Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
350 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am26.09.2023
Earl Grey mit Schuss zum Mutmachen vor der Tat. Heidekräutertee zur Beruhigung danach. Intrigen zur Tea Time. Giftige Machenschaften bei der Teezeremonie. Ob heiß oder kalt, schwarz oder grün, Matcha oder Mugicha, lose oder im Beutel - kaum ein anderes Getränk erfreut sich weltweit solch großer Beliebtheit. So vielfältig wie seine Geschmacksrichtungen und Zubereitungsweisen sind die Geschichten unserer Krimiautorinnen und -autoren und die Orte, an denen sie spielen.
Mit Kurzkrimis von Mary Ann Fox, Cornelius Hartz, Arnd Rüskamp, Oliver Buslau, Eva Jensen, Kathrin Hanke, Sabine Weiß, Claudia Wenk Santana, Henrik Siebold, Eberhard Michaely, Sandra Åslund, Leo Hansen, Ricarda Oertel, Eric Niemann, Peter Gerdes, Charlotte Richter-Peill, Hartmut Pospiech, Till Raether, Franziska Henze und Anke Küpper.


Anke Ku?pper studierte Germanistik, Romanistik und Medienwissenschaften in Hamburg, Bochum, Poitiers und Bordeaux. Seit u?ber zwanzig Jahren arbeitet sie als Buchautorin. Neben ihren Kriminalromanen, in denen sie ihre Wahlheimat Hamburg zum Schauplatz macht, hat sie mehr als achtzig Sachbu?cher und Pixi-Geschichten sowie zahlreiche Quizze und Spiele veröffentlicht, darunter einige Bestseller.Sie hat bereits mehrere Krimi-Anthologien herausgegeben, ist in Hamburg als Literaturveranstalterin aktiv und leitet Schreibworkshops. Außerdem engagiert sie sich bei den Mörderischen Schwestern, im Syndikat und im writers' room Hamburg für andere Schreibende.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEarl Grey mit Schuss zum Mutmachen vor der Tat. Heidekräutertee zur Beruhigung danach. Intrigen zur Tea Time. Giftige Machenschaften bei der Teezeremonie. Ob heiß oder kalt, schwarz oder grün, Matcha oder Mugicha, lose oder im Beutel - kaum ein anderes Getränk erfreut sich weltweit solch großer Beliebtheit. So vielfältig wie seine Geschmacksrichtungen und Zubereitungsweisen sind die Geschichten unserer Krimiautorinnen und -autoren und die Orte, an denen sie spielen.
Mit Kurzkrimis von Mary Ann Fox, Cornelius Hartz, Arnd Rüskamp, Oliver Buslau, Eva Jensen, Kathrin Hanke, Sabine Weiß, Claudia Wenk Santana, Henrik Siebold, Eberhard Michaely, Sandra Åslund, Leo Hansen, Ricarda Oertel, Eric Niemann, Peter Gerdes, Charlotte Richter-Peill, Hartmut Pospiech, Till Raether, Franziska Henze und Anke Küpper.


Anke Ku?pper studierte Germanistik, Romanistik und Medienwissenschaften in Hamburg, Bochum, Poitiers und Bordeaux. Seit u?ber zwanzig Jahren arbeitet sie als Buchautorin. Neben ihren Kriminalromanen, in denen sie ihre Wahlheimat Hamburg zum Schauplatz macht, hat sie mehr als achtzig Sachbu?cher und Pixi-Geschichten sowie zahlreiche Quizze und Spiele veröffentlicht, darunter einige Bestseller.Sie hat bereits mehrere Krimi-Anthologien herausgegeben, ist in Hamburg als Literaturveranstalterin aktiv und leitet Schreibworkshops. Außerdem engagiert sie sich bei den Mörderischen Schwestern, im Syndikat und im writers' room Hamburg für andere Schreibende.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749906185
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.09.2023
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11342602
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

LINNERT UND DER SCHÖNE TOD

Henrik Siebold

Linnert hatte schon viele Tote gesehen, auch schlimm zugerichtete. Sie waren blutig, zerteilt, geköpft, durchlöchert, verbrannt oder aufgespießt gewesen.

Was sich ihm hier jedoch bot, war auch für ihn eine Premiere. Es war grausam und blutig, und zugleich doch auch voll bizarrer Schönheit.

Aber was genau sah er eigentlich?

Der Tote lag rücklings auf dem Fußboden. Er war nackt. Sein gesamter Körper war mit Schnittwunden bedeckt, deren tiefste sich am Hals befand und vermutlich zum Tod geführt hatte.

Die Schnittwunden aber waren nicht blutrot, wie man es hätte erwarten sollen. Sie glitzerten in einem matten Goldton.

Da kaum davon auszugehen war, dass das Blut des Toten golden war, ließ es nur einen Schluss zu. Der Mörder hatte sein Opfer erst mit einem Schneidwerkzeug getötet und anschließend die Wunden mit Farbpaste bestrichen.

Aber warum?

