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Auf gute Nachbarschaft!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Christian Brandstätter Verlagerschienen am27.03.20231. Auflage
Wer kennt sie nicht, die Freuden und Leiden der Nachbarschaft? Wo viele unterschiedliche Menschen zusammenleben, gibt es viel Potenzial: unerwartete, inspirierende Begegnungen, regen Austausch von Neuigkeiten, gegenseitige Hilfe, aber auch Konflikte. Dass Nachbarschaft mehr bedeutet als Tür an Tür zu wohnen, zeigt sich in diesem Band: Gemeinsam wird gegärtnert, gesungen, gelernt, es werden Erinnerungen, Bücher und Lebenserfahrungen ausgetauscht. Dabei muss nicht immer alles eitel Wonne sein. Viel wichtiger ist es zu lernen, die Meinungen anderer gelten zu lassen und einander auf Augenhöhe zu begegnen. Die Wege, die zu einer guten Nachbarschaft führen, sind so unterschiedlich wie die Bewohner*innen selbst. Auf gute Nachbarschaft!

Claudia Huemer studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften. Seit 20 Jahren ist sie im Bereich Mediation lehrend tätig. Sie ist Gründungsmitglied von wohnpartner. Josef Cser studierte Rechtswissenschaften und ist ausgebildeter Mediator. Er hat die Organisation wohnpartner aufgebaut und ist seit Februar 2020 Geschäftsführer der Wohnservice Wien GmbH.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR40,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR32,99

Produkt

KlappentextWer kennt sie nicht, die Freuden und Leiden der Nachbarschaft? Wo viele unterschiedliche Menschen zusammenleben, gibt es viel Potenzial: unerwartete, inspirierende Begegnungen, regen Austausch von Neuigkeiten, gegenseitige Hilfe, aber auch Konflikte. Dass Nachbarschaft mehr bedeutet als Tür an Tür zu wohnen, zeigt sich in diesem Band: Gemeinsam wird gegärtnert, gesungen, gelernt, es werden Erinnerungen, Bücher und Lebenserfahrungen ausgetauscht. Dabei muss nicht immer alles eitel Wonne sein. Viel wichtiger ist es zu lernen, die Meinungen anderer gelten zu lassen und einander auf Augenhöhe zu begegnen. Die Wege, die zu einer guten Nachbarschaft führen, sind so unterschiedlich wie die Bewohner*innen selbst. Auf gute Nachbarschaft!

Claudia Huemer studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften. Seit 20 Jahren ist sie im Bereich Mediation lehrend tätig. Sie ist Gründungsmitglied von wohnpartner. Josef Cser studierte Rechtswissenschaften und ist ausgebildeter Mediator. Er hat die Organisation wohnpartner aufgebaut und ist seit Februar 2020 Geschäftsführer der Wohnservice Wien GmbH.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783710607233
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse15580 Kbytes
Artikel-Nr.11369812
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Durch das gemeinschaftliche Gartenprojekt ist ein richtiges Zugehörigkeitsgefühl entstanden.

Die rechteckige Anordnung der Hochbeete spiegelt im Kleinen die Struktur der Wohnhausanlage wider: Der Rudolf-Sarközi-Hof wurde Anfang der 1950er-Jahre als Siedlungsbau errichtet. Auf einem beinahe exakt rechteckigen Grundriss reihen sich fünfzehn Häuserblöcke, teilweise in Zeilenbauweise, mit jeweils zwei Stockwerken und einem ausgebauten Dachgeschoß, aneinander. Der Zugang zu den einzelnen Stiegen erfolgt über schattige Grünflächen, die sich über die gesamte Anlage erstrecken. Der Hof wurde wie etliche andere in diesem Zeitraum angesichts der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und zählt zu den größeren Siedlungen dieser Art, die in Döbling gebaut wurden. Seinen Namen erhielt er von Rudolf Sarközi, dem Sohn einer burgenländischen Romni und eines Wiener Sinto, der 1944 in einem NS-Anhaltelager für Zigeuner geboren wurde. 1996 gründete er im 19. Wiener Gemeindebezirk das Roma Dokumentations- und Informationszentrum. 2017 wurde die Wohnhauslange, in der er selbst 52 Jahre lang gelebt hatte, nach ihm benannt.

