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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Copycaterschienen am27.03.2023
Die Handlung spielt in Nordland, im Dorf Sirilund, unter anderem mit dem Kaufmann Mack und dem Emporkömmling Benoni. Rosa ist allein, nachdem ihr Mann sie verlassen hat. 'Rosa' ist die Fortsetzung von 'Benoni'.mehr
Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,13
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR10,10

Produkt

KlappentextDie Handlung spielt in Nordland, im Dorf Sirilund, unter anderem mit dem Kaufmann Mack und dem Emporkömmling Benoni. Rosa ist allein, nachdem ihr Mann sie verlassen hat. 'Rosa' ist die Fortsetzung von 'Benoni'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788028299637
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.03.2023
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11375479
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

VIII

Inhaltsverzeichnis


Ich gehe den Weg zur Mühle hinunter und komme wieder zurück, da holt mich die Baronin ein, sie ist weiß bestäubt und offenbar drinnen bei den Müllern gewesen. Als ich grüße, schenkt sie mir im Vorübergehen einige Worte; sie ist bereits an mir vorbeigegangen, da verlangsamt sie plötzlich ihren Schritt und schließt sich mir an. Ich bitte, das Mehl von ihrem Kleid abbürsten zu dürfen, und sie bleibt stehen und dankt. Dann gehen wir zusammen weiter; aber nicht, daß mir daran gelegen hätte. Sie spricht von verschiedenen Kindheitserinnerungen, hier war sie als die kleine Edvarda umhergegangen, hatte aufrecht auf dem Mehlwagen gestanden, war allein zum Espenhang hinuntergegangen und hatte dort gesessen.

Sie war wehmütig, und über ihrer Stimme lag dieser köstliche Samtton, sie sagte: Man spielt alle Spiele des Lebens, und zuletzt bleibt einem niemand übrig.

Sie hatte in dieser Stunde viel Macht über mich, selbst ihre langen dünnen Hände waren mir seltsam lieb, obgleich ich sie bisher in ihrem Ausdruck unkeusch gefunden hatte. Ich dachte an das, was sie, wie ich gehört, an einem der vergangenen Tage getan hatte: Es gab hier einen Mann, der Jens Kindsvater genannt wurde. Er hatte in Edvardas Jugend bei Mack im Dienst gestanden, war aber dann auf die Schären hinausgekommen, hatte sich verheiratet, war krank geworden und ins Elend gesunken. Seine Frau fuhr von ihm fort nach den Lofotinseln und kam nicht wieder; Kinder hatte er keine, Jens Kindsvater. Vor einigen Tagen nun kam er zu Edvarda, sah sie an und sagte nicht viel, sondern stand nur da wie ein großer Hund. Da verschaffte Edvarda ihm einen Posten auf Sirilund und in der Umgegend, er sollte mit Knochen handeln. Er sollte in die wenigen Häuser gehen, wo Fleisch gegessen wurde, und die Knochen sammeln und sie in den Laden bringen und dort teuer verkaufen; von dort wurden sie nach Süden geschickt und zu Knochenmehl gemahlen. Auch auf Sirilund sollte er alle Knochen bekommen. Mack mußte ein bißchen darüber lächeln, daß er seine eigenen Fleischknochen um teures Geld kaufen sollte, aber er sagte: Jaja! und fand es nicht der Mühe wert, Einwendungen dagegen zu erheben. Ebenso sollten die Knochen aus Hartvigsens Küche an Jens Kindsvater gehen. Es war so putzig, aber Jens Kindsvater nahm die Sache ernsthaft und wollte kein Nein hören. Er verdiente ein schönes Geld, schon als er das erstemal Knochen verkaufte, konnte er sich einige Kleider leisten, und Edvarda selbst verhandelte mit ihm im Laden und rechnete alles aus. Dann verschaffte sie Jens Kindsvater ein Dach über dem Kopf auf Sirilund, zunächst zusammen mit dem Greis Fredrik Mensa, der in einer Kammer im Knechtehaus bettlägerig war, später bekam er dann einen besseren Raum auf einem Dachboden.