Linnert drehte sich zu der Mitarbeiterin der Rechtsmedizin um, die den Toten untersucht hatte und jetzt neben ihm stand. Sie war schlank und überragte den auffällig klein gewachsenen Kommissar um einiges. »Irgendeine Idee, was es damit auf sich hat?«, fragte er.

Es schien ihr schwerzufallen, sich von dem Anblick loszureißen. Schließlich sagte sie mit leiser Stimme: »Es sieht aus wie Kintsugi. Ich habe vor Kurzem etwas darüber gelesen.«

»Kintsugi?«

»Mmh. Kommt aus Japan. Irre, oder?«

Linnert wartete auf weitere Erklärungen, doch als die ausblieben, sagte er: »Lass mich raten. Kintsugi ist der kleine Bruder von Harakiri? Nur, dass man vielleicht ein goldenes Schwert dafür benutzt?«

Die Rechtsmedizinerin lachte. »Aber nein, Linnert. Es ist eine besondere Technik, mit der in Japan zerbrochene Keramik repariert wird. Meistens Teeschalen. In dem Artikel wurde es erklärt. Man klebt die Scherben mit einem speziellen Lack zusammen, in dem Goldstaub ist. Da, wo ursprünglich die Risse oder Sprünge waren, ist am Ende ein feines goldenes Muster. Oft sind die Stücke nach der Reparatur noch schöner als vorher.«

Linnert musterte erneut die Leiche. Der Tote, so viel wusste er bereits, hieß Johannes Sarau und war 52 Jahre alt. Er war der Inhaber des Teegeschäftes, in dem er sich befand und in dem Sarau rund zwölf Stunden zuvor, also am späten gestrigen Abend, ermordet worden war.

Linnert nickte der Rechtsmedizinerin noch einmal zu. Dann sah er sich in dem Laden um. Er lag im Hamburger Kontorhausviertel, bestand aus einem einzigen Verkaufsraum, der vollgestopft war mit Tee und Teeutensilien aller Art. Die Luft roch intensiv nach Vanille, Kräutern und Bergamotte. In den Regalen und auf Anrichten standen Service und Tassen, Samoware und Kannen, Filter, Stövchen, Tabletts und Dosen in vielen Farben und Formen. Dazu gab es Tütchen mit Kandis und Rohrzucker, Teegebäck und Schokolade. Jede erdenkliche Fläche war überladen damit.

Der Ruhepol inmitten des bunten Durcheinanders war eine gläserne Vitrine. In ihr standen Teeutensilien, die anscheinend aus Japan stammten, darunter Gerätschaften aus Bambus sowie grob und schief getöpferte Schalen, die für Linnerts Augen eher stümperhaft wirkten. Die kleinen Preisschildchen verrieten, dass er sich irrte. Zwei der Schalen - man nannte sie offenbar Chawan - waren auf die Art repariert worden, die die Rechtsmedizinerin beschrieben hatte. Sie waren zersprungen und auf kunstvolle Art mit goldenem Kitt zusammengefügt worden. Ihre Oberflächen waren von einem feinen Geäst goldener Linien durchzogen - genau wie die Leiche des Ladeninhabers.

»Kommissar! Sie können jetzt mit ihr reden.«

Ein Kollege vom psychologischen Dienst stand in der Tür zum Lagerraum des Geschäfts und winkte Linnert zu. Er hatte sich um Sandra Östlinger gekümmert, die einzige Angestellte des Ladens. Sie hatte ihren Chef am Morgen gefunden und die Polizei alarmiert.

Linnert betrat den Hinterraum. Er war ähnlich vollgestellt wie das Ladenlokal. In deckenhohen Regalen standen weiteres Teegeschirr sowie Hunderte Teedosen, deren Beschriftung zu einer Weltreise einlud: Ceylon, Assam, Uji, Aurich.

Sandra Östlinger saß zusammengesunken auf einem Klappstuhl. Sie war blass. Als Linnert auf sie zutrat, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

»Ich verstehe es nicht! Ich verstehe es einfach nicht! Wer tut so etwas?«

Linnert nahm auf einem zweiten Klappstuhl Platz. Er sagte nichts.

Der Kommissar ruhte so sehr in sich selbst, dass sich seine Ausgeglichenheit auf die Menschen in seiner Umgebung übertrug.

So war es auch jetzt. Sandra Östlinger schniefte noch eine Weile, doch nach und nach versiegten ihre Tränen.