Nach zweijähriger Vorlaufzeit wurde 2015 mit der Anlage des Gemeinschaftsgartens begonnen. An seiner Stelle befanden sich zuvor ein brachliegender Kinderspielplatz sowie eine ausgedehnte Asphaltfläche - ein ehemaliger Basketballplatz. Der Garten ist der Natur gewidmet , meint Michael und schildert gemeinsam mit Desislava Gudjunova, wie es zu ihrem Garten kam. Bei der Abstimmung, die per Unterschriftenliste in der Wohnhausanlage erfolgte, habe es kaum Gegenstimmen gegeben, 80 Prozent hätten zugestimmt. Die Bedenken, die sich vor allem darum drehten, ob ein Garten zusätzlichen Lärm verursache und die Kosten für das Wasser steigere, konnten ausgeräumt werden. Dennoch sei vor allem der Anfang nicht ganz so einfach gewesen, erzählt Desislava: Wenn etwas Neues entsteht, ist es immer ein Risiko. Da gab es schon verschiedene Meinungen und sogar Auseinandersetzungen, aber das ist normal. Interessanterweise hätten sich dann aber vorwiegend die besonders skeptischen Bewohner*innen im Garten engagiert. Vor allem in der Anfangsphase gab es auch innerhalb der Gartengruppe immer wieder von wohnpartner moderierte Treffen. Dort, wo viele verschiedene Menschen zusammenkommen, gibt es viele unterschiedliche Meinungen , stellt Michael fest. Lösungen wurden dabei mit Hilfe von außen , mit der Unterstützung von wohnpartner, gefunden - auch bei einer Mediation, die hauptsächlich aus persönlichen Gründen notwendig geworden war. Jetzt funktioniert s , sagt Desislava lächelnd und freut sich mit Michael gemeinsam darüber, dass es sich bei ihnen um eine sehr durchmischte Gruppe handelt.
EIN GARTEN DES LERNENS

In den Rudolf-Sarközi-Hof ist Michael Roser gezogen, kurz bevor die Idee mit dem Gemeinschaftsgarten entstand. Der gelernte Einzelhandelskaufmann arbeitet als Betreuer in einer Unterkunft für obdachlose Menschen. Wir sind alle keine ausgebildeten Gärtnerinnen und Gärtner , sagt er. Es gehe auch gar nicht darum, sich ausschließlich durch die Erträge selbst zu versorgen. Wenn, dann wären wir höchstens Knoblauchselbstversorger , fügt er lachend hinzu.

Es gibt viel zu lernen und zu entdecken im Garten Unser-Döbling: Der würzige Duft, der sich in der Sommerluft breitmacht, wird von einer circa fünfzig Zentimeter hohen Pflanze mit herzförmigen Blättern und schön geschwungenen, zartrosa Blütenkelchen verströmt. Der Muskatellersalbei, der in einem der Hochbeete wächst, ist eine Gewürz- und Heilpflanze, die in der griechischen und römischen Antike gegen Kopfschmerzen zum Einsatz kam. Außerdem wurde sie zur Aromatisierung von Wein verwendet. Auch Bienen fliegen auf die einladenden Blütenkelche, die ihnen satte Honigerträge bescheren. Das Obst wächst in diesem Garten nicht auf Bäumen, sondern auf Säulen. Wenige Zentimeter sind die Stämme dick, an denen sich bis knapp über den Boden die Äste verzweigen, auf denen Zwetschken und Äpfel reifen. Richtige Obstbäume können in der Anlage nicht gepflanzt werden.

Besonders für Kinder ist der Garten ein unschätzbares Reservoir an Erfahrungen im Umgang mit der Natur. Desislava Gudjunova erzählt, dass ihr mittlerweile sechsjähriger Sohn buchstäblich mit dem Garten aufgewachsen sei. Die Beete, die von Kindern bepflanzt und betreut werden, erkennt man an den niedrigeren Einfassungen. Im Prinzip würden sie aber ohnehin überall mitmachen. Wenn der Eifer einmal allzu groß ist und etwas schiefgeht, gibt es kleine Versöhnungsgeschenke: Eine Tomate für dich, einen Zitronenbaum oder so etwas. Aber es ist voll nett, auch für Kinder. Wenn man Besuch hat, ist es wirklich wunderschön.

Mittlerweile gibt es an die hundert Gemeinschaftsgärten und an die 450 mobile Beete über ganz Wien verteilt. Diese liegen entweder am Rand der Wohnhausanlagen oder in nahe gelegenen Parks, auf dem Dach oder mitten im Hof.

