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Schwarzblende

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
411 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am12.02.20241. Auflage
Mitten in London wird der Dokumentarfilmer Niall Zeuge eines bestialischen Attentats auf einen jungen Mann, begangen von Dschihadisten. Als er für eine Reportage die Hintergründe dieser Tat erforscht, gerät er in einen Strudel aus Angst und Gewalt, befeuert von politischen Machenschaften und den Medien. Er ahnt nicht, wie sehr sein Leben mit dem Terrorakt verwoben ist, bis es endgültig aus den Fugen gerät.

Wie hypnotisiert nimmt Niall mit der Handykamera auf, wie zwei Männer mit Macheten einen Soldaten in Zivil niedermetzeln. Die beiden Täter bemerken die Kamera, bekennen sich im Namen Allahs zu dem Mord und schwenken stolz die Flagge des Islamischen Staats. Ab diesem Moment ist Nialls Leben nicht mehr, wie es war. Er nimmt den Auftrag an, eine Dokumentation über den Terrorakt zu drehen, und weiß nicht, dass er mit grausamer Absicht für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde ...



Zoë Beck, geboren 1975, ist Schriftstellerin, Übersetzerin (u. a. Amanda Lee Koe und James Grady), Verlegerin (CulturBooks) und Synchronregisseurin für Film und Fernsehen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Zoë Beck zählt zu den wichtigsten deutschen Krimiautor*innen und wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis, dem Radio-Bremen-Krimipreis und dem Deutschen Krimipreis, ausgezeichnet. Edvard ist ihr erstes Jugendbuch.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextMitten in London wird der Dokumentarfilmer Niall Zeuge eines bestialischen Attentats auf einen jungen Mann, begangen von Dschihadisten. Als er für eine Reportage die Hintergründe dieser Tat erforscht, gerät er in einen Strudel aus Angst und Gewalt, befeuert von politischen Machenschaften und den Medien. Er ahnt nicht, wie sehr sein Leben mit dem Terrorakt verwoben ist, bis es endgültig aus den Fugen gerät.

Wie hypnotisiert nimmt Niall mit der Handykamera auf, wie zwei Männer mit Macheten einen Soldaten in Zivil niedermetzeln. Die beiden Täter bemerken die Kamera, bekennen sich im Namen Allahs zu dem Mord und schwenken stolz die Flagge des Islamischen Staats. Ab diesem Moment ist Nialls Leben nicht mehr, wie es war. Er nimmt den Auftrag an, eine Dokumentation über den Terrorakt zu drehen, und weiß nicht, dass er mit grausamer Absicht für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde ...



Zoë Beck, geboren 1975, ist Schriftstellerin, Übersetzerin (u. a. Amanda Lee Koe und James Grady), Verlegerin (CulturBooks) und Synchronregisseurin für Film und Fernsehen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Zoë Beck zählt zu den wichtigsten deutschen Krimiautor*innen und wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis, dem Radio-Bremen-Krimipreis und dem Deutschen Krimipreis, ausgezeichnet. Edvard ist ihr erstes Jugendbuch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518777763
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten411 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11379597
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2


»Hey«, sagte das grüne Shirt zu einem der Jogger. »Hey! Was machst du mit dem Handy?«

Der Mann, der die Polizei gerufen hatte, ließ das Telefon fallen und hob die Arme. »Nichts, nichts.«

Der in Grün hob seine Machete und ging auf ihn zu. »Nichts? Willst du mich verarschen? Hast du telefoniert?«

Der Jogger machte sich in die Hose. Sein Begleiter stöhnte auf, vor Entsetzen oder weil es ihm peinlich war. Statt ihm zu helfen, war er zurückgewichen.

»Telefonieren ist scheiße. Ihr sollt Respekt haben. Nicht telefonieren.« Er stellte sich direkt vor den Jogger. »Du sollst dir genau ansehen, was wir machen. Hast du gehört? Nicht telefonieren. Das ist scheiße.«

Der Jogger wimmerte.

Niall rief: »Er hat nichts gemacht. Ich hab´s gesehen.«

Er hielt die Kamera weiter auf den Machetenmann gerichtet, merkte aber, dass ihm schwindlig wurde.

»Du!«, rief der im grünen Shirt. »Du hast aufgepasst, ja?« Er ließ die Machete sinken. »Hast du das alles aufgenommen?«

Niall nickte.

