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Die Mönchin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
480 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am27.12.2023
In einer Welt wie der ihrigen, können Frauen nicht lange überleben.


Herzogtum Oberösterreich, anno 1405. Adrian von Bitterstedt, gelehrter Benediktinermönch und Spezialist für antike Texte, visitiert die Abtei Ennswalden. Dort soll eine apokryphe Schrift lagern, ein fünftes Evangelium, das, fiele es in unbefugte Hände, der Kirche größten Schaden zufügen kann und deshalb gesichert werden soll. Doch seine wahre Mission ist eine andere. Im Auftrag einer Bewegung, die der Amtskirche den Kampf angesagt hat, forscht er insgeheim nach dem verschollenenBrief des Athanasius, welcher die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Adrians Mission ist brandgefährlich, handelt es sich bei ihm doch in Wirklichkeit um Adriana von Bronnen - eine junge Frau, die, als Mönch verkleidet, vor dem gefährlichsten Abenteuer ihres Lebens steht.


Peter Orontes kam in Venezuela zur Welt. Er wuchs als Sohn eines Ungarn und einer Ostpreußin am Bodensee auf, studierte Kommunikationsdesign und arbeitete als Art Director für verschiedenen Medien- und Werbeagenturen. Seit über zwanzig Jahren ist er als freier Kommunikationsdesigner tätig und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Augsburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn einer Welt wie der ihrigen, können Frauen nicht lange überleben.


Herzogtum Oberösterreich, anno 1405. Adrian von Bitterstedt, gelehrter Benediktinermönch und Spezialist für antike Texte, visitiert die Abtei Ennswalden. Dort soll eine apokryphe Schrift lagern, ein fünftes Evangelium, das, fiele es in unbefugte Hände, der Kirche größten Schaden zufügen kann und deshalb gesichert werden soll. Doch seine wahre Mission ist eine andere. Im Auftrag einer Bewegung, die der Amtskirche den Kampf angesagt hat, forscht er insgeheim nach dem verschollenenBrief des Athanasius, welcher die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Adrians Mission ist brandgefährlich, handelt es sich bei ihm doch in Wirklichkeit um Adriana von Bronnen - eine junge Frau, die, als Mönch verkleidet, vor dem gefährlichsten Abenteuer ihres Lebens steht.


Peter Orontes kam in Venezuela zur Welt. Er wuchs als Sohn eines Ungarn und einer Ostpreußin am Bodensee auf, studierte Kommunikationsdesign und arbeitete als Art Director für verschiedenen Medien- und Werbeagenturen. Seit über zwanzig Jahren ist er als freier Kommunikationsdesigner tätig und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Augsburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749906147
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.12.2023
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4675 Kbytes
Artikel-Nr.11342527
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG

JULI ANNO DOMINI 1385
HERZOGTUM STEIERMARK
ENNSTALER ALPEN, BUCHAUER SATTEL

Totenstille!

Ein seltsames Wort. Bis zu diesem Augenblick hatte der kleine Junge nie so richtig verstanden, was die Erwachsenen meinten, wenn sie dieses Wort gebrauchten. Er hatte es hin und wieder gehört, aber damit nie etwas anfangen können. Totenstille, so wusste er nun, ist die Stille, die von den Toten ausgeht. Die Stille, die nie endet.

Zögerlich zunächst, dann immer schneller ausschreitend, trat der Junge auf die einsame vom Mond beschienene und von glitzernder Nässe und absolutem Schweigen erfüllte Lichtung.

Die Lichtung, auf der Vater und Mutter lagen. Tot. Und Johann und Heiner und Lutz, die Bediensteten seines Vaters. Tot. Auch der freundliche Mönch lag dort. Tot. Der Mönch, der ihm, Stunden bevor die bösen Männer gekommen waren, noch eine spannende Geschichte erzählt hatte. Die Geschichte von Kain und Abel. Der böse Kain, so der Mönch, hatte seinen Bruder Abel getötet, obwohl Abel ein guter Mensch gewesen war. Und Gott hatte es zugelassen. Er hatte es nicht verhindert, er hatte Kain nur gewarnt. So hatte es der Mönch erzählt. Auf seine Frage, warum Gott denn zugelassen habe, dass der böse Kain den guten Abel umbrachte, hatte der Mönch keine Antwort gewusst. In der Bibel würde sie stehen, die Geschichte von Kain und Abel, hatte er gesagt. Und da stehe viel, was man nicht verstehen könne.

Ob Gott die bösen Männer, die seine Eltern und den netten Mönch getötet hatten, wohl auch gewarnt hatte, bevor sie gekommen waren?