Diese Geschichte fiel mir ein, ich dachte daran, wie geistesgegenwärtig und tüchtig die Baronin sich also gezeigt hatte. Jetzt aber war sie niedergedrückt. Ich sagte etwa, daß es ein Glück sei, andere zu erfreuen, Kinder, Menschen um sich zu erfreuen.

Sie blieb stehen.

Glück? Nein doch! sagte sie kurz.

Sie zog die Brauen zusammen und dachte ein wenig mehr darüber nach, dann ging sie wieder. Kurz darauf verließ sie mit einigen raschen Schritten den Weg und warf sich ins Gras nieder. Ich kam nach und blieb stehen. Sie sagte wieder:

Glücklich? Nein doch! Wenn das Glück käme, würde ich es nur lange ansehen und anstarren, so unbekannt würde es mir sein. Freilich gibt es kurze Zeiten, die ein wenig besser sind als andere Zeiten. Das ist klar.

So ist es wohl, sagte ich darauf. Und ich entdeckte, daß sie auf der Stirne Furchen der Sorge und des Alters hatte, sie saß in diesem Augenblick nicht da und machte Kunststücke, sondern ließ auch die Unterlippe hängen. Sie hatte ihre ganze Jugend hinter sich.

Hier in diesen Wäldern gab es einmal einen Jäger, fing sie wieder zu sprechen an und deutete weit hinaus. Er hieß Glahn. Haben Sie davon gehört?

Ja.

Ja. Und er lebte hier. Es war ein junger Mann, Thomas Glahn hieß er. Manchmal hörte ich einen Schuß, und ich dachte daran, einen Antwortschuß abzugeben, manchmal ging ich ihm entgegen. Übrigens - Glahn? Ach ja, es gab Augenblicke, da war es besser mit ihm zu sein als mit allem anderen in meinem Leben; aber ... Und ich hatte ihn so lieb, ach, die ganze Welt verschwand, wenn er kam. Ich erinnere mich eines Mannes, der gegangen kam! Er hatte einen Vollbart, er war wie ein Tier, bisweilen blieb er stehen und hob den einen Fuß und lauschte, dann ging er weiter. Er trug auch Kleider aus Leder.

War er das? fragte ich.

Ja.

Wie es mich interessiert, Sie das erzählen zu hören.

Es ist so viele Jahre her, haben die Leute es noch nicht vergessen? Ich selbst vergesse es die meiste Zeit, aber jetzt denke ich daran, seit ich wieder heimgekommen bin und hier von einem Ort zum anderen gehe. Ich denke heute daran. Aber er war ein Tier, ich verliebte mich so unglaublich in ihn, er war groß und freundlich. Sicherlich aß er mitunter Renntiermoose, denn sein Atem duftete wie der eines Renntierbockes. Es war etwas wie Wildgeschmack an seinem Atem. Ich erinnere mich nun, daß auch er in mich verliebt war. Einmal kam er mit offenem Hemd, und seine Brust war dick behaart. Das ist wie eine Wiese, um sich hineinzulegen! dachte ich, denn ich war so jung. Ich küßte ihn einige Male, und ich weiß, ich habe nie etwas Ähnliches erlebt. Und einmal kam er des Weges gegangen, ich sah ihm an, daß er mir nun langsam näher kam, und auch er sah mich die ganze Zeit an, seine Augen drangen wohl in mich ein, in mir fing etwas an, sich vor Süßigkeit zu drehen, und als er mir nahe war, hob ich mich auf den Zehenspitzen zu ihm und verharrte so. Oh, ich, die verheiratet war und alles miteinander - nie werde ich an etwas anderes denken. Er war ganz wunderbar. Dann und wann war er verzagt, er band seine Halsbinde wie ein Kind, oft vergaß er sie und ließ sie daheim liegen. Aber er war dennoch so wunderbar, und er war ohne Grenzen. Damals war ein Doktor hier, er hinkte, Glahn schoß sich durch den Fuß, um nicht besser zu sein als der Doktor. Er hatte einen Hund, der hieß Äsop, Glahn erschoß ihn und sandte die Leiche zu - zu der, die er liebte. Ohne Grenzen war er, ohne Grenzen. Na, aber er war kein Gott, sondern er war ein Tier. Glahn? Gerade das war er, ein unvergleichliches Tier.

