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Die Weiber am Brunnen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Copycaterschienen am27.03.2023
'Die Weiber am Brunnen' ist einer von Hamsuns südlichen Romanen und schildert das Leben in einem kleinen südlichen Dorf. Dieser Roman ist eine große Abkehr von der positiven Lebenseinstellung und dem Glauben an Mensch und Natur. Die Hauptfigur Oliver ist kränklich, angeberisch und dem Schicksal ausgeliefert.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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Produkt

Klappentext'Die Weiber am Brunnen' ist einer von Hamsuns südlichen Romanen und schildert das Leben in einem kleinen südlichen Dorf. Dieser Roman ist eine große Abkehr von der positiven Lebenseinstellung und dem Glauben an Mensch und Natur. Die Hauptfigur Oliver ist kränklich, angeberisch und dem Schicksal ausgeliefert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788028299668
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.03.2023
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11375502
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

II

Inhaltsverzeichnis


Dann ruderte Oliver nicht mehr hinaus und fing nicht mehr jeden Tag Fische. Nein, nicht jeden Tag. Es kam wohl daher, daß die Auseinandersetzung mit Petra ihn etwas mitgenommen hatte, er setzte mit seiner Arbeit aus, faßte keinen Entschluß. Die Mutter konnte fragen: Fährst du heut nicht hinaus? Nein, wohl nicht? - Und Oliver konnte erwidern: Hast du keine Fische mehr? - O doch, deshalb habe ich nicht gefragt, antwortete die Mutter und schwieg.

Ach, aber sie hätte etwas Mehl und allerlei anderes haben sollen: Seife, Kaffee, Lampenöl, Brennholz, Butter, Zündhölzer, Sirup, lauter notwendige Dinge. -

Mattis, der Schreinergeselle, war eifrig dabei, sich ein Haus zu bauen, er dachte wohl an die Zukunft. Eines Tages humpelte Oliver zu ihm hin, unterhielt sich mit ihm und ließ den Ring auf seinem kleinen Finger spielen. Die beiden hatten nichts gegeneinander.

Oliver sagte: Ich habe für meinen Anbau zwei Türen machen lassen, sie sind bei deinem Meister gemacht worden.

Jawohl, sagte Mattis, es war im Winter vor einem Jahr.

Du könntest mir die Türen abkaufen und sie hier einsetzen.

Willst du sie verkaufen?

Ja. Da ich sie nicht mehr brauche. Ich habe mich anders entschlossen.

Ich kenne die Türen wohl, denn ich habe sie selbst verfertigt, sagte Mattis. So, du hast dich also anders entschlossen? Du willst dich nicht verändern?

Vorerst nicht.

Was willst du für die Türen haben?

Sie wurden bald handelseinig; es waren also gebrauchte Türen und nicht einmal angestrichen; aber Oliver hatte Schlösser und Angeln dazu gekauft, der Preis war demnach gegeben.

Jetzt hatte Oliver nichts mehr zu verkaufen, er konnte doch nicht die Treppe verkaufen. Er und die Mutter lebten eine Zeitlang recht gut von dem Gelde für die Türen; aber nun war der Frühling wieder im Anzug, Oliver war jung und hatte abgetragene Kleider, er könnte sich in neuen besser zur Geltung bringen, und da er nun leider für immer eine Landratte geworden war, hätte er auch gern einen Strohhut gehabt. Die Mutter sah immer weniger vertrauensvoll in die Zukunft und meinte, sie hätten ja den Anbau vermieten können, wenn -

Ja, Oliver sagte, er hätte nichts dagegen.

Aber es sind ja jetzt keine Türen dafür da.

Nach einem Augenblick der Überlegung sagte Oliver sorglos:

Türen? Dann kann ich doch wohl zwei Türen machen lassen.

Die Mutter schüttelte den Kopf.

Aber es ist auch kein Ofen drin.

Ofen? Was sollen die Leute mit einem Ofen jetzt im Sommer? fragte er.

Sollen sie sich nicht kochen? Sollen sie keinen Herd haben? versetzte sie.