Langsam ging der Junge weiter. Drei, vier Schritte nur, dann blieb er wieder stehen. Erneut wurde ihm bewusst, wie alleine er war, völlig verlassen. Nachdem sie vorübergehend versiegt waren, liefen wieder Tränen über seine kindlichen Wangen, und ein Schluchzen schüttelte seinen mageren Körper. Wenn wenigstens Hildegard bei ihm gewesen wäre. Seine ältere Schwester. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatte er mit ihr noch Verstecken gespielt. Stunden später, mitten in der Nacht, waren sie von einem Gewitter aus dem Schlaf gerissen worden. Die gesamte Reisegruppe hatte, eng beieinander kauernd, unter einem notdürftig aus Planen und Decken errichteten Unterschlupf Schutz gesucht. Doch kaum war das Unwetter vorbei, waren mehrere mit Messern und Knüppeln bewaffnete Männer auf die Lichtung gestürmt und hatten die Erwachsenen niedergemacht. Ihm und Hildegard war gerade noch rechtzeitig die Flucht in den Wald gelungen, doch in dem ganzen schrecklichen Durcheinander hatten sie sich aus den Augen verloren.

Hildegard. Wo war sie jetzt? Hatte sie sich, als das Furchtbare geschah, auch hinter einem Baumstamm versteckt? So wie er? Wenn ja, hatte sie das, was er beobachtet hatte, auch gesehen? Hatte sie mitbekommen, was die Männer mit seinem Vater und dem netten Mönch gemacht hatten? Was sie mit seiner Mutter gemacht hatten? Wie sie sich, als sie mit der Mutter fertig waren, mit dem Wagen samt den Pferden, die seinem Vater gehört hatten, einfach auf und davon gemacht hatten?

Wenn doch all das Grässliche, das er gesehen hatte, nur ein böser Traum gewesen wäre.

Aber es war kein Traum. Sonst wären seine Eltern und der freundliche Mönch nicht tot, Hildegard nicht verschwunden und er nicht allein.

Ängstlich sah sich der Junge um. Er schniefte. Wischte sich mit dem Ärmel über das tränennasse Gesicht. Noch immer war alles still. Abgesehen von dem Geräusch stetig fallender Tropfen, die in den Bäumen hingen. Sie zeugten von den Regenfluten, die vor Stunden vom Himmel gestürzt waren und die Lichtung fast ertränkt hatten. Ansonsten: Stille. Totenstille. Kein Lüftchen wehte. Nicht ein einziger Vogel zwitscherte. Kein Knacken im Wald, das verraten hätte, dass sich irgendwo etwas Lebendiges bewegte. Der Fuchs, die Maus, die Eidechse, das Reh, alle schliefen sie noch. Nicht einmal der Ruf eines Käuzchens war zu vernehmen.

Erneut sah sich der Junge um. Verzweifelt. Hildegard, wo bist du?

Er legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel. Ganz weit dort oben, irgendwo hinter den blinkenden Sternen, die vor seinen mit Tränen gefüllten Augen zu unscharfen Flecken verschwammen, waren jetzt Vater und Mutter. Wenn man tot ist, kommt man in den Himmel, so hatten die Erwachsenen es ihm immer erzählt. Vorausgesetzt, man sei ein guter Mensch gewesen. So wie Abel. Schlechte Menschen kämen in die Hölle, wo das ewige Feuer brennt. So wie Kain. Ob er auch in der Hölle war? Und Abel - war er wirklich im Himmel? Bestimmt! Vielleicht unterhielten sich Vater und Mutter gerade mit ihm. Jetzt, da sie doch auch im Himmel waren. Eigentlich hatte er nie begriffen, was die Erwachsenen mit »in den Himmel kommen« meinten. Wie konnte jemand im Himmel sein, wenn sein Körper noch auf der Erde war?

Zögernd einen Fuß vor den anderen setzend, schritt der kleine Junge weiter auf die leblos am Boden liegenden Körper zu. Dunkle Schemen, die den Eindruck erweckten, als lägen große, flache Steine auf der mit Büschen, Gras und Flechten bestandenen Lichtung.

Dann aber blieb er stehen. Nein, er würde Vater und Mutter nicht mehr sehen wollen. Auch nicht den Mönch, der ihm die Geschichte von Kain und Abel erzählt hatte. Und auch die anderen nicht. Der Junge machte einen großen Bogen um die Toten und lief zu dem Erdloch, das der kräftige Regenguss bis zum Rand mit Wasser gefüllt hatte. Ob er seine Puppe noch finden würde? Die hölzerne Puppe, die er auf der Flucht vor den bösen Männern vor lauter Angst in das Wasserloch geworfen hatte.

Ja, da war sie. Inmitten vereinzelter Blätter, die auf der Wasseroberfläche schwammen, dümpelte die hölzerne Puppe träge vor sich hin. Der Junge ging am Rand des Wasserlochs in die Hocke und betrachtete sie im Licht des Mondes. Sein Glanz war blasser geworden; nicht mehr lange, und die Dämmerung würde heraufziehen. Und mit ihr das erste Licht des neuen Tages.

