. Aber nach ihrer Zeit in Frankfurt strahlte er für sie dennoch eine raue Wildheit aus, die sie nicht mehr gewohnt war.

Auch die Kälte kam ihr beißender vor. Die Finger, die den Griff des Koffers hielten, schmerzten nach kurzer Zeit. Paula wünschte, sie hätte Handschuhe eingepackt.

Sie erreichte den Weg, der am Bahnhofsgebäude zur Straße führte. Der Koffer sprang und holperte über Kopfsteinpflaster, und Paula fluchte, als er umkippte. Immerhin trug sie flache Schuhe und musste nicht auch noch mit Absätzen auf dem unebenen Boden kämpfen.

Endlich erreichte sie den kleinen Parkplatz vor dem Bahnhof. Zwischen Grünstreifen mit kahlem Gestrüpp darauf stand dort ein einziges Auto. Als Paula sich näherte, öffnete sich die Fahrertür.

»Da bist du ja! Komm, beeil dich! Du musst doch frieren!«

Paula beschleunigte ihre Schritte. »Du hättest mir sagen können, dass du auf dem Parkplatz wartest!«

Ihre Mutter war sichtlich gealtert. Die Frau, die Paula damals eröffnet hatte, dass sie ihr nicht die Meisterprüfung zur Goldschmiedin bezahlen würde und darauf bestehe, dass Paula etwas Anständiges lernte, hatte ihre Falten noch unter deutlich weniger Make-up zu verstecken versucht. Die Hände, die Paulas Mutter zur Begrüßung nach ihr ausstreckte, waren knotiger geworden, darüber konnten auch die perfekt manikürten Fingernägel nicht hinwegtäuschen.

Doch auch die Wut, die zwischen ihnen stand und die Paula seit Jahren von Lautenbach ferngehalten hatte, war ein wenig abgekühlt. Also ergriff sie die Hände und ließ sich zwei dicke Schmatzer auf die Wangen drücken. Der vertraute Geruch nach dem bevorzugten Parfüm ihrer Mutter hüllte sie ein.

Zufrieden schob Marion ihre Tochter ein Stück von sich. »Gut siehst du aus! Du hast was aus dir gemacht.«

Paula hatte es nicht geschafft, den Hosenanzug für den Geschäftstermin morgen so in den Koffer zu bekommen, dass er nicht knitterte, und ihn kurzerhand auf der Fahrt getragen. Der Kunde war wichtig, das hatte ihr Chef ihr mehrfach eingeschärft. Er besaß mehrere Touristenattraktionen in ganz Deutschland, und auch wenn diese hier nur ein altes Bergwerk war, versprach der Kontakt weitere Aufträge.

»Danke«, sagte sie, obwohl ihr ganz andere Worte auf der Zunge lagen. Ihr Traum war es gewesen, ihren eigenen Schmuck herzustellen und zu verkaufen. Stattdessen entwarf sie jetzt die Marketingkampagnen anderer Leute.

Ihr Koffer landete im Kofferraum, und wenig später saß Paula auf dem Beifahrersitz und wärmte sich die Hände an der Autoheizung.

»Ich hatte ganz vergessen, wie kalt die Winter hier sind«, sagte sie.

Ihre Mutter lächelte. »Keine Sorge, die nächsten Tage sollen ein bisschen wärmer werden. Um die null Grad. Dann kriegen wir vielleicht endlich auch Schnee. Die letzte Zeit war zu kalt dafür. Aber kein Schnee an Weihnachten, das wäre traurig.«

Paula nickte. Eine Woche Geschäftstermine, dann Weihnachten. Danach ging es wieder nach Hause. Das konnte sie schaffen. Sie hatte ihre Eltern so lange nicht gesehen, inzwischen konnten sie den alten Groll sicher begraben. Vielleicht würde sogar eine Entschuldigung von ihrer Mutter herausspringen dafür, dass sie ihr ihren Lebenstraum ruiniert hatte.

Die besten Voraussetzungen für ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest in der Familie.

»Wir haben so lange nichts mehr von dir gehört. Erzähl doch mal, wie ist es in der großen Stadt?«

»Groß«, antwortete Paula knapp. Doch wenn sie eine Versöhnung wollte, dann musste sie ihrer Mutter wohl oder übel entgegenkommen. Ihre Ankunft hier war der erste Schritt gewesen, es war klar, dass sie würde weitergehen müssen. »Ich bin letztes Jahr noch mal umgezogen«, fügte sie hinzu. »Jetzt habe ich eine nette Altbauwohnung ganz in der Nähe der Arbeit.«

»Oh, du musst uns mal einladen!«

Ja, vielleicht würde Paula das sogar tun. Vorausgesetzt, der Besuch in Lautenbach lief gut.