Olivers Kopf hatte sicherlich einen Stoß erlitten, er war im Denken nicht mehr so frisch wie früher.

Er schleppte sich wieder zu Mattis hinüber, sprach eine gute Weile mit ihm und sagte dann: Ja du baust dir ein Haus und streichst es an und setzt Türen und Fenster ein, dann hast du wohl im Sinn, dich zu verändern?

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, erwiderte Mattis. Aber es ist nun so, daß ich mir's nicht geradezu aus dem Sinn geschlagen habe.

Das verstehe ich! stimmte Oliver bei und sah dem Schreiner eine Weile bei seiner Arbeit zu. - Sie hatten noch immer nichts gegeneinander. Oliver fuhr fort: Und wer es nun auch ist, oder wer es nun wird, so bekommt sie bei dir ihr gutes Auskommen. Doch was ich sagen wollte: Hast du schon einen goldenen Ring gekauft?

Einen goldenen Ring? Nein.

So. Nun, wenn es soweit ist, dann habe ich einen.

Laß mich ihn sehen! sagte Mattis. Aber dein Name steht wohl drin.

Ja, aber den kannst du herauskratzen lassen.

Mattis sah sich den Ring an, wog ihn in der Hand und schätzte ihn ab. Sie wurden handelseinig, Mattis kaufte ihn. Wenn er nur auch paßt, sagte er.

Oliver antwortete vielsagend: Das ist das wenigste, was mir Sorge macht. Soweit ich verstehe ...

Da sah Mattis den andern gerade an und fragte: Ja, was sagst du dazu?

Was ich dazu sage? erwiderte Oliver. Das geht mich nichts mehr an. Es wird sich wohl auch für mich Rat schaffen lassen, ich bin noch nicht tot.

Nein, das ist sicher und gewiß, sagte auch Mattis beipflichtend.

Ja, was meinst du? fragte Oliver geschmeichelt. Gibt es keine Aussichten mehr für mich?

Du machst nur Spaß, Oliver, du hast dieselben Aussichten wie ich.

Mattis war sichtlich erleichtert. Sie traktierten sich mit schmeichelhaften Redensarten, ohne Zurückhaltung, aber auch ohne Vertraulichkeit.

Wie ging es zu, als du zu Schaden kamst? fragte Mattis. Bist du heruntergefallen?

Ich? rief Oliver beleidigt. Ich bin zuviel draußen gewesen, um herunterzufallen.

Ich dachte, du seiest heruntergefallen.

Nein, es war eine hereinstürzende Woge.

Na, das muß eine ordentliche Woge gewesen sein, die dich kaputt gemacht hat.

Jawohl, es war eine Teufelswoge, versetzte Oliver prahlerisch. Sie riß die ganze Decklast mit sich, schleuderte mir eine Trantonne gerade in die Arme; sie flog durch die Luft daher, wie eine Kanonenkugel sauste sie auf mich zu.

Durch die Luft?

Da hörte ich einen Warnungsruf von den andern.

Hast du nicht selbst geschrien?

Warum hätte ich schreien sollen. Was hätte es mir genützt?

Mattis schüttelte lächelnd den Kopf und sagte: Ja, du bist doch immer derselbe!

Jawohl, Mattis war sichtlich erleichtert, mit Oliver konnte man sehr gut verkehren. Könnte man umgänglicher sein als dieser Mann? Den halben Unterkörper verloren, alles verloren, aber trotzdem - Napoleon! Wenn man ihn in einen Wagen setzte, mit dem Spritzleder vor, dann war er ohne Fehl. -

Oliver und seine Mutter lebten nun wieder eine Zeitlang gut, dazwischen ging er fischen, so daß sie genügend Fische für sich und für die Katze hatten; von dem Geld für den Ring wurde Mehl und Lampenöl gekauft. Aber jetzt hatte Oliver nichts mehr zu verkaufen, er konnte doch nicht den Kamin auf dem Dache verkaufen.