Linnert sagte: »Es sieht nicht nach einem Überfall aus. Ein Räuber hätte sich wohl kaum so etwas einfallen lassen.«

»Nein, bestimmt nicht.«

»Wissen Sie, was es zu bedeuten hat?«

»Sie meinen das mit dem Gold?«

»Ja. Das Kintsugi.«

Trotz ihrer Trauer und ihres Entsetzens erschien ein blasses Lächeln auf Östlingers Gesicht. »Ich weiß nicht, was das soll. Es ist völlig absurd.«

»Hatte er Feinde? Gab es Drohungen?«

»Ich glaube nicht. Obwohl ⦫ Östlinger erstarrte jäh. Sie starrte Linnert mit aufgerissenen Augen an. »Doch! Da war etwas.«

»Erzählen Sie.«

»Es gab einen entsetzlichen Streit. Erst vor wenigen Tagen.«

»Mit wem?«

»Christian Peters. Er betreibt eine Porzellanklinik in Eppendorf.«

»Ich wusste nicht, dass Geschirr zum Arzt geht.«

Sie lachte, um sogleich doch wieder zu weinen. »Er nennt sein Geschäft so, Porzellanklinik. Wir bringen gelegentlich Antiquitäten zu ihm, vor allem japanische Schalen. Peters beherrscht die Kunst des Kintsugi wie wenige sonst.«

»Worum ging es in dem Streit?«

Sandra Östlinger starrte eine Weile ins Nichts. Dann berichtete sie Linnert, was vorgefallen war.

***

Linnert verabschiedete sich von Östlinger. Er kehrte in den Verkaufsraum zurück und sah erneut auf den am Boden liegenden Toten.

War es ein Trost?

Dass der Tod auch schön sein konnte?

***

Die Porzellanklinik, die Christian Peters betrieb, befand sich im Erdgeschoss eines stuckverzierten Gründerzeithauses im feinen Stadtteil Eppendorf. Eine Glocke läutete, als Linnert eintrat. Niemand war zu sehen. In einem Regal standen reparierte Teller oder Tassen, offenbar zur Abholung bereit. Die Sprünge und Risse in den Stücken waren nur noch zu sehen, wenn man sehr genau hinsah.

Eine Vase war mit einem filigranen Netz goldener Fäden durchwirkt. Ost trifft West. Schöner als zuvor, ganz wie die Kollegin von der Rechtsmedizin gesagt hatte. Es war atemberaubend.

Kurz darauf trat ein Mann durch eine Hintertür in den Laden. Etwa fünfzig Jahre alt, groß gewachsen. Ein Gesicht, das Empfindsamkeit ausdrückte und eher zu einem Künstler als einem Handwerker passte. Sein Lächeln war freundlich.

»Was kann ich für Sie tun?«

Linnert lächelte auf die gleiche Art.

»Sie führen Reparaturen mit Kintsugi aus?«

»Aber ja. Ich habe die Technik in Japan gelernt. Haben Sie das Stück dabei, um das es geht?«

Linnert überhörte die Frage. »Ließe sich mittels Kintsugi auch anderes reparieren? Sagen wir, eine menschliche Wunde?«

Peters schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, warum Sie ⦠die Antwort lautet Nein. Der Urushi-Lack, der beim Kintsugi zur Anwendung kommt, ist nur für Porzellan und Keramik geeignet.«

Linnert sah den Mann prüfend an. Peters wirkte verunsichert, was angesichts seiner seltsamen Frage nur angemessen war. Angst oder ein schlechtes Gewissen sah Linnert nicht.

»Dann lassen Sie mich anders fragen ⦠Wann haben Sie Johannes Sarau zum letzten Mal gesehen?«

»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«

Statt einer Antwort hielt Linnert seinen Dienstausweis in die Höhe. »Also? Wann?«

»Ist etwas passiert?«

»Herr Peters?«

Der Porzellan-Doktor ruderte mit den Händen. »Es ist vielleicht vier Wochen her. Sarau bringt gelegentlich Stücke zur Reparatur. Sehr schöne Stücke, muss ich dazu sagen. In dem Fall habe ich die Sachen nach Fertigstellung zu ihm in den Laden gebracht.«

»Sie hatten Streit, ist das richtig?«

Peters rollte mit den Augen. »Streit würde ich es nicht nennen. Das letzte Stück, das er mir brachte, war etwas ganz Besonderes. Etwas, von dem ein Chajin nur träumen kann ⦠Ich konnte nicht glauben, dass Sarau es wirklich bekommen hatte.«

»Chajin?«

»Ein Teemensch. So nennen es die Japaner.«

»Das, was wir Deutschen Teetrinker nennen würden?«

Peters lachte. »Aber nein. Tee trinken ⦠das tun viele Menschen. Ein Chajin aber geht den Teeweg. Er widmet sein Leben dem Tee. Das ist etwas anderes.«

»Sarau war ein solcher Teemensch?«

»Durch und durch.«

»Ich verstehe ⦠oder auch nicht. Worum ging es in Ihrem Streit?«

»Um Geld. Angesichts des Stückes, das er mir brachte, wollte ich meine Arbeit höher als üblich entlohnt haben. Allein wegen der Verantwortung. Sarau weigerte sich. Ich fand ihn geizig. Ich denke, ich werde keine weiteren Aufträge von ihm annehmen.«

»Richtig. Das werden Sie wohl nicht«, sagte Linnert. »Was genau war das für ein Ding, das Sie für ihn repariert haben?«

»Kein Ding,...
mehr

Autor