Aber Sie lieben ihn sicher jetzt noch. So scheint es mir.

Nein. Liebe ich ihn? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich erinnere mich seiner nicht oft, ich gehe nicht umher und denke an ihn. Er ist übrigens tot, heißt es, also schon aus diesem Grunde -. Nein, aber ich finde jetzt, daß es damals schön war. Oft war es, als ginge ich nicht auf der Erde, und ich habe niemals so gebebt. Wir waren zum Schluß wie zwei Verrückte, so wundervoll war er. Eines Tages buk ich kleine Kuchen, da kam er draußen ans Fenster und sah herein. Ich hatte den weichen Teig so lange gerührt, ihn breit gewalkt und mit dem Messer in Stücke geschnitten; jetzt zeigte ich ihm das Messer und sagte zu ihm: Wäre es nicht am besten, wir beide stürben? Ja, antwortete er, komm mit mir zur Hütte, dann wollen wir es tun! Ich wusch mich und ging mit ihm zur Hütte. Er fing sofort an allerhand Dinge zu ordnen und sich zu waschen und zu bürsten. Oh, aber ich hatte schon wieder den Sinn gewechselt und sagte es ihm, nein, ich konnte nicht sterben. Da nickte er, es sei auch so gut; aber ich sah, daß er tief enttäuscht war, er hatte mir Glauben geschenkt. Später meinte er, daß er einfältig sei und keinen Spaß verstehe. Es war oft etwas seltsam Idiotisches über ihm, das auf mich wirkte. Ich dachte bei mir: Man könnte ihn zu allem bringen, was es auch sei, er würde schweigen, man könnte ihn zu einem großen Sünder machen, er würde schweigen. Dann plötzlich wurde er hellsichtig, seherisch, er durchschaute alles. Oh, dann war er durchaus nicht einfältig, sondern scharf und rasch. Ich erinnere mich einer Sache: es stand ein besonders langer und dünner Eibischbaum im Walde. Glahn sah ihn oft an und zeigte mir, daß er so lang und gerade sei, ich glaube, er liebte ihn. Da wollte ich ihm einmal weh tun und ihn quälen und ließ jemand den Baum rund um die Wurzel abschneiden, daß er kaum noch stand. Tags darauf kam Glahn und sagte: Kommen Sie jetzt mit in den Wald! Und ich kam mit. Er zeigte mir den Eibischbaum und sagte: Das ist eine schlechte Tat! Wenn es schlecht ist, dann hat es wohl eine Frau getan, erwiderte ich; denn ich hatte nichts dagegen, den Verdacht auf mich zu lenken, oh, ich wünschte das! Nein, es sei eine starke und dumme linke Hand, die das getan habe, antwortete er. Das könne er an den Schnitten sehen. Da wurde mir ein wenig angst, denn es war wahr, was er sagte. Dann hat es wohl ein linkshändiger Mann getan, sagte ich. Da antwortete Glahn: Nein, dazu ist es zu schlecht gemacht. Das ist von einem Mann gemacht, der entweder die Linkshändigkeit vorgetäuscht hat oder jetzt mit einer brandigen rechten Hand umhergeht! Da begriff ich, daß der Mann, den ich zu dieser Arbeit veranlaßt hatte, verloren war, er trug in jenen Tagen die rechte Hand in einer Binde; eben aus diesem Grund hatte ich ihn zum Handlanger genommen, um Glahn irre zu führen. Oh, aber Glahn ließ sich nicht irre führen, er fand den Mann und züchtigte ihn. Hu! Und Glahn gebrauchte dazu nur eine Hand, damit er nicht zwei gesunde Hände habe gegen einen, der selbst nur eine gebrauchen konnte. Ein paar Tage danach hörte ich davon, ich ging zu Glahn und quälte ihn noch mehr und sagte: übrigens war ich es, die Ihren Eibischbaum verstümmeln ließ! Als ich das gesagt hatte, ging ich meines Weges ... Wie merkwürdig,...
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