Doch noch spiegelte er sich fahl und rund auf der schwarzen Wasseroberfläche. Ganz versunken war der Junge in den Anblick der Puppe und der blassgelben Scheibe, die den Anschein erweckte, als wäre sie vom Himmel gefallen.

Plötzlich erhob sich ein Windstoß. In den Wipfeln rund um die Lichtung rauschte es. Eine Bö belebte die dunkle Oberfläche des Tümpels, und ein Kräuseln zerhackte den Abglanz der wuchtigen Himmelsscheibe in unzählige glitzernde Splitter. Langsam begann sich die Puppe zu drehen. Ein kleiner Zweig klatschte in das Wasserloch; winzige Fontänen spritzten, und unzählige Tröpfchen netzten das Gesicht der Puppe. Die Nässe verlieh den toten Augen Glanz, und dem Jungen schien, als erwachte die Puppe zum Leben.

Eine weitere Bö fuhr heran. Schneller drehte sich die Puppe, wippte auf und nieder, während Tropfen gleich Tränen über die holzgemaserten Wangen rannen.

Meine Puppe weint, dachte der Junge, ich muss sie trösten.

Er sah sich nach einem Stöckchen um, mit dem er die Puppe zu sich an den Rand des Wasserlochs herziehen könnte.

Augenblicke später drückte er sie an sich, herzte und küsste sie.

Dann erhob er sich und lief einfach los.

VIELE JAHRE SPÄTER
HERZOGTUM ÖSTERREICH
DAS ENNSTAL BEI STEYR

»HERR, bitte gib, dass sie es ist«, murmelte der Mann leise. Er fror. Bibbernd zog er die Schultern hoch und verwünschte die schneidende Kälte, die zunehmend in seine Knochen kroch.

Angestrengt sah er zu dem schroffen Felsen empor, der sich wie der Finger eines Riesen aus dem Waldberg erhob. Dessen Kuppe war von einer kleinen Kapelle gekrönt, die nur über einen steilen Pfad zu erreichen war. Sie gehörte zu der nicht weit entfernten, an der Enns gelegenen Benediktinerabtei, die sich dort, wo der Fluss einen engen Bogen beschrieb, an dessen Ufer schmiegte.

»Gib, dass sie es ist, HERR! Bitte!«, wiederholte der Mann seine Worte von vorhin noch eine Spur flehentlicher; nach wie vor musterte er den Felsen, auf dem sich die Kapelle befand, mit scharfem Blick.

Sein Interesse galt jedoch nicht der winzigen Kapelle, sondern dem seltsamen Anbau, der sich daran anschloss und der auf eine menschliche Behausung schließen ließ. Zum wiederholten Male rief er sich die Begegnung mit den beiden Männern in Erinnerung, die ihn veranlasst hatte, hierherzukommen und seit Stunden auf diesen Punkt zu starren. Es war der Vorsehung zuzuschreiben, dass sie seinen Weg gekreuzt hatten, das war sicher. Kein bloßer Zufall, sondern ein mahnender Wink des Schicksals, das ihn aufforderte, die heilige Pflicht, die ihm die Gerechtigkeit auferlegte, endlich zu erfüllen. Gerade mal zwei Tage waren vergangen seit jener Bemerkung, die ihn hatte aufhorchen lassen. Aufgeschnappt hatte er sie in seiner Unterkunft, im Gasthaus Zum Eber in der nahen Stadt, wo er in aller Ruhe seinen Würzwein zu trinken gedacht hatte. Er hatte die beiden Fuhrleute am Nebentisch zuerst gar nicht bemerkt. Erst als sie begannen, sich lautstark über eine Inkluse zu unterhalten, eine Einsiedlerin, die ganz in der Nähe in einer Zelle eingemauert lebte, wurde er auf sie aufmerksam. Und als der Ältere der beiden dann auch noch ihre Hände erwähnte, war es vorbei gewesen mit seiner Ruhe. Beschworen die Worte des Mannes doch schlagartig ein Bild aus seiner Vergangenheit herauf - schaurig hässlich, aber auch vertraut und liebenswert zugleich. Eine Ahnung wallte in ihm hoch, gepaart mit einem Gefühl von Hitze, das er immer dann verspürte, wenn höchste Anspannung an ihm zerrte. Unwillkürlich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, fingen seine Hände an zu zittern, was ihn gut die Hälfte des Würzweins verschütten ließ.

Dann mit einem Mal waren...
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Peter Orontes kam in Venezuela zur Welt. Er wuchs als Sohn eines Ungarn und einer Ostpreußin am Bodensee auf, studierte Kommunikationsdesign und arbeitete als Art Director für verschiedenen Medien- und Werbeagenturen. Seit über zwanzig Jahren ist er als freier Kommunikationsdesigner tätig und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Augsburg.