»Alles?«

»Ja.«

»Gut. Warte. Geh nicht weg.« Er zog etwas aus der Hosentasche, ein Stück Stoff, das er auseinanderfaltete. Ein schwarzes Rechteck, oben in Weiß arabische Schriftzeichen, darunter ein weißer Kreis, ebenfalls mit Schriftzeichen. Die Flagge des Islamischen Staats. Er ging zurück zu seinem Freund und dem Toten, stellte sich vor die beiden und schwenkte das Tuch.

»Ist das drauf? Hast du´s?«

Niall nickte. Er hatte Angst. Einerseits zog ein Fluchtreflex an ihm. Andererseits wollte er bleiben und sehen, wie es weiterging.

»Komm näher«, sagte der mit der Flagge.

Niall gehorchte. Er war kein Deut besser als alle anderen, die stehen geblieben waren, aber bei ihm kam noch etwas hinzu: eine Art Pflichtgefühl. Er hatte alles, was geschehen war, dokumentiert, und jetzt war es seine Aufgabe, die beiden abzulenken, von den Joggern, von den anderen Menschen, die hinzugekommen waren, von den Frauen mit dem Kinderwagen, die immer noch im Park waren, anstatt sich und das Kind in Sicherheit zu bringen. Niall konzentrierte sich auf seine Angst, wusste, dass er sie nutzen musste wie ein Schauspieler sein Lampenfieber.

»Ihr kämpft für den Islamischen Staat?«, fragte er.

»Ja!«, rief der andere stolz und schwenkte noch einmal mit Hingabe die Flagge.

Der Mann in Blau schob ihn beiseite, dabei hinterließ er einen Blutabdruck auf dessen Shirt. Er ging direkt auf Niall zu und sah in die kleine Smartphone-Kamera. Niall hatte Mühe, ruhig stehen zu bleiben. Seine Instinkte riefen ihm zu: abhauen. Er hatte schon andere Raubtiere vor der Kamera gehabt und sie beim Töten gefilmt, aber keines war ihm so nah gekommen. Er stellte sich breitbeinig hin, um seinem Körper die Illusion von Stabilität zu geben, und hielt das Smartphone mit beiden Händen. Die Aufnahme verwackelte trotzdem.

»Wir haben einen Soldaten getötet.« Der Mann zeigte mit der blutigen Machete auf den Toten im Gras. Nialls Blick und die Kamera folgten der Geste. Der Junge am Boden hatte sehr akkurat und kurz geschnittenes, hellbraunes Haar. Er war höchstens Anfang zwanzig. In jedem Fall jünger als Niall, auch jünger als die beiden Männer. Er trug normale Kleidung. Nichts wies darauf hin, dass er Soldat war. Vom Haarschnitt einmal abgesehen, aber dieser Kurzhaarschnitt konnte alles bedeuten. So wie die Bärte der beiden anderen auch alles Mögliche hätten bedeuten können.

»Wir haben einen britischen Soldaten getötet, weil wir im Krieg sind.«

»Welcher Krieg? Meinst du den Dschihad?«

»Wir befinden uns im Krieg gegen alle, die den Islamischen Staat nicht anerkennen.«

»Ihr seid Dschihadisten?« Nialls Hände waren jetzt ruhiger, dafür klang seine Stimme etwas kratzig.

Der Grüne hob den rechten Zeigefinger und grinste in die Kamera. Der Blaue sagte: »Wir töten eure Soldaten, weil ihr unsere Soldaten getötet habt. Wir nehmen euch die Frauen, wie ihr uns die Frauen genommen habt. Wir machen eure Kinder zu Waisen, wie ihr unsere Kinder zu Waisen gemacht habt.« Er veränderte leicht seine Position und warf seinem Freund einen kurzen Blick zu. Der nickte ihm zu. Der Blaue fuhr fort: »Wir unterstützen die Errichtung des Islamischen Kalifats und tun, was Abu Bakr al-Baghdadi verlangt. Es ist unser Wunsch, seine Soldaten zu sein. Wir fordern die Befreiung aller Palästinenser. Ihr habt Palästina besetzt und die Juden dorthin geholt. Ihr kommt in unsere Länder und tötet Frauen und Kinder und Zivilisten. Wir töten eure Soldaten. Dieser Mann«, wieder zeigte er mit der Spitze der Machete auf den Toten, »hat unsere Frauen und Kinder und Zivilisten getötet. Wir dürfen ihn töten. Es ist unsere Aufgabe.«

»Habt ihr ihn gekannt?«

»Er war Soldat.«

»Woher wusstet ihr das?«

»Er war Soldat«, wiederholte der Blaue und trat einen Schritt auf Niall zu.