Die Mutter wurde ängstlicher, so konnte es nicht weitergehen! Sie ließ Andeutungen fallen, daß etwas getan werden müsse, später wagte sie es, sich etwas unzufrieden zu zeigen. Die Krippe war leer. Du könntest wohl Netze stricken. Kannst du nicht Netze stricken? fragte sie. Aber Oliver konnte nichts, hatte nichts gelernt, hatte sich keine Mühe gegeben, etwas zu lernen; als er etwas lernen sollte, war er zur See gegangen.

Ich sollte so notwendig einen Quirl haben, sagte die Mutter. Du könntest mir einen Quirl machen, wenn du ein wenig Handgeschick hättest.

Oliver mußte das von Seiten seiner Mutter als unzeitgemäßen Spaß auffassen, und er erwiderte: Soll ich vielleicht auch Fausthandschuhe stricken?

Er überlegte, überlegte alle Gründe für und wider, jawohl, etwas mußte getan werden. Immerfort wurde überlegt.

Auf das Wohnhaus konnte nicht mehr aufgenommen werden, als schon daraufstand; das war schon seit langem dem Rechtsanwalt Fredriksen verpfändet. Auf den Anbau war allerdings nichts aufgenommen, und Oliver hatte sich gleich nach seiner Heimkehr wegen einer Anleihe an Fredriksen gewendet, war aber abgewiesen worden. Der Anbau? Den hielt Fredriksen nur für eine ordentliche Instandhaltung des Hauses. Und das neue Ziegeldach? fragte Oliver - Instandhaltung, sagte Fredriksen. Als Oliver andeutete, er könne anderweitig auf den Anbau Geld aufnehmen, drohte ihm der Rechtsanwalt mit Kündigung seines Geldes und mit einer sofortigen Versteigerung des Hauses. Sie redeten hin und her, und der Rechtsanwalt fragte verwundert: Bist du wirklich so herunter? - Ich? sagte Oliver und warf sich in die Brust. Nein, das meinte der Rechtsanwalt auch. Und da er nun durch den Anbau und das neue Ziegeldach erst eine ordentliche Sicherheit für sein Geld hatte, sollte Oliver eine Erklärung unterschreiben, daß alles neue am Haus mit zum Pfandobjekt gehöre - ob er das als anständiger Mensch tun wolle? Und Oliver, eben erst heimgekehrt, von den Seehäfen her an ein flottes Auftreten gewöhnt, außerdem von Natur gutmütig, Oliver unterschrieb. - Er trennte sich von dem Rechtsanwalt in höchst freundschaftlicher Weise.

Das war damals gewesen.

Gar oft bereute er nachher seine Dummheit, aber da war nun nichts mehr daran zu ändern. Oder wie? Könnte er das Haus ohne weiteres verkaufen, den Rechtsanwalt ausbezahlen und ihn los sein? Würde das Geld dazu reichen? Ach, das einzig Sichere dabei wäre jedenfalls, daß er selbst obdachlos dastünde!

Oliver überlegt hin und her. Bisweilen überlegt er, ob er nicht fromm werden, sich einen kleinen Rollwagen anschaffen und in den Dörfern herumfahren sollte.

Die Mutter konnte ihm dies und jenes aus dem Ort berichten, sie hörte mehr als er, sie schnappte manches auf der Straße und am Brunnen auf: Klatschereien, Ereignisse, Lüge und Wahrheit, alles nahm sie mit und brachte es heim. Bisweilen lag es nur in ihrem Kopf und verschwand wieder, aber bisweilen brachte so ein zufälliges Wissen Nutzen. Zum Beispiel als sie Oliver von Adolf, dem Sohn des Schmiedes Carlsen erzählte; Adolf war ein junger Bursche, der sich hatte anheuern lassen und nun zur See ging.

Wo hat er sich verheuert? fragte Oliver.

Auf Heibergs Barke. Es hieß, er wolle sich eine Schiffskiste machen lassen.

Nach einer kleinen Weile nickt Oliver und sagt: Er kann mir meine Kiste abkaufen.

Die auch? seufzte die Mutter.

Was soll ich mit ihr? Ich habe sie einmal ums andere hinaus- und wieder heimgefahren. Jetzt steht sie da. Nun, sag du nur dem...
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