Durch das gemeinschaftliche Gartenprojekt sei ein richtiges Zugehörigkeitsgefühl entstanden, erzählt Michael. Es sei auch darum gegangen, mehrere Leute miteinzubeziehen und so etwas wie einen Gemeinschaftsraum zu gestalten, fügt Desislava hinzu. Besonders zu den Gartenfesten seien viele aus der Wohnhausanlage gekommen, die sich sonst nicht getraut hätten: Wir versuchen es halt auch, dass wir die Leute einladen, auf die eine oder andere Art und Weise - nicht unbedingt direkt, da trauen sich viele nicht, man kann sie eben auf diese indirekte Weise einladen. Das erste Sommerfest war so richtig groß, mit Live-Band und Clowns, das hat auch Menschen von außerhalb angezogen . Für eine gute Nachbarschaft sei es prinzipiell von Bedeutung, dass es viel Raum gebe, meint Michael: Es hat schon geholfen, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, unseren Lebensraum mitzugestalten. Wir wohnen ja nicht nur hier, sondern leben hier auch. Dass wir diesen Lebensraum nach unseren Bedürfnissen gestalten können, erleichtert auch das Leben miteinander. Durch den Garten lerne man, Kompromisse zu machen und gemeinsam Lösungen zu finden, betont Desislava: Es ist wirklich ein Schatz, wenn man so einen Garten hat.

Mittlerweile schätzen auch die anderen Bewohner*innen den Garten. Direkte Rückmeldungen gebe es zwar kaum, aber hin und wieder stelle jemand Blumen von zu Hause an den Zaun. Desislava und Michael betrachten dies als Gesten der Akzeptanz. Wie in den meisten anderen Gemeinschaftsgärten gilt, dass alle herzlich willkommen sind, sobald eines der Mitglieder zugegen ist. Vor allem für Besucher*innen mit Kindern sei der Garten ideal. Die Geräte, die in der Gartenhütte lagern, können von allen Mitgliedern verwendet werden. Finanziert wurde das im Frühling 2018 errichtete Holzhaus durch die Mitgliedsbeiträge. Die Kerngruppe besteht aus zehn Personen, insgesamt sind in etwa 25 aus dem näheren Umfeld aktiv. Die Möglichkeiten, mit der Gartengruppe in Kontakt zu treten, sind zahlreich und niederschwellig: Ein Plausch über den Zaun hinweg ist ebenso eine Option wie die Website zu besuchen und eine E-Mail zu schreiben. Als einige der Hochbeete noch auf engagierte Gärtner*innen warteten, brachte die Gruppe Aushänge in den Stiegenhäusern an. Es gebe keine bestimmten Voraussetzungen, nur persönliches Interesse muss vorhanden sein , sagt Michael Roser. Am einfachsten sei wohl ein direkter Austausch im Garten, ergänzt Desislava Gudjunova, und: Wir wollen keinen Zwang ausüben, es ist ganz offen - wer will, wird kommen.

Es ist wirklich ein Schatz, wenn man so einen Garten hat.

Einer der nächsten Pläne für den Garten Unser-Döbling besteht darin, nach der Corona-Pause wieder ein großes Sommerfest zu organisieren. Darüber hinaus bietet dieser Garten des Lernens , wie Michael Roser ihn nennt, immer Gelegenheiten, sich auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln, beim Gärtnern ebenso wie bei der Gestaltung gemeinsamer Lebensräume.
GEMEINSCHAFTSGARTEN ROSENBERG

Der Gemeinschaftsgarten Rosenberg liegt im Josef-Kaderka-Park, im 17. Wiener Gemeindebezirk. Von der großzügigen Rasenfläche aus sieht man in die Weinberge. Unter den Bäumen stehen Bänke und Tische, ein Hängesessel lädt dazu ein, die Seele baumeln zu lassen. An einer Schnur, die zwischen zwei Stämmen gespannt ist, sind Informationstafeln zum Garten und seiner Geschichte befestigt, daneben fotografische Impressionen vom gärtnerischen Leben und Arbeiten. Ein Teil der Beete wird von Institutionen aus der Nachbarschaft beziehungsweise dem Bezirk betreut, von einer Integrationsschule, einem Kindergarten, einer lokalen Volkshochschule sowie vom Nachbarschaftszentrum 17. Um die restlichen 34 Beete kümmern sich insgesamt 33 Gärtner*innen. Ein Drittel von...
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Autor

Claudia Huemer studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften. Seit 20 Jahren ist sie im Bereich Mediation lehrend tätig. Sie ist Gründungsmitglied von wohnpartner.

Josef Cser studierte Rechtswissenschaften und ist ausgebildeter Mediator. Er hat die Organisation wohnpartner aufgebaut und ist seit Februar 2020 Geschäftsführer der Wohnservice Wien GmbH.