Niall ließ die Kamera sinken.

Der Mann mit der blutigen Machete sagte: »Das soll jeder sehen. Stell das ins Internet.«

»Was?«

»YouTube«, rief der in Grün.

»Okay«, sagte Niall. Er schluckte ein paarmal, weil er glaubte, Druck auf den Ohren zu haben, wie beim Fliegen, aber es wurde nicht besser.

»Lass laufen. Dreh weiter«, sagte der in Blau.

Niall zielte mit dem Smartphone wieder auf die beiden.

Der mit dem grünen Shirt ging vor der Leiche auf und ab, fuchtelte ein paar Mal mit seiner Machete in Richtung der Jogger, um die sich weitere Passanten gruppiert hatten.

Ich muss weiter mit ihnen reden, dachte Niall. Wenn sie reden, sind sie abgelenkt. Dann kippen sie ihren Wahnsinn in die Kamera und lassen die Leute in Ruhe. Er dachte noch darüber nach, was er fragen sollte, da rief der in Grün etwas.

»TakbÄ«r!«

»AllÄhu akbar!«, antwortete der Blaue.

Niall sagte schnell: »Wo kommt ihr eigentlich her? Ihr seid doch aus London?«

Der Mann zögerte. Niall betrachtete sein Gesicht auf dem kleinen Display, weil er es nicht wagte, ihn direkt anzusehen. Der Mann wirkte vollkommen normal auf ihn. Ruhig, gelassen. Er hatte dunklere Haut und schwarzes Haar, könnte Araber sein. Vielleicht auch nicht. Er sprach mit unverfälschtem Südlondoner Akzent.

»Palästina«, sagte der im blauen Shirt endlich. »Wir wurden von euch Briten besetzt und unterdrückt, ihr habt uns unser Land genommen.«

»Ihr seid beide aus Palästina?« Niall hörte, wie sich Polizeisirenen näherten. »Dein Freund auch?«

»Wir fordern die Errichtung des Islamischen Kalifats in unserer Heimat.«

»Er kommt auch aus Palästina?«

»Türkei«, rief der im grünen Shirt.

»Türkei?«

»Wenn die türkische Regierung weiter das Wasser des Euphrat kontrolliert, um unsere Brüder im Islamischen Staat zu erpressen, müssen wir Istanbul befreien!« Er schwenkte die schwarze Flagge und stellte sich zu seinem Freund, dem Palästinenser.

»Wir befinden uns im Krieg mit den Streitkräften der Ungläubigen, mit allen Ungläubigen«, sagte der Palästinenser. Der im grünen Shirt reichte ihm die Flagge. Dann ging er zurück, beugte sich über den Toten, stieß ihn mit der Fußspitze an.

»Komm her«, sagte der Türke zu Niall. »Komm, ich zeig dir was. Na los. Und immer schön weiterfilmen.«

Niall näherte sich ihm langsam, achtete darauf, dem Palästinenser nicht zu nahe zu kommen und weiterhin beide im Auge und im Bild zu behalten. Er hätte sich darüber keine Sorgen machen müssen: Der Palästinenser stellte sich zu seinem Freund und hielt mit beiden Händen die Flagge hoch wie vorher der Türke. Die blutverschmierten Hände, die die schwarze Flagge mit den weißen Zeichen hielten, die Machete mit den blutroten Schlieren, die er weiter in einer Hand umklammert hier, sodass es aussah, als sei die Flagge daran befestigt....
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Autor

Zoë Beck, geboren 1975, ist Schriftstellerin, Übersetzerin (u. a. Amanda Lee Koe und James Grady), Verlegerin (CulturBooks) und Synchronregisseurin für Film und Fernsehen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Zoë Beck zählt zu den wichtigsten deutschen Krimiautor*innen und wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis, dem Radio-Bremen-Krimipreis und dem Deutschen Krimipreis, ausgezeichnet. Edvard ist ihr erstes Jugendbuch.