Als wäre der Gedanke ein Stichwort gewesen, nahm Marion den Blick kurz von der Straße, um ihre Tochter anzulächeln. »Ich wette, du bist inzwischen froh, nicht hier in diesem verschlafenen Nest Goldschmiedin geworden zu sein.«

Paula nahm die Hände von der Heizung. Mit einem Mal war ihr warm genug. Wie es aussah, war ihr Groll doch noch nicht weit genug abgekühlt. Es hatte nur einen Funken gebraucht, um ihn wieder aufflammen zu lassen, und die Tatsache, dass ihre Mutter noch immer nicht bereute oder zumindest verstand, was sie ihrer Tochter damals verwehrt hatte, reichte aus.

»Du hattest nicht das Recht, das für mich zu entscheiden!«

Paulas Mutter lächelte weiter. »Es ist mein Geld, Liebes. Ich entscheide, wofür ich es ausgebe.«

Oh, wie sehr Paula diese Art der Argumentation hasste. »Es ist mein Leben!«

»Und? Du hast eine schöne Altbauwohnung in Frankfurt und einen Job bei einer angesehenen Marketingagentur, der dich in interessante Gegenden verschlägt. Was willst du mehr?«

»Ich weiß nicht«, entgegnete Paula eisig. »Vielleicht das tun, was ich eigentlich tun wollte.«

»Ach Liebes, jetzt sei doch nicht so. Du bist gerade erst angekommen. Wir wollen jetzt nicht direkt streiten.«

Paula verbiss sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und schwieg. Sie hatte nicht vorgehabt, gleich am ersten Abend das kritische Thema anzusprechen. Aber ihre Mutter hatte es ja mal wieder nicht lassen können. Vielleicht hätte sie doch ein Hotelzimmer nehmen sollen. Vielleicht hätte sie zwischendurch öfter herkommen sollen, nur um nicht zu vergessen, wie frustrierend Gespräche mit ihrer Mutter sein konnten.

»Dein Vater macht Lasagne«, plapperte Marion unbeeindruckt weiter. »Lass uns den Abend genießen. Ich freue mich so sehr, dass du wieder hier bist. Und ich bin stolz auf dich. Du hast wirklich etwas aus dir gemacht.«

Paula antwortete nicht mehr. Es war nur eine Woche. Sie konnte vor Weihnachten wieder heimfahren, wenn sie wollte. Anstatt auf ihre Mutter konzentrierte sie sich auf das, was jenseits des Autofensters lag.

Lautenbach war ein malerisches kleines Städtchen. Schmale Gassen, durch die das Auto gerade so hindurchpasste, und Fachwerkhäuser, deren obere Stockwerke sich einander entgegenneigten. Auch die Fassaden der etwas moderneren Häuser waren mit Schiefer vertäfelt. Man schaute durch hölzerne Fensterkreuze in die Welt hinaus.

Sie ließen die Stadtmitte hinter sich und fuhren auf der anderen Seite des Ortes wieder den Hang hinauf. Paulas Eltern wohnten in einer Sackgasse. Hinter dem Haus erhob sich direkt der Wald.

Als sie in den Sternenweg abbogen, schaute Paula sich neugierig um. Da war die Lebkuchenbäckerei, die sie in ihrer Kindheit schon geliebt hatte. Der alte Volker führte sie bestimmt nicht mehr, aber offensichtlich hatte sich ein Nachfolger gefunden.

Paulas Mutter bemerkte den Blick. »Irgend so ein Schwuler hat die Bäckerei übernommen.«

Paula schnappte nach Luft. »Mama, du kannst nicht einfach rumlaufen und Leute schwul nennen!«

»Der ist aber einer«, behauptete Paulas Mutter stur. »Die Rosi hat ihn auf dem Weihnachtsmarkt mit einem aus dem Nachbarsdorf gesehen. Das war sehr unanständig, hat sie gesagt.«

»Oh Gott, Mama, wir leben im 21. Jahrhundert.« Das war etwas, das Paula ganz sicher nicht vermisst hatte: der Dorfklatsch. Sie erinnerte sich noch gut an die Gespräche im Supermarkt. Ich hab gehört, du willst in die Stadt ziehen? Das freut mich aber für dich.

Teilweise hatte Paula noch nicht einmal die Namen der Leute gekannt, die sie angesprochen hatten. Alles wahrscheinlich Freunde ihrer Mutter oder Freunde dieser Freunde.

Einige Häuser weiter führte Paulas Mutter ihren Kommentar fort. »Die Margarete ist letztens gestorben. Erinnerst du dich? Margarete Künzel. Der Lothar wohnt jetzt ganz allein in dem maroden Haus. Das tut ihm nicht gut, muss ich sagen. Es wird Zeit, dass der ins Heim zieht.«

Mit dem Ehepaar Künzel hatte Paula sich immer gut verstanden, als sie jünger gewesen war. Sie hatten einen süßen kleinen Yorkshireterrier gehabt, und hin und wieder hatte Paula ihn ausführen dürfen. »War die Beerdigung schon?«

»Ja, ist schon zwei Monate her. Ich hätte es dir ja erzählt, aber du rufst so selten an.«

Paula ignorierte den...
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